Disney, Marvel oder Star Wars, welche Marke hat 2019 am meisten genervt? Wie jedes Jahr habe ich meine 10 schlimmsten filmischen Erfahrungen für Moviepilot aufgeschrieben.
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Dezember 23, 2019
März 26, 2014
Kino: HER
Wird es hier, in einer Geschichte um einen zerstreuten Mann und seine Suche nach Liebe, Sex mit einem Computerprogramm geben? Nicht virtuellen Sex mit einem anderen Menschen, sondern tatsächlich mit einer künstlichen Intelligenz? Und wird diese Idee so inszeniert sein, dass an die Liebe zwischen Mensch und "operierendem System" nicht nur ironische Bedingungen gestellt werden? Der Lächerlichkeit sollen Theodore (Joaquin Phoenix mit Schnauzer) und die Geselligkeitssoftware Samantha (gesprochen von Scarlett Johansson) in jener Szene, in der sie schließlich sehr eng zusammenkommen, wahrscheinlich nicht preisgegeben werden. Weshalb der Film diesen Schlüsselmoment, in dem eine ungewöhnliche, aber bestimmt nicht unwahrscheinliche Beziehung auf ihre realen Möglichkeiten überprüft wird, wohl auch prophylaktisch in ein Schwarzbild rückt. [...]
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Oktober 03, 2013
Kino: RUSH
Die gleichermaßen von Missgunst und aufrichtiger Zuneigung geprägte Beziehung der beiden legendären Rennfahrerrivalen James Hunt und Niki Lauda mag wie maßgeschneiderter Hollywoodstoff erscheinen. "Rush – Alles für den Sieg" jedoch ist eine europäische Koproduktion, die sich ausgerechnet in den Händen des Schmalzfilmemachers Ron Howard als mitreißendes Nostalgiekino erweist. [...]
November 20, 2012
Kino: DEADFALL / COLD BLOOD
Thanksgiving in Detroit, Michigan. Schneetreiben, eisige Kälte, endlose Wälder. Mittendrin ein kriminelles Geschwisterpaar auf der Flucht vor der Polizei. Die Liebe für klassisches Genrekino hat den österreichischen Regisseur Stefan Ruzowitzky nach Hollywood verschlagen, wo er infolge seines Oscar-Gewinners "Die Fälscher" einen uramerikanischen Neo-Western inszenierte. [...]
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November 30, 2011
Kino: IN TIME
Zeit ist Geld, diese Redewendung erfährt im neuen Film von Andrew Niccol eine ganz neue Bedeutung. Der Sci-Fi-Thriller "In Time – Deine Zeit läuft ab" beschreibt, wie Menschen aufgrund einer genetischen Veränderung im Alter von 25 aufhören zu altern. Ein rückwärts laufender Timecode aktiviert sich auf ihrem Unterarm und erinnert fortlaufend daran, dass das letzte Lebensjahr begonnen hat. Ist die neongrüne Uhr auf der Haut erst einmal heruntergezählt, schaltet sich der Körper von einem Moment zum nächsten einfach ab. Keine Zeit, kein Leben.
Einzig den Wohlhabenden der Gesellschaft jenseits der Ghetto-Timezones ist Unsterblichkeit vergönnt. Sie handeln mit Zeit, erkaufen und verwalten sie. Ihre Lebensuhren laufen zwar ebenfalls rückwärts, werden jedoch regelmäßig um Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte erweitert – wie Geld, das sich auf Konten anhäuft. Zeit also ist kein selbstverständlich verfügbares, allgemeines Gut mehr, sondern eine lebensverlängernde und –sichernde Ware, die Macht und Stärke symbolisiert. Und wer nicht Acht gibt auf seinen Timecode, der kann auch einfach seiner Lebenszeit beraubt werden, durch Auf- bzw. Entladung per Armberührung.
Diese phantastische Prämisse, die in ihrem technisch-biologischen und sozialen Prinzip an die futuristischen Ideen eines Philip K. Dick erinnert, ist zweifellos interessant genug, um aus ihr einen mitreißenden und klugen Science-Fiction-Film zu entwickeln. Mitreißend ist "In Time" dann auch über weite Strecken, nur an der Ableitung tiefer gehender Gedanken, vielschichtiger Überlegungen oder profunder Schlüsse aus seiner Idee ist der Film wenig interessiert. Das ist sicherlich verschmerzbar, aber auch insofern eine Enttäuschung, als Niccol ebendies mit seinem Regiedebüt, dem Biopunk-Sci-Fi-Drama "Gattaca", vor einigen Jahren noch wunderbar gelang.
Im Zentrum der Handlung steht Will (Justin Timberlake), ein einfacher Arbeiter aus dem Armenviertel, der stets am Limit seiner Zeit lebt: Sein tägliches Gehalt entscheidet, ob er auch den nächsten Morgen noch erleben wird. Als Will bei einem Feierabendbier (kostet etwa eine Stunde, bezahlt wird wie überall über einen Arm-Scanner) einem von kriminellen Zeiträubern bedrohten Fremden hilft, überlässt dieser ihm im Schlaf dessen gesamte Kapazität. Plötzlich verfügt Will nicht nur über 100 Jahre mehr Lebenszeit auf seinem Timecode, sondern muss auch erklären, warum der von ihm gerettete Mann nun tot unter einer Brücke liegt.
Während der Wohlhabende wider Willen sein Vermögen erst einmal dazu nutzt, das durch hohe Grenzgebühren abgeriegelte Ghetto zu verlassen und Lebensjahre im Casino zu verschleudern, sind ihm die so genannten Timekeeper (angeführt vom wie immer unfassbar charismatischen Cillian Murphy) auf den Fersen – eine Quasipolizei, die die bestehenden Ungleichheiten aufrecht erhält. Als man Will des Mordes am unbekannten Zeitspender bezichtigt, kidnappt er die vermögende Despotentochter Sylvia (Amanda Seyfried) und startet eine halsbrecherische Vergeltungstour gegen das Zweiklassensystem.
Die Idee ist stark und sie trägt den Film. Dass Niccol sie bestenfalls für eine recht platte und abgehangene Kapitalismuskritik bemüht, dem aktuellen Gesinnungstrend aus weltweiten Bürgerprotesten gegen die "Diktatur der Finanzmärkte" nur allzu dienlich, schadet "In Time" als Unterhaltungsfilm nicht. Der Verzicht auf eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema (ein derartiges System wie das im Film dargestellte kann eigentlich keine zivilisierte Gesellschaftsordnung mehr zulassen) ermöglicht natürlich die Fokussierung auf einen genretypischen Road-Movie-Plot und dessen unverzichtbarer Liebesgeschichte.
Timberlake und Seyfried bilden ein charmantes Paar (wie sie einmal, ganz uneitel, auch selbst im Film feststellen), werden allerdings beide von Niccols Drehbuch in entscheidenden Momenten im Stich gelassen: Ihre schlussendliche Auflehnung gegen die herrschenden Zustände erscheint schlicht vollkommen unmotiviert. Timberlakes Figur entwickelt sich im Laufe der Handlung aus unerklärlichen Gründen zum Robin Hood, während Seyfrieds plötzlicher Ausbruch aus dem Establishment (nach ihrer Entführung!) mit keiner Silbe oder Geste begründet wird.
Freunde so genannter Logik werden da im Kohärenzabgleichen noch über ganz andere Ungereimtheiten stoßen (nicht einmal die Hälfte der Besetzung geht äußerlich noch als 25jährig durch), und Probleme im Timing des stets auf die Tube drückenden und etwas zu sehr auf vordergründige Plotentwicklung abzielenden "In Time" fallen zusätzlich ins Gewicht. Unterm Strich ist das alles andere als ein schlechter Film, aber seine Zeit-Metapher gedanklich weiterzuspinnen ist letztlich irgendwie reizvoller, als deren eigentlicher Umsetzung zuzuschauen.
50% - erschienen bei: gamona
August 24, 2011
Kino: COWBOYS & ALIENS
Seit der Western nicht mehr ist, bemühen sich gelegentliche Wiederbelebungsversuche und neue Spielarten um eine angemessene Erbschaft des ältesten aller Kinogenres. Nach langer Zeit verhalf "True Grit", der Gebrüder Coen unerwarteter Blockbuster, dem Western im vergangenen Jahr zu einem Überraschungserfolg, der ein neues Interesse am Mythos zu generieren schien. Welch findiger Einfall, genau jenes nun auch noch mit dem aktuellen Alien-Boom zu verkleben. "Cowboys & Aliens", ein Science-Fiction-Western.
Solcherlei Genre-Mashups haben Hochkonjunktur. Allein in diesem Jahr starteten in deutschen Kinos Westernvariationen jedweder Couleur, kombiniert mit den Befindlichkeiten des Melodrams ("Winter’s Bone"), dem ruppigen Wesen des Roadmovies ("Drive Angry") oder der kindgerechten Ästhetik einer Animationskomödie ("Rango"). Auch vage Fusionen der Science-Fiction mit dem Western hat es bereits gegeben, nie aber kreuzte man so konkret zwei ihrer absoluten Archetypen, den Cowboy und die außerirdische Lebensform, um daraus einen Blockbuster zu schnitzen.
Den Grundstein für diese durchaus reizvolle Prämisse legte Scott Mitchell Rosenbergs gleichnamiger Comic von 1997, der bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Eine ganze Riege prominenter dicker Produzentenfische – u.a. Steven Spielberg, Ron Howard und Brian Grazer – witterte in der Vorlage ein veritables Geschäft. Jon Favreau, bekannt als einer der umgänglichsten Auftragsfilmer Hollywoods, empfahl sich mit seinen soliden "Iron Man"-Adaptionen für die Regie. Und so macht man dann Sommerhits.
Daniel Craig spielt in "Cowboys & Aliens" einen namenlosen Fremden, der ohne jede Erinnerung in das kleine Wüstenkaff Absolution gelangt. Dort wandert er erst einmal zügig ins Gefängnis, nachdem man ihn für einen gesuchten Goldräuber hält. Nicht nur seine unbekannte Identität, sondern auch eine seltsame Metallmanschette am Unterarm machen die geheimnisvolle Ella (ätzend: Olivia Wilde) auf den rüden Cowboy aufmerksam. Ehe Colonel Dolarhyde (Harrison Ford) sich jedoch der Sache annehmen kann, wird das Städtchen plötzlich von Raumschiffen attackiert.
Das Western-typisch urige Set-Up und die rasch ins Spiel gebrachten Figuren des überdurchschnittlichen Ensembles (in weiteren Rollen sind beispielsweise Paul Dano, Sam Rockwell und Clancy Brown zu sehen) verheißen gleich zu Beginn einen nicht uninteressanten Film. Inklusive des ersten Alien-Angriffs, bei dem die ahnungslosen Bewohner von langen Raumschifftentakeln in die Luft gezogen werden, ist das ein solides und sogar aufregendes Vergnügen, das sein Versprechen vom Genre-Mix vollends einzuhalten scheint.
Nach einer knappen halben Stunde allerdings zeigt sich, dass man im Vorspann zu Recht über insgesamt fünf Drehbuchautoren stolperte. Vollends planlos stolpert der Film nach seiner hübschen Exposition von einem dramaturgischen Loch ins nächste, nicht wissend, was er nun eigentlich gescheites mit der Western-Sci-Fi-Prämisse anstellen soll. Das ausnahmslos auf belanglose Konfrontationen zwischen eben Cowboys und Aliens ausgerichtete Script schlendert von Standard A zu Standard B und wieder zurück, ehe sich im betulichen Finale alle noch mal eins auf den Hut geben dürfen.
Zwar arbeitet der Film teils gekonnt mit klassischen Western-Versatzstücken (Craig als Fremder ohne Namen), um diese gemäß seiner Genremischung zu variieren (die Erinnerungs- lücken des Fremden als Folge einer Entführung durch Außerirdische), dennoch bleibt die Kombination bloße Behauptung. Aus ihr entsteht nicht wirklich etwas Neues, und die doch eigentlich so frische Genrefusion läuft nur auf bewährte Konventionen hinaus, was sich vor allem in einfallslos konzipierten Kämpfen und einem altbackenen Creature-Design niederschlägt.
Fehlende Akzente gehen freudlos Hand in Hand mit überraschend unterinszenierten Actionszenen, in denen Harrison Fords verlebte Gesten wie ein unfreiwilliger Kommentar zum kraftlosen Dahinsiechen des Films erscheinen. "Cowboys & Aliens" würden Ecken und Kanten weitaus besser stehen als seine spröde Gradlinigkeit, die sich in unspektakulären Pistolenduellen erschöpft. Wenn eine so unbenutzte Idee innerhalb von nur zwei Stunden zum ausgedienten Bierdeckeleinfall verkommt, haben die Sommerhittüftler irgendetwas gewaltig falsch gemacht.
30% - erschienen bei: gamona
Solcherlei Genre-Mashups haben Hochkonjunktur. Allein in diesem Jahr starteten in deutschen Kinos Westernvariationen jedweder Couleur, kombiniert mit den Befindlichkeiten des Melodrams ("Winter’s Bone"), dem ruppigen Wesen des Roadmovies ("Drive Angry") oder der kindgerechten Ästhetik einer Animationskomödie ("Rango"). Auch vage Fusionen der Science-Fiction mit dem Western hat es bereits gegeben, nie aber kreuzte man so konkret zwei ihrer absoluten Archetypen, den Cowboy und die außerirdische Lebensform, um daraus einen Blockbuster zu schnitzen.
Den Grundstein für diese durchaus reizvolle Prämisse legte Scott Mitchell Rosenbergs gleichnamiger Comic von 1997, der bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Eine ganze Riege prominenter dicker Produzentenfische – u.a. Steven Spielberg, Ron Howard und Brian Grazer – witterte in der Vorlage ein veritables Geschäft. Jon Favreau, bekannt als einer der umgänglichsten Auftragsfilmer Hollywoods, empfahl sich mit seinen soliden "Iron Man"-Adaptionen für die Regie. Und so macht man dann Sommerhits.
Daniel Craig spielt in "Cowboys & Aliens" einen namenlosen Fremden, der ohne jede Erinnerung in das kleine Wüstenkaff Absolution gelangt. Dort wandert er erst einmal zügig ins Gefängnis, nachdem man ihn für einen gesuchten Goldräuber hält. Nicht nur seine unbekannte Identität, sondern auch eine seltsame Metallmanschette am Unterarm machen die geheimnisvolle Ella (ätzend: Olivia Wilde) auf den rüden Cowboy aufmerksam. Ehe Colonel Dolarhyde (Harrison Ford) sich jedoch der Sache annehmen kann, wird das Städtchen plötzlich von Raumschiffen attackiert.
Das Western-typisch urige Set-Up und die rasch ins Spiel gebrachten Figuren des überdurchschnittlichen Ensembles (in weiteren Rollen sind beispielsweise Paul Dano, Sam Rockwell und Clancy Brown zu sehen) verheißen gleich zu Beginn einen nicht uninteressanten Film. Inklusive des ersten Alien-Angriffs, bei dem die ahnungslosen Bewohner von langen Raumschifftentakeln in die Luft gezogen werden, ist das ein solides und sogar aufregendes Vergnügen, das sein Versprechen vom Genre-Mix vollends einzuhalten scheint.
Nach einer knappen halben Stunde allerdings zeigt sich, dass man im Vorspann zu Recht über insgesamt fünf Drehbuchautoren stolperte. Vollends planlos stolpert der Film nach seiner hübschen Exposition von einem dramaturgischen Loch ins nächste, nicht wissend, was er nun eigentlich gescheites mit der Western-Sci-Fi-Prämisse anstellen soll. Das ausnahmslos auf belanglose Konfrontationen zwischen eben Cowboys und Aliens ausgerichtete Script schlendert von Standard A zu Standard B und wieder zurück, ehe sich im betulichen Finale alle noch mal eins auf den Hut geben dürfen.
Zwar arbeitet der Film teils gekonnt mit klassischen Western-Versatzstücken (Craig als Fremder ohne Namen), um diese gemäß seiner Genremischung zu variieren (die Erinnerungs- lücken des Fremden als Folge einer Entführung durch Außerirdische), dennoch bleibt die Kombination bloße Behauptung. Aus ihr entsteht nicht wirklich etwas Neues, und die doch eigentlich so frische Genrefusion läuft nur auf bewährte Konventionen hinaus, was sich vor allem in einfallslos konzipierten Kämpfen und einem altbackenen Creature-Design niederschlägt.
Fehlende Akzente gehen freudlos Hand in Hand mit überraschend unterinszenierten Actionszenen, in denen Harrison Fords verlebte Gesten wie ein unfreiwilliger Kommentar zum kraftlosen Dahinsiechen des Films erscheinen. "Cowboys & Aliens" würden Ecken und Kanten weitaus besser stehen als seine spröde Gradlinigkeit, die sich in unspektakulären Pistolenduellen erschöpft. Wenn eine so unbenutzte Idee innerhalb von nur zwei Stunden zum ausgedienten Bierdeckeleinfall verkommt, haben die Sommerhittüftler irgendetwas gewaltig falsch gemacht.
30% - erschienen bei: gamona
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Howard,
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Spielberg,
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Januar 20, 2011
Kino: THE NEXT THREE DAYS
Paul Haggis ist so etwas wie eine sichere Hollywoodbank, ein vertrauenswürdiger Routinier, der die an ihn gestellten Anforderungen erfüllt. Er hat sich als Regisseur und Autor den Respekt der Traumfabrik erspielt, weil er mit "L.A. Crash" gleich zwei unerwartete Oscars gewann. Seine Drehbücher sind gefragt, weil er ein Gespür dafür hat, was das Publikum sehen möchte ("Million Dollar Baby"), oder weil er ihnen wahlweise auch den letzten Schliff verpassen kann ("Casino Royale"). Und durch seinen öffentlichen Scientology-Ausstieg nach 35 Jahren Mitgliedschaft hat er sich auch ein persönliches Profil erarbeitet – Haggis, das findige Multitalent.
Der Preisregen über "L.A. Crash" sicherte dem Senkrecht- starter eine vorläufige Narrenfreiheit zu, nach der sich bereits seine zweite Regiearbeit, das rührige Kriegsdrama "Im Tal von Elah", als finanzieller Flop erweisen musste. Die neoliberale Konsenshaltung beider Filme zwischen politischem Stammtisch und verwässerndem Sentiment scheint jedoch erst einmal vom Tisch: Mit "72 Stunden – The Next Three Days" versucht sich Haggis im klassischen Genrekino, aber in den USA hat von dem Film wieder kein Mensch Notiz genommen. Dabei ist das Remakes des französischen Thrillers "Ohne Schuld" ("Pour Elle") bisher die solideste Arbeit des Regisseurs.
Alles beginnt ganz friedlich. John (Russell Crowe) und Lara (Elizabeth Banks) führen eine Ehe wie aus dem Bilderbuch. Sie haben einen Sohn, ein schönes Haus und begehrte Jobs. Sie gehen abends mit Freunden gut essen, haben anschließend leidenschaftlichen Sex und versichern sich ihre gegenseitige Liebe wie am ersten Tag. Diese Idylle jedoch endet auf einen Schlag: Kurz nachdem Lara eines Morgens einen seltsamen Blutfleck auf ihrem Mantel entdeckt, stürmt die Polizei das Haus und verhaftet die Ehefrau und Mutter wegen des Mordes an ihrer Chefin. Obwohl sie ihre Unschuld beteuert, wird Lara unter der erdrückenden Beweislast gegen sie angeklagt und schließlich verurteilt.
Um den schief hängenden Familiensegen wieder gerade zu rücken, sieht der Universitätslehrer John keine andere Möglichkeit, als seine Frau auf eigene Faust aus dem Gefängnis zu holen. Er trifft einen Ex-Knacki (Hollywoods derzeitige Allzweckwaffe Liam Neeson), der mehrere Ausbrüche hinter sich brachte und ihm einige wohlwollende Tipps auf den Weg gibt, beschafft sich auf fragwürdigem Weg Geld für seine rechtswidrige Rettungsaktion und ist bereit, alles aufzugeben, um Lara aus der Gefangenschaft zu befreien. Doch die Polizei droht hinter Johns Plan zu kommen, ehe er ihn überhaupt in die Tat umsetzen kann.
In seiner amerikanisierten Neuauflage des Stoffes setzt Haggis andere Akzente als Fred Cavayé in der Vorlage mit Diane Krüger, die hierzulande letztes Jahr lediglich auf DVD erschienen ist. Die verzweifelten Versuche des Ehemannes, einen Weg für die Freiheit seiner Frau zu finden, wurden in "Ohne Schuld" teils zu lustlosen Montagen verkürzt, während Haggis sie deutlicher ausspielt, den Fokus auf Suspense legt und nach klassischen Genreformeln arbeitet. "The Next Three Days" ist reißerischer als das eher schwerfällige Original, in vielerlei Hinsicht aber auch eine Korrektur des dramaturgisch eher ungeschickten französischen Thrillers.
Es erweist sich als raffinierter Schachzug, die Klärung der Schuldfrage ans Ende des Films zu verlegen. Dadurch generiert Haggis im Gegensatz zur Vorlage eine fiebrige Atmosphäre, die das Potenzial der Geschichte deutlicher ausschöpft und Russell Crowes verzweifelten Alleingang um einiges mitreißender gestaltet. Tatsächlich ist "The Next Three Days" ein ungemein spannender Film, ein Crowdpleaser gewiss, aber gut konstruiert und effektiv in Szene gesetzt. Bemerkenswert ist auch, dass er den Kampf des Antihelden um die Freiheit seiner Frau nicht gegen das vermeintliche Versagen von Polizei und Justiz ausspielt, sondern das Selbstjustizthema eher beiläufig verhandelt. An der Amoralität der Geschichte hegt Haggis ohnehin keinen Zweifel.
Sonst klebt das Remake trotz seiner Ausbesserungen jedoch sklavisch an der Geschichte und adaptiert sogar ganze Einstellungen des Originals. Komponist Danny Elfman übernimmt die treibenden elektronischen Beats der Vorlage, seine Musik aber ist wenig originell, unscheinbar und leider auch etwas dröge. Das größte Problem des Films ist sicherlich die mangelnde Glaubwürdigkeit des Drehbuchs im Umgang mit seinem zentralen Protagonisten, den Crowe zwar souverän und konzentriert spielt, der sich im Laufe der Handlung allerdings auf kaum nachvollziehbare Art vom tollpatschigen Lehrer zum Mastermind mausert.
Diese charakterliche Indifferenz mündet in einem auch formal entsprechend unausgegorenen Finale, das zwar vom französischen Original erheblich abweicht, allerdings vehement zu keinem Ende finden möchte. Da stehen dann melodramatische Momente neben komplett fehl platzierten Actionszenen, die das zuvor sorgfältig errichtete dramaturgische Gerüst fast zum einstürzen bringen. Haggis reiht potenziellen Schluss an potenziellen Schluss und meint es zuletzt dann doch ein wenig zu gut mit seiner Vorstellung von einer auserzählten Geschichte – auf den letzten Metern verliert sich "The Next Three Days" in platter Rührseligkeit und einer lapidar ans Publikum gerichteten Aufklärerhaltung, die für seinen Regisseur nur leider allzu typisch ist.
50% - erschienen bei: gamona
Der Preisregen über "L.A. Crash" sicherte dem Senkrecht- starter eine vorläufige Narrenfreiheit zu, nach der sich bereits seine zweite Regiearbeit, das rührige Kriegsdrama "Im Tal von Elah", als finanzieller Flop erweisen musste. Die neoliberale Konsenshaltung beider Filme zwischen politischem Stammtisch und verwässerndem Sentiment scheint jedoch erst einmal vom Tisch: Mit "72 Stunden – The Next Three Days" versucht sich Haggis im klassischen Genrekino, aber in den USA hat von dem Film wieder kein Mensch Notiz genommen. Dabei ist das Remakes des französischen Thrillers "Ohne Schuld" ("Pour Elle") bisher die solideste Arbeit des Regisseurs.
Alles beginnt ganz friedlich. John (Russell Crowe) und Lara (Elizabeth Banks) führen eine Ehe wie aus dem Bilderbuch. Sie haben einen Sohn, ein schönes Haus und begehrte Jobs. Sie gehen abends mit Freunden gut essen, haben anschließend leidenschaftlichen Sex und versichern sich ihre gegenseitige Liebe wie am ersten Tag. Diese Idylle jedoch endet auf einen Schlag: Kurz nachdem Lara eines Morgens einen seltsamen Blutfleck auf ihrem Mantel entdeckt, stürmt die Polizei das Haus und verhaftet die Ehefrau und Mutter wegen des Mordes an ihrer Chefin. Obwohl sie ihre Unschuld beteuert, wird Lara unter der erdrückenden Beweislast gegen sie angeklagt und schließlich verurteilt.
Um den schief hängenden Familiensegen wieder gerade zu rücken, sieht der Universitätslehrer John keine andere Möglichkeit, als seine Frau auf eigene Faust aus dem Gefängnis zu holen. Er trifft einen Ex-Knacki (Hollywoods derzeitige Allzweckwaffe Liam Neeson), der mehrere Ausbrüche hinter sich brachte und ihm einige wohlwollende Tipps auf den Weg gibt, beschafft sich auf fragwürdigem Weg Geld für seine rechtswidrige Rettungsaktion und ist bereit, alles aufzugeben, um Lara aus der Gefangenschaft zu befreien. Doch die Polizei droht hinter Johns Plan zu kommen, ehe er ihn überhaupt in die Tat umsetzen kann.
In seiner amerikanisierten Neuauflage des Stoffes setzt Haggis andere Akzente als Fred Cavayé in der Vorlage mit Diane Krüger, die hierzulande letztes Jahr lediglich auf DVD erschienen ist. Die verzweifelten Versuche des Ehemannes, einen Weg für die Freiheit seiner Frau zu finden, wurden in "Ohne Schuld" teils zu lustlosen Montagen verkürzt, während Haggis sie deutlicher ausspielt, den Fokus auf Suspense legt und nach klassischen Genreformeln arbeitet. "The Next Three Days" ist reißerischer als das eher schwerfällige Original, in vielerlei Hinsicht aber auch eine Korrektur des dramaturgisch eher ungeschickten französischen Thrillers.
Es erweist sich als raffinierter Schachzug, die Klärung der Schuldfrage ans Ende des Films zu verlegen. Dadurch generiert Haggis im Gegensatz zur Vorlage eine fiebrige Atmosphäre, die das Potenzial der Geschichte deutlicher ausschöpft und Russell Crowes verzweifelten Alleingang um einiges mitreißender gestaltet. Tatsächlich ist "The Next Three Days" ein ungemein spannender Film, ein Crowdpleaser gewiss, aber gut konstruiert und effektiv in Szene gesetzt. Bemerkenswert ist auch, dass er den Kampf des Antihelden um die Freiheit seiner Frau nicht gegen das vermeintliche Versagen von Polizei und Justiz ausspielt, sondern das Selbstjustizthema eher beiläufig verhandelt. An der Amoralität der Geschichte hegt Haggis ohnehin keinen Zweifel.
Sonst klebt das Remake trotz seiner Ausbesserungen jedoch sklavisch an der Geschichte und adaptiert sogar ganze Einstellungen des Originals. Komponist Danny Elfman übernimmt die treibenden elektronischen Beats der Vorlage, seine Musik aber ist wenig originell, unscheinbar und leider auch etwas dröge. Das größte Problem des Films ist sicherlich die mangelnde Glaubwürdigkeit des Drehbuchs im Umgang mit seinem zentralen Protagonisten, den Crowe zwar souverän und konzentriert spielt, der sich im Laufe der Handlung allerdings auf kaum nachvollziehbare Art vom tollpatschigen Lehrer zum Mastermind mausert.
Diese charakterliche Indifferenz mündet in einem auch formal entsprechend unausgegorenen Finale, das zwar vom französischen Original erheblich abweicht, allerdings vehement zu keinem Ende finden möchte. Da stehen dann melodramatische Momente neben komplett fehl platzierten Actionszenen, die das zuvor sorgfältig errichtete dramaturgische Gerüst fast zum einstürzen bringen. Haggis reiht potenziellen Schluss an potenziellen Schluss und meint es zuletzt dann doch ein wenig zu gut mit seiner Vorstellung von einer auserzählten Geschichte – auf den letzten Metern verliert sich "The Next Three Days" in platter Rührseligkeit und einer lapidar ans Publikum gerichteten Aufklärerhaltung, die für seinen Regisseur nur leider allzu typisch ist.
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