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Januar 07, 2014

TV: BOARDWALK EMPIRE - SEASON 4

Von Fachpresse wie Serienjunkies wurde "Boardwalk Empire" bei Sendestart nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Und noch immer hat es die Show schwer, jene an HBO geknüpften Erwartungen zu erfüllen, die sich von ihr offenbar einen legitimen Nachfolger all der maßgeblichen Senderhits versprachen. Vielleicht aber hat es auch nur eine gewisse Zeit und Skepsis gebraucht, damit die Serie in ihren jüngsten Staffeln zu unerwarteter Hochform auflaufen darf. [...]

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März 14, 2013

Kino: HITCHCOCK

Im berühmtesten Filmgespräch aller Zeiten stellte François Truffaut dem Master of Suspense die alles entscheidende Frage: "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" Wenn man nun diesem Film glauben darf, dann würde die Antwort darauf wohl lauten: Nun ja, irgendwie halt. Was offenbar als heitere Filmkomödie gedacht war, ist vor allem die Denunzierung eines Großmeisters – und eine Ansammlung von Unwahrheiten. [...]

Mai 24, 2012

Kino: MEN IN BLACK 3

Zehn Jahre mussten MIB-Fans auf eine weitere Fortsetzung warten – fast zu lang, möchte man meinen. Kaum vorstellbar, dass "Men in Black 3" auch nur entfernt an den gigantischen Erfolg des ersten Films wird anknüpfen können. So er doch ein wenig aus dem Nichts zu kommen scheint, hier und jetzt, nach der seltsam ausgiebigen Franchise-Pause. [...]

März 20, 2012

Zuletzt gesehen: BOARDWALK EMPIRE Season 1& 2

Qualitätsfernsehen mit HBO-Gütesiegel, sorgfältig produziert und jenseits der mit formattypischen Bestimmungen (Laufzeit) und gängigen Accessoires (Cliffhangern) langweilenden TV-Serien-Generik. "Boardwalk Empire" braucht lange, sehr lange, um seine Handlungsfülle publikumswirksam zu strukturieren und irgendwann schließlich auch einfach mal laufen zu lassen. Die bis ins Detail durcherzählte historische (Parallel)Welt bildet einen in dieser Vielschichtigkeit so noch nicht gesehenen Spielraum der Roaring Twenties – für ein gleichfalls kunterbuntes Personal, dessen Geschichten vom großen öffentlichen Politskandal bis zur intimen Ehekrise, von der organisierten Kriminalität bis zum gewöhnlichen Prohibitionsalltag reichen. Im Groß des Fluchens und Fickens wird dabei wieder einmal die alles entscheidende Männlichkeit auf den Prüfstand gestellt, und das mitunter aufs Allervorzüglichste.

Der plotgewaltigen Komplexität folgt dahingegen ein Hang zu seichtem Symbolismus: Wenn der Kapitalmogul Nucky Thompson (Steve Buscemi) in jeder Folge aufs Neue sein Geld im Close-Up zählt, verkommt ein zunächst charakteristisches Ritual zur figuralen Widerholungsskizze. Mit der sicheren Hand eines Martin Scorsese etwa führt eben keiner der soliden Fernsehregisseure die sich dem Pilotfilm anschließenden Episoden. Als rein narrative Alternative zur inhaltlichen Verdichtungsästhetik und äußeren Opulenz der thematisch verwandten Kinoepen von Coppola über Leone empfiehlt sich "Boardwalk Empire" aber durchaus. Für zwischendurch.


60%

Januar 20, 2010

Kino: A SERIOUS MAN

Mit jedem neuen Film bestätigt sich in der Regel meine Kritik am Œuvre der Brüder Joel und Ethan Coen, an deren immer wieder erstaunlichen Kenntnis darüber, wie Film und Filme funktionieren, und wie zwei so begabte Handwerker ihr Talent lediglich für ein selbstgefälliges Demonstrieren ebendieser Kenntnis bemühen. Die Filme der Coens, bei aller Raffinesse, kranken zu einem großen Teil am steten Ausstellen studierter Filmgeschichte und dramaturgischer Tricks, ohne dass sie ihre skurrilen, aberwitzigen, detaillierten Figuren für mehr als nur den immer wiederkehrenden Witz über sich selbst nutzen – ein Film der Gebrüder Coen darf nie Gefahr laufen, allzu ernst genommen zu werden. Und trotz der enormen Kino- Versiertheit der Regisseure, der zweifellos hervorragenden Filmemacher, ist es doch stets nur ein ganz bestimmtes Kino, das sie ehren, plündern, bedienen: Ein nerdiger Eintopf, der nie über den Tellerrand schwappt.

Doch die Coens haben ihre Kino- jetzt um eine Weltsicht ergänzt. Endlich.
"A Serious Man" ist nicht nur ein persönlicher Coen-Film, der erste vermutlich, der persönlichste gleich obendrein, es ist auch ein zurückgeschraubter, vorsichtiger, verhaltener Film ohne besondere ostentative Effekte, ohne zwanghafte Flüchte ins Komische und ohne irgendwelche Stars in den Haupt- oder Nebenrollen. Er erzählt eine autobiographisch eingefärbte Geschichte in einer jüdischen US-Siedlung in den späten 60er Jahren. Und die Coens haben, vor allem zwischen dem Text, endlich einmal etwas zu erzählen über Menschen, Lebensweisen, Anschauungen – ohne dass sie dabei auf die lieb gewonnenen Stilmittel verzichten müssten. Denn "A Serious Man" ist genauso brillant inszeniert, genauso gerissen geschrieben und auch genauso komisch-lakonisch wie die anderen besseren Arbeiten des Regiegespanns.
Besonders schön ist, dass es dem Film gelingt, die herkömmliche Coensche Filmsprache mit einer authentischen, anrührenden und liebevollen Geschichte zu vereinbaren. Diese dreht sich um Larry Gopnik, einen sympathischen Lehrer, Ehemann und Vater. Einen, es ist leider so, totalen Loser. Denn über Larry ist eine Pechwolke gezogen, die nicht mehr verschwinden möchte. Es beginnt mit Scheidung, es endet mit dem Tod. Vermutlich zumindest. So genau weiß man das nicht. Das ist auch nicht wichtig. Gemeinsam mit Larry erkundet der Zuschauer nämlich eine skurrile jüdische Subkultur, die nach Gesetzen (zweifellos überhöhter) Eigenheiten und bitterböser Absurditäten funktioniert. Eine in jiddisch gedrehte irrwitzige Exposition (die keine ist) veranschaulicht das gleich zu Beginn – hier gibt es einiges zu lernen. Vor allem über die Selbstironie der Coens, über die Sicht auf sich selbst, ihre Kultur, ihre Herkunft und ihre Erziehung.

Warum Larry, dem "Serious Man", im Laufe der Handlung so konsequent viel Unheil widerfährt, das weiß man nicht. Das erfährt man auch nicht. Denn, hier dürfen die Coen-Brüder ganz die alten sein, spinnen sie Zusammenhänge nach der ihnen eigenen Logik: In freien Parallelmontagen erzeugen sie kuriose Spannungsverhältnisse, während sie die eigentliche Erzählung gern für ausschweifende Intermezzi verlassen. Das ergibt hier indes einen Gesamtsinn, denn man erfährt viel über die Figuren und die kleine seltsame Welt, in der dieser Film verortet ist. Das hat einen ganz eigenwilligen Charme und ist trotz seiner gelegentlichen Zähheit und Coen-typischen Humordialektik um einiges interessanter als die rein filmtechnischen Spielereien Marke "No Country for Old Men".

70% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN