Oktober 30, 2007

News: Upcoming Reviews


Demnächst Filmbesprechungen zu: "Mr. Magoriums Wun- derladen" (Zach Helm), "The Darjeeling Limited" (Wes Anderson) und "Control" (Anton Corbijn).

Oktober 28, 2007

Diverses: Ein Farbfilm aus Großbritannien!

Die Website vom 'Haus der Geschichte' bietet etwas durchaus Kurioses zu bestaunen, nämlich deutsche Kinoplakate der letzten Jahrzehnte - im direkten Vergleich zwischen BRD und DDR. Wer hier klicke, der werde fündig. Vorgeschmack gefällig?

"Sindbads Siebente Reise", 1979 nach 20 Jahren auch im Osten zu sehen gewesen

DDR-Plakat zu "Beverly Hills Cop", einer "Kriminalkomödie aus den USA"


Quelle: Zufällig entdeckt bei Die Fünf Filmfreunde

Kino 1/2: AMERICAN GANGSTER

Ridley Scotts neuer High-Profile-Oscar-haben-will-Film zwang mich nach rund 80 (von insgesamt 160) Minuten das Kino zu verlassen. Das hatte zwei ganz offensichtliche Gründe. Denzel Washington war der erste. Schon in den Schnitt- und Soundgewittervehikeln von Ridleys kleinem ungezügeltem Brüderchen strapazierte der meine Nerven gehörig (seht her, ich bin ein ganz cooler Hund). Der zweite hieß natürlich Russel Crowe, der – warum auch immer – für Scotts Trashfilm "Gladiator" einen Goldjungen mit nach Hause nehmen durfte (hingegen immer noch besser als für Ron Howards Weichspüldesaster "A Beautiful Mind") und ihm seitdem einen Treuedienst nach dem anderen schwört. Doch gegen "American Gangster" wirkte das letzte Projekt der beiden, ein weltfremder Weingutfilm mit hübschen Französinnen in der noch hübscheren Provence, wie ein altherrenromantisches Meisterwerk. Wie hier nämlich auf Teufel komm raus das neue Gangsterepos generiert werden will, grenzt an Körper- verletzung. Ein unsäglich langweiliger, uninteressanter, vorhersehbarer Käse ist das, ein möchtegern-epischer Mafiafilm, der bei "Serpico", "French Connection", "Scarface" und vor allem "Heat" abkupfert, der kein Gespür für irgendwas aufweist, ideenlos, beliebig und dummdreist vor sich hin plätschert und dabei eben ganz einfach nur fürchterlich öde ist. Sollte ich in der zweiten Hälfte jetzt irgendetwas Wichtiges verpasst oder sich der Film überraschend doch noch von sehr scheiße auf nur scheiße gesteigert haben, so lasse man es mich bitte wissen.

News: SWEENEY TODD - Erstes Review

Der Film wurde in den USA bereits gescreent. Etwas wirr geschrieben, aber voller erhellender Infos und vor allem positiv bewertet gibt es mehr zu lesen bei cinefantastique (Danke an Dorkheimer).

"Sweeney Todd"-Archiv

Oktober 27, 2007

TV: Fernsehtipps vom 27.10. - 02.11..07

Samstag, 27.10.

20:15 Uhr – „James Bond – Liebesgrüße aus Moskau“ (K1)

The good old Feindbilder, reproduziert in einem altmodischen, amüsanten Agentenfilm, der mit seinem gigantisch montierten Zug-Finale Maßstäbe setzte.

20:15 Uhr – „Flammendes Inferno“ (Tele5)

Heute sicherlich nur noch der famosen Williams-Musik wegen zu ertragen.

22:40 Uhr – „Apocalypse Now“ (K1)

Coppolas überworfenes Mammutprojekt. Hat mit den üblichen Problemen des Genres zu kämpfen: Das Spektakel anklagen, es aber gleichzeitig auch bedienen.

1:10 Uhr – „Die Verurteilten“ (ARD)

Simple, mit Identifikationsangeboten überhäufte King-Adap- tion. Fand ich damals gut, bin da mittlerweile aber eher leidenschaftslos.

2:25 Uhr – „Masters of the Universe“ (K1)

Vor allem bei “Star Wars” abgekupferte Realversion des Stoffes, irre unterhaltsam und wunderbar sleazy.

Sonntag, 28.10.

20:15 Uhr – „The Village“ (Pro7)

Hitchcock-Bewunderer Shyamalan greift erneut in die Trickkiste: Das ganze spannend und atmosphärisch, ober- flächlich und von kurzer Halbwertszeit.

20:15 Uhr – „Mr. & Mrs. Smith“ (RTL)

Alles schon mal da gewesen, aber immerhin mit Schmackes serviert.

0:00 Uhr – „Fahrstuhl zum Schaffot“ (3SAT)

Als die Jump Cuts laufen lernten. Nicht ganz undis- kussionswürdiger, aber formal atemberaubender Film Noir.

4:15 Uhr – „Blade Trinity“ (Pro7)

Zweites Fetischsequel zur Comicadaption. Deutlich schwächer als die Vorgänger und leider mit Nervbacke Jessica Biel besetzt.

Dienstag, 30.10.

20:15 Uhr – „Big Fish“ (Pro7)

Mit unfassbarem Ideenreichtum und liebevollen Figuren erzählte, zutiefst bewegende Vater-Sohn-Geschichte. Eine sanfte Beschwörung an Magie und Fantasie – ein kleines Meisterwerk von Tim Burton.

23:25 Uhr – „Monster’s Ball“ (BR)

Marc Forsters verlogene Rassismus-Predigt, die so naiv wie blödsinnig ist.

Mittwoch, 31.10.

22:25 Uhr – „Scream – Schrei!“ (Das Vierte)

Keinem Film gelingt es so geschickt, so elegant und vor allem so doppelbödig, sowohl gängige Genremuster als auch das Wesen der Postmoderne zu untersuchen, aufs Korn zu nehmen und sich dennoch als fester Bestandteil ebendieser zu verstehen. Ein selbstreflexiver, brillanter Film von Wes Craven. Gekürzt.

23:20 Uhr – „Halloween 3“ (Tele5)

Das meistunterschätzte „Halloween“-Sequel und einer der originellsten Horrorfilme der 80er. Leider bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

0:35 Uhr – „Tanz der Vampire“ (ARD)

Polanskis clevere Genreparodie, die sich bei allem Witz auch ernsthaft mit Vampirmythen auseinandersetzt. Und ja: Die sind alle schwul!

1:00 Uhr – „The Blair Witch Project“ (Pro7)

Der einträchtigste Independentfilm aller Zeiten, ein Zeitgeistphänomen, über das schon wenige Jahre später kein Mensch mehr spricht. Formal sicher noch immer faszinierend, bin ich mir nicht sicher, wie und ob der einst fürchterlich gruselige Film (allein 6 Kinobesuche waren es bei mir) heute (noch) wirkt.

2:20 Uhr – „Shadow of the Vampire“ (Pro7)

Herausragende Hommage an die Stummfilmzeit, neben “Gods and Monsters” und “Ed Wood” einer der wunderbarsten Filme über das Genrekino.

Donnerstag, 01.11.

20:40 Uhr – „Full Metal Jacket“ (Arte)

Bitte nicht nochmal.

Freitag, 02.11.

20:15 Uhr – “Body Heat” (Das Vierte)

Bemühter Neo-Noir, nicht unreizvoll, aber irgendwie auch nicht wirklich gut.

0:40 Uhr – „The Dentist 2” (RTL2)

Etwas zu überdrehter, unkontrolliert inszenierter Nachschub zum bereits recht schwachen Vorgänger, der dem Over Acting seines Hauptdarstellers reichlich unappetitliche Goreeinlagen gegenüberstellt. Camp.

Oktober 23, 2007

Kino: EASTERN PROMISES

In "A History of Violence" - einer Geschichte der Gewalt – hat David Cronenberg unter anderem Struktur und Form einer kleinbürgerlichen US-Familie und gleichzeitig ihren gesell- schaftlichen Rahmen untersucht. Er bezog sich dabei auf eine Art ikonische Mythenkonstruktion, in deren Innern ein unstillbarer, auf verdrängte Sexualität zurückzuführender Gewaltdrang lauert, der unterdrückt und verleugnet wird, und der sich doch irgendwann den Weg des Ausbruchs sucht. Bis dahin hatte sich der Kanadier eher verhalten mit familiären Systemen beschäftigt, auch wenn es schon in "Crash" um die Selbstbeherrschung, Domestizierung und Rückentwicklung der menschlichen Sexualität ging – was für ihn letztlich immer zu einer radikalen Form der Überreaktion führen muss. 

Abgesehen von einer Nebenfigur (Vincent Cassel), die ihr Schwulsein nicht in den Griff bekommt und deshalb offenbar zu besonders ausgeprägtem Gewaltverhalten neigt, vernachlässigt Cronenberg diesen Gedanken in seinem Folgefilm "Eastern Promises". Ebenfalls mit Viggo Mortensen in einer komplexen Hauptrolle besetzt, wirkt er fast wie eine zeitlich und räumlich verschobene Fortsetzung von "A History of Violence". Noch wesentlich mehr als dieser funktioniert „Eastern Promises“ als gradliniger, spannender Genrefilm ohne nennenswerten metaphorischen Unterbau, ohne die Gedankenspiele eines Widerspruchs zwischen Geist und Körper, und leider auch ohne eine wirkliche Auseinandersetzung mit seinem Mittelpunkt – der russischen ‘Vory V Zakone’-Mafia im modernen London. Über 100 Minuten Laufzeit hinweg findet der Regisseur keinen Zugang zum Stoff. Oder umgekehrt. Es ist Cronenbergs bislang unin- teressanteste Arbeit.

Eines der wesentlichen Probleme des Films ist seine Unentschlossenheit. Er weiß zwar, was er erzählen möchte, nur offensichtlich nicht wie er das soll. Es geht um Mafiageschäfte, Familybusiness und das Leben als Exilant, um russische Gangster in Armanianzügen, die sich in gewöhnlichen Londoner Vortorten niedergelassen haben. Es geht um Feste, Rituale und Morde, um Blicke, Gesten und Dialekte, und immer spielt da auch ein wenig die physische Bedrohung, die Unberechenbarkeit mit, die das Handeln der Figuren so unvermittelt erscheinen lässt. Cronenberg reproduziert hier fast ausnahmslos Klischees, gängige Kinobilder von Mafia und Co., wie man sie auf der Leinwand seit Francis Ford Coppolas "The Godfather" zu genüge gesehen hat. Armin Mueller-Stahl spielt das Familien- oberhaupt, den mafiösen Patriarchen, mit einer fast erschreckenden Gewöhnlichkeit – seine Figur entspricht lediglich dem gängigen Muster eines Clanchefs und erinnert meist unweigerlich an Marlon Brando. Stärken offerieren sich lediglich in der Darstellung von Misogynie: Das verächtliche Frauen- und Mutterbild des Männerklüngels ist bitterer Ausdruck einer totalen sexuellen Repression (siehe Cassel). Hier demonstriert Cronenberg bemerkenswert anders als ein Sergio Leone in "Once Upon A Time In America", wie man zutiefst chauvinistische Strukturen zeigen kann, ohne selbst dem frauenfeindlichen Fokus zu erliegen.

Es bleibt dennoch völlig unklar, warum er so sehr darum bemüht ist, keinerlei eigenen Blickwinkel zuzulassen. Wie in einem gewöhnlichen Genrefilm geht es in der Handlung von "Eastern Promises" um große Deals und konkurrierende Gruppen, und selbst in den eigenen vier Wänden bewegen und sprechen die Figuren meist theatralisch und mit überzogenem Gestus. Der Film versäumt es – wie viele andere auch – das Mafiageschehen als verselbstständigte, gänzlich alltägliche Bewegungskette darzustellen, sondern verleiht allem eine besondere Note, Ansprache oder Bedeutung. Das erinnert vielmals an das letzte Viertel in "A History of Violence", wo Cronenberg bereits ähnlich verfuhr und aus irgendeinem Grund nichts gegen das grausame Over Acting William Hurts unternahm. Dieser verrenkte sich mit bemühtem Akzent, eine möglichst konventionelle Kinofigur abzugeben, und kann problemlos als Kostprobe für das Figurenkonzept in "Eastern Promises" angesehen werden.

Womöglich fiele Cronenbergs behäbige Konstruktion weitaus weniger ins Gewicht, würde er nicht gleichzeitig einen gewissen Realismusanspruch verfolgen. Die Geschichte eines jungen russischen Mädchens, das vom Mafiaclan fest- gehalten, vergewaltigt, drogenabhängig und schwanger wurde, bildet die Grundlage für gesellschaftliche Verweise, wenn hochmoderne Großstädte mit Menschenhandel und sklavenähnlichem Missbrauch zu kämpfen haben. Cronenberg kreiert bewusst ein düsteres Stimmungsbild, das eher selten den Weg der Stilisierung sucht (anders als z.B. in "M. Butterfly", wo der chinesische Raum verformt wurde, um ganz bewusst keine allzu realistischen Implikationen zur Kulturrevolution hervorzurufen). In diesem Zusammenhang wirkt der Film noch unausgegorener zwischen Illusionsstiftung und Realitätsabbildung, da seine lediglich nach bekannten Klischeemustern gestrickten Figuren immer wieder die authentische, auf wahren Recherchen beruhende Intention behindern. Besonders störend ist hierbei der Umstand, dass sich die Familienmitglieder fast durchgehend mit gebrochenem Englisch verständigen, anstatt ganz einfach in der eigenen Muttersprache Russisch zu kommunizieren – insbesondere da es in Absprachen untereinander aufgrund mangelnder Englischkenntnisse zu Missverständnissen kommt.

"Eastern Promises" fehlt außerdem der Fokus. Wessen Geschichte erzählt er eigentlich? Die eines Mafia-Chauffeurs (Mortensen), der insgeheim vielseitige Interessen zu verfolgen scheint, oder die einer Hebamme (Naomi Watts), die mit Mutter und russischem Onkel zusammenlebt, und eines Nachts jenes schwangere Mädchen behandeln muss, das die Handlung in Gang setzt. Das neu geborene Kind zieht sich nun wie ein roter Faden durch den gesamten Film, immer mit der Symbolik einer Hoffnung, einer Unschuld beladen. Die Mafia verlangt das Tagebuch der bei der Geburt verstorbenen Mutter, da es interne Informationen enthält und belegt, wie das immigrierte Mädchen (‚östliche Versprechen’) missbraucht wurde, und droht schließlich damit, das Baby zu ermorden. Da Watts’ Figur zuvor einmal eine Fehlgeburt erlitt, hütet sie das Kind gleich mit doppeltem Eifer – und freilich ist ihre Motivation deshalb ein wenig platt und simpel. Ganz ebenso wie übrigens auch die als Voice Over vorgetragenen Ausschnitte des Tagebuchs wenig von Cronenbergs sonst so bemerkenswerter Subtilität aufweisen.

Interessant wirkt der Film unter dem Gesichtspunkt einer Umkehrung seines Vorgängers. War es in "A History of Violence" Ed Harris, der einen mafiösen Gangster mimte und den scheinbar unschuldigen Viggo Mortensen als Bedrohung von außen heimsuchte, so verkörpert dieser nun wiederum den mysteriösen, gefährlich wirkenden Exoten, der der betulichen Naomi Watts nachschleicht. Ihre Figur weist einige Parallelen zu der von Mortensen gespielten Tom Stall-Rolle auf: Bei beiden lässt sich die Vergangenheit nicht ausschalten, die Identität nicht leugnen, das Unterdrückte nicht länger bändigen. Die Bedrohung, die von der ‘Vory V Zakone’ ausgeht, erinnert Watts Charakter an ihre eigenen russischen Ursprünge, mit denen sie sich über kurz oder lang auseinandersetzen muss. Um was genau es sich dabei handelt (im Fall von Tom Stall war es bekanntlich die zurückliegende Karriere als Gangster), wird jedoch nie klar, wie überhaupt der Film zugunsten seiner straffen Genreerzählung alles nur anreißt. Es wirkt fast so, als vermeide Cronenberg krampfhaft jeden Tiefgang, was "Eastern Promises" nicht weniger unterhaltsam, aber deutlich flacher erscheinen lässt.

Dies wird besonders in einer ganz bestimmten Szene deutlich. Mortensens Figur sitzt in einer Sauna und wird überraschend von zwei Mitgliedern eines gegnerischen Clans angegriffen. Sein von Tätowierungen übersäter Körper landet auf den kahlen Fliesen des Bodens und wird an die Wand gedrückt. Das pure Fleisch kämpft ums Überleben, die Schweißperlen rinnen daran herunter, und es fließt viel Blut. Es ist eine beängstigend physische Szene, die in ihrer Unmittelbarkeit und Drastik die Wirkung nicht verfehlt. Sie gehört ganz sicher zu den Höhepunkten aller Cronenberg-Filme, doch im Kontext von "Eastern Promises" bleibt sie isoliert und folgenlos. Obwohl dies äußerlich einen klassischen Cronenberg-Moment darstellt, bleibt es nur ein kurzes Aufblitzen ohne Bedeutung, ebenso wie andere ähnliche Bilder im Verlauf des Films (das nahe an das Motorrad heranfahrende Auto, der Blick in die Borschtsch-Suppe oder das Durchtrennen der Nabelschnur). Auch das Motiv des Tätowierens wird nicht weiter aufgegriffen, es ist nicht mehr als ein vorantreibendes, aber banales Element der Handlung.

Wenn der Film dann, wie in der Badehaus-Szene, zeitweise in regelrechte Höhen schießt, möchte man Cronenberg dankbar sein. Doch "Eastern Promises" kehrt immer wieder zurück zu seiner Simplizität und lässt manch inszenatorisches Kabinettstückchen für sich allein stehen. Das alles wäre verhältnismäßig ungewichtig, würde er den bisherigen Arbeiten des Regisseurs zuletzt nicht so vehement in den Rücken fallen. Analysierte Cronenberg in "A History of Violence" noch eindrucksvoll das Konstrukt der Familie, das nur durch Verschwiegenheit und Lüge bestehen kann, und stellte letztendlich sogar die Frage, inwieweit Familie gleichbedeutend mit Gewalt sei, so scheint ihm mit "Eastern Promises" eher der Sinn nach Konsens zu stehen. Das inhaltlich wenig glaubwürdige Ende erhält indes eine besonders bittere Note, wenn die Theorie vom Hoffnung und Neubeginn suggerierenden Kind in die Praxis überführt wird. Familie als Happy End-tauglicher Rettungsanker – von Cronenberg hätte man dann doch ein wenig mehr erwarten dürfen. 


50%

Oktober 20, 2007

News: SWEENEY TODD - Trailer #2!

Nachdem der erste Trailer veröffentlicht wurde, gibt es nun Nachschlag. Leider trimmt der Verleih den Musical-Aspekt des Films jetzt noch mehr - wüsste man es nicht besser, könnte man annehmen, es würde gar nicht gesungen.

TV: Fernsehtipps vom 20.10. - 26.10.07

Samstag, 20.10.

20:15 Uhr – „James Bond 007 jagt Dr. No“ (K1)

Der erste. Und in jeder Hinsicht dated.

22:10 Uhr – „Striptease“ (RTL2)

Weil der Film seine schlichte Schlechtheit nicht bemerkt, freut es den Zuschauer umso mehr: Schwer unterhaltsamer Trash.

22:35 Uhr – „Platoon“ (K1)

Das übliche Oliver Stone-Pamphlet.

23:05 Uhr – „Starship Troopers“ (Pro7)

Überformulierte Komödie, die an genau den Stellen Spaß bereitet, wo sie es eigentlich nicht sollte: Verhoeven meint es gut, wählt jedoch manch drastisches Mittel zur Satire, indem er seine gesamten Darsteller vorführt und der Unwissenheit preisgibt. Das ist bissig, aber auch gewohnt inhuman.

23:40 Uhr – „Heat“ (ARD)

Sehr gut inszenierte Actionsequenzen verleihen der konventionellen Geschichte einen modernen Anstrich und hieven Michael Manns besten Film auf eine relative Klassikerebene.

23:50 Uhr – „Carrie“ (RBB)

1:15 Uhr – „Full Metal Jacket“ (ZDF)

Möchtegern-Antikriegsfilm, bei dem Kubricks Pseudo- Perfektionismus in wedelnden Palmen vor Londoner Studiokulisse mündet.

1:30 Uhr – „Summer of Sam“ (Pro7)

Sonntag, 21.10.

20:15 Uhr – “(T)Raumschiff Surprise – Periode 1”

Die untalentiertesten Komiker des Landes vereinen sich, um sich dummdreist durch die Muppets- und AZZ-Abenteuer zu klauen. Pro 60 Minuten zündet ca. ein Gag, der Rest ist mit 9 Mio. Kinobesuchern traurige Geschichte. Bully kann es nicht und wird es auch nie können.

0:10 Uhr – „Passwort: Swordfish“ (RTL)

Doof, aber wenigstens lustig doof.

0:15 Uhr – „Express in die Hölle“ (K1)

Montag, 22.10.

23:55 Uhr – „Blood Diner“ (Tele5)

Amüsanter Fun-Splatter, durch und durch albern und billig, aber ein typisches Kind seiner Zeit. Dürfte vor allem um die vielen Naziwitze erleichtert laufen.

Dienstag, 23.10.

20:15 Uhr – „Werner – Gekotzt wird später“ (Pro7)

…oder wahlweise auch sofort.

22:20 Uhr – „Die Körperfresser kommen“ (Das Vierte)

2:10 Uhr – „Der Elefantenmensch“ (NDR)

David Lynchs bester Film. Zutiefst ergreifend und brillant gespielt.

Mittwoch, 24.10.

22:15 Uhr – „Fortress“ (K1)

Superunterhaltsamer Versuch Gordons, endgültig im Sci-Fi-Genre Fuß zu fassen. Cut.

0:05 Uhr – „Die Frau des Astronauten“ (ZDF)

Ganz, ganz doll verhauenes „Rosemary’s Baby“-Remake.

Donnerstag, 25.10.

20:15 Uhr – „Fletchers Visionen“ (VOX)

Völlig banale, hundsmiserabel gespielte Verschwörungs- ulknummer, in der Mel Gibson sich mal wieder selbst sucht – möge es ihm diesmal doch bitte gelingen.

22:25 Uhr – „Herzflimmern“ (3SAT)

0:20 Uhr – „Zombie 2 – Day of the Dead“ (Arte)

Ein unerreichtes Meisterwerk, wohl bis zur Unkenntlichkeit geschnitten.

Freitag, 26.10.

20:15 Uhr – „The Sixth Sense“ (Pro7)

20:15 Uhr – „The Big Lebowski“ (Das Vierte)

Eine meiner alltime-Lieblingskomödien. Jeff Bridges ist Gott!

22:10 Uhr – „GoodFellas“ (Tele5)

Einige meisterlich inszenierte Momente stehen isoliert für sich, ansonsten hat der Film arg mit seiner vehementen Verharmlosung des Sujets zu kämpfen.


Oktober 18, 2007

Kino: HALLOWEEN (2007)

Dieser Film ist eine Mogelpackung. Es steht zwar Rob Zombie drauf, aber drin scheint irgendetwas anderes zu sein. Das ist kein Film von jenem Mann, der mit "House of 100 Corpses" und "The Devil’s Rejects" eine neue alte Note ins Genre brachte, sich angenehm vom selbstgefälligen Tarantino- Rodriguez-Roth-Tümpel absetzte und ganz eigenen, keinesfalls nachvollziehbaren, aber doch erstaunlich verstörenden Regeln folgte. Als Zuschauer war man diesen Filmen auf eine unangenehme Art ausgeliefert, ebenso wie ihre geheime Faszination am konkreten Grauen, am Verfall alles Sozialen und alles Humanen direkt am nächstgelegenen Highway einen Teil ihres relativen Erfolges ausgemacht haben dürfte. Maniacs on the Loose als Sympathiefiguren unter sengender Sonne und Lynyrd Skynyrd-Klangteppich – das waren zwei bemerkenswerte Einstände, mit denen Zombie da ganz unvermittelt auf der Bildfläche erschien.

Das wirre Spiel mit Farben, Formaten und Filtern, das ungeordnete Bild- und Tongewitter dieser beiden Filme vermisst man bei "Halloween" schmerzlich. Dabei versprach die Nachricht, dass ausgerechnet Zombie die Neuverfilmung des John Carpenter-Thrillers inszenieren würde, einen kleinen Aufbruch am Remake-Himmel – wie würde es wohl aussehen, wenn die formale Strenge der Vorlage einer psychedelischen Freakshow weichen müsste? Das schrie fast nach Ehrenrettung, nicht nur der kläglichen Remakemode, sondern auch der durch einige mehr oder weniger gute und viele eher schlechte Sequels bekannten "Halloween"-Serie, die ihren eigens kreierten Mythos Michael Myers Stück für Stück zersetzt hat. Eine Neuinterpretation mit Prequel-Anleihen, ein Zurückkehren zu den Wurzeln, gefiltert durch die sonderbaren Obsessionen des Herrn Rob Zombie – ja, das hätte was werden können. Das hätte was werden müssen!

"Halloween" nun ist leider nur ein Kompromiss. Ein schäbiger zugegeben, aber ein Kompromiss. Er schwebt in einem luftleeren Raum, scheint nicht zu wissen, ob er die Zombieeske Sicko-Version des Stoffes oder doch nur eine bemühte Carpenter-like Neuauflage sein will. Zu wenig Psychotheater, zu viel angestrebte Qualität. Der Film geht den völlig falschen weg: Der Musiker Zombie ist nicht der Regisseur Carpenter, er kann nicht so inszenieren, keine Bilder so komponieren und hat wenig bis gar kein Gespür für konventionelle Filmsprache. Gott sei Dank, wohlgemerkt, dieses wüste Austoben mit Zelluloid hat immerhin entschiedenen Anteil am fragwürdigen Spaß seiner beiden Vorgänger. Doch warum nur versucht sich der Mann dann an Scope-Bildern, die er mitunter 1:1 aus dem Original zu kopieren gedenkt, wieso setzt er nach einer stilistisch wenig aufregenden, aber inhaltlich annehmbaren ersten Hälfte unvermittelt auf Suspense? Das kann doch nur schief gehen, Herr Zombie!

Es muss natürlich geklärt werden, wie anders, wie viel besser oder schlechter die eigentliche Fassung des Regisseurs ausgesehen hätte, aber herumärgern muss man sich schlussendlich ja doch mit dieser (geänderten) Version, über der nach wie vor Zombies Name prangt. Etikettenschwindel ist das obendrein, sein "Halloween" hätte anders aussehen müssen, das hier ist nur der oftmals klägliche Versuch eines musischen Horrorfreaks, an die visuelle Komplexität eines Genremeisters heranreichen zu wollen. Der Film setzt diesbezüglich viele falsche Schwerpunkte, seine Musik beispielsweise wäre ein wesentlicher. Das Thema ertönt erstmals schon nach wenigen Minuten, ohne rechten Bezug zum Gezeigten und ohne dass es für irgendeinen Schauer sorgen würde. Immer wieder ertönen die nur wenig veränderten Motive des Originals, und abgesehen vom Einsatz des "The Shape"-Themas bei der Ermordung von Michaels Schwester verfehlen sie ihre Wirkung. Das liegt vor allem daran, dass Zombie dem Film keinerlei Ruhemomente gönnt und heute vielleicht auch nicht mehr gönnen kann, die Musik sich also immer nur abwechselt, während Carpenters Tonspur sich meist aus langen stillen Szenen und plötzlichem Scoreeinsatz zusammensetzte.

Die Besetzung ist Zombie noch am ehesten gelungen. Die nämlich ist sein einziges Statement. Da scharen sich Genregrößen neben vielen altbekannten, lang nicht mehr auf der Leinwand gesehenen Gesichtern, von Brad Dourif bis Danielle Harris, über Dee Wallace und Ken Foree bis hin zu Adrienne Barbeau und Udo Kier, und die Weggefährten seiner ersten Filme sind ohnehin dabei. Anders als seinen Kollegen (man denke nur jüngst an "Planet Terror") gelingt es Zombie allerdings, die vielen Kollegen nicht nur als Augenzwinkereffekt innerhalb des Films zu positionieren, als auf sich selbst aufmerksam machende postmoderne Geste, sondern sie tatsächlich zu besetzen. Danny Trejo beispielsweise wäre jemand, den man mittlerweile eigentlich nur noch engagiert, um ihn irgendwo hinzustellen, weil schon seine reine Präsenz genügsam scheint, doch indem er hier eine wirkliche Rolle spielt, fügt er sich ein in einen wenig selbstverliebten und aufs Wesentliche ausgerichteten Film. Problematisch allerdings ist wahrlich die Besetzung der Laurie Strode – oder vielmehr die Konzeption der gesamten Rolle. Warum uns Zombie nämlich zwei Drittel lang die Geschichte von Michael Myers erzählt und mühevoll entmystifiziert, der Blickwinkel dann aber plötzlich auf Strode gerichtet wird, weiß wohl auch er selbst nicht so recht. Für diese Figur interessiert sich auf den letzten Drücker dann nämlich kein Mensch mehr (ein ähnliches Problem bildet die Dr. Loomis-Figur, die in der Vorlage als Kommunikator zwischen Myers und dem Publikum fungierte und um seinen Patienten eine mythische Aura spann, die in Zombies ausgewalzter Erklärung des Mörders selbstredend verloren geht).

Der Film konzentriert sich stark auf Aktion und Bewegung, wirkt nie gesetzt und fokussiert. Er schwankt meist zwischen Slasher-, Terror- und Splatterfilm, zwischen brutaler Grobschlächtigkeit und atmosphärischer Subtilität, findet aber nie zu einem Taktgefühl. Man könnte seine formalen Unzulänglichkeiten sicherlich entschuldigen, dass er also langweilig bebildert und einfallslos erzählt, dass er gewollt und nicht gekonnt ist, wenn Zombie zumindest ein Gespür für den Mythos seiner Figur aufbringen würde. Und hier versagt der Film erst wirklich: Was um alles in der Welt hat Zombie geritten, aus der Myers-Familie eine heruntergekommene Hippiebande zu machen? Den kleinen Sprössling Michael gleichsam als Opfer häuslicher und schulischer Gewalt erklären zu wollen? Hat sich da eigentlich überhaupt irgendjemand die Vorlage angesehen? Es ist ja nicht so, dass Carpenter ein bemerkenswert kluger Kopf sei, seinem Film bewusst die ideologischen Implikationen einpflanzte oder überhaupt mehr als einen formal nahezu perfekten Genrefilm im Sinn gehabt haben könnte, aber dennoch: Michael Myers ist ein Produkt des Bürgertums, der vorstädtischen Bourgeoisie, nicht das Kind einer sozialen Unterschicht. Wenn die heimgekehrten Eltern dem kleinen Jungen im Original die Maske vom Gesicht stülpen und die Kamera sich erhebt über das Antlitz des Vorortes, dann macht dies aufmerksam auf ein Grauen, das nicht einfach über eine Mittelstandsfamilie hereinbricht, sondern inmitten dieser geboren wird.

Wie sehr Zombie den Stoff also ganz einfach nicht versteht, wird schon nach wenigen Minuten deutlich. An den Haaren herbeigezogen auch der erste Mord des kleinen Michael an einem bösen Mitschüler auf dem Heimweg. Ist Zombie tatsächlich entgangen, dass Carpenter seine Figur ganz bewusst erst in jenem Moment zum Messer greifen lässt, als diese Zeuge einer sexuellen Handlung wird? Dass Michael Myers erst in jener Nacht zum Mörder in Kinderschuhen wird, als seine Schwester sich mit ihrem Freund vergnügt und dies eindeutig ein (konservativ deutbarer) Ausdruck sexueller Sublimation ist? Der Mord an Judith kann in Zombies Version schon allein deshalb trotz der deutlich gesteigerten Brutalität keine Wirkung mehr erzielen, da Michael von Anfang an nur als wahllos mordendes, falsch erzogenes und missverstandenes Kind erscheint. Es wäre deshalb wohl auch müßig, die Frage nach dem Sinn der exakten Wiederholung sämtlicher Teenagermorde des Originals zu stellen – warum uns Herr Zombie also im Jahre 2007 immer noch erklären will, dass Sex und Drogen unweigerlich den Tod bringen und Frigidität weiterhin als Schutz dienlich ist. Und das, obwohl sein Remake vor Titten geradezu überquirlt: Zombies "Halloween" ist nichts weiter als ein einziger unüberlegter Widerspruch.


35% - erscheint bei: Wicked-Vision

Oktober 16, 2007

Kino: THE INVASION

Eine Szene in "The Invasion" ist besonders gelungen: Daniel Craig steht bei morgendlichem Sonnenschein in der Küche, bereitet in der Pfanne das brutzelnde Frühstück zu und macht der soeben erwachten Nicole Kidman als knuddeliger Hausmann schöne Augen. James Bond persönlich also kocht Essen, bringt das Kindlein zur Schule und managt selbstlos das Alltagsgeschehen. Dieses Bild besitzt ein gewisses etwas, eine Harmonie des Augenblicks, ein kurzer Ruhemoment in einem ansonsten ganz aufgeregt schnellen Film, wo eine außerirdische Macht sich in die Köpfe ahnungsloser Mitbürger einschleicht, um sie zu willenlosen Zombies mutieren zu lassen.

Don Siegel, Philip Kaufman und Abel Ferrara haben das bereits alle schon einmal erzählt, der Stoff selbst ist sogar noch weitaus älter als die erste Verfilmung, und so allgemein, universell und unspezifisch, dass er noch zahlreiche andere Variationen vorher und nachher, offiziell und inoffiziell erfuhr. Siegels 1956-Version ist sicher noch immer die eleganteste, die ursprünglichste; ein klassisches Kabinettstückchen in harten Kontrasten, mit wüster Logik und noch wüsteren Schauspielern besetzt. Aber selbst dieser Horror- und/oder Science Fiction-Klassiker muss ohne den smarten, blauäugigen und mit wunderbar britischem Englisch murmelnden Daniel Craig beim Frühstückmachen auskommen. Und ganz sicher ist das weniger Verlust, als es für die vierte Filmfassung des "Body Snatchers"-Stoffes einen Gewinn bedeutet: Denn abgesehen von den wenigen Craig-Auftritten und der hübsch soliden Kidman ist da ein gar scheußlich unbedeutender Film bei rumgekommen.

Dirigiert hat das Szenario der deutsche Oliver Hirschbiegel, der aus Hamburg, Regisseur von "Das Experiment" und "Der Untergang". Die haben Anklang gefunden, einige wichtige und viele unwichtige Preise gewonnen, und letzterer wurde für den Oscar nominiert. Hitler als Karikatur auf Messers Schneide, zwischen Größenwahn und menschelnder Empathie, vorgetragen mit bühnenhaftem Eifer von Bruno Ganz - das hat den Amerikanern gefallen. Hirschbiegels erster Hollywoodstoff ist gemessen am Brimborium um seinen Vorgänger eine eher undankbare Aufgabe, immerhin das Remake eines Remakes eines Remakes eines Remakes. Dass Siegels Original gern als Politparabel auf das zerrüttelte McCarthy-Amerika der 50er-Jahre verstanden wird, hat da vielleicht eine Rolle gespielt. Immerhin könnte ein deutscher profilierter Filmemacher aus dem Stoff nun so etwas wie eine zeitlich beschränkte Update-Metapher für die Politik einer gesellschaftlichen Gleichschaltung in der Bush-Ära basteln, das hätte doch Schmackes.

Hirschbiegel bekommt derartiges nicht hin, das wollte er womöglich auch nicht. Was er wiederum überhaupt im Sinn hatte, verrät der Film zwar auch nicht, es scheint aber immerhin seine bislang beste Arbeit zu sein: "The Invasion" nämlich ist weder so homophob, grotesk und weltfremd wie "Das Experiment", noch so verlogen, redselig und theatralisch wie "Der Untergang", vor allem aber geht ihm erfreulicherweise ein wenig die teutonische Steife verloren. Er ist letztlich lediglich schlecht inszeniert und bemerkenswert langweilig, das nun wenigstens. Es passiert viel und eigentlich doch gar nichts, der Reiz der Geschichte ist mittlerweile ohnehin relativem Unbelangen gewichen und irgendwo dazwischen rennt auch noch eine aufgebrachte Nicole Kidman umher, um ihren dümmlich grinsenden Sohn vor ausgebrannten Hirntoten zu retten.

Da passt nicht eine Szene an die nächste, wird wild von einem Schauplatz zum nächsten geschnitten und kommt zu keinem Zeitpunkt Spannung, Atmosphäre, ja wenigstens ungefähr so ein Gefühl der Bedrohung, der Paranoia, des Unbehagens auf, so wie es selbst noch Ferrara 1994 hinbekommen hatte. Waren die unschlüssigen Erklärungen und die mangelnde innere Logik des Originaldrehbuchs schon einst diskussionswert, so tun sich angesichts der enormen Plotholes in "The Invasion" gänzlich neue Abgründe auf. Teilweise wirkt der Film wie auseinander genommen und später falsch zusammengesetzt, ganze Figuren verschwinden irgendwann sang- und klanglos, andere wiederum tauchen aus dem Nichts auf. Die Inszenierung schwankt zwischen Sci-Fi-Thriller und Familiendrama, entwickelt nie einen eigenen Stil oder lässt irgendeine Handschrift ihres Regisseurs vermuten (womit nicht unterstellt werden soll, dass dieser eine besäße). Mitunter sind die Handlungssprünge so absurd, dass nur noch die Frage nach der Motivation des ganzen den Zuschauer vor hysterischem Gelächter bewahrt.

Bedauerlicherweise kann man Hirschbiegel für das Desaster nicht einmal gänzlich zur Verantwortung ziehen. Seine ursprüngliche Version soll Warners Produzentenabteilung derart in Aufruhr versetzt haben, dass diese erst radikale Änderungen vornahm und schließlich sogar Nachdrehs unter Ausführung von James McTeigue ("V for Vendetta") in Auftrag gab. Das konfuse Finale scheint dabei gänzlich erneuert worden zu sein, hat mit dem Rest des Films allerdings auch nicht mehr viel zu tun. Kidman und Craig verlagern dann ihre bis dato eindrucksvolle Lustlosigkeit hin zu sichtlicher Verärgerung und starker Genervtheit, werden das ganze aber womöglich als primitive Probenarbeit für ihr gleich danach folgendes Abenteuer "The Golden Compass" abgeschrieben haben. So hätte "The Invasion" ja womöglich doch noch etwas halbwegs Nützliches gebracht – denn sicherlich wäre er auch in Hirschbiegels eigentlicher Fassung kein guter, zumindest aber vielleicht halbwegs erträglicher Film geworden.


30% - erscheint bei: Wicked-Vision

Oktober 15, 2007

News: Upcoming Reviews


Demnächst Filmbesprechungen: "Invasion" (Oliver Hirsch- biegel), "Halloween" (Rob Zombie) und "Eastern Promises" (David Cronenberg).

Oktober 13, 2007

TV: Fernsehtipps vom 13.10. - 19.10.07

Samstag, 13.10.

20:15 Uhr – „Over the Top“ (K1)

Doofes, herrlich amüsantes Fantasiekonstrukt. Stallone wie er leibt und lebt.

20:15 Uhr – „Ghost“ (SAT.1)

Großartig geschriebene, mit liebevollem Kitsch unterlegte Romanze, bei der man durchaus das ein oder andere Tränchen vergießen darf. Und Whoopi Goldberg ist fantastisch.

20:15 Uhr – „High School Musical 2“ (Pro7)

Auf eine gewisse Art war der Vorgänger annehmbar, zwar glatt und schleimig, aber in seinen Gesangs- und Tanzszenen ganz hübsch. Inwiefern die Fortsetzung da noch eins draufsetzen kann, weiß ich (noch) nicht.

22:30 Uhr – „The Ring“ (Pro7)

Das gruselige, viel zu sauber polierte US-Remake.

23:35 Uhr – „Die Ehe der Maria Braun“ (RBB)

3:55 Uhr – „Aus Liebe zu Molly“ (K1)

Sonntag, 14.10.

13:30 Uhr – „Top Secret“ (K1)

Ich bin Waltraut, die sich nicht in’ Wald traut.

20:45 Uhr – „Der große Diktator“ (Arte)

23:10 Uhr – „Texas Chainsaw Massacre“ (Pro7)

Auftragsremake. Weg die Subversion, dafür Nippelgate von Nispel. Jungsfilm in schicken Bildern.

0:15 Uhr – „12 Uhr Nachts – Midnight Express“ (K1)

Einseitiges Gefängnisdrama über die vermeintliche Hölle in türkischen Gefängnissen, verstörend und manipulativ, hoch- spannend und unglaublich homophob.

1:10 Uhr – „Last Samurai“ (Pro7)

Bildgewaltiges, aber formal langweilig und konventionell inszeniertes Möchtegernepos mit einem zotteligen Tom Cruise in der Hauptrolle.

2:25 Uhr – „Stumme Zeugin“ (K1)

3:30 Uhr – „Warlock – Satans Sohn kehrt zurück“ (VOX)

Stark entstelltes Sequel zum brillanten Fantasyfilm von Steve Miner. Tolle Effekte und Julian Sands in Hochform meistern den etwas unoriginellen Spaß.

Montag, 15.10.

20:15 Uhr – „Schiffsmeldungen“ (Tele5)

20:15 Uhr – „Sechs Tage, sieben Nächte“ (SAT.1)

Sympathische, wenn auch gänzlich sinnlose Screwball- Comedy mit Abenteuereinschlag.

20:40 Uhr – „Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling“ (Arte)

23:50 Uhr – „Bordello of Blood“ (Das Vierte)

Nicht ganz so gelungen wie „Demon Knight“, doch mindestens so kurzweilig und krude. Dennis Miller ist zum Brüllen.

0:50 Uhr – „Die Blechtrommel“ (ARD)

Überschätzte Vorlage, annehmbarer Film.

2:20 Uhr – „Angel Heart“ (RTL2)

Dienstag, 16.10.

20:15 Uhr – „Good Vibrations“ (K1)

Unsäglich peinlich und hochgradig langweilig – Mike Nichols’ wahres Gesicht!

0:00 Uhr – „Das Mädchen und der Kommissar“ (SWR)

Evergreen. Hat bis heute nichts von seiner fesselnden Wirkung verloren.

Mittwoch, 17.10.

20:15 Uhr – „Während du schliefst“ (K1)

Nett.

22:25 Uhr – „Tattoo“ (K1)

„Se7en“ auf teutonisch – tut ganz doll weh.

Donnerstag, 18.10.

22:05 Uhr – „Operation: Broken Arrow“ (VOX)

Woo made in USA. Kläglich.

22:25 Uhr – „Telefon Butterfield 8“ (3SAT)

23:40 Uhr – „Gothic“ (Tele5)

Freitag, 19.10.

20:15 Uhr – „Pret-a-Porter“ (Das Vierte)

Wie die meisten Spätwerke von Altman leicht in seinem Biss, betulich in der Inszenierung und mit zahlreichen Stars besetzt.

20:15 Uhr – „Bridget Jones“ (RTL2)

Gut.

22:15 Uhr – „Deep Blue Sea“ (RTL2)

Nicht gut.

23:50 Uhr – “Das Phantom” (Arte)

Seltsamerweise läuft die colorierte Fassung.