Januar 30, 2008
Diverses: HÄSCHENGEZÄTER
Januar 29, 2008
Kino: CLOVERFIELD
Radio: FILM-BLUE MOON 01/08
News: Upcoming Reviews
Januar 26, 2008
Kino: SWEENEY TODD...
Der Barbier ist keine neue Figur im Oeuvre von Tim Burton: Bereits in "Edward Scissorhands" ließ der Regisseur Johnny Depp frisieren, rasieren und anderweitige Schnippelarbeit verrichten. Sweeney Todd fügt sich hier nahtlos ein in die Reihe tragischer Antihelden, missverstandener Gestalten und rastloser Einzelgänger, mit denen Burton seit jeher den traditionellen Universal-Horrorfilm beschwört. Dass der Mann fürs Morbide geradezu auserkoren ist, um Stephen Sondheims düsteres, schwarzromantisches Musical für die große Kinoleinwand zu übersetzen, schien auch dem Komponisten klar: Nach einigen Fernsehverfilmungen, die sich des Stoffes nie adäquat annahmen, war es Sondheim selbst, der seinen Bühnenhit nach fast 30 Jahren angemessen adaptiert wissen wollte und der Verpflichtung Burtons ohne Bedenken zustimmte. Dafür genügt bereits der Blick auf dessen bisheriges Werk – sowohl der stets düstere Ton, als auch der irgendwo zwischen Hammer-Films und Gotik-Ambiente, zwischen Grand-Guignol und klassischem Monster-Horror festgemachte visuelle Stil Burtons ist geradezu prädestiniert für den schmierig-kargen, tristen Straßenlook Londons im mittleren 19. Jahrhundert.
Einst führten hier der junge Benjamin Barker (Johnny Depp) und seine Frau Lucy (Laura Michelle Kelly) ein friedliches Familienleben. Doch der korrupte Richter Turpin (Alan Rickman) hat ein Auge auf die schöne Frau des Barbiers geworfen und bringt Barker mithilfe seines Handlangers Bamford (Timothy Spall) unschuldig ins Gefängnis, um Lucy und deren kleine Tochter Johanna zu missbrauchen. Das geschah vor 15 Jahren. Nun kehrt Barker zurück nach London – als Sweeney Todd schwört er Rache für die einstige Ungerechtigkeit an ihm und seiner Familie. Gemeinsam mit der Bäckerin Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter), die ihm vom Selbstmord seiner geliebten Lucy berichtet, schmiedet er einen teuflischen Plan: Jeder, der um eine Glattrasur bittet, wird fortan zu Fleischpastete verarbeitet.
Wer die Figur Sweeney Todd wirklich war, weiß niemand genau. In England ist die Geschichte eine Art Gegenstück zum Jack the Ripper-Mythos, eine urbane Legende, der mal wahre Wurzeln, mal reine Fantasie unterstellt werden. Als Film- und Theaterstoff vielmals aufbereitet und erweitert, war es schließlich Sondheim, der "Sweeney Todd" 1979 zu einem bluttriefenden, aber auch schwarzhumorigem Bühnenmusical verarbeitete, das heute zu den meistgeschätzten und komplexesten Werken der Musikgeschichte zählt. Selbst gestandenen Sängern und ausgebildeten Musikern bereitet die Partitur Probleme, die dissonante, im Tempo immer wieder unerwartet variierende Musik auf der einen; überbrausende, unglaublich verdichtete und schwer vorzutragende Texte auf der anderen Seite – Sondheims Komposition gilt als heilige Kuh, an die sich bislang zurecht noch kein Regisseur in vollem Umfang gewagt hat.
Umso erstaunlicher, dass Burton den Film (abgesehen von wenigen Ausnahmen in Nebenrollen) mit unprofessionellen Sängern besetzt hat. Weder Depp, noch Bonham Carter oder Rickman verfügen über ausreichend Erfahrung in Gesang und Musicalperformance, doch gerade dieser filmische Ansatz scheint der einzig mögliche: Dies ist eine Kinointerpretation des Stoffes, kein verfilmtes Broadway-Stück. Es ist ein Experiment, ein Versuch, nicht geschulte Schauspieler singen zu lassen. Und obwohl insbesondere Bonham Carter trotz des verlangsamten Tempos hörbar Probleme mit ihren Parts hat, funktioniert dieses Konzept: Denn "Sweeney Todd" ist gesungenes Schauspiel und kein gespielter Dauergesang, was dem zweistündigen und fast durchgängig gesungenen Film jene bühnenhafte Theatralik nimmt, die ein derart operettenhafter Stoff als Filmversion schnell annehmen kann. Dies ist kein Kompromiss, sondern eine künstlerische Entscheidung, die den Film auch einem Publikum näher bringen dürfte, das Musicals ablehnend gegenübersteht. Ein wenig schade zwar, dass das übernatürliche Element bei Burton deshalb nun gar keine Rolle mehr spielt – der Geisterchor der Vorlage, eine ans Publikum gerichtete, im filmischen Kontext hingegen nur schwer umsetzbare Instanz, fehlt gänzlich –, würde jedoch genau diesem eher gesetztem Konzept zu stark widersprechen.
Stilistisch einem Meisterwerk gleich, hat Burton dem Bild jede Farbe genommen. Die ausgewaschene, graue Optik, in der das altertümliche, viktorianische London inszeniert ist, bildet die perfekte Grundlage für ein unheimliches Sittengemälde, das nahezu alle Motive des Regisseurs aufgreift. Der despotische Richter Turpin wird bei Burton zu einer Art Max Shrek ("Batman Returns") des Mittelalters, während dessen quasi-inzestuöses Verhältnis zur vereinnahmten Barker- Tochter einem ähnlich bizarren Familienverständnis entspricht, wie es auch die rachsüchtigen und um Geschlechtergrenzen rangierenden Konflikte in "Sleepy Hollow" zum Ausdruck bringen. Dass Depps Kostümierung mehrmals an seine Rolle in "Edward Scissorhands" erinnert, ist ebenso offensichtlich wie dessen Inszenierung als innerlich zerrissener, selbst zerstörerischer Außenseiter, der Prototypfigur eines jeden Tim Burton-Films.
Barbier Sweeney Todd erweitert die Konstanz an Charakteren im Burton-Werk jedoch um einige Noten. Er ist wesentlich ambivalenter gestaltet als die bisherigen Abtrünnigen in Burtons Filmen und entspricht weniger der Verkörperung eines Identifikationsangebotes, als vielmehr einem maniac on the loose, der seines fragwürdigen Rachefeldzuges wegen auch keine sentimentale, melancholisch verklärte Darstellung erfährt (für ein wunderbares "La Strada"-Zitat ist sich Fellini-Freund Burton aber dennoch nicht zu schade). Todd ist so sehr von seinem blinden Racheplan erfüllt, dass er darüber sogar den Grund für die Vergeltung zu vergessen scheint: An seiner befreiten Tochter scheint er schließlich gar kein Interesse mehr zu haben. Dem Film fehlt deshalb auch ein wenig die emotionale Hingabe, seinem Antihelden gehört nicht uneingeschränkt jede Sympathie, wie er zumindest keine eindeutige Ode an die Außenseiter stimmt. Das wiederum ist ebenfalls angesichts der tragischen, aber auch unaufhaltsam dem bitteren Ende entgegenblickenden Geschichte die richtige Entscheidung.
In "Sweeney Todd" geht es doch schließlich vor allem um unerfüllte Liebe. Um die Liebe zwischen Todd und seiner Frau ("And my Lucy lies in ashes, and I'll never see my girl again"), zwischen dem jungen Anthony (Jamie Campbell Bower) und der von Turpin aufgezogenen und eingesperrten Barker-Tochter Johanna (Jayne Wisener), und auch um die seltsame Liebe der Mrs. Lovett zum wahnsinnigen Todd. Burton kontrastiert jede Romantik mit expressionistischen Settings, frei in alle Richtungen spritzendem Kunstblut und ebenso zynischen (die Erarbeitung eines Speiseplans im großartigen Song "Little Priest") wie sarkastischen Regieeinfällen (die Nummer "By the Sea", in der es um ein Leben jenseits des tristen Molochs geht, wird als kunterbunte Farce inszeniert). Welch Gespür der Mann grundsätzlich für Musicals besitzt, war bislang zwar mehrfach zu erahnen – man denke an die Busby Berkeley-Anleihen in "Charlie and the Chocolate Factory" –, doch handwerklich ist "Sweeney Todd" nicht nur eine Weiterentwicklung Burtons, sondern auch eine nahezu perfekte Übertragung des Stoffes ins filmische Medium. Bei den rhythmischen, wohl bedacht und überaus ideenreich mit Bewegungen, Soundeffekten und vor allem einem ungemein raffinierten Schnitt in Szene gesetzten Gesangseinlagen sind Bild und Ton wirklich einmal eins, eine funktionale Einheit, bei der beinahe jede Nuance stimmt. Das ist in letzter Konsequenz nicht weniger als reinstes, purstes Kino – oder womöglich sogar die absolute Form von Kino überhaupt.
95% - gekürzte Fassung erschienen in: Deadline #08/08
Januar 24, 2008
News: DEADLINE #08
- Titelstory: SAW 4 inkl. Interview mit Tobin Bell
- Breitwand - jetzt im Kino
- Heimservice - neu auf DVD
- Über 100 Reviews inklusive exklusiven Interviews mit Imogen Poots und Mackintosh Muggleton
- Festivalberichte: Sitges Film Festival `07, 1. Europa Filmfest München
- Specials: Horror privat mit Carolin Kebekus
- Olaf Ittenbach-Special - Inklusive Retrospektive und Interview
- Hennes Benders Hörstürz - Hörspiel-Kolumne
- Herr Buttgereit empfiehlt - die Kolumne von Jörg Buttgereit
- Texthilo - die Kolumne von Thilo Gosejohann
- I-On New Media -Labelportrait
- David Cronenberg-Interview und Retrospektive Teil 2
- TWIN PEAKS-Special
- BRITCOM-Special
- HEROES-Special Inklusive Interview Adrian Pasdar
- Animeskop
- Hirntot - die freundliche Rätselecke
- Televisionen - TV-Serien auf DVD
- ZeichentriX - Comics am Rand
- Frischfleisch - Neuigkeiten
- Underdogs - Independentfilme und andere Auswüchse
Januar 22, 2008
News: ACADEMY AWARDS 2008
edit:
Enttäuschung pur! ---> klick
Januar 21, 2008
Kino: ONCE
Es ist die enorme Aufrichtigkeit mit der "Once" seine Geschichte erzählt, die jede Distanz nach wenigen Augen- blicken überwindet. Der Film versprüht von Beginn an eine ungezwungene, natürliche und lebensbejahende Stimmung, integriert seine melancholischen Gitarrennummern wie von selbst in einen beinahe märchenhaften Rahmen. Obwohl der Straßenlook ungefilterte Authentizität verheißt, schwelgt der Film mehr in einer fantasievollen, nicht selten naiven, ungewöhnlichen Liebesgeschichte, die über viele tolle Singer/Songwriter-Nummern getragen, zusammengehalten und vor allem auch charakterisiert wird. In seiner etwas eckigen ungeschliffenen Art wirkt "Once" deshalb auch wie ein verfilmtes Demotape. Ganz nach dem Motto ‚The Soundtrack of my Life’ verkörpert The Frames-Bandleader Glen Hansard den teddybärigen Gitarrenspieler mit einem großen Schuss Alltagspoesie und einem noch größeren Schuss empathischer Kleinkunst.
Musik ist in Carneys Film die einzige wirkliche Sprache, sie ist der Schlüssel zur Kommunikation, das Bindeglied zwischen den Figuren, das alles antreibende Element. Sie bildet somit die wichtigste Form der Filmsprache, weil sie das Gerüst aufrechterhält, vielmals die Dialoge ersetzt, die unglücklichen Digitalbilder kaschiert und sowohl das äußere, den Film bindende, als auch das innere, die Geschichte wiedergebende Funktionsmittel darstellt. Hier ist "Once" deshalb letztlich ein ungewöhnlicher, aber doch deutlicher Musical-Vertreter, der sich trotz unbeholfener Dramaturgie und Technik gänzlich seinem Sujet verschreibt: Ein zwar spartanisch inszenierter, einfacher, bescheidener, aber ebenso klar sich selbst verpflichteter Film. Das ‚was’ muss transportiert werden, das ‚wie’ untersteht den Mitteln. Und weil sich Carney so wunderbar nachvollziehbar der Kraft der Musik hingibt, sich ihrer Entstehung, ihrer Bedeutsamkeit widmet, mit einer wahrhaftigen Liebe fürs Musizieren, spielt die Form schnell keine Rolle mehr.
Der Film begibt sich mit diesem Konzept ohnehin ganz selbstverständlich auf Augenhöhe seiner Figuren. Wie der Junge und das Mädchen vorsichtig zueinander finden, ohne Geld und ohne Mittel ihrem Wunsch nach Ausdruck näher kommen, transportiert Carney mit zwar formalen, nicht aber inhaltlichen Grenzen umso glaubwürdiger – was die gewollt oder ungewollt dokumentarische Cadrage von "Once" unterstützt. Dass der Film, obwohl er vieles zu sagen hat und noch mehr zu sagen hätte über soziale Stati und über die Wertschätzung des Einfachen, nie ganz ausbricht, nie den Blick erweitert und nie nach einem größeren Gefüge forscht, er deshalb immer auch ein wenig beschränkt, etwas sympathisch provinziell, aber doch beengt für sich stehend bleibt, muss man ihm unbedingt verzeihen. Spätestens dann, wenn einem die abgeriebenen Einkerbungen an der Korpusdecke der Gitarre auffallen – denn wann hat ein Film jemals einen charmanteren Ausdruck für die so genannten Spuren eines Lebens gefunden?
75%
TV: Fernsehtipps vom 21.01. - 27.01.2008
21:00 Uhr – Jules und Jim (Arte)
Schön, sehr menschlich, sehr ehrlich, einer der wenigen richtig guten Truffauts.
Unterwasser-Trash von Sean Cunningham, gar nicht mal unspannend und wunderbar albern.
23:45 Uhr – Blood Simple (Das Vierte)
Dezent überschätzte Noir-Nummer der Coens, die von ihren Machern seitdem fleißig wieder und wieder aufgelegt wird.
Dienstag, 22.01.
jarnix
Mittwoch, 23.01.
20:15 Uhr – Backdraft –… (K1)
….Zuschauer, die durchs Feuer gehen. Achtung Ron Howard, Brechreiz!
22:55 Uhr – Species 2 (K1)
Noch bekloppter als der Vorgänger und so schleimig- eklig-doof, dass selbst Michael Madsen erträglich wird.
23:15 Uhr – Die Verurteilten (HR)
Gutes Gefängnisdrama, schöner Film über Freundschaft, aber nicht annähernd so groß, wie es die Rezeption vermuten lässt. Darabonts wahres Gesicht: The Mist.
Donnerstag, 24.01.
20:15 Uhr – X-Men (VOX)
Funktioniert insgesamt zwar noch eher wie eine überlange Exposition für die herausragende Fortsetzung – ist aber natürlich dennoch ein toll getrickstes Ensemble-Vergnügen.
Freitag, 24.01.
20:15 Uhr – Der 13. Krieger (RTL2)
Tolle Musik von Goldsmith, der Rest ist scheiße.
20:15 Uhr – 1492 (Tele5)
So aufgeblasen und stillos wie die meisten Ridley Scott-Filme.
20:15 Uhr – Der Anschlag (Pro7)
Der Anschlag gefällt, "Der Anschlag" aber ist lächerlich und dröge.
0:25 Uhr – Forsaken (Pro7)
Untergegangenes, aber durchaus annehmbares Vampir-Road- Movie.
1:00 Uhr – Tequila Sunrise (ZDF)
Pfeiffer großartig wie immer, aber am Film selbst nagt der Zahn der Zeit.
1:05 Uhr – Kinder des Zorns (VOX)
Linda Hamiltons unbeteiligtes, gelangweiltes Spiel allein ist schon zum Brüllen, der rothaarige Psychoanführer der Kinder setzt dem ganzen aber die Krone auf – puppenlustig.
Samstag, 26.01.
20:15 Uhr – Rufmord – Jenseits der Moral (RTL2)
Solides Polit-Drama, das Mutmaßungen über die Rückseite politischen Handelns anstellt, zumindest großartig gespielt von Joan Allen und allen voran Jeff Bridges.
22:45 Uhr – Sisters (Das Vierte)
Fesselnd, technisch überaus geschickt – sagt die TV-Movie, die muss es ja wissen.
23:45 Uhr – Demolition Man (ZDF)
Zum Schießen: Sandra Bullock. Der Rest ist aber auch nicht ohne.
Genauso witzig wie die Serie, nicht unbedingt spektakulärer und deshalb im Kino nicht wirklich notwendig. Der zweite Film ist besser.
Sonntag, 27.01.
14:10 Uhr – Vierzig Gewehre (Das Vierte)
Einer der besten Western überhaupt. Barbara Stanwyck hätte ich gern geheiratet.
20:15 Uhr – Die Mumie kehrt zurück (RTL)
Noch hanebüchener als der Vorgänger. Leider sind auch die Effekte ziemlich schaise.
20:15 Uhr – Der Babynator (Pro7)
Übler Ideenklau! "Mr. Babysitter" mit Hulk Hogan ist viel cooler!
20:40 Uhr – Tagebuch einer Kammerzofe (Arte)
Ein Bunuel, den ich noch nicht kenne. Und ich habe kein Arte – Fuck!
Januar 20, 2008
News: DIARY OF THE DEAD - Trailer + 2 Poster
PS: Die TV-Tipps gibt's jetzt immer von Montag bis Sonntag, lässt sich besser timen.
Januar 17, 2008
News: TOM CRUISE SAVES THE WORLD
Januar 14, 2008
News: Upcoming Reviews
News: GOLDEN GLOBES 2008 - Gewinner
Die Oscarnominierungen werden übrigens am 22.01. bekannt gegeben.
Januar 12, 2008
TV: Fernsehtipps vom 12.01. - 18.01.2008
22:55 Uhr – Diamantenfieber (ARD)
Connerys Rückkehr. Sieht gut aus und gefällt als schmissiger Bond-Entry in die 70er. Aber der Chauvi-Gehalt der Serie war schon niedriger – und zum schwulen Killerpaar samt ‚Schlussgag’ muss man auch keine Worte mehr verlieren.
23:05 Uhr – Freddy vs. Jason (Pro7)
Wunderbar in Szene gesetztes Ikonenduell mit erstaunlich guter Geschichte, pfiffigen Ideen und hohem Goregehalt. Eines meiner unvergesslichen Kinoerlebnisse.
1:00 Uhr – Im Angesicht des Todes (ARD)
Trotz fortgeschrittenen Alters schultert Roger Moore seinen letzten Bond mit souveräner Leichtigkeit. Nach der enttäuschenden Pre-Title-Sequenz entwickelt John Glen eine nahezu konkurrenzlose Dynamik, die selbst in den vergleichsweise ruhigen, dafür jedoch clever austarierten Pferderennszenen aufrechterhalten wird. Die Besetzung mit Patrick Macnee und Christopher Walken ist zudem ein wahrer Coup, der auch die guten, aber offensichtlicher denn je gedoubelten Actionszenen ausgleicht.
Sonntag, 13.01.
20:15 Uhr – Die Bourne Identität (RTL)
Solide Bond-Nummer, gut gespielt, stilistisch etwas nervig. Hat zumindest in erster Folge noch nicht allzu viel Potential.
20:15 Uhr – Die Insel (Pro7)
In der ersten Hälfte klug stibitzter und erstaunlich ernsthafter Sci-Fi-Film, dessen pseudophilosophische Fragen bald einer Bay-obligaten Effektshow weichen müssen. Scarlett Johans- son nervt sowieso. Und Ewan McGregor war schon besser.
2:00 Uhr – Sweet and Lowdown (ARD)
Woody Allens verkrampfter "La Strada" bietet zum 150.mal alles, was man an Woody Allen gut oder schlecht finden kann.
Dienstag, 15.01.
22:25 Uhr – Meine Nächte sind schöner als deine Tage (3SAT)
Wird zur Zulawski-Meinungsbildung angeschaut, auch wenn ich den Mann bislang für grobschlächtig und plump halte.
22:50 Uhr – Bin-Jip (RBB)
Kim Ki-duk blickt in seelische Abgründe – ein bewegendes, großartiges Drama mit Gänsehautgarantie.
Mittwoch, 16.01.
22:30 Uhr – Die Killerhand (K1)
Slacker-Humor und einige saftige Einfälle gefallen, wie sich der Film ohnehin wenig ernst nimmt. Sehr bescheiden und sehr gelungen.
0:35 Uhr – Ghost Dog (ARD)
Jim Jarmusch = prätentiöser Sondermüll = Brechreiz = Forest Whitaker
Donnerstag, 17.01.
20:15 Uhr – Kevin allein zu Haus (VOX)
Mag ein guilty pleasure sein, aber ich liebe den Film. Kommt nur rund vier Wochen zu spät.
23:15 Uhr – Mein Leben ohne mich (WDR)
Mein Coixet-Einstieg. Hoffentlich hat der Film mehr zu bieten als Sarah Polley.
Freitag, 18.01.
22:10 Uhr – Sie leben! (Tele5)
Leider ist das Beste am Film der Audiokommentar auf der Kinowelt-DVD.
22:10 Uhr – Romeo Must Die (RTL2)
Jet Lis begnadete Kämpfe sind die ganze Miete, trotz der infantilen Shakespeare-Geschichte. "Kiss of the Dragon" fand ich aber noch mal einen ganzen Zacken besser.
23:45 Uhr – Assault – Anschlag bei Nacht (Tele5)
Carpenters verdichtete "Rio Bravo"-Hommage. Gut, mehr nicht.
Januar 10, 2008
News: HOW TO LOSE FRIENDS... - Trailer
Januar 08, 2008
News: KEINE GOLDEN GLOBE AWARDS 2008
Quelle
Januar 06, 2008
Retro: MALA NOCHE (1985)
Der junge Zigarettenverkäufer Walt wirft ein Auge auf Johnny, einem mexikanischen Einwanderer, der sich gemeinsam mit seinem Freund Pepper illegal in den USA aufhält. Walt lädt die beiden spontan zum Essen ein, nicht ohne Hintergedanken allerdings, will er doch eine Nacht gemeinsam mit Johnny verbringen. Doch selbst für 15 Dollar lässt sich der Mexikaner nicht auf das Geschäft ein, weshalb letztlich Pepper bei und mit Walt schläft. Nachdem die drei einige Tage gemeinsam verbringen und in ihrer Straße herumhängen, verschwindet Johnny plötzlich spurlos. Der lebenslustige Walt versucht seinen mittellosen Freund Pepper – für sexuelle Gegenleistungen – weiterhin allein durchzubringen, doch als sich die Einwanderungsbehörde einschaltet, sind auch ihm Grenzen gesetzt.
Überhaupt geht es in "Mala Noche" gleich immer um Grenzen, um Einschränkungen und unstillbares Verlangen. Schon nach den ersten wirren Einstellungen im Zigarettenladen breitet sich ein Gefühl der Enge aus. Wie die Kamera an Gesichter fährt, sie beinahe überfährt, schlenkert und zoomt, das verschafft zunächst keinerlei Überblick. Gleichsam wird in diesen ersten Minuten bereits alles Wesentliche zum weiteren Verlauf des Films festgehalten: Der schwule Walt baggert den verschüchterten Johnny an, seine Gedanken werden in einem Voicer Over festgehalten, der den gesamten Film durchzieht. "He likes men", nuschelt ein alter qualmender Mann daneben. Der unsichere Mexikaner weiß mit den plumpen Anzüglichkeiten nicht viel anzufangen – ebenso wie der Zuschauer, der kurz zuvor noch die Ankunft Johnnys als blinder Zugpassagier verfolgte, ehe lyrische Countryklänge die Titel einläuteten.
Noch bevor Regisseur Gus Van Sant einige künstlerische Initiationsphasen durchlief, unter anderem eine kommerziell erfolgreiche Arbeitszeit in Hollywood, der mit der ‚Todes- trilogie’ die Rückkehr bzw. Neuzuwendung zum Indepen- dentfilm folgen sollte, schrieb und inszenierte er drei thematisch verwandte Geschichten: "Mala Noche", üble Nacht, ist sein erster Spielfilm, eine dokumentarische 16mm-Momentaufnahme, die sich jungen Erwachsenen irgendwo zwischen nicht mehr und noch nicht widmet. Gefolgt von "Drugstore Cowboy" und dem noch sehr viel ähnlicheren "My Own Private Idaho" bedeutete die nur 25000 Dollar teure Produktion den Durchbruch für den studierten Designer Van Sant.
Als Film innerhalb einer Subkultur, in der sich schwule unabhängige Filmemacher mit ebensolchen Themen auseinan- dersetzen, war (und – zumindest mitunter – ist) "Mala Noche" einzigartig. Das Debütwerk nähert sich seinem Sujet anders als es seinerzeit vergleichbare Regisseure wie Derek Jarman, Bill Sherwood oder Todd Haynes machten, gemacht hätten oder auch machen würden. Obgleich die zentrale Figur Walt in erster Linie über ihre Sexualität dargestellt und wahrgenommen wird, ganz deutlich im Mittelpunkt der Handlung steht und als Off-Erzähler sogar das einzig direkt verbundene Element zum Zuschauer bildet, geht es in "Mala Noche" nicht per se ums Schwulsein, nicht um Homo- sexualität als einzige Antriebskraft alles Abgebildeten, als Gerüst, das alles andere zusammenhält. Der Film geht darüber hinaus, indem er die Sexualität seines Protagonisten nicht zum Handlung steuernden Zentrum erklärt, sondern als gegeben, als ganz einfach da und durchaus facettenreich (die Figur wird beispielsweise ebenso als ignorant und ‚schwanzgesteuert’ gezeichnet). Walt ist schwul und auf der Suche nach einem Partner, er redet viel übers Ficken, über das Objekt seiner Begierde, und nicht selten auch definieren er und somit der Film sich über Homosexualität.
Viel ausgeprägter aber scheint "Mala Noche" das Bild einer Landschaft zu entwerfen, in der auch Walt und seine Sexualität letztlich untergeordnet oder zumindest den anderen – heterosexuellen – Figuren ebenbürtig wirken. Überhaupt ist gar nicht genau fassbar, welcher sexuellen Ausrichtung beispielsweise die beiden Mexikaner angehören, zumindest was Pepper betrifft, der schwulem Sex nicht eindeutig ablehnend gegenübersteht. Indem der Film diese Frage nie genau zu klären versucht, beutet er das Thema nicht aus und setzt in gewisser Weise eine Priorität, die andere Vertreter des queer cinema vermissen lassen. Walts Homosexualität ist ein integraler, aber letztlich dennoch nur ein Aspekt des Films, der vor allem von der Ziel- und Chancenlosigkeit einer Generation, der Einsamkeit, dem Verlorensein seiner Figuren berichtet. Der mehr ein fragmentarisches, soziales Abbild der Wahrnehmung seines Regisseurs liefert, selbst aus Portland stammend.
Van Sant ist hier mit einer spürbaren Frische bei der Sache. Er scheint zu wissen, wovon er redet, er arbeitet sehr intuitiv, ungezwungen und natürlich. "Mala Noche" bleibt trotz seiner aufdringlichen Kameraarbeit immer auch distanziert, er versucht sich den Figuren zwar deutlich zu nähern, rückt ihnen aber nie auf den Leib. Er bleibt unterkühlt und fremdartig, trotz seiner intimen Inszenierung, die keine räumlichen Grenzen zu kennen scheint, obwohl es gerade um die Beengtheit der Figuren geht. Erstaunlicherweise trifft er damit dennoch den richtigen Ton, was nicht zuletzt an der ungezwungenen, unsentimentalen, nie nach übergeordneter Bedeutung suchenden Regie liegen mag. Dies ist simpel eine in starken Kontrastbildern festgehaltene Geschichte über Romantik, über Verlierer und über eine ganz spezielle Zeit, die so oder vielleicht so ähnlich irgendwo abgelaufen ist. Oder anders: Van Sant macht in diesem Film noch vieles richtig, was er mittlerweile falsch macht.
65%
Januar 04, 2008
TV: Fernsehtipps vom 05.01. - 11.01.08
20:15 Uhr – Der mit dem Wolf tanzt (K1)
Aufgeblähtes Epos, bei dem die Indianer letztlich zur Staffage verkommen.
22:25 Uhr – Virus (RTL)
Super-Trash mit ganz vielen auweia-Momenten.
22:55 Uhr – Leben und Sterben Lassen (ARD)
Das Moore-Debüt ist in jeder Hinsicht eine runde Sache. "Live & Let Die" ist ungeheuer schwungvoll in Szene gesetzt, kann mit gewohnt vielfältigen Schauplätzen aufwarten und erzählt einmal nicht vom Kalten Krieg, sondern widmet sich einer obskur dargestellten Voodoosekte, die ihre Kontakte über ganz Harlem verstreut. Der rassistische Unterton des Films ist nicht von der Hand zu weisen, doch die brillante Musik und das großartige Titelthema (Paul McCartney), die Krokodilszene und bezaubernde Jane Seymour – all das ist zu gut, um es verdammen zu können.
23:15 Uhr – Das süße Leben (BR)
Fellinis Blick auf Dekadenz und Spaßgesellschaft, bissig, poetisch, wunderschön.
23:35 Uhr – Spider-Man (Pro7)
Liebevolle Comicadaption, bei der Sam Raimi alles richtig macht und nicht die Geschichte des Titelhelden, sondern die des unsicheren Peter Parker erzählt.
0:10 Uhr – Tödliche Absichten (RTL2)
Den nächsten Jamie Lee Curtis-Ausrutscher sendet RTL2 gleich hinten ran.
1:00 Uhr – Octopussy (ARD)
Unerklärlich eigentlich, wie jener selbe Regisseur, der Bond zuvor als seriösen Teamworker und Witwer porträtierte, aus der Kultfigur nun einen sprichwörtlichen Clown stricken kann – der sicherlich schlechteste Film der Serie unterläuft selbst "Moonraker" in Punkto Gags und Dialoge, nebst wirrer Geschichte, schlechten Schauspielern und schwacher Action. Der unausgegorene Ringelpietz um die vermeintliche Intrigantin und Titelheldin fällt dabei noch weitaus weniger ins Gewicht als die dreisten Indiana Jones-Bemühungen: Von Geklautem geklaut – das hätte das Original Bond nicht nötig.
Sonntag, 06.01.
13:35 Uhr – King Kong (K1)
Das 76er Remake. Sieht zwar schön aus, ist aber mindestens so unnötig wie langweilig.
20:15 Uhr – Spider-Man 2 (Pro7)
Noch melancholischer als sein Vorgänger, bläst Raimi die Geschichte zur großen Oper auf: Effekte satt und ein beeindruckender Alfred Molina.
23:00 Uhr – Dreamcatcher (Pro7)
…steht bei mir nach "The Mist" kürzlich wieder etwas besser da, ist aber dennoch eine höchst zwiespältige King-Adaption, die in der ersten Hälfte atmosphärisch dicht und hervorragend photographiert für stimmigen Grusel sorgt, dann jedoch zu unfreiwillig komischer und grottenschlecht gespielter Science-Fiction mit Überlänge mutiert.
Montag, 07.01.
23:15 Uhr – Crash (Das Vierte)
Cronenbergs bedrückende Sexfabel, bei der Autos als Verlängerung des Menschen fungieren. Die totale Sexuali- sierung als befreiende Rückführung zum Ausgangszustand des Seins formuliert der Maestro dabei ebenso witzig wie komplex. Meisterlich.
Dienstag, 08.01.
22:55 Uhr – 9 Songs (3SAT)
Winterbottom. Würg.
Brillante John Irving-Adaption, überaus gewitzt und über- ragend gespielt.
Mittwoch, 09.01.
22:15 Uhr – Lethal Weapon (SAT.1)
Unheimlich dated und mittlerweile erstaunlich unspektakulär. Erschwerender Zusatzfaktor: Mel Gibson.
22:50 Uhr – Mary Shelleys Frankenstein (K1)
Völlig überzogene Neuverfilmung, die nicht alles falsch macht, durch Branaghs gnadenlose Selbstinszenierung jedoch vor unfreiwilliger Komik strotzt.
Donnerstag, 10.01.
20:15 Uhr – Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (ZDF)
Sagenhafter Abschluss, der alles bisher Gesehene überflügelt. Mit meisterlicher Hand übersetzt Jackson die Vorlage in eine epochale Monumentalsaga, deren herausragende Spezial- effekte nie den emotionalen Gehalt der starken Geschichte behindern. Kino als formvollendete Fantasy-Poesie – leider nur in der gestutzten Kinofassung.
23:50 Uhr – Sleepy Hollow (ZDF)
Kongeniale Adaption der Legende, die ganz nebenbei auch eine Paraphrase über Schwarzromantik spinnt.
Freitag, 11.01.
20:15 Uhr – Ali (RTL2)
Will Smith ist bemerkenswert, rettet den verhunzten Sondermüll mit Billigdrehbuch aber auch nicht.
Ganz, ganz doll verhauenes "Rosemary’s Baby"-Remake.
(ich empfehle ohnehin das Dschungelcamp zu gucken *g*)