Juni 30, 2008

Juni 28, 2008

TV: Fernsehtipps vom 28.06. - 04.07.2008

Samstag, 28.06.

20:15 Uhr – Dragonheart (RTL)


Hübsch getrickst, dafür wurde an allen anderen Ecken gespart. Die lausige Ausstattung und lumpigen Kostüme sind zum Brüllen. Rob Cohen hält sich selbst übrigens für einen verkannten New Hollywood-Initiator (kein Witz).


22:10 Uhr – Ein Goldfisch an der Leine (ARD)

Harmlose, vergnügliche Screwball-Comedy mit einem unwiderstehlichen Rock Hudson. Von Hawks mehr als souverän in Szene gesetzt.

22:15 Uhr – Virus (RTL2)

Spaßiger Unterwasser-Trash mit Jamie Lee Curtis, High-Tech-Monster und einem zerflickten Donald Sutherland. Deswegen natürlich noch kein guter Film.

22:15 Uhr – Roter Drache (RTL)

Mäßig, aber zumindest effizienter als die stilistisch selbstgefällige Michael Mann-Version. Danny Elfmans Main Title ist großartig.

22:50 Uhr – Priscilla – Königin der Wüste (RBB)

Passend zum CSD: Die kunterbunte Schwulenparade mit grandiosen Kostümen.

22:55 Uhr – Die Klapperschlange (K1)

Carpenters Regie-Höhenflug: Ein unnachahmlicher Meilenstein des Genres.

5:05 Uhr – Popeye (RTL2)

Robert Altmans Riesendebakel im Nachtprogramm. Gigantisch gescheitert, steht in der Videothek neben Coppolas "One from the Heart".

Sonntag, 29.06.

20:15 Uhr – Wie ein einziger Tag (Pro7)

So toll wie den alle finden, scheine ich bislang tatsächlich was verpasst zu haben. Dabei ist der von Nick, dem schrecklichen Cassavetes-Nachkömmling.

22:30 Uhr – Dogma (Pro7)

Leidlich amüsante Blasphemie. Wahrscheinlich noch der beste Film von Kevin Smith.

Montag, 30.06.

20:15 Uhr – Matilda (SAT.1)

Niedliche Roald Dahl-Adaption von Danny DeVito. Wirklich ganz hübsch.

0:20 Uhr – Außer Atem (HR)

Der total wichtige Film, der mir trotzdem total unwichtig ist.

Dienstag, 01.07.

20:15 Uhr – Gefährliche Brandung (K1)

Zigfach kopierter, spannender Actionfilm von der einstigen Regiehoffnung Kathryn Bigelow. Soll demnächst von Jan de Bont fortgesetzt werden. Muahahaha. Gekürzt.

Mittwoch, 02.07.

20:15 Uhr – Alles auf Zucker (ARD)

Komödie mit jüdischem Witz, die eigene Klischees vorführt und bedient, bricht und verwirft. Standardware aus der X-Filme-Fabrik.

22:35 Uhr – Echoes (K1)

Einige stimmungsvolle Gruselmomente garantieren soliden Horror, dessen Verwandtschaft mit "The Sixth Sense" aber nicht gerade vorteilhaft ist.

Donnerstag, 03.07.

20:15 Uhr – Bodyguard (VOX)

Typische 90’s-Schnulze in typischer 90’s-Inzenierung. Mit Camp-Anspruch.

22:50 Uhr – Exorzist: Der Anfang (VOX)

Hanebüchenes Quasi-Prequel als fünfter Teil in der Renny Harlin-Version. Die Produktionsgeschichte ist fast schon legendär, der Film aber trotzdem unglaublich mies. Was im Übrigen auch für den Schrader gilt.

Freitag, 04.07.

20:15 Uhr – Die purpurnen Flüsse (Pro7)

Konfuser, althergebrachter Thriller, steif gespielt und mit mehr als dürftiger Auflösung. Total uninteressant und auch total gekürzt.

20:15 Uhr – Ich weiß, wo sie vergraben ist (Tele5)

Lauer TV-Thriller mit lauer Auflösung. Rick Schroder gefällt als böser Bube.

22:15 Uhr – Deep Blue Sea (RTL2)

Unterhaltsame und recht ideenreiche CGI-Haijagd, mehr hatte Harlin offenbar auch gar nicht im Sinn. Gut so.

1:45 Uhr – Blueberry und der Fluch der Dämonen (ARD)

Grausige, wage Comic-Adaption, die ihren Mangel an Originalität mit mystisch-kryptischer Erzählweise kompensiert. Armer Moebius.

Juni 27, 2008

News: SAW V - Jetzt wird's richtig lustig!

Wem es schon im vierten Teil der "Saw"-Serie danach gelüstete, sich permanent mit dem Hammer vor den Schädel zu kloppen, weil die Produzenten den (längst toten) Jigsaw-Killer zum Auftraggeber aus dem Jenseits degradierten, der freue sich schon einmal auf Teil fünf:

News: QUANTUM OF SOLACE - Trailer-Sneak

Am Montag erscheint der Trailer zum neuen Bond. Erste bewegte Bilder gibt es aber auch schon hier zu sehen:

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Juni 26, 2008

News: WALL·E - Neuer Apple Clip

Der neue Pixar-Film. Sieht wirklich herausragend aus, trotz des Nummer-5-lebt-Designs. Deutscher Kinostart leider erst verspätet am 25. September.

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Kino: KINOSTARTS - 26.06.2008

  • Ruinen (Horror, USA 2008)
  • XXY (Drama, F/ESP 2007)
  • Die Frau und der Fremde (Drama, DDR 1985)
  • All the Boys Love Mandy Lane (Horror, USA 2006)
  • Charlie Bartlett (Komödie, USA 2007)
  • Rückkehr in die Normandie (Doku, F 2007)
  • La Paloma (Doku, D 2008)
  • Maroa (Musik-Drama, ESP 2005)
  • Sturmflut II (Doku, D 2008)

Juni 25, 2008

Kino: FIREFLIES IN THE GARDEN

Family Plot: Der Schriftsteller Michael (Ryan Reynolds) kehrt für eine familiäre Feierlichkeit in sein betuliches Heimatnest zurück. Dort verbrachte er eine eher unglückliche Kindheit unter seinem tyrannischen Vater Charles (Willem Dafoe) und der hilflosen Mutter Lisa (Julia Roberts). Als Michael jedoch eintrifft, erwarten ihn Blaulichter und Krankenwagen: Seine Eltern hatten auf der Hinfahrt einen folgenschweren Auto- unfall, den seine Mutter nicht überlebt (Filmtod einer ergrauten Diva Roberts nach 10 Minuten). Das Wochenende wird zur schmerzlichen Reise in die Rückblenden-Vergangenheit – Erinnerungen an die sorgenvolle Kindheit, das Wiedersehen alter Freunde und Bekannte und schließlich die Auseinandersetzung mit dem väterlichen Familiendespoten Charles scheinen unausweichlich. Für die ganze Familie beginnt ein schwieriger Heilungsprozess alter Wunden. Familienfest und andere Schwierigkeiten also.

"Fireflies in the Garden" ist das Langfilmdebüt von Dennis Lee. Der hat sogar schon einmal einen Kurzfilm-Oscar gewonnen. Und nicht nur, weil es sich um seine erste große Regiearbeit handelt, sondern der Film auch mit großen Stars glänzt, somit also schwierig zu produzieren gewesen sein dürfte, und vor allem zu großen Teilen autobiographisch verfasst ist, möchte man doch gnädig sein mit ihm. Obwohl hier nicht nur die Stars, sondern überhaupt alle glänzen. Das ist doch ein merklich schöner Film mit einem klaren visuellen Stil, der selbst das größte moralische Dilemma, die schrecklichsten Streitereien oder seelischen Abgründe in edle Schöner-Wohnen-Bilder hüllt. Und so wie "Fireflies in the Garden" ganz schön glatt, ganz schön perfekt, und – zugegeben – auch ganz schön bieder inszeniert ist, so ganz schön reibungs-, konturen- und makellos nichts sagend erzählt er auch seine Familientragödie.

Ganz sicher hat Lees emotionaler Eigenanteil ihm den Blick verstellt, wo er es doch vor lauter Sentimentalität versäumt, seinen Figuren den nötigen Feinschliff zu verpassen, ihnen nicht immer ausformulierte, sondern auch einmal subtile Dialoge zurechtzulegen und jeden komplexen Erzählansatz nicht immer aus Angst vor zu viel Komplexität vorschnell in Friedfertigkeit aufzulösen. "Fireflies in the Garden" fegt deshalb immer da vorbei, wo er gründlich hätte kehren müssen: Irritierend somit, dass der ausschlaggebende Auto- unfall im Film überhaupt keine wirkliche Rolle spielt, dass in Rückblenden eine inzestuöse Beziehung zwischen dem kleinen Michael und seiner Tante Jane angedeutet, von Drehbuch und Regie dann aber wieder panisch zerschlagen wird, und dass eine derart zerrüttelte Familie schließlich doch wieder ins Lot geraten kann, wenn sich alles nur von selbst fügt. So ist die alkoholabhängige Ehefrau von Michael am Schluss einfach trocken, schwanger und glücklich, Vater Charles besänftigt und plötzlich gar nicht mehr so böse – und "Fireflies in the Garden", Michaels Buch, in dem er die peinigende Familien- chronik verewigte, wird einfach ins Kaminfeuer verbannt.

"Fireflies in the Garden" ist mit seiner soften Melodramatik, seinen Schwimmübungen im Fahrwasser von "Ordinary People" bestimmt zweifellos gut gemeint, gut besetzt und gut gespielt, aber noch lange kein guter Film. Er hat seine Momente, seine wirklich guten Momente, wenn Lee Ver- gangenheit und Gegenwart elegant aneinandermontiert oder verwischen lässt, doch für ein packendes, tief greifendes Familienmelodram braucht es mehr als hübsches Handwerk. Aber wer weiß, womöglich packt der Film auch deshalb nie wirkliche Probleme an, weil er fest in der Mittelschicht seiner Durchschnittsfamilie verortet ist – und eine Durchschnitts- familie vielleicht auch nur durchschnittliche Probleme haben darf.


40% - erschienen bei: DAS MANIFEST

Juni 24, 2008

News: TYRANNOSAURUS REX - kommt 2009

Der neue Film von Rob Zombie. Trotz des völlig missglückten "Halloween"-Remakes glaube ich weiter an den Mann. Das Poster (hallo Grindhouse) gibt schon mal die Richtung vor - und die heißt Sheri Moon. US-Kinostart: 28.08.2009.

Juni 21, 2008

TV: Fernsehtipps vom 21.06. - 27.06.2008

Samstag, 21.06.

10:15 Uhr – Robin Hood (BR)

Der Errrol Flynn-Klassiker. Originär und unterhaltsam, so was sollte man um 20:15 Uhr zeigen.

20:15 Uhr – Nackt (SAT.1)

Ich habe gelesen, Doris Dörrie lehrt an der Filmhochschule. Die armen Studenten!

22:05 Uhr – Unbreakable (RTL)

Misslungen, wobei man Shyamalan zugute halten muss, dass er einen interessanten Ansatz verfolgt. Doch ob nun als Twistorama-Thriller oder Comic-Metafilm – Budenzauber bleibt’s dennoch.

22:25 Uhr – Harte Ziele (Pro7)

John Woo garantiert auch in Hollywood außergewöhnliche Action, doch der Film ist sonst leider auch außergewöhnlich hohl, steif und langweilig. Stark gekürzt.

22:45 Uhr – O (Tele5)

Othello in der High School. Gut gemeint, aber Luhrmans "Romero und Julia" spielt in einer anderen Liga.

0:20 Uhr – Erbarmungslos (ZDF)

Herausragende Regie von Eastwood, ein kluger, brillanter Westernabgesang.

0:05 Uhr – U-Turn (RTL2)

Absurde Gewaltfantasie, ungezügelt inszeniert. Lässt mich völlig kalt.

Sonntag, 22.06.

13:15 Uhr – Was der Himmel erlaubt (WDR)

Subversives, einflussreiches Meistermelodram von Douglas Sirk. Nur "Imitation of Life" ist noch besser.

16:40 Uhr – Stand by me (K1)

Rob Reiners ganz, ganz großer Wurf. Perfekter Jugendfilm, der im Kleinen sicherlich eine ganze Generation beeinflusst hat.

20:40 Uhr – Rat mal, wer zum Essen kommt (Arte)

Eine der ganz großen Lücken bei mir. Wird auf jeden Fall früher oder später geschlossen, aber nicht im Fernsehen – die Hepburn ist synchronisiert nur schwer erträglich.

0:20 Uhr – Fright Night (K1)

Vampir-Parodie. Völlig konfuses Drehbuch, aber dafür sehr atmosphärisch in Szene gesetzt und mit tollem Finale.

Montag, 23.06.

20:15 Uhr – Voll normaaal (K1)

Ich hatte längst vergessen, dass dieser Film existiert, was mich leider zur Korrektur zwingt: Deutscher Humor war schon vor Bully auf dem Tiefpunkt angekommen.

22:15 Uhr – Taking Lives (ZDF)

Öder und vorhersehbarer Thriller, der über 10 Jahre nach "Silence of the Lambs" niemanden mehr hinterm Ofen hervorlockt. Das Beste ist noch Jolies schwangerer Bauch am Ende.

Dienstag, 24.06.

0:05 Uhr – Simpatico (ZDF)

Wenn ich mir die Besetzung – Bridges, Nolte, Stone, Finney – anschaue, kann ich gar nicht glauben, dass ich von diesem Film bislang noch nicht mal was gehört habe.

Mittwoch, 25.06.

Nichts, zumindest nichts Nennenswertes.

Donnerstag, 26.06.

20:15 Uhr – Road to Perdition (VOX)

Handwerklich hervorragender Film, der mich im Kino seinerzeit dennoch enttäuscht hat. Vielleicht lag es an den hochgesteckten Erwartungen nach "American Beauty", vielleicht aber auch daran, dass ich jeden Mafiafilm insgeheim immer mit dem Paten abgleichen muss. Nur die Nachtwiederholung ist ungekürzt.

22:20 Uhr – Fatale Begierde (VOX)

Emblematischer Psychothriller der Früh-90er. Ausnahmsweise terrorisiert mal wieder ein Mann das gute Kleinbürgertum, ansonsten ist der Film trotz guter Besetzung genauso konservativ wie seine Vorbilder.

Freitag, 27.06.

20:15 Uhr – Richie Rich (RTL2)

Mehr oder weniger kläglicher Versuch, Macaulay Culkin wieder und wieder in das erfolgreiche Kevin-Muster zu pressen. Kinderfilm, aber auch nur für Kinder.

20:15 Uhr – Daredevil

Gründlich daneben gegangen, aber immerhin haben sich der Ben und die Jennifer gefunden, während Colin daheim Sexvideos gedreht hat.

22:25 Uhr – Heißblütig – Kaltblütig (3SAT)

Brillant gespielter moderner Noir-Krimi, der nur über seine Verweise funktioniert. John Barry hat dafür immerhin eine kongeniale Musik geschrieben.

22:35 Uhr – Sisters (Das Vierte)

El Plagiato: Und täglich grüßt das Hitchcock-Tier. Ich glaube übrigens, dass De Palma und Shyamalan sich sehr gut verstehen würden.

Juni 20, 2008

Retro: THE SECRET OF THE SAHARA (1988)

Der amerikanische Archäologe Desmond Jordan (Michael York) begibt sich im Alleingang auf die Suche nach einem sagenumwobenen Phänomen: Dem sprechenden Berg. In der Wüste trifft er dabei auf seinen ehemaligen Rivalen, den Deserteur Lieutenant Ryker (David Soul), der ihn als Gefangenen zum Stützpunkt der Legionäre bringt. Gemeinsam mit dem Italiener Orso (Diego Abatantuono) gelingt Jordan die Flucht, doch nicht nur Ryker, der nunmehr eigenmächtig handelt, sondern auch der Kalif von Timbuktu (James Farentino) und seine entsandte rechte Hand, der zwielichtige El Halem (Miguel Bosé), sind dem Wissenschaftler auf den Fersen. Jeder von ihnen will das Geheimnis der Sahara lüften, das von der Wüstenherrscherin Anthea (Andie MacDowell) und ihren roten Kriegern um jeden Preis behütet wird. Bis es Jordan schließlich gelingt, den sprechenden Berg zu finden…

Jeder dürfte das kennen: Irgendwann sieht man sie wieder, die Perlen und Schätze der Kindheit und Jugend, jene Relikte eines frühen, unbefangenen Kontakts mit dem Medium. Durch romantisch-nostalgische Erinnerung über die Jahre hinweg verklärt, müssen sie sich früher oder später doch wieder einer Prüfung unterziehen: Der strengen Rezeption, jetzt, da man sie anders sieht, genauer, schärfer und vermutlich auch abgeklärter. Bei mir gibt es einige solcher Beispiele, und die prominent besetzte TV-Mini-Serie "Das Geheimnis der Sahara", eine deutsch-italienisch-spanisch-schweizerische Koproduktion, zählt da ganz bestimmt zu. Nur ein einziges Mal lief die Abenteuersaga 1989 im deutschen Free-TV auf ZDF, und dann noch einmal auf DDR1 im Frühjahr 1990, wo ich sie schließlich gesehen habe. Beeindruckt von den spektakulären Kämpfen roter Reiter gegen schwarze, Turban tragende Gegner, dem mysteriösen sprechenden Berg und all den ambivalenten Figuren, hat sich die Serie fest in meinem frühkindlich-begeisterungsfähigen Gedächtnis eingebrannt. Nun also, das erste Mal seit 18 Jahren, habe ich "Das Geheimnis der Sahara" wieder gesehen.

Es kam selbstredend wie es kommen musste: Die "spektakulären Kämpfe" sind statische, schlecht choreo- graphierte Haudraufübungen, solche eben, bei denen die Schwerter immer zwischen Arm und Körper gestoßen oder gleich wild in die Luft gesäbelt werden, der "mysteriöse sprechende Berg" entpuppt sich als Pappkulisse, bei der ein paar Stelen mit Lichtern, um die die Serie ohne jeden Grund ein großes Brimborium macht, montiert wurden, und die "ambivalenten Figuren" schließlich entsprechen so klar ersichtlichen Gut-Böse-Schemata, das selbst gängige Sandalenfilme mit komplexeren Charakteren aufwarten. Und dass die mit Sagen, Göttersymbolik und religiösen Verweisen hantierende Serie sich schlussendlich in einem grellen Alien-Finale davonmacht, hatte ich natürlich gleich ganz vergessen.

Warum aber hat mir "Das Geheimnis der Sahara" dann auch jetzt wieder amüsante DVD-Stündchen bereitet? Vermutlich, weil das Spiel aus Erinnerung und Entdeckung ein muntres ist, weil selbst banalste Szenen und groteske Momente, redundanteste Drehbuchpassagen und lächerlichste Dialoge noch mit den Reaktionen von einst konnotiert sind, und ganz sicher auch, weil Alberto Negrins Fernsehspektakel eine so simple, ursprüngliche, klare Geschichte erzählt, sie mit so unwahrscheinlichen Verweisen kreuzt und damit völlig eigenen (Fantasy-)Gesetzen folgt, dass sie tatsächlich für sich steht – als extrem unterhaltsames, mythisches Lustspiel. Und sicher vor allem, weil niemand geringeres als natürlich Ennio Morricone die Abenteuerserie mit einer unfassbar schönen, elegischen Musik zusammenhält, die selbst noch den letzten Camp-Faktor elegant zu beseitigen versteht.


65%

Juni 19, 2008

Kino: KINOSTARTS - 19.06.2008

  • Die Insel der Abenteuer (Kinderabenteuer, USA 2008)
  • Julia (Thriller, F 2008)
  • Bank Job (Thriller, GB 2008)
  • Lucie et Maintenant (Doku, CH 2007)
  • Ich will da sein - Jenny Gröllmann (Doku, D 2008)
  • Ein einziger Augenblick (Drama, USA 2007)
  • Jump (Drama, GB 2007)
  • Der Stern des Soldaten (Kriegsdrama, D/F 2006)
  • Über Wasser - Menschen und gelbe Kanister (Doku, A 2007)

Juni 18, 2008

Radio: FILM-BLUE MOON 07/08

Heute ab 22Uhr heißt es wieder mit Tom Ehrhardt und Ronald Bluhm zwei Stunden mitstreiten beim Film-Blue Moon auf Radio Fritz (Berlin/Brandenburg). Anrufen und sich aktiv an hitzigen Diskussionen beteiligen kann jeder - und einen Griff in die Fritz-Film- Geschenkekiste gibt es dann auch noch. Per Livestream oder direkt im Radio.

Carrie sah mit dunklen Haaren doch doof aus. Aber ansonsten war der "Sex and the City" Film eigenlich ganz lustig?! Auf jeden Fall besser als der Trash, mit dem uns "The Happening" oder der Falco-Film veräppeln wollten. Stimmt ihr da überein oder seid ihr ganz anderer Meinung? Wofür habt ihr in den letzten Wochen 7 Euro an der Kinokasse gelassen und hat es sich gelohnt oder nicht? Vergöttert, verreißt oder vergesst mit Ronald Bluhm und Tom Ehrhardt die Kinohits der vergangenen Wochen im "Film Blue Moon".

Juni 17, 2008

Kino: THE INCREDIBLE HULK

Nachdem er bei einem biochemischen Experiment so stark verstrahlt wurde, dass er sich, wann immer er gereizt oder wütend wird, in das grüne Monstrum Hulk verwandelt, lebt der Wissenschaftler Bruce Banner (Edward Norton) ein zurückgezogenes Leben im brasilianischen Exil. Dorthin hat es ihn auf der Flucht vor dem Militärgeneral Ross (William Hurt) verschlagen, der – noch immer auf der Jagd nach Banner – alles unternimmt, um den ehemaligen Freund seiner Tochter Betty (Liv Tyler) für seine Zwecke zu missbrauchen. Während sich für Banner die Uhr rückwärts dreht, er nach einem Gegenmittel für die Mutation forscht und seine Wut unter Kontrolle zu bringen versucht, unterläuft ihm ein Missge- schick: General Ross gelingt es, Banner ausfindig zu machen. Auf der Flucht vor dem Militär und dem ehrgeizigen Soldaten Blonsky (Tim Roth) sucht er Zuflucht bei Betty, die ihm dabei hilft, die unfreiwilligen Superkräfte zu kontrollieren. Doch er ahnt nicht, dass er diese noch einmal gebrauchen kann – denn Blonsky hat sich Banners einstige Formel zueigen gemacht und ist zur Kampfbestie Abomination mutiert.

Wie man diesen wenigen Sätzen zum Inhalt bereits vernehmen kann, ist Louis Leterriers
"The Incredible Hulk" nicht jene Neuinterpretation des Stoffes, jener Ang Lees Film negierender Neubeginn der Monster-Saga, den Marvel-Chef Kevin Feige nach der ersten Eigenproduktion "Iron-Man" auf der Comic-Con ankündigte. Sondern es ist nur ein ziemlich frech getarntes Sequel, das offenbar jede äußere Verbindung zu seinem Vorgänger, der 2003 bei Publikum und zu weiten Teilen auch der Kritik durchfiel, zu vermeiden sucht. Der Film liefert sogar während seines Vorspanns noch ein hübsch montiertes Erinnerungsarsenal all der Ereignisse, die Lee zuvor ausformulierte, und die hier nun zu einer Vorgeschichte verkürzt werden, an die Leterrier unmittelbar anknüpft. Würde "The Incredible Hulk" zumindest darum bemüht sein, das Versprechen eines neuen ersten Films zum grünen Wüterich einzulösen, so dürfte er gewiss nicht davon ausgehen, sein Publikum habe Lees Versuch einer Hulk-Transformation gesehen und abgespeichert. Nichts anderes jedoch offenbart der Film bereits eingangs – und nur weil er darauf spekuliert, dass sein brillanter Vorgänger der Geschichte und all ihren Figuren einen ausreichend tiefsinnigen Unterbau spendierte, kann er sich eine derartige Koketterie wohl auch leisten.


Müdes Marketing: Fälschung vs. Original*

Der Film hat sich damit sein eigenes Grab geschaufelt, weil er einen Vergleich zum 2003er "Hulk" mit der Entscheidung, die Geschichte nicht neu-, sondern weiterzuerzählen, ganz von selbst forciert. Und wo Ang Lee die Comic-Vorlage nutzte, um einen einerseits stark dem Mythos verpflichteten Film, eine um elterliche Schuld und dem Widerspruch zwischen Körper und Geist rangierende Familientragödie zu erzählen, und sich dem Vorhaben andererseits auf einem formal höchst kom- plexen Niveau näherte, indem er seinen Film in bewegte Storyboards übersetzte, die mithilfe ausgeklügelter multi- screen-Einstellungen und organisch geschnittener Übergänge eine künstlerisch nahezu kongeniale, streng komponierte Adaption bildeten, da ist die visuelle Schlicht-, um nicht zu sagen: Einfallslosigkeit, dieses "Incredible Hulk" wahrlich ernüchternd. Denn Leterrier verzichtet zugunsten eines konventionell gefilmten Actionabenteuers gänzlich auf comicartige Effekte, auf eine originelle formale Entsprechung der Serie oder auf ein eigenständiges visuelles Prinzip, die comicüblichen Bildreduktionen in einen kinogerechten Stil zu übertragen. Der Film erstrahlt in jener biederen Schlichtheit, die Ang Lee für seine Adaption wohl am wenigsten adäquat gefunden hätte.

Teaser/Trailer: Immer wieder mäkelte Norton am Hulk-Design herum**

Aber schließlich ist dies ja auch Louis Leterriers Hulk-Film. Doch: Dessen eigener Ansatz, dessen Idee, die Comic-Saga zu interpretieren, verrät "The Incredible Hulk" auch über zwei Stunden Laufzeit nicht. Vielleicht liegt das daran, weil sein Regisseur nur wenig zum Film beitragen durfte, ehe sein Hauptdarsteller wie gewöhnlich das Zepter und damit die Drehbuch- und Schnittgewalt an sich riss, um seinem übergroßen, ja, vielleicht dem des Hulk nicht unähnlichen, Ego Rechnung zu tragen. Vielleicht ist dieser Film deshalb so unmotiviert erzählt, so lückenhaft in der Dramaturgie und so inkonsequent mit seinen Nebenfiguren, ja in der Gesamtheit so holprig, ziellos und beliebig, weil er nämlich eine merklich bewegte Produktionsgeschichte hinter sich hat. Aber vielleicht, ganz vielleicht fehlte "The Incredible Hulk" auch von Anfang an das eigene Konzept: Irgendwie, nur Hauptsache nicht wie Ang Lee. Änderungen am Hulk-Design und der völlige Verzicht auf komplexe Figuren, Zusam- menhänge oder doppelbödige Motive, dafür ein wenig mehr Krawall hier und etwas weniger Tiefgang da – die Ambition dieses Films ist so berechenbar wie billig. Sein fast sklavischer Versuch, nicht die vermeintlichen Fehler des Vorgängers zu wiederholen, sein Irrtum, eine von ausgearbeiteten Charak- teren bestimmte Handlung durch unsinnige, nur auf den größtmöglichen Effekt ausgerichtete Action ersetzen zu müssen, das alles beweist nur, dass ein vielleicht etwas zu kopflastiger Autorenfilm wie "Hulk" sein Publikum stark überfordert haben muss, und es nun offenbar dieser Materialschlacht voller unlebendiger Figuren, sinnfreier Dialoge, grässlicher Musik und chargierender Ersatzdarsteller bedurfte, um es zufrieden zu stellen.


30%


* Dank an Hasko Baumann, der hat den Plan / ** Quelle

Juni 16, 2008

News: WANTED - 7-Minuten-Clip

Juni 14, 2008

News: THE DARK KNIGHT - Neuer Trailer (#3)



[via Coming Soon]

TV: Fernsehtipps vom 14.06. - 20.06.2008

Samstag, 14.06.

22:25 Uhr – A Dirty Shame (Tele5)

23:00 Uhr – Final Destination (Pro7)

Sehr schöner Post-"Scream"-Teen-Slasher. Spielt gekonnt mit den Erwartungen, kann das anfänglich geäußerte Interesse an seinen Figuren zugunsten manch effekthascherischer Einlage aber leider nicht ganz einhalten.

0:00 Uhr – Carrie (K1)

Die Neuauflage mit Angela Bettis. Soll gut sein. Glaube ich gern.

0:15 Uhr – Pecker (Tele5)

0:55 Uhr – Mortuary (Pro7)

Völlig verquaster Genremix, der als unernstes Tobe-Hooper-Vehikel jedoch Spaß machen kann.

Sonntag, 15.06.

12:00 Uhr – Der mit dem Wolf tanzt (Pro7)

Unglaubwürdig und langweilig, verkitscht und zurechtgelegt: Aber Costners Zottelbart gefällt.

18:15 Uhr – My Girl (K1)

Einfühlsame, ehrliche und schön inszenierte Tragikomödie.

20:15 Uhr – Into the Blue (Pro7)

Kenne ich nicht, aber die Bilder sehen nach cleverem Kalkül aus: Für die Jungen macht die Alba den Bikini-Look, die Mädels dürfen Paul Walkers Sixpack bestaunen. Oder umgekehrt.

22:15 Uhr – Final Destination 2 (Pro7)

Spannende, effektreiche Fortsetzung mit diversen Drehbuchlöchern.

Montag, 16.06.

22:00 Uhr – Predator (Pro7)

Ist ganz schön in die Jahre gekommen mit seiner 80er-Ideologie, aber als Sci-Fi-Version von "Southern Comfort" samt Rasterlocken-Tunte als Monster immer noch fein. Gekürzt.

22:15 Uhr – Enthüllung (ZDF)

Aus der Reihe: Michael Douglas und die bösen Frauen. Kam 1994 einige Jahre zu spät, ist aber auch sonst ein selten doofer Männerfilm.

Dienstag, 17.06.

20:15 Uhr – Am wilden Fluss (K1)

Curtis Hanson erneut als solider Thriller-Regisseur, ansonsten verpasst man nichts, wenn man z.B. "Deliverance" gesehen hat.

22:00 Uhr – Running Man (Pro7)

Die Medienkritik ist reine Koketterie, aber als flotter Actionfilm mit konventioneller Dramaturgie ein ordentlicher Schwarzenegger-Run. Gekürzt.

Mittwoch, 18.06.

20:15 Uhr – Moulin Rouge (S-RTL)

Betörend schön, virtuos inszeniert – zweifellos die Neuentdeckung des Musicals.

20:15 Uhr – Wonder Boys (Tele5)

Eine wundervolle Geschichte, die Curtis Hanson ebenso wundervoll erzählt.

22:55 Uhr – Factotum (Arte)

Nicht gesehen, wurde mir aber als Geheimtipp ans Herz gelegt.

2:05 Uhr – Chasing Amy (ARD)

Kevin Smith bekommt nicht mal eine vernünftige Einstellung hin, aber hier erzählt der Stümper auch noch ernsthaft die Geschichte einer durch Ben Affleck bekehrten Lesbe – homophober und dümmer geht’s wirklich nimmer.

Donnerstag, 19.06.

Nix.

Freitag, 20.06.

20:15 Uhr – Karate Tiger 3 (VOX)

Müsste ich irgendwann mal gesehen haben, erinnere mich aber nicht mehr. Interessanter respektive witziger ist es eigentlich, sich durch die ganzen irreführenden Titel und Verweise der unzähligen Actionserien zu wühlen. klick

22:40 Uhr – Die Königin der Verdammten (RTL2)

Selten bekloppte Anne Rice-Verfilmung. Wenn die schon einst bei Neil Jordan protestierte, was hat die gute dann wohl zu diesem Murks gesagt?


Juni 13, 2008

News: QUANTUM OF SOLACE - Deutscher Titel

Sony hat den deutschen Bond-Titel bekannt gegeben: "Ein Quantum Trost". Klingt erst einmal seltsam, finde ich. Warum nicht "Ein Quentchen Trost"? Hier die offizielle Presse- mitteilung:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der deutsche Titel des 22. Bond-Films steht nun fest:

EIN QUANTUM TROST

Sein Name ist Bond, James Bond. Der berühmteste Geheimagent der Welt kehrt zurück - erneut in der Gestalt von Daniel Craig. Nach seinem furiosen Debüt als 007 in "Casino Royale", dem erfolgreichsten Bond-Film aller Zeiten, tritt er nun zu seiner neuesten Mission an. Die Regie hat diesmal der deutsch-stämmige Marc Forster ("Monster's Ball", "Wenn Träume fliegen lernen") übernommen. Als Produzenten fungieren Barbara Broccoli und Michael G. Wilson. Wie schon bei "Casino Royale" schrieben Neal Purvis und Robert Wade zusammen mit dem Oscar®-nominierten Autor Paul Haggis ("Million Dollar Baby", "L.A. Crash") das Drehbuch. An der Seite von Daniel Craig agiert der renommierte französische Schauspieler Mathieu Amalric als Bonds Gegenspieler sowie die ukrainische Schauspielerin Olga Kurylenko in der weiblichen Hauptrolle. Judi Dench als "M", Jeffrey Wright als "Felix Leiter" und Giancarlo Giannini als "Rene Mathis" greifen ihre Rollen aus "Casino Royale" wieder auf. Gemma Arterton wird die Rolle der MI6-Agentin Fields übernehmen.


Kinostart: 6. November 2008

Juni 12, 2008

Kino: KINOSTARTS - 12.06.2008

  • Nie wieder Sex mit der Ex (Komödie, USA 2008)
  • Doomsday - Tag der Rache (Action, GB 2007) [Kritik]
  • All in - Alles oder nichts (Sportkomödie, USA 2008)
  • Eisenfresser (Doku, D 2007)
  • You Kill Me (Killer-Komödie, USA 2007) [Kritik]
  • Der Weiße mit dem Schwarzbrot (Doku, D 2007)
  • The Happening (Öko-Thriller, USA 2008) [Kritik]
  • Wild Tigers I Have Known (Drama, USA 2006)

News: CLONE WARS - Trailer #2

Der zweite Trailer. Ja, Vorfreude ist nun offiziell generiert.

---> klick <---

Kino: YOU KILL ME

Eigentlich soll Frank (Ben Kingsley) für seine polnische Mafiafamilie unter Roman Krzeminski (Philip Baker Hall) im beschaulichen Buffalo regelmäßig Aufträge ausführen – also wohl gemerkt: sich Konkurrenten aus der Schneeräu- mungsbranche entledigen! –, doch statt zur Waffe greift er lieber zur Flasche: Ja, Frank, der Auftragskiller, hat ein schweres Trinkproblem. So schwer, dass seine Familie ihn zu den anonymen Alkoholikern nach San Francisco versetzt. Der Profikiller findet sich unter den verzweifelten Trinkern anfänglich nur schwer zurecht, lediglich der neue Job als Leichenbestatter sorgt für ein wenig Alltagsroutine. Bis Frank die hartnäckige Laurel (Téa Leoni) kennen und lieben lernt.

Abgesehen von der postmodernen "Duel"-Neuauflage
"Joy Ride" ist John Dahl bekanntlich ja leider schon ein wenig länger in die Mittelmäßigkeit abgerutscht, da überrascht seine neueste nette und beschauliche Gangsterkomödie in ihrer gepflegt inspirationslosen Eintönigkeit nun wahrlich nicht. Aber wenn "You Kill Me" mit schwarzhumorigem Eifer da so von Killern und verführerischen Frauen erzählt, dann erinnert man sich unfreiwillig ja doch ein wenig an die aufregenden frühen Filme Dahls, die Noir-Variationen, die guten Thriller mit guten Drehbüchern und guten Schauspielern. Immerhin: Letzteres kann dieser neue kleine Film von Johnny Boy auch für sich behaupten. Ben Kingsley ist komisch, ja wirklich sehr komisch als lakonischer alter Berufsmörder. Nicht so nuanciert zwar wie in "Sexy Beast", aber besser als in "Bloodrayne"

Und wenn schon Kingsley diese etwas bemüht trockene Geschichte schultert, kann gewiss.
"You Kill Me" so schlecht nicht sein. Zugegeben, über die 90 Minuten ist das ein unterhaltsamer, ruhiger Spaß, eine leichte, luftige, lockere Angelegenheit, aber wenn John Dahl vielleicht noch die ein oder andere Überraschung, Wendung, Unvorhersehbarkeit, vielleicht mal einen Drehbucheinfall hier und eine hübsche Regienote da beigesteuert hätte, dann wäre daraus vielleicht eine ähnlich spritzige Thrillergroteske gereift wie jüngst Martin McDonaghs "In Bruges" – und nicht nur eine harmlose, aber austauschbare Mixtour aus "The Sopranos" und "Six Feet Under".


50%
- erschienen bei: DAS MANIFEST

Juni 09, 2008

Zuletzt gesehen: VEER-ZAARA

Der indische Altmeister Yash Chopra hat mit "Veer-Zaara" einen der größten Bollywood-Hits aller Zeiten landen können, der weltweit vermarktet und auch international zu einem ansehnlichen Erfolg wurde. In 192 Minuten erzählt der Film eine epische Liebesgeschichte mit viel Tragik, Herzschmerz und schließlich gar Aufopferung, voller Kitsch, Pracht und Bonbon-Flair. Shahrukh Khan und Preity Zinta sind zweifellos hübsch anzuschauen, wenn sie da so trällern und tanzen, doch filmisch erreichen die Musicalsequenzen nur den campy Mehrwert eines "Sound of Music", und über die enorme Länge von "Veer-Zaara" erschöpft sich selbst der letzte Rest visueller Opulenz. Die ideologisch vorsichtige, letztlich aber enorm clevere Inszenierung, die der heldenhaften Liebes- geschichte die Annäherung Indiens und Pakistans impliziert, kann ferner auch mit auffällig nachdrücklichen Emanzipations- momenten seiner Frauenfiguren nicht die altbackene Moral des Films verhüllen. Liebe gibt es schließlich nur zum Preis der Ehre, die alle Schande zu unterdrücken hat.

50%

Juni 08, 2008

News: Upcoming Reviews


Demnächst Filmbesprechungen zu: "You Kill Me" (John Dahl), "The Happening" (M. Night Shyamalan) und "Hancock" (Peter Berg).

TV: QUEER AS FOLK (2000)

"There’s nought so queer as folk": Fünf Freunde in Pittsburgh, Pennsylvania, und die wunderbare Leichtigkeit des schwulen Seins: Wie bleibt man fit und kräftig, jung und attraktiv, erfolgreich und beliebt in der Szene, wer hat was wo mit wem – und welchen Kerl wird man heute Nacht ins Bett bekommen? Zwischen Muckibude und Tanzclub, Drogen und One-Night-Stands versuchen der schöne Brian, liebens- würdige Michael, frustrierte Ted, aufgekratzte Emmett und frisch geoutete, hoffnungslos in Brian verliebte Justin der bedrohlichen 30er-Grenze entgegen zu leben. Die Höhen und Tiefen schwuler Befindlichkeit begleiten die schrille Debbie, Michaels Mutter und Diner-Besitzerin, sowie die beiden Lesben Lindsay und Melanie, denen Allesstecher Brian ein Kind geschenkt hat – natürlich ohne seinen väterlichen Pflichten nachkommen zu wollen:

"I don’t believe in love. I believe in fucking. It’s honest, it’s efficient. You get in and out with a maximum of pleasure and a minimum of bullshit. Love is something straight people tell themselves they’re in so they can’t get laid. Then they end up hurting each other because it was all based on lies."

"Queer as Folk" ist nicht neu, sondern nur amerikanisch. Davor war es britisch, ein relativer Skandal, und fürs Fern- sehen war es zudem ganz schön – schwul. Das US-CAN- Pendant adaptierte die Figuren weitgehend, verpasste ihnen jedoch neue Namen und Hintergründe. Weitere Charaktere wurden hinzugebastelt, der Schwerpunkt etwas verlagert, die Eckdaten ein wenig marktfreundlicher korrigiert und der Sex auf Pay-TV-Niveau befördert. Für Showtime bedeutete die TV-Serie einen soliden Erfolg, von höherem Interesse dürften sicher die Erschließung neuer Zuschauer und der Ausbau der Senderkultur gewesen sein, immerhin konnte der Channel ähnlich wie HBO mit einer weiteren verhältnismäßig freizügigen und vor allem freizüngigen Show beweisen, dass seine zahlenden Zuschauer auch etwas für ihr Geld geboten bekommen. Entsprechend kontrovers wurde "Queer as Folk" in den USA diskutiert, Werbepartner zogen sich zurück, während die erste explizit schwule Fernsehserie mit explizit schwulen Sexszenen jedem Moralhüter die Schamesröte ins Gesicht trieb. Denn es wurde ernst: Hollywoods schwule TV-Autoren – und in Hollywood gibt es bekanntlich keine nicht-schwulen Fernsehautoren – verhandelten nun auch unchiffriert schwules Material, das nichts auslassen sollte. Alles schwul also. Und im Gegensatz zur kurzlebigen Vorlage immerhin fünf Staffeln lang.

In der Serie geht es von Anfang an um szenenahe Komplexe, um Drogen, Clubnächte, Sex mit Minderjährigen, jedwede Fetische, ekstatische Orgien, Safer Sex, Bareback, und natürlich auch um die erste Liebe, das Outing, Freundschaft, Beziehungen, Familie, Gesellschaft. Und es geht um Sex, sehr viel Sex. Die Gleichgeschlechtlichkeit als solche wird kaum konkret thematisiert, sie ist selbstverständlich für den Inhalt und die einzelnen Geschichten, weshalb die Serie ein heterosexuelles Publikum mit ihrem recht groben Selbstver- ständnis, das Selbstverständlichkeit voraussetzt, durchaus verprellt, bei so wenig Einfühlungsvermögen gleichzeitig jedoch auch jungen schwulen Zuschauern den Weg zur Selbstfindung erschwert – ohne auf sporadische pädago- gische Effekte zu verzichten, die dadurch selbstredend sinnfällig werden. Aber zunächst zum Wesentlichen.

Alles beginnt im Babylon, dem Tanz- und Fickschuppen der Pittburgher Freunde. Die ersten Worte sind programmatisch, sie ertönen aus dem Off. Michael, der mit dem Hundeblick und der schrägen Mutti, eröffnet dem Zuschauer unmittelbar vermeintliche Szenewahrheiten: "The thing you need to know is – it’s all about sex. It’s true. In Fact, they say men think about sex every 28 seconds.". Und wer dann nicht schon gleich abgeschaltet hat: "Of Course, that’s straight men. With gay men, it’s every nine.". Natürlich, wer würde das je anzweifeln. Eine feine Exposition ist das, dazu viele nackte eingeölte Männer, kernige Technobeats und Luftschlangen, Konfetti, alles eben, was die Homofantasie so hergibt. Kein CSD, nicht einmal der in New York, sieht so aus wie diese ersten Minuten "Queer as Folk". Es gibt zwei Möglichkeiten, unbeschadet aus der Angelegenheit herauszukommen. Ent- weder man würdigt diese peinliche, behauptete, selbstgefällige Pose keines weiteren Blickes. Oder geht die Sache gleich ganz pragmatisch an, indem es als das rezipiert wird, was es letztlich auch ist: schwuler Kitsch, ein heiteres Gemisch aus Halbwahrheit und Klischee, kräftig mit der Wünschelrute bearbeitet und ausschließlich durch die rosarote Brille betrachtet. "Queer as Folk" ist munter, witzig, reali- tätsfern. Und es ist so mit sich beschäftigt, dass es völlig verstellt ist. Eine schwule Edel-Soap sozusagen.

Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen der Form und dem Inhalt. Die Form, die ist bei "Queer as Folk" ziemlich zweitrangig und auch ziemlich zweitklassig. Die Autoren arbeiten überaus auffällig und plump, stricken konventionelle Serienmuster und setzen auf bewährte Zuspitzungen und Verkürzungen. Wer sich mit Fernsehmonumenten wie "Six Feet Under" an einen neuen TV-Standard gewöhnt haben sollte, an ein Niveau also, das mit Weitsicht und Komplexität das Format so wesentlich erweitert hat, das es seinen Unter- schied zum Kino für jeden Vorteil genutzt hat, der wird sein Glück hier nicht finden. Diese Serie ist nur eine Serie, sie arbeitet mit konstruierten Staffel-Cliffhangern, konstruierten Konflikten, konstruierten Auflösungen, und sie bedient sich ungebrochen jener US-Seriengesetze, die "Denver Clan" und "Dallas" vorgeschrieben haben. Da gerät dann eine Figur in eine Heterosekte, die ihr das Schwulsein austreiben will, da taucht dann plötzlich eine Drag-Queen in der Stadt auf, die sich als Vater einer Hauptfigur entpuppt, die bislang davon ausging, einen gefallenen Vietnamveteranen zum Papa zu haben, und da lernt dann ein anderer der schwulen Clique einen greisen Millionär kennen, den er (natürlich) aufgrund seiner inneren Werte liebt, ehe das traute Glück bei einem Analfick über den Wolken schnell wieder beendet ist, weil der Mann einen Infarkt erleidet – freilich nicht ohne seinem Jüngelchen 10 Millionen Dollar vererbt zu haben. Und es kommt noch besser: Auf das Geld verzichtet der selbstredend aus Gründen bedingungsloser Liebe.

Auffällig ist, dass beinahe alle dramaturgischen Höhepunkte, alle Konflikte und Übersteigerungen stets in einer aufdring- lichen Harmonie aufgelöst werden. Meist lassen sich alle Probleme mit freundschaftlichem Zusammenhalt überwinden, oder man beruft sich auf eine intuitive Bescheidenheit, mit der es sich genügsam und zufrieden leben lässt. Zum Erhalt des Status Quo – auch das ist eine der Soap-Regeln, an die sich "Queer as Folk" sklavisch hält – wird jeder Klimax wieder auf sein Ausgangsniveau gebracht, das der bescheidenen, alltäglichen Gemeinschaft fünf schwuler Freunde entspricht. Alles hat eine Ursache, alles hat eine Wirkung. So fällt es leicht, verschiedenste Themen zu behandeln. Homophobie, Gewalt gegen Schwule, Verlustangst, AIDS, Tot, Trennung – oder ein Millionenerbe. Bis auf die Figur des Brian, und auch ihr werden im Serienverlauf Grautöne verpasst, weisen alle Charaktere ausnahmslos positive, gutmütige, vorbildliche und mitunter auch messianische Eigenschaften auf. So funktioniert die immer wieder selbst eingeforderte Harmonie wie ein dialektisches Prinzip: Die Community ist alles. Jedweder wirklicher Konflikt wird also zugunsten von Moral, Belehrung und Botschaft zweckentfremdet, es gibt – zumindest in den ersten Staffeln – keine echten existentiellen Gefahren und auch keine echte tiefe Auseinandersetzung mit allem. Der Sekte wird abgeschworen, der Vater verschwindet nach einer Folge, die Millionen werden verzichtbar.

Hand in Hand mit dieser Scheuklappenperspektive geht die Skizzierung eines sozialen Spielraums, der so schwul eingefärbt ist, dass er ein eigenes, mit der Realität nur verwandtes Universum bildet. In "Queer as Folk" ist eigentlich alles schwul konnotiert, jede Figur ist schwul, und auch jeder Hetero ist es irgendwo. Immer wieder wird das Bild vom verklemmten heterosexuellen Mann eingebracht, der nur darauf wartet, geknackt zu werden, und immer wieder entpuppt sich Pittsburgh als Stadt, in der es wohl keine Heteros zu geben scheint. Selbst wenn es um Figuren geht, die sich als homophob erweisen, sind sie entweder selbst schwul (ein aggressiver Mitschüler des Kückens Justin), oder werden bald zum Guten bekehrt (der Polizeichef, der mit Michaels Mutter anbandelt). Natürlich berichtet die Serie hier von Phänomenen, die jeder Schwule ohne zu Überlegen abnicken dürfte, und natürlich ist vieles davon wahr. Und ebenso natürlich erfordert es die Unterhaltung, dass sie sich hier überdehnt und maßlos zeigt, eben wie in einer kitschig-illusorischen Narrenfantasie, wo alles erlaubt ist. "Queer as Folk" formt sich seine eigene rosarote Realität, und weil die Serie das auf Grundlage der Wirklichkeit tut, erscheint sie so sympathisch-naiv und so heiter-amüsant, obwohl sie Klischees bedient und ihrerseits in heterophobe Muster verfällt. Weil sich die Wirklichkeit aber andersherum verhält, wir in einer schwulenfeindlichen Gesellschaft mit schwulen- feindlichen Gesetzen und einer schwulenfeindlichen Mentalität leben, ist diese Träumerei, diese Kiez- und Ghettofabel, die "Queer as Folk" erzählt, nur allzu nachvollziehbar und vor allem allzu legitim.


60%

Juni 07, 2008

TV: Fernsehtipps vom 07.06. - 13.06.2008

Samstag, 07.06.

15:50 Uhr – Das zauberhafte Land (3SAT)

Zeitloses Kinomonument, das mit gigantischen Studiobauten, prachtvollen Technicolorfarben und noch immer beeindruckenden Spezialeffekten zu den meistkopierten Filmen aller Zeiten gehört. Unvergesslich die zum Archetyp avancierte Handlung, die wunderbaren Songs, die bezaubernde Judy Garland. Und unvergesslich der Regenbogen, mit dem alles erst begann…

20:15 Uhr – Hardball (SAT.1)

Ein peinlicher Keanu Reeves in einem peinlichen Film. Noch peinlicher ist nur, dass ich mir den Schmu sogar mal angesehen habe.

20:15 Uhr – Honey (RTL)

Auf der Liste der Filme, die ich ganz sicher nie sehen werde, ziemlich weit vorn. Bestimmt so gut wie "Step Up".

20:15 Uhr – Corellis Mandoline (RTL2)

Ein Blick auf die Darsteller sollte für eine durchschnittliche Portion Würgereiz genügen. Bestimmt so gut wie "In Love and War".

22:15 Uhr –Beim Sterben ist jeder der Erste (Tele5)

Beklemmender und dicht inszenierter Backwood-Thriller, an dessen unterschwelliger Homophobie sich manch einer allerdings zu Recht stören darf.

0:20 Uhr – The grifters (MDR)

Frears in Hochform, einer der besten Filme der 90er.

1:40 Uhr – Rocky (ARD)

Hollywood-Gewinnerstory mit Sozialpathos. Einer der unwürdigsten Oscar-Gewinner der Filmgeschichte.

2:50 Uhr – Planet der Affen (ZDF)

Großartiger Sci-Fi-Klassiker, der wohl nie etwas von seiner Brillanz einbüßen wird. Jerry Goldsmiths Musik sei Dank.

Sonntag, 08.06.

12:00 Uhr – Deutschland. Ein Sommermärchen. (NDR)

Weniger Doku als propagandistisch angehauchter Spielfilm, der sein Versprechen, unverhüllt hinter die Kulissen der Fußball-WM zu blicken, nicht einmal einlöst. Insgesamt nur glatt gebügelt, langweilig und nationalistisch.

20:15 Uhr – So was wie Liebe (Pro7)

Derlei Rom-Com-Gezeter geht mir für gewöhnlich am Arsch vorbei, aber Kutcher und Peet geben doch ein niedliches Paar ab, oder? Und interessanter als Fußball ist's sicher auch.

Montag, 09.06.

20:15 Uhr – Dirty Dancing 2 (SAT.1)

Also der soll ja gar nicht so übel sein, hörte ich. Und der erste ist ja guilty pleasure in Reinkultur.

21:00 Uhr – THX 1138 (Arte)

Einer der wichtigsten, ganz sicher auch besten Filme des Genres. Jeder, der Lucas für einen schlechten Regisseur hält, der schaue und lerne. Hoffentlich wird der DC gesendet.

22:25 Uhr – Ein einfacher Plan (Tele5)

Das gute Drehbuch und cleveres Casting machen Sam Raimis Film besser als er eigentlich ist. Nicht zu vergessen: Elfmans brillanter Score.

22:40 Uhr – Ghosts of Mars (Pro7)

Weitaus besser als sein Ruf. Zwar zitiert sich Carpenter ausschließlich selbst, doch seine durchaus ironische Mars-Oper ist auch ebenso unterhaltsam, selbst wenn es sich nur um die x-te "Rio Bravo"-Version handelt. Gekürzt.

Dienstag, 10.06.

20:15 Uhr – Star Trek – Der Film (K1)

Nicht so gut wie die Serie, aber immer wieder nett, wenn man mal grad kein "Star Wars" zur Hand haben sollte.

22:35 Uhr – Vampires: Los Muertos (Pro7)

Stinklangweiliges Sequel zum ohnehin etwas öden Carpenter-Heuler.

23:15 Uhr – Der dritte Mann (NDR)

Meisterwerk. Sehen, staunen, verstehen.

Mittwoch, 11.06.

20:15 Uhr – Star Trek 2 (K1)

Überaus gelungener zweiter Teil, überflügelt den Vorgänger deutlich.

20:15 Uhr – William Shakespeares Romeo und Julia (S-RTL)

Phänomenale Neufassung des Stoffes; anders, frischer, besser. Luhrmann erwies sich spätestens mit seinem nächsten Film als Ingenium.

22:20 Uhr – Star Trek 3 (K1)

Nimoys Regiedebüt. Ansehnlich, aber wieder schwächer als der Vorgänger.

0:35 Uhr – Katzenmenschen (HR)

Unnötiges Remake des Tourneur-Klassikers im "Suspiria"-Gewand.

Donnerstag, 12.06.

22:05 Uhr – Das Dorf der Verdammten (VOX)

Carpenter filmt dem Original immerhin elegant hinterher, wirklich gebraucht hat das aber freilich niemand.

0:00 Uhr – Velvet Goldmine (NDR)

Geht zwar nicht ganz auf, aber Haynes’ Ambition bleibt unverkennbar. Finde ich gelungener als "I’m not there.".

Freitag, 13.06.

20:15 Uhr – Der Patriot (Pro7)

Hat es damals hinbekommen, mich sprachlos zu machen. Mit Worten nur schwer beschreibbares Hirngespinst, unfassbar dumm, schlecht und abtörnend. Bitte endlich Berufsverbot für Emmerich und Gibson.

20:15 Uhr – Solaris (RTL2)

Ähnlich öde wie Tarkovksys mediokre All-Meditation, aber immerhin mit nacktem Popo von Clooney statt wirrer Kryptologie.

22:30 Uhr – Freitag, der 13. - Todesfalle Manhattan (Das Vierte)

Ki-ki-ki, ma-ma-ma. Dreiste Mogelpackung, aber beständig in seiner Monotonie. Ich mag Jason, und selbst dieser uninspirierte achte Aufguss hat noch so seine Momente (die Gitarrennummer, oder das unschöne Saunabad). Im TV jedoch stark gekürzt und damit sinnfällig.


Juni 05, 2008

Diverses: DOOMSDAY LEGO



Gefällt mir besser als das Original. ;)