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April 26, 2017

US-Remakes sind eine Bereicherung

Gegen Remakes im Allgemeinen und US-Remakes im Besonderen gibt es viele Vorbehalte, der häufigste ist zugleich der unplausibelste. Hollywood, heißt es üblicherweise, habe keine Ideen mehr. Im Rückgriff auf fremdes Material komme die Mutlosigkeit von Produzenten zum Ausdruck, eigene Stoffe zu entwickeln. Dieser Einwand will Befund sein. US-Remakes (gemeint sind amerikanische Neuverfilmungen aus nicht-amerikanischen Bezugsquellen) werden oft zum modischen Phänomen stilisiert, das den jeweils schlimmsten Stand der Hollywood-Kreativkrise diagnostizieren soll. Filmhistorisch haben solche Einschätzungen keinen argumentativen Boden, die Praxis lässt sich bis zum Beginn der amerikanischen Kinematographie zurückdatieren: Aus unterschiedlichsten Gründen (Distributionsbeschränkungen, Lizenzstreitigkeiten, der Wille zur künstlerischen Replik) gaben US-Produzenten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eigene Versionen ausländischer Filme in Auftrag, die Edison Studios beispielsweise adaptierten Arbeiten von Georges Méliès für den heimischen Kinomarkt. Wenn US-Remakes ausgehende Ideen verkünden, hat es in Hollywood nie Ideen gegeben. [...]  

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Februar 18, 2016

Kino: HAIL, CAESAR!

Lieb gemeint, aber doch recht böse ist "Hail, Caesar!" geraten, der neue Film der Gebrüder Coen. Und wider Erwarten – beziehungsweise anders als auch von manch einer Berlinale-Filmkritik hierzulande behauptet – ist er keine Hommage an das "Golden Age of Hollywood" der 50er-Jahre. Eher bronzegelb und reichlich trist nämlich erscheinen hier die Versuche des klassischen US-Studiofilmsystems, seine einstige Ökonomie gegen den Wandel der Zeit zu verteidigen: Über biblische Epen oder frohgemute Musicals, hinter deren Kulissen das schmutzige Geschäft mit Star-Imagepflege und Kommunisten-Paranoia läuft. [...]

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Oktober 12, 2014

DVD/BD: UNDER THE SKIN

Auch wenn das ein wenig prahlerisch klingen mag, lässt sich über "Under the Skin" doch mit ziemlicher Sicherheit sagen: einen außergewöhnlicheren Film gab es dieses Jahr nicht im Kino zu sehen. Vorausgesetzt zumindest, man hat die Gelegenheit genutzt und das Fantasy Filmfest besucht. Denn einen regulären Kinostart konnte (oder wollte?) sich der deutsche Verleih nach eigenen Angaben nicht leisten. [...]

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März 26, 2014

Kino: HER

Wird es hier, in einer Geschichte um einen zerstreuten Mann und seine Suche nach Liebe, Sex mit einem Computerprogramm geben? Nicht virtuellen Sex mit einem anderen Menschen, sondern tatsächlich mit einer künstlichen Intelligenz? Und wird diese Idee so inszeniert sein, dass an die Liebe zwischen Mensch und "operierendem System" nicht nur ironische Bedingungen gestellt werden? Der Lächerlichkeit sollen Theodore (Joaquin Phoenix mit Schnauzer) und die Geselligkeitssoftware Samantha (gesprochen von Scarlett Johansson) in jener Szene, in der sie schließlich sehr eng zusammenkommen, wahrscheinlich nicht preisgegeben werden. Weshalb der Film diesen Schlüsselmoment, in dem eine ungewöhnliche, aber bestimmt nicht unwahrscheinliche Beziehung auf ihre realen Möglichkeiten überprüft wird, wohl auch prophylaktisch in ein Schwarzbild rückt. [...]

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März 14, 2013

Kino: HITCHCOCK

Im berühmtesten Filmgespräch aller Zeiten stellte François Truffaut dem Master of Suspense die alles entscheidende Frage: "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" Wenn man nun diesem Film glauben darf, dann würde die Antwort darauf wohl lauten: Nun ja, irgendwie halt. Was offenbar als heitere Filmkomödie gedacht war, ist vor allem die Denunzierung eines Großmeisters – und eine Ansammlung von Unwahrheiten. [...]

Mai 03, 2012

Kino: WE BOUGHT A ZOO [Wir kaufen einen Zoo]

Den Kopf mal richtig freimachen, ganz zu sich selbst kommen, den inneren Schweinehund überwinden – dafür scheint es im Kino oft keinen besseren Ort als in der schönen tristen Ländlichkeit zu geben. Irgendwann wollen sie alle mal raus, um dann so ganz und gar verrückte Ideen verwirklichen zu können. Etwa: einen abgehalfterten Zoo in der Einöde kaufen. Was für ein Abenteuer! Und wenn dort auch noch so schöne Tierpflegerinnen wie Scarlett Johansson arbeiten, lohnt der Lebenswandel gleich umso mehr. [...]

Mai 06, 2010

Zuletzt gesehen: IRON MAN 2

Direkte Fortsetzung der überraschend erfolgreichen Comicadaption von 2008, die durch ihren Pilotfilmcharakter noch viel Luft nach oben ließ. Leider nutzt das Sequel nichts vom übrig gebliebenen Potenzial des Vorgängers, sondern vertieft nur dessen Schwachstellen. Nach einem wunderbaren Einstieg, der selbstredend den überraschenden Twist des ersten Films aufgreift, verliert sich "Iron Man 2" in zahlreichen ungeordneten Handlungssträngen und Figuren, die Jon Favreau leider nie in den Griff bekommen möchte. Er versäumt es, die zuvor angedeutete und vorbereitete (Liebes-) Beziehung zwischen Tony Stark und Pepper Potts auszuarbeiten, originelle und eigenständige Bösewichter zu entwickeln und der Geschichte – entsprechend den Gesetzen des Comic-Sequels – einen epischen Atem zu verleihen. Mit zunehmender Spielzeit verliert der Film endgültig sein Zentrum und verkommt zur lahmen Wiederholungstat, ehe sich im Finale erneut Stahl und Stahl zu einem öden und teilnahmslosen Actionfest verabreden – Mickey Rourke als Bösewicht bleibt hier mindestens so unterfordert wie Jeff Bridges im Vorgänger.


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Dezember 04, 2008

Kino: VICKY CRISTINA BARCELONA

Schon kurz nach der Ankunft im sonnigen Barcelona treffen die beiden Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) auf den verführerischen Spanier Juan Antonio (Javier Bardem), der die hübschen Damen zu einem erotischen Wochenendausflug einlädt. Vicky, die kurz vor der Hochzeit steht, lässt sich von Cristina schließlich überreden, dem attraktiven Künstler zu folgen. Beide verfallen dann auch sofort dem Charme Juan Antonios: Cristina beginnt eine Beziehung mit ihm, Vicky stürzt kurz vor ihrer Hochzeit in ein Gefühlschaos. Doch auch Maria Elena (Penélope Cruz), die temperamentvolle Ex-Frau des Casanovas, hat noch Interesse an Juan Antonio.

Woody Allen ist womöglich der beständigste und zuver- lässigste aller Autorenfilmer und Altmeister und Regie- legenden. Jedes Jahr ein neuer Film, jedes Jahr eine weitere lockere Geschichte, in der viel geredet, geliebt und gezankt wird. Damit versetzt er immer wieder aufs neue Publikum und Kritik in Entzücken, ist Ehrengast auf Festivals und Liebling aller Filmstudenten, und vermittelt in seinen Arbeiten doch nie den Eindruck, etwas beweisen zu müssen. Mehr noch, waren insbesondere die letzten Filme des Regisseurs unbeschwerte, leichte, locker-flockige Angelegenheiten – bei einem Œuvre ohnehin bemerkenswert vieler luftiger Filme. Und oft geht es darin um nichts außer zwischenmenschliche Albernheiten, Altherrenromantik und Populärweisheiten.

In den letzten Jahren hat Allen ja nun das alte Europa und damit viele schöne Postkartenmotive für sich entdeckt. Mit Umzug und Umorientierung verbunden ist demnach auch ein notgedrungener Perspektivwechsel: Nicht unbedingt auf Weitsicht eingestellt, sind Allens Neuentdeckungen in England und, wie nun hier, Spanien nichtsdestotrotz um einiges wohlfeiner. Die Abgestandenheit seiner sonstigen Filme scheint erst einmal beseitigt – oder zumindest kaschiert – und das neu gewonnene Urlaubsflair hat den altersmilden Regisseur offenbar sogar noch einmal richtig in Schwung gebracht. So ist "Vicky Cristina Barcelona" eine wirklich schöne, witzige, ja gar erotische Liebeskomödie, die all das Geplapper, Inhaltslose und Nichtssagende typischer Allen- Filme überhaupt nicht braucht.

Das dritte Mal in Folge ist auch Scarlett Johansson dabei. Und der Regisseur ist wohl richtig beflügelt von der blonden Schönheit, die nicht viel kann, aber bei Allen glücklicherweise auch nicht viel tun muss. Er setzt sie hübsch in Szene – und dann darf sie einfach drauf losmachen, die Scarlett. Das funktioniert gut. Und noch besser funktioniert das bei Penélope Cruz, die dank "Volver" nach einem Dutzend Hollywood-Flops wieder da angelangt ist, wo man sie am Liebsten sieht: Als leidenschaftliche Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ihre herrlich klischeeartige Figur macht mit all ihren Wutausbrüchen und Verzweiflungstaten große Freude. Cruz stiehlt allen die Show – das konnte man ja auch noch nicht allzu häufig von ihr behaupten.

"Vicky Cristina Barcelona" empfiehlt sich also als bester Sommerfilm, den man sich diesen Winter so anschauen kann. Und für die Möglichkeit, vor dem nasskalten Wetter in einen sonnig-schönen Film flüchten zu können, muss man dem Woody ja auch ein wenig dankbar sein.


60% - erschienen bei: den FÜNF FILMFREUNDEN