Posts mit dem Label Danny Huston werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Danny Huston werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

April 23, 2015

Kino: BIG EYES

Amerikanische Vorstadtwelten sind den Alltagsmärchen ("Edward mit den Scherenhänden") und Monsterspektakeln ("Frankenweenie") von Regisseur Tim Burton für gewöhnlich ein willkommener Anlass, die katalogtaugliche Gemachtheit ihres vermeintlichen Idylls auf den Kopf zu stellen. "Big Eyes", Burtons neuer und entschieden nicht phantastischer, sondern nach "wahren Begebenheiten" erzählter Film, beginnt hingegen mit dem abrupten Bild einer Flucht aus suburbanen Lebensverhältnissen: Die Malerin Margaret Ulbrich (Amy Adams) schnappt sich Koffer und Tochter, um ihre kalifornische Reihenhaussiedlung zu verlassen, in Richtung des San Francisco der ausgehenden 1950er Jahre. Das sei ein gewagter Schritt, behauptet die geheimnisvolle Erzählerstimme ("back then, women didn't leave their husbands"), und tatsächlich findet Margaret nur geradeso Arbeit bei einem Fabrikanten, für den sie Kinderbetten mit niedlichen Mustern bepinselt. [...]

weiterlesen

Mai 15, 2014

Nicht (mehr) im Kino: BIRTH (2004)

Das Warten auf die jüngste Regiearbeit des Briten Jonathan Glazer stellt hierzulande manchen Filmfreund vor eine Zerreißprobe. Gegen die Bedenken des deutschen Verleihs Senator, das offenbar etwas absonderliche Alien-Road-Movie "Under the Skin" in die Kinos zu bringen, formierte sich, auf Facebook zumindest, eine Art cinephiler Widerstand, der auch deutsche Kino- und Verleihpolitik grundlegend ins Visier nimmt. Zwar sei "Under the Skin" ein Film für "Liebhaber der Filmkunst", begründete Senator die getadelte Entscheidung, aber "weder typischer Mainstream noch typisches Arthaus". Vielleicht vermittelt dieser bestenfalls ökonomisch plausible, schlimmstenfalls kunstfremde Argumentationsversuch eine Idee davon, wie die US-amerikanische Produktions- und damals noch Distributionsfirma New Line Cinema auf Jonathan Glazers vorletzten Film reagiert haben mag. Fast pflichtschuldig brachte sie den in Cannes ausgebuhten und von der Filmkritik verschmähten "Birth" 2004 in die Kinos, wo er schließlich auch vom Publikum weitgehend mit Ignoranz gestraft wurde. [...]

weiterlesen

März 14, 2013

Kino: HITCHCOCK

Im berühmtesten Filmgespräch aller Zeiten stellte François Truffaut dem Master of Suspense die alles entscheidende Frage: "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" Wenn man nun diesem Film glauben darf, dann würde die Antwort darauf wohl lauten: Nun ja, irgendwie halt. Was offenbar als heitere Filmkomödie gedacht war, ist vor allem die Denunzierung eines Großmeisters – und eine Ansammlung von Unwahrheiten. [...]

März 14, 2010

Zuletzt gesehen: EDGE OF DARKNESS

Martin Campbell inszeniert die späte Kinoadaption seiner eigenen BBC-Serie als spannenden politischen Verschwörungsthriller, dem er immer wieder gekonnt Tempo entzieht und somit das Augenmerk weniger auf Action-, denn leise Krimi-Töne lenkt. Unnötigerweise spielt der Film den Hintergrund seiner Geschichte immer mehr gegen ein konventionelles Rachedrama aus, das – von weltlich auf persönlich geschrumpft – die alte Chose vom einzelnen männlichen Kämpfer gegen ein versagtes System aufleiert und damit in der ermüdenden Tradition reaktionärer Selbstjustizreißer schließlich auch vor Pathos und Kitsch nicht zurückschreckt. Spätestens im sprichwörtlich biblischen Finale wünscht man sich Mel Gibson dann einfach nur wieder zurück ins Schauspielexil.


40%

Oktober 11, 2009

Zuletzt gesehen: X-MEN ORIGINS - WOLVERINE

Nachdem Brett Ratner bereits den dritten "X-Men"-Film erfolgreich in den Sand setzte, stellt sich nun Gavin Hood beim Ausbau des Comic-Universums um die Prequel-Storys der Mutanten ambitioniert an, es ihm nachzumachen: Der im Titel verlautete Ursprung des Helden wird mit kurzen Animationen schon im Vorspann abgehandelt, um den Rest des Films mit permanenten Actioneinlagen auszuschmücken, die ihre Grundlage in einem rätselhaften Disput zwischen Wolverine und seinem Bruder Victor haben. Bemerkenswert, dass man am Ende dieser Franchise-Auskoppelung noch weniger über Wolverine zu wissen meint als vorher, dass der die Geschichte bildende Bruderkampf bis ins Detail unklar und unlogisch erscheint, und dass die Nebenfiguren allesamt noch ärgerlicher aus der Handlung kippen als im Vorgänger. Ein selten blöder Platzhalter übertriebener CGI, der in etwa so viel Seele besitzt wie eine glatt gespannte Green-Screen-Wand – nicht auszudenken, was Bryan Singer wohl daraus gemacht hätte.


25%

November 27, 2008

Kino: HOW TO LOSE FRIENDS & ALIENATE PEOPLE

Nach der britischen Comedy-Serie "Spaced" und den Kino-Exportschlagern "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz", allesamt unter der Regie von Edgar Wright, sowie kleineren Nebenrollen in "Mission: Impossible III" und "The Good Night" ist Simon Pegg nun auch endgültig im US-Mainstream angekommen. Selbst dort, an der Seite etablierter Stars, versprüht er noch viel von seinem liebenswerten Charme, während er in "New York für Anfänger" ansonsten aber offenbar einen Gang zurückschrauben und sich nach "Run, Fatboy, Run" vielmehr erneut als romantischer Held beweisen muss.

Der Film von "Curb Your Enthusiasm"-Regisseur Robert B. Weide produziert klassisches Rom-Com-Material mit verhaltenem satirischem Einschlag: Sehr komisch, etwas bissig und manchmal auch ein wenig obszön, erweist sich Weides Kinodebüt letztlich als zu brave und verhaltene Upper-Class-Komödie, die jedoch durch ein grandioses Casting besticht.

Der Originaltitel, "How to Lose Friends & Alienate People", umschreibt treffend die Folgen des beruflichen Imagewechsels von Sidney Young (Pegg), einem englischen erfolglosen Klatschreporter, den es nach einem überraschenden Job- angebot nach New York verschlägt. Young existiert wirklich, heißt mit Vornamen aber eigentlich Toby und hat seine großstädtischen Erfahrungen im gleichnamigen Erfolgsroman verarbeitet, auf dem "New York für Anfänger" schließlich basiert.

Bei seinem neuen Arbeitgeber, dem trendigen Sharps Magazine (eine filmische Umdichtung, Vorlage ist die Vanity Fair), bekommt Sidney zunächst allerdings nicht viel zu tun. Sein Chef Clayton Harding (Jeff Bridges) hält ihn an der kurzen Leine, der leitende Redakteur Lawrence Maddox (Danny Huston) behandelt ihn wie einen Fußabtreter, und die Sympathien seiner liebreizenden Kollegin Alison (Kirsten Dunst) hat Sidney unglücklicherweise schon am Abend vor Arbeits- beginn verspielt.

Die ersten zwei Drittel des Films schildern deshalb genüsslich das Scheitern des tollpatschigen Engländers, der von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, sich auf Partys blamiert oder es sich mit Celebrities verscherzt, und Pegg ist bekanntlich genau der Richtige für derlei zottelige Albernheiten und Verlierer-Attitüden. Auf dessen physische Komik und Exaltiertheit folgt schließlich immer das unschuldige Lächeln eines kleinen Jungen - selbst nachdem er einen Hund unschön beseitigt hat, kann man ihm kaum böse sein. Das Image des britischen Knuddel-Komikers, es wird auch hier ausreichend bemüht.

Die Seitenhiebe gegen High Society- und Star-Gebären sitzen, verlieren aber schon durch ihre Fiktionalität einiges an Schlagkraft. Möglicherweise ist "New York für Anfänger" aber auch von vornherein nach gängigen Rom-Com-Regeln gestrickt, und man vermisst das letzte Quäntchen Böswilligkeit deshalb zu Unrecht: Immerhin arrangiert sich der Film von Beginn an mit der Luxusphilosophie der Mode- metropole, deren Manierismen selbst bei den vielen kruden Nebenfiguren (Megan Fox und Gillian Anderson z.B.) noch irgendwie sympathisch wirken.

Interessiert ist Weide letztlich ohnehin mehr an der verlässlich vorhersehbaren Romanze seiner beiden Hauptdarsteller. Zwischen dem liebenswürdigen Loser-Typen Pegg und der immer etwas neben der Spur mit verschlafenen Äuglein zwinkernden Dunst stimmt die Chemie, vor allem weil der Film ihnen einige hübsche Momente schenkt. Wenn sie sich zu den Klängen von Nino Rota ein morgendliches Tänzlein gönnen, nachdem sich Alison die ganze Nacht übergeben hat, ist das zwar banale Rom-Com-Poesie, aber Dank Pegg wirkt sie seltsam annehmenswert.

Rotas Musik bzw. Fellinis "La Dolce Vita", jenes Sittengemälde über Klatschpresse und Wohlstandsgesellschaft, das "New York für Anfänger" gleich mehrfach zitiert, verrät dann hinten raus vielleicht ein wenig die stille Ambition des Films, doch auch Satire und nicht nur Liebeskomödie sein zu wollen. Aber die Referenz ließe sich freilich auch als bescheidener Verweis auf eben diesen Klassiker deuten, der das ja sowieso viel besser könne. Hier, so scheint es, bei einem Promi- Schaulaufen wie diesem, würde das vielleicht auch nur einen scheinheiligen Eindruck erwecken.

Deshalb ist Weides erster Langspielfilm noch einmal ein Freifahrtsschein für Simon Peggs ulkige Albernheiten und sein Talent eben auch als Leader und Held einer Liebesgeschichte. Sogar Jeff Bridges, urkomisch als schmieriges Imitat des Ex-Chefs der Vanity Fair, Graydon Carter, hat nach eigenen Angaben nur unterschrieben, um einmal mit dem britischen Comedy-Star drehen zu dürfen. Das verrät zweifellos einiges über das Anliegen des Films - und ist auch völlig in Ordnung so.

"New York für Anfänger" ist eine garantiert nicht subversive, aber locker inszenierte Komödie über die Fashion- und Star-Kultur New Yorks und ihrer Presse, die einmal mehr ganz von ihrem Hauptdarsteller lebt. Weniger ein moderner "La Dolce Vita" als eher die Slacker-Version von "Der Teufel trägt Prada", verspricht der Film zielgenaue Situationskomik und harmlos-schöne Großstadtromantik. Nun darf sich Pegg aber auch gern wieder mit Edgar Wright zusammentun.


65% - erschienen bei: gamona