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Januar 15, 2014
Kino: THE WOLF OF WALL STREET

August 24, 2011
Kino: COWBOYS & ALIENS
Solcherlei Genre-Mashups haben Hochkonjunktur. Allein in diesem Jahr starteten in deutschen Kinos Westernvariationen jedweder Couleur, kombiniert mit den Befindlichkeiten des Melodrams ("Winter’s Bone"), dem ruppigen Wesen des Roadmovies ("Drive Angry") oder der kindgerechten Ästhetik einer Animationskomödie ("Rango"). Auch vage Fusionen der Science-Fiction mit dem Western hat es bereits gegeben, nie aber kreuzte man so konkret zwei ihrer absoluten Archetypen, den Cowboy und die außerirdische Lebensform, um daraus einen Blockbuster zu schnitzen.
Den Grundstein für diese durchaus reizvolle Prämisse legte Scott Mitchell Rosenbergs gleichnamiger Comic von 1997, der bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Eine ganze Riege prominenter dicker Produzentenfische – u.a. Steven Spielberg, Ron Howard und Brian Grazer – witterte in der Vorlage ein veritables Geschäft. Jon Favreau, bekannt als einer der umgänglichsten Auftragsfilmer Hollywoods, empfahl sich mit seinen soliden "Iron Man"-Adaptionen für die Regie. Und so macht man dann Sommerhits.
Daniel Craig spielt in "Cowboys & Aliens" einen namenlosen Fremden, der ohne jede Erinnerung in das kleine Wüstenkaff Absolution gelangt. Dort wandert er erst einmal zügig ins Gefängnis, nachdem man ihn für einen gesuchten Goldräuber hält. Nicht nur seine unbekannte Identität, sondern auch eine seltsame Metallmanschette am Unterarm machen die geheimnisvolle Ella (ätzend: Olivia Wilde) auf den rüden Cowboy aufmerksam. Ehe Colonel Dolarhyde (Harrison Ford) sich jedoch der Sache annehmen kann, wird das Städtchen plötzlich von Raumschiffen attackiert.
Das Western-typisch urige Set-Up und die rasch ins Spiel gebrachten Figuren des überdurchschnittlichen Ensembles (in weiteren Rollen sind beispielsweise Paul Dano, Sam Rockwell und Clancy Brown zu sehen) verheißen gleich zu Beginn einen nicht uninteressanten Film. Inklusive des ersten Alien-Angriffs, bei dem die ahnungslosen Bewohner von langen Raumschifftentakeln in die Luft gezogen werden, ist das ein solides und sogar aufregendes Vergnügen, das sein Versprechen vom Genre-Mix vollends einzuhalten scheint.
Nach einer knappen halben Stunde allerdings zeigt sich, dass man im Vorspann zu Recht über insgesamt fünf Drehbuchautoren stolperte. Vollends planlos stolpert der Film nach seiner hübschen Exposition von einem dramaturgischen Loch ins nächste, nicht wissend, was er nun eigentlich gescheites mit der Western-Sci-Fi-Prämisse anstellen soll. Das ausnahmslos auf belanglose Konfrontationen zwischen eben Cowboys und Aliens ausgerichtete Script schlendert von Standard A zu Standard B und wieder zurück, ehe sich im betulichen Finale alle noch mal eins auf den Hut geben dürfen.
Zwar arbeitet der Film teils gekonnt mit klassischen Western-Versatzstücken (Craig als Fremder ohne Namen), um diese gemäß seiner Genremischung zu variieren (die Erinnerungs- lücken des Fremden als Folge einer Entführung durch Außerirdische), dennoch bleibt die Kombination bloße Behauptung. Aus ihr entsteht nicht wirklich etwas Neues, und die doch eigentlich so frische Genrefusion läuft nur auf bewährte Konventionen hinaus, was sich vor allem in einfallslos konzipierten Kämpfen und einem altbackenen Creature-Design niederschlägt.
Fehlende Akzente gehen freudlos Hand in Hand mit überraschend unterinszenierten Actionszenen, in denen Harrison Fords verlebte Gesten wie ein unfreiwilliger Kommentar zum kraftlosen Dahinsiechen des Films erscheinen. "Cowboys & Aliens" würden Ecken und Kanten weitaus besser stehen als seine spröde Gradlinigkeit, die sich in unspektakulären Pistolenduellen erschöpft. Wenn eine so unbenutzte Idee innerhalb von nur zwei Stunden zum ausgedienten Bierdeckeleinfall verkommt, haben die Sommerhittüftler irgendetwas gewaltig falsch gemacht.
30% - erschienen bei: gamona

Mai 06, 2010
Zuletzt gesehen: IRON MAN 2
45%
April 17, 2008
Kino: IRON MAN

Der größte Coup dürfte das Casting sein. Den Titelhelden mit Robert Downey Jr. zu besetzen, erweist sich in mehrfacher Hinsicht als Glücksfall. Ein immer wieder von seiner Drogensucht heimgesuchter Hollywoodstar spielt einen alkoholabhängigen und herzkranken Superhelden, das ist schon mal eine sichere Basis, dem nimmt man so was doch schließlich ab. Nun schneidet dieser erste Film den Komplex zwar nur an, in Hinblick auf weitere Kinoauswertungen wäre das jedoch ein reizvoller Aspekt der Geschichte. Downey Jr. gefällt als Tony Stark und dessen Alter Ego Iron Man aber auch deshalb grundsätzlich, weil er trotz einiger Überschneidungen mit der Figur eine so wunderbar unkommerzielle Wahl für die Rolle darstellt. Wie oft hatte man den Kerl schon abgeschrieben, und wie sehr hat man ihm alles, nur keine Hauptrolle in einem hoffentlich einträglichen Blockbuster dieses Schlages zugetraut. Entsprechend feinfühlig, zumindest im Rahmen eines mit Verkürzungen arbeitenden Comicfilms, nährt er sich dem geläuterten Helden. Überaus souverän trägt Downey Jr. das Spektakel auf seinen Schultern, sehr charismatisch gibt er die Figur, mit leicht zynischem Witz, betont komischen Sprüchen und lockerer Playboy-Attitüde.
Wenn die Besetzung des "Iron Man" also schon mal stimmt – und die ist ja doch ein wenig die halbe Miete –, dann können Jeff Bridges, Terrence Howard und Gwyneth Paltrow nur noch Bonbons für den süßen Nachgeschmack sein. Letztere hat zwar nicht wirklich viel zu tun und scheint meist der Anweisung zu folgen, möglichst so verträumt schläfrig wie Kirsten Dunst zu blinzeln, aber Howard gefällt trotz seiner doofen Rolle als Militär-Buddy. Und Bridges führt sich wie gewohnt blendend auf, der Mann kann einfach alles spielen, ob mit oder ohne Glatze, Vollbart oder Bierbauch, ob als freundlicher Nachbar von nebenan, ständig bekiffter Volltrottel oder nun Bösewicht Obadiah Stane, der sich als Iron Monger zum ersten Gegner des Helden hochspielt. Bridges scheint sich solche Rollen aus dem Ärmel zu schütteln, während ein Kevin Spacey die zumindest äußerlich ähnliche Figur Lex Luthor in "Superman Returns" mit verkrampftem Pokerface zum präsenzlosen Bösewicht von der Stange degradierte. Einzig etwas schade, dass man sich fürs Debüt aus dem großzügigen Fundus an Gegnern ausgerechnet jenen herauspickte, der dem Superhelden stark ähnelt und einem Charakterkopf wie Bridges nach der Transformation kaum die Möglichkeit zum Minenspiel offeriert (was schon Willem Dafoe im ersten "Spider-Man"-Film ein wenig zum Verhängnis wurde). Und es bleibt auch dabei: Auf etwaigen Zuwachs oder Cross-Over-Figuren wie Nick Fury (Samuel L. Jackson) muss man zumindest im ersten "Iron Man" noch verzichten.
Aber, lange Rede, kurzer Sinn: Ja, die Schauspieler, die sind hier wirklich ziemlich essentiell. Vor allem, da "Iron Man" mit Action eher geizt. Nur, Favreau ist ganz zweifellos ein besserer Regisseur als Nick Cassavetes, der den Film zunächst inszenieren sollte, aber so richtig brennt er nicht für den Stoff. Viel mag ihm nicht einfallen bei der Geburtsstunde des Helden, das ist doch alles recht streng nach Schema F gestrickt und folgt brav den Konventionen eines Superheldendebüts. Kurze Einführung des Arschlochs Stark, dann Gefangenschaft, Ausbruch und Besinnung – bis der Iron Man in vollendeter Montur durch die Lüfte fliegen darf, vergehen viele abgehakte Stationen und Leerläufe, die man mit Regieeinfällen trotz des schwächelnden Drehbuchs (immerhin aus der Feder der "Children of Men"-Autoren) hätte vermeiden oder zumindest aufpeppen können. Insbesondere der Mittelteil hängt ganz schön durch, vor allem da uns der Film alle Entwicklungsstufen seines Helden aufgedröselt vorspielt, was man mit fixer Montage gut und gerne um eine Viertelstunde hätte erleichtern können. Hier hält sich "Iron Man" auch ein wenig sehr auf mit seinem Subplot der liebäugelnden Turteltäubchen Pepper und Stark, was nicht recht in die Gänge kommen und durch die fehlende Chemie zwischen Paltrow und Downey Jr. ohnehin nicht so wirklich funktionieren will. Nebenbei: Dass der Film den Stoff modernisiert, ist sicherlich der einzig richtige Ansatz, die Ursprungsgeschichte aber nach Afghanistan zu verlagern (in der Vorlage ist es Vietnam), damit der Iron Man zwischenzeitlich noch einige Taliban-Milizen zermalmen darf, scheint indes nun nicht unbedingt die allercleverste Entscheidung.
Was das erste Abenteuer des Iron Man jedoch ganz dringend benötigt hätte, ist einen fähigen Komponisten, der ihm ein prägnantes Thema auf die Metallhaube schreibt. Der Score ist wahrlich eine Katastrophe in diesem Film, es gibt weder differenzierte Motive, noch überhaupt irgendeine erkennbare Anstrengung, Musik als Faktor, der über untergelegte Schrammelbeats hinausginge, zu begreifen. Zwei Stunden lang ertönt nur immer wieder das gleiche Getöse aus simplen Gitarrenriffs und schnellenden Drums – gänzlich verschenkt, denn der Soundtrack hätte schnell den Rest der Miete ausmachen können. Aber "Iron Man" darf sich diese Fehler irgendwie noch erlauben, er fühlt sich ohnehin nur wie ein Pilot an, der schon mal das Grundgerüst aufstellt. Es ist überdies auch ganz bestimmt eine Herausforderung, einem der verhältnismäßig weniger bekannten, oder zumindest nie bis zum Mainstream durchgedrungenen Marvel-Helden eine attraktive, erfolgreiche Kinoverpackung überzustülpen. Denn das Paradoxon eines Mannes, der seine Rüstungsmacht als neuer Gutmensch aufgibt, um jedoch mit noch martialischerer Gewalt jede eigene Ordnung zu verteidigen, kann auch dieser Film nicht überwinden. Aber mit jemandem wie Robert Downey Jr. ist diese Serie, so sollte sie eine werden, gut beraten, der Mann hat einfach schwer was an sich. Na ja, gut, doch ein Wortspiel.
60% - erschienen bei: Wicked-Vision