August 31, 2007

Kino: DEATH SENTENCE

Da kommt man sich ja fast schon wie ein Spielverderber vor, kritisiert man das Produkt seiner moralischen Bedenklichkeiten wegen, wenn es sich sogar über genau jene definiert: "Death Sentence" weist sich in jedem Detail als Selbstjustiz-Thriller aus, ganz retrospektiv mit Charles Bronson-Pose und glasklarem Bewusstsein. Ihm steht die Kampfansage auf der Stirn geschrieben, diskutabel soll es hier zugehen, da ist die Provokation reines Kalkül und bittere Koketterie zugleich – ganz clever denkt sich James Wan, verantwortlich auch für die melkfreudige "Saw"-Kuh, der dem Film abseits reaktionärer Rückbesinnung auf "Death Wish" und Co. eine zersetzende Note zu geben versucht. Dies soll bestimmt kein simpler Revenge-Reißer sein, sondern vielmehr eine Auseinandersetzung mit Schuld und Sühne in tristen Fabrikhallen und verwahrlosten Lagerhäusern, im Schöner Wohnen-Ambiente und zuletzt gar auf dem Boden einer alten brachen Kapelle. Sieht hier auch gleich viel schöner aus, das Gemansche.

Aber diese Rechnung geht nicht auf. Nick Hume (Kevin Bacon) bleibt stets der Mann, der rot sieht, ob er seine Mittel zeitweilig zu bereuen droht oder nicht, und er scheint mindestens so wenig ambivalent wie seine rustikalen Gegenspieler, die irgendeiner zwischen Oi- und Bikerästhetik schwankenden Gang angehören. "Death Sentence" kann seine Wurzeln nie leugnen, die liegen in der Literatur bei Brian Garfield, im Kino bei Don Siegel und Michael Winner. Er ist genauso urgeschichtlich und gestrig wie er es wohl nicht sein wollte, genauso fragwürdig, rechtslastig und falsch. Er setzt Mutter Justizia mit größter Freude außer Kraft, um allerlei wuchtige Action inszenieren zu können: Immer haben die Gewaltmomente in diesem Film eine choreographierte Schlagkraft, die sie deutlich als Bestandteil eines fiktiven Kinos erkennen lassen und dementsprechend einladen zu lebendigen Zuschauerreaktionen.

Anders als seine direkten Genrevorfahren rechtfertigt "Death Sentence" die banale Geschichte nicht lediglich mit dem einfachen Appell ans Publikum, sich in selbige Lage – ein unschuldiger Mann und Familienvater verliert seinen noch unschuldigeren Sohn bei einem sinnlosen Bandenritual – versetzen und mitfiebern zu müssen. Dass Hume hier eigenmächtig das Gesetz in die Hand nimmt und dennoch stets die zentrale Identifikationsfigur bleibt, wird nicht ausschließlich dadurch ermöglicht, weil eine externe Gefahr – unzivilisierte Junkies, der offensichtliche ‚Bodensatz der Gesellschaft’ eben – ihn und seine Familie bedroht. Vielmehr neigt Wan zu einer Darstellung des Helden, die ihn als gezeichneten, verzweifelten und letztlich vor allem hilflosen Rächer markiert. Hume weint viel, stellt seine Taten in Frage, möchte eigentlich ja nie hineingezogen werden in diesen ausweglosen Strudel aus Gewalt. Darum nimmt das Publikum ihm das blutrünstige Treiben auch sicherlich gleich weniger übel, immerhin wird er zur Selbstjustiz gezwungen. Trotz moralischer Bedenken.

Das ist sie, die perfide Andersartigkeit des Films, die sich mehr und mehr zur Hintertür hereinschleicht. Hume plant zwar den Mord am Übeltäter, zur Ausführung aber kommt es schließlich nur durch einen angeblichen Zufall. Und er möchte seinen Rachefeldzug zwar beenden, noch ehe er angefangen hat, doch die Gegner lassen ihm keine Chance, sie treiben ihn weiter und weiter bis ans Äußerste, ja gar an jenen Punkt, an dem Hume sich kahl rasiert und allerlei Waffengeschütz auffährt, um das Übel zu bekämpfen. Der Film demontiert seine Scheinaussage – Selbstjustiz sei kein Mittel zur Lösung – spätestens im großen Finale, wenn er sich fast unerträglich an seinen Großaufnahmen zerfetzter Leiber und den dazugehörigen Steadycam-Shots ergötzt. Es entbehrt jeglicher Erklärung, dass Hume letztlich doch nur der nachvollziehbare tragische Rächer ist, der sich und seine Familie vor den entfesselten Mächten der Gesellschaft beschützen wollte, gleich wenn er vom Anfangsmord abgesehen jegliches Unheil allein heraufbeschworen hat. Wenn Opfer und Täter in ihren festen Rollen blutend nebeneinander sitzen und sanfte Mollakkorde anklingen, verfängt sich der Film sogar in eine Art Gewaltpoesie.

Und so bedient "Death Sentence" unterm Strich doch all die banalen Instinkte, die er eigentlich zu hinterfragen vorgibt. Er verlässt sich auf die Bereitschaft seines Publikums, selbst die sinnloseste Gewalt noch damit zu legitimieren, den Wert von Familie und Ordnung aufrechtzuerhalten. Schlimmer noch: Wo sich subversive Ansätze angeboten hätten – Humes Sohn fühlt sich zweitrangig und weniger geliebt als sein verstorbener Bruder, was ein mögliches Indiz für den bereits reichlich schief hängenden Haussegen der Familie gewesen wäre –, wird gar noch tiefer in die ideologische Bresche geschlagen: Gerade weil er zum Mittel der Selbstjustiz greift, erkennt Hume die wahre Liebe zu seinem Sprössling, was er in einem großartig peinlichen Monolog am Krankenbett zum Ausdruck bringt. Auch die zeitweilig bemühte Gegenüber- stellung beider Familienstrukturen, sowohl die der Humes als auch der Gangster, bleibt einseitig und mündet doch nur in der infantilen Erkenntnis, dass die bürgerlichen Anzugträger Gewalt nicht als Lösung begreifen, sondern das Leben durch Zusammenhalt und Bibeltreue meistern. Natürlich erscheint jede Moralpredigt mit der populistischen Frage nach dem "Was würdest du tun?" erst einmal vergeblich: Doch für die Opfer liegt genau darin, im Umgang mit den inneren Rachedämonen, die Herausforderung. Und Herausforderungen sind etwas, an dem zumindest James Wan nicht interessiert scheint.

30%

News: Upcoming Reviews


Die Sektion habe ich etwas schleifen lassen, aber in Kürze folgen auf jeden Fall Besprechungen zu: "Death Sentence" (James Wan), "Sicko" (Michael Moore) und "Die Vorahnung" (Mennan Yapo).

August 28, 2007

News: SWEENEY TODD - Poster #2

Und ein neues Poster, zum Film selbst habe ich mittlerweile wohl genug geschrieben. Angeblich hat Warner ein Veto gegen die vorläufige Fassung eingelegt und Burton bedrängt, am Gore herumzuschnippeln. Ob und inwiefern da nach dem PG-13 geschielt wird, ist noch unklar. Möglicherweise handelt es sich auch bereits um eine fürs R-Rating erstellte Version, die selbst dafür noch zu blutig sei. Burton soll verständlicherweise wenig begeistert davon sein, näheres ist aber noch nicht bekannt.

August 27, 2007

News: LUST, CAUTION - Dt. Starttermin!

Der neue Film von Ang Lee, "Lust, Caution" (Se jie), wird hierzulande unter "Gefahr und Begierde" am 18.10.07 in die Kinos kommen. Nach "Brokeback Mountain" sind meine Erwartungen nahezu bodenständig - an dieses Meisterwerk kann und wird er kaum anknüpfen - aber neben "Sweeney Todd" ist dies mein zweiter heißerwarteter Film dieses Jahr.

---> Trailer <---

edit:

Da Lee nicht gewillt war, an den expliziten Sexszenen zu schneiden, kommt der Film tatsächlich mit einem NC-17 ins Kino!

News: ALIENS VS. PREDATOR - Trailer

Zugegeben nicht mehr ganz frisch, aber der am Wochendende releaste Trailer zum zweiten Kampf der Spielfiguren macht einen passablen Eindruck. Zwanghaft auf non-PG-13 getrimmt scheint das ganze bewusst kalkuliert, aber ob neben dem offensichtlichen Gore nun auch der Rest stimmen wird, bleibt fraglich.

Retro: LAURA (1944)

Etwa nach zwei Dritteln erscheint in Alfred Hitchcocks "Vertigo" eine Frau auf dem Bildschirm, die der kurz zuvor unerwartet aus der Handlung geschiedenen Hauptfigur täuschend ähnelt. Dem Schock darüber, dass sich der Film seines zentralen Charakters entledigt, folgt eine mindestens genauso bizarre Entwicklung: James Stewarts Alter Ego Scottie glaubt in der hübschen Judy seine geliebte Madeleine wieder zu erkennen und ist mit neurotischer Verzweiflung dabei, Kim Novaks Äußeres nach Belieben anzupassen. Nicht nur die Liebe zu einer Toten, die Obsession eines verzweifelten Mannes, erinnert an Otto Premingers "Laura", es sind auch die Motive vom heimlichen Vordringen in die intimsten Sphären des Menschen und der damit verbundene Realitätsverlust, die Hitchcock für sein Meisterwerk aufgriff, wenngleich er sie auch in einen gänzlich anderen Kontext setzte.

Die Einflüsse von "Laura", der längst als eines der unbestrittenen Glanzlichter des Film Noir gilt, reichen über Antonioni und "L’Aventura" bis hin zu David Lynch und "Twin Peaks". Premingers unter erschwerten Produktionsbedingungen entstandenes Werk – der ursprüngliche Regisseur Rouben Mamoulian wurde gefeuert, ständiger Ärger mit Darryl F. Zanuck kam hinzu – gehört zu den komplexesten Thrillern der 40er-Jahre, erhebt den Noir mit unkonventioneller Photographie und surrealer Romantik fast zu einer stilistischen Spielart und bricht immer wieder mit den Erwartungen seines Publikums. "Laura" ist so etwas wie eine glückliche Fügung: Nicht all seine Elemente passen ganz selbstverständlich zueinander, vielmehr entwickeln sie sich im Laufe der Spielzeit und widersprechen sich so vehement, bis Premingers Film sie zu einem großen Mysterium vereint, das hinter seiner simplen Struktur eine enorme Vielschichtigkeit vermittelt und dabei auch vor Provokationen nicht zurückschreckt.

"I shall never forget the weekend Laura died.", lauten die berühmten ersten Worte des Films. Sie führen den Erzähler Lydecker ein, den trauernden Gatten der verstorbenen Titelfigur, und sind schon für sich genommen Teil des unverschämten Konzepts: Wir werden nun immer wieder an den Glanz jener Frau erinnert, um die herum sich die merkwürdige Personenkonstellation ergibt. Lydeckers schwärmerische Erzählungen verleihen Laura (Gene Tierney) schon nach wenigen Minuten die Präsenz einer Idealfrau, nicht nur ausnahmslos jeder Dialog kreist um sie, auch ein permanentes Gefühl ihrer unsichtbaren Anwesenheit wird durch die Rückblenden, in denen sie als genaue Verkörperung dieser Darstellungen erscheint, hervorgerufen. Laura erwacht zum Leben durch all die glanzvollen Erinnerungen an sie, während ihr rätselhafter Mord vom zynischen Detective McPherson aufgeklärt werden soll.

(Anmerkung: Die folgenden Absätze enthalten ausgiebige Spoiler.)

Unverschämt ist das deshalb, da dieser Erzähler bereits tot ist: Lydecker erweist sich im fulminanten Finale als Mörder seiner (fälschlicherweise verwechselten) Geliebten und wird schließlich erschossen, obwohl er dem Zuschauer in einem undurchsichtigen Handlungskomplex um Mordmotive und Alibifunktionen als scheinbar vertrauensselige Orientierungs- figur diente. Mit derlei unerwarteten, vor allem aber merkwürdigen Storytwists verleugnet der Film ganz klar seine für sich genommen einfache Whodunit-Oberfläche. Hier geht es nur sekundär um die realitätsgetreue Ermittlung eines Mörders: Welcher Polizist verwahrt die Tatwaffe als einziges Beweismittel genau dort auf, wo er sie gefunden hat. Und wo gilt es noch den Mord der Titelfigur aufzuklären, wenn das vermeintliche Opfer plötzlich quicklebendig zur Tür reinschneit (und sich in Lauras Schatten demnach niemand mehr dafür interessieren dürfte, wer das Hausmädchen versehentlich erschoss).

Nein, "Laura" ist zwar durchaus ein kriminalistisches Kabinettstückchen, ein an Agatha Christie-Geschichten erinnerndes Detektivspiel, aber seine formale Struktur und die außergewöhnliche Figurenzeichnung überschatten all das bei weitem. Indem der Film seinen Erzähler zunehmend in den Hintergrund verbannt, noch bevor er ihn als Mörder entlarvt, schwindet auch das vorher akribisch entworfene Bild der mysteriösen Laura. Nachdem der Zuschauer eine verklärte Ahnung von dieser Figur bekommen haben dürfte, taucht sie unvermittelt auf der Bildfläche auf – um dem Ideal aus Lydeckers romantischen Erinnerungen zu widersprechen. Laura ist reichlich mürrisch und weitaus weniger sophisticated als es ihr Gatte dem nüchternen McPherson weismachen wollte. Preminger erlaubt sich mit diesem Schritt jedoch, das Mysterium um die Figur noch weiter auszumalen: Laura taucht bezeichnenderweise geradewegs in dem Moment auf, als der Detective in ihrer Wohnung eingeschlafen war. Ob und inwiefern ihre Rückkehr also nur einem Wunschtraum entspricht, bleibt bis zuletzt unklar und würde einer objektiven Darstellung der Figur zusätzlich entgegenwirken.

Diese zweite Hälfte ähnelt der ersten insofern, als auch sie von einer Obsession für das Objekt der Begierde handelt. War es zuerst Lydecker, der Laura in Erzählungen idealisiert und ihr zuvor wie besessen hinterher spionierte, verfällt nun McPherson ihrer geheimnisvollen Aura. Er hält sich in ihrem Appartement auf, liest ihre Briefe und starrt immer wieder auf das große Porträtgemälde im Wohnzimmer – dieser Aspekt einer eigentlich nekrophilien Liebe wird in "Vertigo" später bewusst oder unbewusst erneut thematisiert. Die traumähnliche Atmosphäre gewinnt dabei zunehmend Oberhand, während sich objektive Ermittlungen und subjektive Abhängigkeiten mehr und mehr vermischen. Obwohl Kameramann Joseph LaShelle vielmals auf tiefe Schatten setzt, wirken die Kontraste in "Laura" weniger hart als in anderen Film Noirs. Die bemerkenswerte Eleganz wird nicht zuletzt durch die beinahe schwebenden Fahrten innerhalb der Räume und die Weichheit der Konturen evoziert, wodurch der Film beinahe unnahbar photographiert scheint. Ganz besonderen Anteil an der Illusion stiftenden Visualität hat die berühmte Musik von David Raksin, die innerhalb des filmischen Raums ein mysteriöses Eigenleben entwickelt und sich als die eigentliche unabhängige Stimme für die Handlung erweist.

Wenn man Preminger als Regisseur betrachtet, der sich mit seinen Filmen immer auch auf subversivem Terrain bewegte, Themen anschnitt, die für gewöhnlich nicht zuletzt des Hays Codes wegen scheinbar einfach nicht angeschnitten gehörten, und stets politisch und gesellschaftlich relevante Elemente mehr oder weniger offensichtlich in seine Arbeiten einbettete, dann kann "Laura" auch als Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen seiner Zeit verstanden werden. Nicht nur ist Laura die emanzipierte Schöne, die die Männer zu sprichwörtlichen Schosshündchen umkehren lässt und sich damit als eine weitere starke feminine Persönlichkeit im Kino der 40er-Jahre ausweist, das Figurenkabinett ist grundsätzlich von außerordentlichem Interesse: Da wäre erst einmal Dana Andrews als Detective, der seinem kernigen Charme zum Trotz bald von romantisch-morbider Liebe beflügelt scheint, weiterhin Vincent Price in einer frühen Rolle als Liebhaber, der selbst auffällig feminin zu Tage tritt und in einem seltsamen Verhältnis zur keuschen Judith Anderson steht, die ihrerseits eher den Eindruck einer frustrierten homosexuellen Mittvierzigerin macht.

Und zuletzt Clifton Webb als Lydecker – Erzähler, Ehemann und Mörder –, die vielleicht komischste Figur in "Laura". Schon sein erster Auftritt spricht Bände, als er nackt aus der Wanne steigt und dem emotionslosen Detective nur ein müdes Lächeln entlockt. Die nasale Intonation und der überbetonte Gang weisen Lydecker ganz zweifellos als jemanden aus, der einer Frau zwar Bewunderung, kaum aber auch Befriedigung entgegenbringen kann. Zwischen ihm und Laura könnte die Chemie gar nicht weniger stimmen – sie, die Inkarnation einer selbst bestimmten Frau, gehört ganz eindeutig zu dem bewusst männlich ausgezeichneten McPherson – und nicht zuletzt eine seinerzeit gekürzte Montage von Einkaufs- und Frisierszenen des Paares zeigt das lediglich auf äußerliche Divaqualitäten fixierte Interesse Lydeckers an der Titelfigur, ganz zu schweigen von den transidentischen Implikationen dieser Szenen. Es ist dies auch der nebenher bissigste Kommentar Premingers: Denn indem der wohlerzogene Mann die freche Femme Fatale zur Enthaltsamkeit erziehen und ihr Leben eher erzwungen denn bereitwillig dem sophisticated-Typus angleichen will, enttarnt er all die Eleganz dieser Gesellschaft als reine Konstruktion.

80%

August 25, 2007

TV: Fernsehtipps vom 25.08. - 31.08.07

Samstag, 25.08.

20:15 Uhr – „Star Trek 2 – Der Zorn des Khan“ (K1)

Epische Fortsetzung, die das etwas steife Original weit überflügelt, von der Serie aber immer noch Lichtjahre entfernt scheint. Der schwächere dritte Teil folgt im Anschluss.

23:15 Uhr – „Ich kämpfe um dich“ (HR)

Ein Muss, allein seiner atmenberaubenden Traumsequenzen wegen.

0:45 Uhr – „Dem Himmel so fern“ (MDR)

Eindrucksvolle, meisterlich in Szene gesetzte Douglas Sirk- Adaption. Julianne Moores Meisterleistung.

Sonntag, 26.08.

20:15 Uhr – „GoldenEye“ (Pro7)

Solider Brosnan-Einstand, zwar nicht selten etwas drüber, aber durchweg spannend.

20:45 Uhr – „Nur Samstag Nacht“ (Arte)

Travolta ist mit so viel Elan dabei, die Musik ist campy und dennoch ohrwurmtauglich, und nicht zuletzt als Disco-Relikt begeistert dieser Film auch heute noch.

0:35 Uhr – „Kopfgeld“ (RTL)

Grausam verlogener Selbstjustiz-Reißer mit einem großartig schlechten Gibson, ein typischer Howard-Tiefflieger.

Montag, 27.08.

20:15 Uhr – „Hautnah“ (SAT.1)

Theater-Adaption, die ihren Ursprung nie leugnen kann, zu gestelzt und fremd wirkt Mike Nichols Film, trotz großartiger Schauspieler.

1:50 Uhr – „Familiensache“ (VOX)

Nicht ganz unkitschiges Drama für Zuschauer, die auch Redfords „Ordinary People“ mochten.

Dienstag, 28.08.

22:25 Uhr – „Code 46“ (3SAT)

Irgendwer meinte mal, das sei ein Geheimtipp (Mr. Vengeance?), drum eine unwissende Empfehlung mal reinzu- schauen.

Mittwoch, 29.08.

20:15 Uhr – „High Spirits“ (Tele5)

Fast vergessene Horrorkomödie mit Daryl Hannah, launiges und unbeschwertes Vergnügen.

Donnerstag, 30.08.

20:15 Uhr – „Speed 2: Cruise Control“ (VOX)

Fast schon ein Klassiker: Die üble Fortsetzung des Actionhits, schlecht gespielt, schlecht inszeniert und herrlich komisch.

22:30 Uhr – „Tremors“ (VOX)

Wunderbar originelle, unglaublich ideenreiche B-Film- Hommage, mindestens so unterhaltsam wie sympathisch.

23:00 Uhr – „Comandante“ (RBB)

Obgleich Stones Polemik hier im richtigen Lager aufgehoben ist, stören seine stets extrem formulierten Politthesen, die zudem inkonsistenter nicht sein könnten.

0:55 Uhr – „Killer Tongue“ (Arte)

Konstruiert sich selbst zu sehr als Trash, gefällt aber dennoch mit zahlreichen Genreikonen in Nebenrollen und witzigen Effekten.

Freitag, 31.08.

20:15 Uhr – „Bean – Der ultimative Katastrophenfilm“ (RTL2)

Einfallslose Kinoadaption der Serie, bei nicht zuletzt Titelfigur Bean als sprechender (!) Taugenichts nervt. Die Fortsetzung gelang dahingehend besser.

23:30 Uhr – „Shadow und der Fluch des Khan“ (WDR)

Mulcahys gelungene Comicverfilmung, die weitaus cleverer ist, als ihr Ruf es erahnen lässt.


August 22, 2007

News: SWEENEY TODD - Setphoto

Und ein weiterer kleiner Einblick in den von mir meisterwarteten Film des Jahres. Tim Burton instruiert hier Johnny Depp. Deutscher Kinostart wohl nicht vor 2008, ich hoffe aber dennoch darauf ihn noch pünktlich zu Weihnachten sehen zu können. Mehr zum Film hier.

August 21, 2007

Retro: THE BATTLE FOR ENDOR (1985)

Ziemlich anders als noch in "The Return of the Jedi" ging es im ersten eigenen Spielfilm der Ewoks zu, und ziemlich doof um genau zu sein. Ging es den pelzigen Tierchen in Richard Marquands Kinoabenteuer noch um den Sieg der Rebellen gegen ein intergalaktisches Imperium, so steckten sie die eigenen Ansprüche in "The Ewok Adventure" schon weitaus tiefer: Aus dem Kampf für die große Sache, um Freiheit und Demokratie, wurde ein an allen erdenklichen Ecken und Kanten verniedlichter Kampf für familiären Zusammenhalt – es ging schließlich um nicht mehr, als dass ein grässlich verzogenes Geschwisterpärchen die verschollenen Eltern erretten musste. Das alles mündete in der infantil fernsehgerechten Erkenntnis, dass gegen die gute alte Kernfamilie kein noch so böses Ungeheuer auf dem Mond Endor wird ankommen können – inkl. Schlussbild samt Ewok-Babies und irrsinnigen Freudentänzen.

"Star Wars"-Schöpfer und Produzent George Lucas werkelte nach dem überraschend erfolgreichen Ewok-Spin Off auch an der Fortsetzung fleißig mit. Gerüchten zufolge hat er an die Geschichte beim zweiten Film vor allem deshalb mehr Hand angelegt, da er etwas Adäquates für seine damals noch kleine Tochter produzieren wollte. Demnach geht es auf Lucas’ Konto, dass jene Familie, die es zuvor noch aus den Klauen des riesigen Gorax zu befreien galt, schon in den ersten Minuten von "Ewoks: The Battle for Endor" abgemurkst wird. Lediglich Cindel, das niedliche Mädchen aus dem ersten Teil, überlebt einen Anschlag der Marauder auf das betuliche Ewok-Dorf. Die Figur rückt damit in den Mittelpunkt der Handlung, darf fortan den Eltern und ihrem Bruder nachtrauern und gemeinsam mit Wicket, dem gutmütigen Greis Noa Briqualon und dessen hyperagilem Getier Teek die Pläne des teuflischen Terak durchkreuzen, der mithilfe der ‚Macht’ die Herrschaft über Endor erlangen will.

Gegenüber dem ersten Film ist der von Jim und Ken Wheat inszenierte "The Battle for Endor" eine deutliche Steigerung. Schon der Beginn macht einen handwerklich wesentlich routinierteren Eindruck, die Gefechte zwischen Ewoks und Maraudern sind hübsch und dynamisch in Szene gesetzt. Mit einigen Lasergefechten und Raumschiffen in bekanntem Design gelingt es dem Film kurzzeitig auch besser, ein gewisses "Star Wars"-Gefühl zu evozieren. Aubree Miller hat zwar wie schon im Vorgänger so einige Probleme damit, einen ganzen Spielfilm zu schultern, dafür sind die schauspielerischen Leistungen des Casts insgesamt dennoch ungleich überzeugender als in "The Caravan of Courage". Die Entscheidung, Cindel Towani zum Dramaturgie bestimmenden Charakter umzumodeln, funktioniert weitgehend, auch wenn die rasche Entledigung ihrer Familie die Ereignisse des ersten Teils rückwirkend ein wenig aufhebt. Die Figur findet in der Buchtrilogie um "Die Schwarze Flotte" später noch einmal Erwähnung und wurde so auch immerhin zu einer Konstante innerhalb des "Star Wars"-Universums.

Die merklich gesteigerten Produktionskosten äußern sich in besseren, wenn auch lange nicht umwerfenden Stop Motion-Animationen, ökonomischen Settings und gelungenen Masken. Der Film ist mit erstaunlich hohem Tempo inszeniert, ohne dass die simple Geschichte der Spannung Abbruch tun würde. Ein Grund dafür ist die Einführung vielfältiger Figuren, darunter dem quirligen Teek, selbst nur eine Variation der Ewoks, und der Dathomir-Hexe Charal. Anders als die offiziellen Kinofilme der "Star Wars"-Reihe scheint es bei den Ewoks weniger um die Macht und ihre dunklen Facetten zu gehen, als um hinlängliche Zauberkräfte und mystischen Nonsens. Hier versammeln sich Hexen und Zauberer in verwunschenen Wäldern und klassischen Ritterburgen – zugegeben erinnert "The Battle for Endor" meist eher an "The Lord of the Rings" als an "Star Wars" (immerhin wird hier gar einem magischen Ring Bedeutung zuteil). Wirklich plausibel erscheint die Welt, in der beide TV-Filme angesiedelt sind, gegenüber Episode VI ohnehin nicht: Zwar verstehen sich die Ewok-Abenteuer augenscheinlich als souveräne und einer inneren Logik folgende Ableger, betonen gleichzeitig jedoch immer auch die Verwandtschaft mit "Star Wars". Die Unausgegorenheit des gesamten Projekts kann deshalb auch das Sequel nicht überdecken, wenngleich es als solide Familienunterhaltung ganz gut gefallen mag.

55%

August 20, 2007

Retro: THE EWOK ADVENTURE (1984)

Ewoks, das sind kleine pelzige Bären, die es sich auf dem Mond Endor gemütlich gemacht haben. Sie leben in gigantischen Baumkronhütten, feiern gern ausgelassene Familienfeste und stellen sich auch selbstlos in Dienst der Rebellen. So geschehen in Richard Marquands "The Return of the Jedi", dem seinerzeit letzten Film der "Star Wars"-Saga, wo die kleinen Racker an der Seite von Han Solo, Prinzessin Leia, Chewbacca, R2D2 und C3PO gegen allerlei imperiale Sturmtruppen und ST-ATs ins Feld zogen, um die Pläne des Imperators Palpatine zu durchkreuzen. Dieser ließ auf Endor einen zweiten Todesstern samt intergalaktischem Schutzschild errichten, den die Allianz unter Mithilfe Lando Calrissians schließlich jedoch zerstören konnte. Und wären da nicht die kuscheligen Ewoks gewesen, so hätte es mit dem Universum wohl kein allzu gutes Ende genommen.

Seit jeher stand dem der Vorwurf voran, dass Lucas jene allein des kommerziellen Kalküls wegen in die letzte Episode integriert habe, um die Merchandising-Kuh noch ausgiebiger melken zu können. Hinsichtlich des Films ließe sich das mit dem Einwand abwenden, die Ewoks als notwendiges Pendant zum düsteren, epischen Parallelstrang um den Vater-Sohn-Konflikt zwischen Darth Vader und Luke Skywalker einzusetzen, sodass sie mit etwas kindlichem Humor die zahlreichen Kriegsszenen hätten ausgleichen können – immerhin sollte auch "The Return of the Jedi" trotz seiner Dramatik noch als familienfreundliches Abenteuer bestehen. Das schon kurz nach der internationalen Kinoauswertung von Episode VI in Produktion befindliche ABC-Spin Off "The Ewok Adventure" (Caravan of Courage) wies indes doch darauf hin, dass Lucas eine gewinnbringende Vermarktung der Pelztierchen im Sinn gehabt haben dürfte.

Der TV-Film erwies sich als enormer Quotenerfolg und wurde vielerorts, auch hierzulande, sogar ins Kino gebracht. Die Verwandtschaft zum "Star Wars"-Universum galt dabei offensichtlich als vorausgesetzt, explizit warben die Produzenten nämlich nicht mit den Verweisen zur Kinoserie (was sich mittlerweile geändert hat: auf der DVD prangt das bekannte SW-Logo ober- und unterhalb des Titels). Tatsächlich halten sich die Ähnlichkeiten auch so stark in Grenzen, dass eine derartige Vermarktung irreführend gewesen wäre. Denn obwohl das gesamte Interieur des Films mit allen Lebewesen und Orten offiziell dem ‚Canon’ der Saga zugerechnet wird, erinnert nur noch sehr wenig an die Episoden IV-VI, darunter die orangefarbenen Fluganzüge, Laserkanonen und das von Peter Bernstein stark variierte, aber immer noch erkennbare Ewoks-Motiv aus der ursprünglichen Feder John Williams’.

Bedauerlicherweise gelingt es der TV-Produktion nicht einmal die äußere Kontinuität zu "The Return of the Jedi" herzustellen. Nicht nur hausen die Ewoks nunmehr in einfachen Zelten auf dem Boden (statt der wundervollen Häuschen in den Bäumen), sie scheinen mittlerweile auch kaum noch Probleme mit Basic, der Allgemeinsprache, zu haben – obwohl der Film inhaltlich vor Episode VI angesiedelt ist. Die Unterschiede zu den Kinofilmen machen sich insbesondere aufgrund des geringen Budgets negativ bemerkbar, im direkten Vergleich wirkt die Ausstattung in "The Ewok Adventure" geradezu profan. Hauptsächlich müssen die Wälder als Kulissen dienen, ansonsten schiebt sich hier und da mal ein zugegeben schickes, aber eben doch immer erkennbares Matte-Painting ins Bild. Obwohl die visuellen Effekte auf das Konto von ILM gehen und sogar mit einem Emmy prämiert wurden, liegen sie weit hinter dem Produktionsstandard der Zeit, mitunter selbst für ihre TV-Verhältnisse. Die kantigen Stop Motion-Einlagen könnten gestriger nicht sein, besitzen hingegen aber auch keinerlei Charme. Spinnen aus Pappmaché und einfachste Rückprojektionstricks verlangen dem "Star Wars"-Fan zusätzlich einiges ab.

Richtig gehend ärgerlich geriet der Film allerdings nicht aufgrund seiner formalen Unzulänglichkeiten, sondern weil er weder als externes Bindeglied zwischen den Episoden – es werden nicht einmal minimale Verweise zu den Handlungssträngen der Kinoserie gefädelt –, noch als eigenständiger Beitrag innerhalb des "Star Wars"-Universums dient. Stattdessen geht es in der Aufmachung eines biederen Kindermärchens, sogar ein redundanter Voice Over führt durchs Geschehen (getreu dem Motto: Großvater, erzähl uns doch bitte noch eine Geschichte vor dem Schlafengehen), lediglich darum, wie Wicket (im Kostüm steckt abermals Warwick Davis) und seine Freunde die Eltern von Cindel und Mace (deren steifes Spiel selbst unter TV-Soap-Niveau liegt) aus den Klauen des Bergriesen Gorax’ befreien. Dabei wird die Handlung mit zahlreichen sinnlosen Fülleffekten gestreckt, nur damit die Ewoks und mit ihnen die wiedervereinte Menschenfamilie zuletzt wie unter Drogeneinfluss im Zelt umhertanzen dürfen. Wenn dann der Erzähler den Zuschauer noch mit Weisheiten erdrückt ("Nun erfreuen sich alle wieder an den einfachen Dingen des Lebens"), wird selbst der härteste "Star Wars"-Liebhaber passen müssen: Für sich genommen können die Ewoks dann doch ganz schön anstrengend sein.

30%

August 17, 2007

TV: Fernsehtipps vom 18.08. - 24.08.07

Samstag, 18.08.

22:15 Uhr – „Sudden Death“ (RTL)

Launiges „Die Hard“-Rip-Off aus der Trickkiste.

22:25 Uhr – „Final Destination“ (Pro7)

Einer der besseren Vertreter der Post-„Scream“-Ableger. Spielt gekonnt mit den Erwartungen, kann das anfänglich geäußerte Interesse an seinen Figuren zugunsten manch effekthascherischer Einlage aber leider nicht einhalten.

0:20 Uhr – „Enthüllung“ (ZDF)

Sex mit Michael Douglas ist an und für sich ja bereits eine ziemliche Horrorvorstellung. Das ganze auf einem Bürostuhl mit der Ganzkörper-geupdateten Demi Moore indes kann dann nur noch der geschmacklose Gipfel sein.

Sonntag, 19.08.

14:50 Uhr – „Supergirl“ (K1)

Feiner Trash für Schwuppen, denen „Superman“ noch nicht plüschig genug war.

22:00 Uhr – „Final Destination 2“ (Pro7)

Komplett absurdes, gänzlich unlogisch konstruiertes Teenie-Gemetzel, das über enormes Unterhaltungspotential verfügt.

23:45 Uhr – „Vertigo“ (VOX)

Der komplexeste, gefühlvollste, beste Hitchcock. Bahn- brechendes Meisterwerk.

0:00 Uhr – „Mortuary“ (Pro7)

Haushoch verquaster Genremix, der als unernstes Hooper-Vehikel jedoch schon wieder Spaß bereiten kann.

0:15 Uhr – „Im Vorhof der Hölle“ (NDR)

Von Cops, Gangstern und Machos. Chauvi-Gefasel im Dauertakt.

Montag, 20.08.

20:15 Uhr – „Last Action Hero“ (SAT.1)

Stellt seine Selbstironie zwar reichlich zur Schau, geht als augenzwinkernde Buddy-Komödie aber in Ordnung.

Dienstag, 21.08.

0:00 Uhr – „Blow Up“ (SWR)

Der Film zur Objektivitätsphilosophie. Antonionis Studie über die upcoming Seventies ist unbestritten dated, aber noch immer hoch spannend.

0:35 Uhr – „Der Stadtneurotiker“ (ARD)

Wie alle Allen-Filme nett und beschwingt, witzig und melancholisch, aber auch nur halb so originell wie es das Feuilleton manches Mal wahrhaben möchte.

Mittwoch, 22.08.

20:15 Uhr – „Girl, Interrupted“ (K1)

Eine reine Ansammlung weibischer Hysterie, voll von Over- Acting.

22:40 Uhr – „Bound“ (K1)

Offenbar ein subtiler Themenabend der Kabel 1schen-Art.

Donnerstag, 23.08.

20:15 Uhr – „Verrückt nach Mary“ (VOX)

Wirkt jetzt schon ziemlich gestrig. Nicht unwitzig, aber von Nachhaltigkeit kann bei den Blödeleien keine Rede sein.

22:30 Uhr – „Scream 3“ (VOX)

Unterschätzter, ironischer Abschluss der postmodernen Trilogie, der weitaus cleverer ist als er es selbst womöglich weiß.

22:45 Uhr – „Monster’s Ball“ (ARD)

Marc Forsters verlogene Rassismus-Predigt, die so naiv wie blödsinnig ist.

Freitag, 24.08.

0:15 Uhr – „Der Pate von Greenwich Village“ (Tele5)

Ziemlich pfiffiger Gangster-Film mit einem noch unver- brauchten Eric Roberts.

2:25 Uhr – „König der Fischer“ (K1)

Nur eine von Jeff Bridges’ vielen schauspielerischen Meisterleistungen.

August 16, 2007

Retro: BIG TOP PEE-WEE (1988)

Das betuliche Vorstadtleben hat Pee-wee Herman (Paul Reubens) aufgegeben, er lebt nunmehr zurückgezogen auf einer Farm mit zahlreichen Tieren und einem botanischen Garten, in dem er mithilfe obskurer Substanzen u.a. Hot Dog-Bäume züchtet. Die Ortsansässigen scheinen von Pee-wees Anwesenheit jedoch ungleich weniger begeistert als seine Lunch-Freundin Winnie (Penelope Ann Miller), was sich auch mit dem Einzug eines großen Zirkusvereins unter Leitung von Mace Montana (Kris Kristofferson) nicht ändert: Nachdem ein großer Sturm über den Bauernhof zog, tummeln sich auf Pee-wees Farm nicht nur seltsame Wolfsjungen, Hermaphroditen und Winzlinge, sondern auch die italienische Schönheit Gina (Valeria Golino), die schnell das Herz des verträumten Einsiedlers gewinnt.

Was ist nur aus Pee-wee Herman geworden, jenem kindlich-naiven Frechdachs, der nie um eine schlüpfrige Doppeldeutigkeit verlegen war, der als selbst bestimmter Außenseiter die Welt entdeckte und all ihre grotesken wie auch liebenswerten Auswüchse stets mit herrlicher Beschränktheit zu kommentieren wusste? Der quirlige Pee-wee, wie man ihn aus Tim Burtons absurd-irrem Road Movie in wohliger Erinnerung hatte, ist leider einem biederen Langweiler gewichen. Das mag zwar konsequent erscheinen – wenn "Pee-wee's Big Adventure" von der Selbstsuche des Helden erzählte, berichtet "Big Top Pee-wee" folgerichtig davon, wie sich der Komiker nach seiner Initiation zurechtfindet – bricht indes aber mit dem sorgfältig nicht nur in Burtons Film, sondern auch den CBS-Specials "The Pee-wee Herman Show" und der TV-Serie "Pee-wee's Playhouse" entwickelten Konzept der Figur.

Denn die Fortsetzung des Kinohits wirft sämtliche Prinzipien über Bord, die wesentlicher Teil des Pee-wee-Konstrukts sein dürften. Reubens hat seinem Alter Ego die Asexualität krampfhaft ausgetrieben und versucht stattdessen überaus angestrengt, ihn zum Mittelpunkt einer Dreiecksbeziehung zu (v)erklären. Pee-wee Herman muss sich zwischen zwei Frauen, einer Brünetten und einer Blonden, entscheiden – das ist tatsächlich das Grundgerüst der Handlung. Wer oder was auch immer Reubens zu diesem braven Drehbuch getrieben haben mag, nichts von all dem entspricht der Figur, die mit ihrem androgynen Rougegesicht zuvor noch jeder sexuellen Annäherung mit exaltierter Komik entwichen ist. Gerade der in seiner eigenen Welt aus schrillem Spielzeug und gehörigem Realitätsverlust lebende Pee-wee als niedlich-doofer und vor allem gänzlich unschuldiger Außenseiter soll nun den Frauen hinterher trachten und nichts anderes im Sinn haben, als italienische Männerträume am reißenden Flussquell zu vernaschen?

An und für sich könnte man diese Wandlung vom Jungen, der nicht erwachsen werden möchte, hin zum biederen Herzensbrecher noch annehmen, würde damit nicht gleichzeitig auch jeder Witz flöten gehen. Die scharfsinnige Ironie, die sich in "Pee-wee's Big Adventure" besonders daraus ergab, dass die Figur ihr reales Umfeld mit herrlich irrealer Verschrobenheit wahrnahm, vermisst man nun erst recht, da sich Pee-wee mehr und mehr normativen Gesetzmäßigkeiten unterordnet und somit jeglichen anarchischen oder zumindest rebellischen Geist im Keim erstickt. Der Humor wirkt entsprechend konserviert, nie bissig, kaum zweideutig und nur selten so sympathisch albern, wie noch in der Fernsehserie oder dem ersten Kinofilm. Selbst die Slapstick-Einlagen scheinen verkrampft und einfallslos, obwohl der Zirkus-Kontext diesbezüglich ausreichend dankbares Potential liefert. Reubens zeigt überdies deutliche Ermüdungserscheinungen, immerhin sind einige Jahre vergangen, seit er Pee-wee das erste Mal über die Stand Up-Bühnen des Landes watscheln ließ.

Lediglich Danny Elfmans treibender und wie schon zuvor jede Bewegung betonender Score erinnert noch an Burtons Vorgänger, doch selbst hier gehen dem Soundtrack manches Mal die Ideen aus – nicht selten wirkt Elfmans Musik wie ein orchestrales Kauderwelsch, das die eingängigen Nino Rota-Melodien aus "Pee-wee's Big Adventure" nur unterschwellig aufgreift. Positiv in Erinnerung bleibt nur die kurze beschwingte Musical-Einlage zum Ende, die als eingeschobenes Film-Finale aber mehr kläglich denn spektakulär ausfällt. Erhebliche Schuld daran, dass "Big Top Pee-wee" letztlich ein großes Debakel darstellt, trägt jedoch Regisseur Randal Kleiser, der mit "Grease" und dem Trashklassiker "The Blue Lagoon" zumindest zwei Kassenschlager vorweisen kann (letzterer wird bemüht selbstironisch zu parodieren versucht, obwohl "Top Secret!" das schon wesentlich komischer hinbekam). Kleiser weiß einfach nicht mit der Figur umzugehen, für absurden Humor hat der Mann weder Gespür noch Elan, und einen Draht zu Reubens scheint er anders als Burton auch nicht gefunden zu haben. Überhaupt: Gar nicht auszudenken wie wunderbar dieser Film sein könnte, wenn sich nur jemand mit dem gleichen Faible fürs Andere daran versucht hätte. Oder wenigstens überhaupt irgendeinem Faible.

40%

August 15, 2007

Filmrätselstöckchen #172

Hier galt es "Fargo" zu erkennen, drum geht es an dieser Stelle um 15:45 Uhr weiter. Draufklicken, um zu vergrößern.


Tipp1: Nominiert für drei Oscars.

Tipp2: Man kann grob gefächert sagen, dass der Film als Teil einer inoffiziellen Trilogie angesehen werden darf, zu der auch "Ed Wood" und "Shadow of the Vampire" gehören.

Und des Rätsels Lösung: "Gods and Monsters". Gewusst hat's enk und bei ihm geht es dann um 17 Uhr auch weiter.

August 14, 2007

Kino: DISTURBIA

In diesen Tagen darf man als Zuschauer hautnah dabei sein, wenn ein neuer Hollywood-Star gemacht wird. Nachdem er zuletzt kleinere Rollen in "I, Robot" und "Constantine" zum Besten gab, genießt der 21jährige Shia LaBeouf derzeit einen fixen Ruhm unter den Fittichen von Steven Spielberg. Dessen Dreamworks-Logo ziert nicht nur die Kinoposter des Michael Bay-Roboterfilms "Transformers", sondern steht auch dem inoffiziellen "Rear Window"-Remake "Disturbia" voran. In beiden Filmen spielt LaBeouf die Hauptrolle, bevor er demnächst als Sohn von Harrison Ford im vierten "Indiana Jones" zugegen sein wird – inszeniert natürlich von Steven Spielberg.

Es ist ein Vater-Sohn-Tag wie er im Buche steht, doch auf dem Rückweg vom Angelausflug geschieht ein tragischer Autounfall, bei dem Kales Vater ums Leben kommt. Ein Jahr später hat der 17jährige noch immer mit Wutausbrüchen zu kämpfen, bis ihn sein Aggressionsverhalten mit dem Gesetz in Konflikt bringt: Weil er seinen Spanischlehrer ins Gesicht geschlagen hat, wird Kale von einem Jugendgericht zu dreimonatigem Hausarrest verurteilt. Ein elektronisches Band am Schienbein schlägt unmittelbar Alarm, sollte der Junge den Garten seines Hauses verlassen. Drum beginnt er bald das Beste aus seiner Situation zu machen und observiert samt Fernglas und Videokameras seine Nachbarschaft. Das sorgt mit der neu zugezogenen Ashley (Sara Roemer) anfangs für sonnige Aus- und Einblicke, bis Kale bei dem seltsamen Mr. Turner (David Morse) einen Mord zu beobachten glaubt.

LaBeouf also übernimmt den Jimmy Stewart-Part. Und während er bei "Transformers" kaum zu mehr imstande schien, als wild gestikulierend und somit nicht selten überaus anstrengend zwischen riesigen Robotern herumzuwirbeln, ist dem Shootingstar in "Disturbia" gnädigerweise der ein oder andere Ruhemoment vergönnt. Den Zappelphilipp gibt LaBeouf hier als pubertärer Nintendo-Spieler zwar auch zu genüge, im Gegensatz zu seiner Rolle im Bay-Kracher aber darf er auch mal manch Zwischenton pfeifen. Was wichtig ist: Als einzige Identifikationsfigur trägt er den Film auf seinen Schultern – "Disturbia" steht und fällt mit seinem niedlich ins Licht gerückten Hauptdarsteller. Wem LaBeoufs Gehampel deshalb schon jetzt auf die Nerven geht, der sollte um diesen Teen-Thriller lieber gleich einen großen Bogen machen.

Dabei ist das ganze eine vorzügliche Alternative zum Big Budget-Terror des Kinosommers. "Disturbia" ist zwar ganz sicher nicht minder kalkuliert – Spielbergs Vorort-Fetischismus trifft auf seichten PG-13-Horror – und zweifellos ziemlich brav, wenn der Teenschwarm erst den bösen Mörder von nebenan, dann das knapp bekleidete Objekt der Begierde dingfest machen will. Und doch gefällt D.J. Carusos Thriller eben gerade aufgrund dieser etwas zugeknöpften Prämisse in Zeiten zwar immer bluttriefender, aber ebenso auch infantiler erscheinenden Gornos und Torture-Porns (so die höchst originellen Bezeichnungen für das Kinophänomen um "Hostel" und Co.).

LaBeouf ist mehr als souverän als etwas doofer, aber sympathischer Nachbarsjunge, und meistert den Film problemlos über seine knapp zwei Stunden Laufzeit hinweg. Da hätte es der unnötig als Mutter besetzten Carrie-Anne Moss gar nicht bedurft, sie sieht neben dem grimmig dreinschauenden, aber doch erstaunlich guten David Morse ohnehin ein wenig zu edel aus. Dass die Geschichte insgesamt natürlich so vorhersehbar wie unoriginell ist, trüben einige pfiffige Ideen und ziemlich routiniert inszenierte Spannungsmomente. Und wenn die Teens mit Camcorder, Photohandy und Web 2.0-Kenntnissen auf Killerjagd gehen, dann wird das Versprechen eines modischen Hitchcock- Updates zumindest einmal wörtlich genommen. Das ist ja auch schon mal was.

65% - für: DAS MANIFEST

August 12, 2007

News: SWEENEY TODD - erstes Photo

Gerade erst ging das Poster online, nun endlich das erste Szenenphoto aus Tim Burtons "Sweeney Todd"!

August 11, 2007

Filmrätselstöckchen #129

Nachdem ich bei Cleric zu meinem Entsetzen "Irréversible" erraten habe, geht's um 17:45 Uhr hier weiter. Näheres siehe unten. Ich hoffe dieses Mal ist es nicht so leicht, obwohl der Film sogar noch bekannter sein dürfte.


1. Tipp: Nominiert für 10 Oscars.

Richtig ist natürlich der großartige Film "Cabaret". Gelöst hat es der Tomalak und bei ihm geht es dann folglich auch weiter - um 18:50 Uhr.

Filmrätselstöckchen #127

Bei Sarge hieß es "The Thing" zu erraten, drum geht es hier um 16 Uhr weiter. In Abständen von 15 Minuten wird je ein Filmbild gepostet, bis dann nach drei Bildern - sofern es noch nicht gelöst sein sollte - Tipps zum Ziel führen werden. Es wird allerdings nicht besonders schwer. Die Rätsel-History gibt es hier nachzulesen.

Master Cleric hat des Rätsels Lösung gewusst, natürlich Luis Bunuels "Belle de jour". Weiter geht's dann bei ihm, wenn die Mittagsflaute vorüber ist. ;)

News: EASTERN PROMISES Poster

Nachdem kürzlich der erste Trailer zum neuen David Cronenberg-Film erschienen ist, gibt es nun auch das erste Poster zu bestaunen.

August 10, 2007

TV: Fernsehtipps vom 11.08. - 17.08.07

Samstag, 11.08.

22:00 Uhr – „Sin Eater“ (RTL)

…den Heath Ledger wohl gern aus seiner Filmographie verbannt wissen möchte.

23:50 Uhr – „Ghost Ship“ (ZDF)

Nach dem mit hemmungslosem CGI-Gore überfrachteten Opening kann man getrost abschalten. Könnte allerdings gekürzt laufen.

0:00 Uhr – „Blutweihe“ (Tele5)

Prominent besetzter und überaus blutiger Slasher, allerdings stinklangweilig und garantiert ideenfrei.

Sonntag, 12.08.

11:00 Uhr – „Ariane – Liebe am Nachmittag“ (MDR)

20:40 Uhr – „Gandhi“ (Arte)

Um es mit den Worten von Joey Potter zu sagen: „Wie kann man einem Film den Oscar geben, den man nicht einmal bis zu Ende durchhält?“.

22:20 Uhr – „Collateral Damage“ (Pro7)

Einer der schlechtesten Schwarzenegger-Filme, lahm inszeniert und ideologisch nicht gerade unbedenklich.

Montag, 13.08.

23:15 Uhr – „Das Mädchen Irma la Douce“ (SWR)

Hinreißend vulgäre Komödie, ein wahres Wilder- Kabinettstückchen. Nur das etwas orientierungslose Ende trübt den Gesamteindruck.

23:40 Uhr – „Das Tier 2“ (Das Vierte)

Fortsetzung zum Joe Dante-Hit, die jedoch den ironischen Biss seines Vorgängers durch hinlängliche Genremuster und koketten Humor ersetzt.

Dienstag, 14.08.

20:15 Uhr – „Die nackte Kanone“ (K1)

Pfiffig und treffsicher, aber irgendwie ist der Film mittlerweile auch seine eigene Parodie.

1:20 Uhr – „Begierde“ (NDR)

Tony Scotts visuell verkitschte Heterofantasie über Lieben und Leben erotischer Vampire. Ziemlich dated.

Donnerstag, 15.08.

14:30 Uhr – „Nummer 5 lebt!“ (MDR)

Hat seine Zeit nicht unbeschadet überstanden, ich halte ihm aus reiner nostalgischer Verklärung dennoch die Stange.

20:15 Uhr – „Mrs. Doubtfire“ (VOX)

In seinen besten Momenten heiter und liebenswert, wird die Fummelkomödie meist durch grausame Familiensülze verfremdet. Sally Field = Brechmittel

3:15 Uhr – „Scream 2“ (VOX)

Schwächeres, aber immer noch verdammt cleveres Sequel. Mit unfassbarem Tempo inszeniert, verwehrt nur das konstruierte Ende auch diesem Teil den Status eines modernen Genreklassikers.

Freitag, 17.08.

23:55 Uhr – „Universal Soldier“ (RTL2)

Schlecht und holprig in Szene gesetzte Dauerklopperei, bei der sich Van Damme und Lundgren an unfreiwilliger Komik gegenseitig zu überbieten versuchen. Der aufgesetzte Pseudoernst des ganzen tut da sein übriges – typischer Emmerich-Käse. Cut.

1:40 Uhr – „Assault – Anschlag bei Nacht“ (Tele5)

Auch wenn Carpenter formal nicht an „Rio Bravo“ anknüpfen kann, gehört seine verdichtete Western-Hommage zu den reizvollsten Genrefilmen der 70er.