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April 05, 2018

Es war einmal der Filmvorspann

Im Kino gelten Titelsequenzen als nahezu ausgestorben, sogar einfache Stabangaben zu Beginn eines Films haben mittlerweile Seltenheitswert. Qualitätsserien übernahmen zwar die Rettung des Vorspanns, zumindest der Marktriese Netflix aber scheint sich davon verabschieden zu wollen.

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September 21, 2016

Kunst vs. Künstler

Über die Schwierigkeiten eines Trennungsgebots. Und was Filme von Tom Cruise mit Tom Cruise zu tun haben.

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August 29, 2011

Zuletzt gesehen: MIDNIGHT IN PARIS

Nach großzügigem Cannes-Buzz, begeisterten Feuilletonarien und sogar klingelnden Kinokassen versprach "Midnight in Paris" einen Woody Allen in alter Form, bestenfalls sogar in Tradition seiner filmreflexiven Vergnüglichkeiten à la "Purple Rose of Cairo". Erwartung vergebens. Auch im alten Europa, das Allen zuletzt noch einmal zu später Frische anregte (so frisch ein Film von ihm eben sein kann), haben nun erneut Altherrenulk und formale Lethargie den Regisseur fest in ihrer Hand. Mit der Idee, Owen Wilson als Woodys Alter Ego auf berühmte historische Persönlichkeiten aus Kunst, Musik und Literatur treffen zu lassen, weiß der Film nichts anzufangen. Statt einen künstlerisch diskursiven Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu eröffnen, betreibt Allen ausschließlich Namedropping. Übrig bleibt ein einziger Leerlauf zwischen Paris-Postkartenstrecke und "gewitzten" Beziehungs- problemchen – eine müde pointierte, betagte Komödie für Bildungsbürger jedweder Couleur, in der es wieder einmal um rein gar nichts geht.


30%

Dezember 20, 2010

Last Seen: YOU WILL MEET A TALL DARK STRANGER

Mit Good Old Woody ist’s immer nett oder absolut unerträglich. Mal amüsieren die hübschen Geschichtchen für Bildungsbürger, die milden Dialogfetzchen und das gekonnte Jonglieren mit leichtem Witz und Figuren vom Reißbrett. Mal nerven die gestrigen Altmännerposen, der quirlig verkleidete Sexismus und die endlosen Laber-Rhabarber-Schleifen. Ein schmaler Grat. Aber Europa liegt wieder einmal zu Woodys Gunsten vor: In London hat’s noch immer was Frisches, das übliche Beziehungstheater des Stadtneurotikers. Alles ist gewohnt gewitzt und das ungewohnt gewitzt. Gute Besetzung, wie so oft. Jeder zeigt, was er kann, und hier können alle was. Also nett. Der Film macht Spaß, er amüsiert, er ist leichte Kost und so weiter. Heitere Comedy im besten Sinne, ein lockeres Geschäft, für Weinkenner ein Muss. Und tatsächlich ziemlich komisch, auch wenn’s um nix geht. Ich habe mich wunderbar unterhalten und den Film jetzt schon wieder vergessen – perfekt.


50%

Dezember 04, 2008

Kino: VICKY CRISTINA BARCELONA

Schon kurz nach der Ankunft im sonnigen Barcelona treffen die beiden Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) auf den verführerischen Spanier Juan Antonio (Javier Bardem), der die hübschen Damen zu einem erotischen Wochenendausflug einlädt. Vicky, die kurz vor der Hochzeit steht, lässt sich von Cristina schließlich überreden, dem attraktiven Künstler zu folgen. Beide verfallen dann auch sofort dem Charme Juan Antonios: Cristina beginnt eine Beziehung mit ihm, Vicky stürzt kurz vor ihrer Hochzeit in ein Gefühlschaos. Doch auch Maria Elena (Penélope Cruz), die temperamentvolle Ex-Frau des Casanovas, hat noch Interesse an Juan Antonio.

Woody Allen ist womöglich der beständigste und zuver- lässigste aller Autorenfilmer und Altmeister und Regie- legenden. Jedes Jahr ein neuer Film, jedes Jahr eine weitere lockere Geschichte, in der viel geredet, geliebt und gezankt wird. Damit versetzt er immer wieder aufs neue Publikum und Kritik in Entzücken, ist Ehrengast auf Festivals und Liebling aller Filmstudenten, und vermittelt in seinen Arbeiten doch nie den Eindruck, etwas beweisen zu müssen. Mehr noch, waren insbesondere die letzten Filme des Regisseurs unbeschwerte, leichte, locker-flockige Angelegenheiten – bei einem Œuvre ohnehin bemerkenswert vieler luftiger Filme. Und oft geht es darin um nichts außer zwischenmenschliche Albernheiten, Altherrenromantik und Populärweisheiten.

In den letzten Jahren hat Allen ja nun das alte Europa und damit viele schöne Postkartenmotive für sich entdeckt. Mit Umzug und Umorientierung verbunden ist demnach auch ein notgedrungener Perspektivwechsel: Nicht unbedingt auf Weitsicht eingestellt, sind Allens Neuentdeckungen in England und, wie nun hier, Spanien nichtsdestotrotz um einiges wohlfeiner. Die Abgestandenheit seiner sonstigen Filme scheint erst einmal beseitigt – oder zumindest kaschiert – und das neu gewonnene Urlaubsflair hat den altersmilden Regisseur offenbar sogar noch einmal richtig in Schwung gebracht. So ist "Vicky Cristina Barcelona" eine wirklich schöne, witzige, ja gar erotische Liebeskomödie, die all das Geplapper, Inhaltslose und Nichtssagende typischer Allen- Filme überhaupt nicht braucht.

Das dritte Mal in Folge ist auch Scarlett Johansson dabei. Und der Regisseur ist wohl richtig beflügelt von der blonden Schönheit, die nicht viel kann, aber bei Allen glücklicherweise auch nicht viel tun muss. Er setzt sie hübsch in Szene – und dann darf sie einfach drauf losmachen, die Scarlett. Das funktioniert gut. Und noch besser funktioniert das bei Penélope Cruz, die dank "Volver" nach einem Dutzend Hollywood-Flops wieder da angelangt ist, wo man sie am Liebsten sieht: Als leidenschaftliche Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ihre herrlich klischeeartige Figur macht mit all ihren Wutausbrüchen und Verzweiflungstaten große Freude. Cruz stiehlt allen die Show – das konnte man ja auch noch nicht allzu häufig von ihr behaupten.

"Vicky Cristina Barcelona" empfiehlt sich also als bester Sommerfilm, den man sich diesen Winter so anschauen kann. Und für die Möglichkeit, vor dem nasskalten Wetter in einen sonnig-schönen Film flüchten zu können, muss man dem Woody ja auch ein wenig dankbar sein.


60% - erschienen bei: den FÜNF FILMFREUNDEN

Juni 01, 2008

Kino: CASSANDRA'S DREAM

Der eine hofiert hübsche Schauspielerinnen mit schnellen Flitzern, der andere ist spiel- und trinksüchtig. Ian (Ewan McGregor) gibt vor, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein, Terry (Colin Farrell) bildet sich ein, sein Glück in dubiosen Spielwetten finden zu können. Beide sind Brüder aus der Londoner Arbeitermittelklasse, beide halten zusammen. Ian darf sich die Autos aus Terry Werkstatt leihen, sein Bruder bekommt dafür Rückendeckung bei den Eltern – und auch einen heimtückischen Mord wollen sie gemeinsam durch- stehen. Zu dem werden sie angezettelt, der wohlhabende Onkel (Tom Wilkinson) lockt mit großzügiger Vergütung, wenn sie einen lästigen Konkurrenten beseitigen würden. Die Aufgabe verändert die Leben beider: Ian liebäugelt mit dem neuen Wohlstand, während Terry an seinem Gewissen zugrunde geht.

Da wird man ganz schön überrollt, wenn die Schwärze der Leinwand sich plötzlich mit der donnernden Ouvertüre von Philip Glass füllt, ehe ruckzuck die Anfangstitel abgespult werden. Es ist wie immer eine reichlich penetrante Musik, die Glass da in bedrohlich-majestätischer Großspurigkeit hinknallt, aber sie ist auch beklemmend schön, elegant, unheimlich und fatalistisch, erinnert an kühle harte Noir-Kompositionen und ist mit Sicherheit das Beste, was ein Woody-Allen-Film musikalisch zu bieten haben dürfte. Damit wäre dann auch schon alles Gute gesagt über "Cassandra’s Dream", Allens neuem und nach "Match Point" und "Scoop" drittem englischen Film, der ein wenig wie die britische Light-Version von Patricia Highsmiths "The Talented Mr. Ripley" wirkt.

Rührend ist's zwar, dass Allen hier zwei Sunny Boys ins Verderben rennen lässt, und hübsch anzusehen ebenso, immerhin geben McGregor und Farrell ein schniekes Brüderpärchen ab, dem man nur alles Beste wünschen kann. Aber der Film interessiert sich nicht die Spur für sie, und so ist es auch egal, ob sie den Coup über die Runden bringen, unbeschadet überstehen und mit reiner Weste aus der Sache herauskommen werden. "Cassandra’s Dream" ist ein ziemlich tristes, unausgegorenes Thriller-Drama, das unbeholfen, staksig und kraftlos von Menschen und Lebensstilen erzählt, zu denen es nicht nur keinen Zugang findet, sondern von denen es auch keine wirkliche Ahnung zu haben scheint. Man könnte den Film als das unenglischste bezeichnen, was englische Schauspieler vor englischen Kulissen so hinbekom- men können, inszeniert von einem ewigen Plappermaul, das mit seinen Arbeiten seit Dekaden nichts Handfestes mehr anzubieten hat.

Und während "Cassandra’s Dream" seine Schuld-Sühne- Geschichte mit bemerkenswerter Langweiligkeit erzählt, schwankt er unentschlossen zwischen Krimi, schwarzer Komödie und der bitteren Abrechnung mit Familienzwängen. Nichts davon gelingt Allen, der aller Altersmilde zum Trotz wie immer verlässlich ist, wenn seine Figuren – die keine sind, sondern Schauspieler – sich aus jeder unfertigen Szene mit zahlreichen Dialogen herausreden dürfen. Nebensache also, dass der Film von Vilmos Zsigmond extravagant photo- graphiert ist (und für diesen schicksalhaften Stoff wesentlich zu extravagant, hell und freundlich), und ab und an seinen hübsch-komplexen Glass-Score mit ins Spiel bringen darf, wenn es doch nur ein weiterer geschwätziger Allen ist, bei dem es um nichts geht. Außer vielleicht dem ultimativen Prinzip der Vorhersehbarkeit: Und da sich hier bereits der Titel geständig zeigt, sollte man mit derlei Laberkino vielleicht auch gnädig sein.


35% - erschienen bei: DAS MANIFEST