April 05, 2018
Es war einmal der Filmvorspann
weiterlesen
September 21, 2016
Kunst vs. Künstler
weiterlesen
August 29, 2011
Zuletzt gesehen: MIDNIGHT IN PARIS
30%

Dezember 20, 2010
Last Seen: YOU WILL MEET A TALL DARK STRANGER
50%
Dezember 04, 2008
Kino: VICKY CRISTINA BARCELONA

Schon kurz nach der Ankunft im sonnigen Barcelona treffen die beiden Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) auf den verführerischen Spanier Juan Antonio (Javier Bardem), der die hübschen Damen zu einem erotischen Wochenendausflug einlädt. Vicky, die kurz vor der Hochzeit steht, lässt sich von Cristina schließlich überreden, dem attraktiven Künstler zu folgen. Beide verfallen dann auch sofort dem Charme Juan Antonios: Cristina beginnt eine Beziehung mit ihm, Vicky stürzt kurz vor ihrer Hochzeit in ein Gefühlschaos. Doch auch Maria Elena (Penélope Cruz), die temperamentvolle Ex-Frau des Casanovas, hat noch Interesse an Juan Antonio.
Woody Allen ist womöglich der beständigste und zuver- lässigste aller Autorenfilmer und Altmeister und Regie- legenden. Jedes Jahr ein neuer Film, jedes Jahr eine weitere lockere Geschichte, in der viel geredet, geliebt und gezankt wird. Damit versetzt er immer wieder aufs neue Publikum und Kritik in Entzücken, ist Ehrengast auf Festivals und Liebling aller Filmstudenten, und vermittelt in seinen Arbeiten doch nie den Eindruck, etwas beweisen zu müssen. Mehr noch, waren insbesondere die letzten Filme des Regisseurs unbeschwerte, leichte, locker-flockige Angelegenheiten – bei einem Œuvre ohnehin bemerkenswert vieler luftiger Filme. Und oft geht es darin um nichts außer zwischenmenschliche Albernheiten, Altherrenromantik und Populärweisheiten.
In den letzten Jahren hat Allen ja nun das alte Europa und damit viele schöne Postkartenmotive für sich entdeckt. Mit Umzug und Umorientierung verbunden ist demnach auch ein notgedrungener Perspektivwechsel: Nicht unbedingt auf Weitsicht eingestellt, sind Allens Neuentdeckungen in England und, wie nun hier, Spanien nichtsdestotrotz um einiges wohlfeiner. Die Abgestandenheit seiner sonstigen Filme scheint erst einmal beseitigt – oder zumindest kaschiert – und das neu gewonnene Urlaubsflair hat den altersmilden Regisseur offenbar sogar noch einmal richtig in Schwung gebracht. So ist "Vicky Cristina Barcelona" eine wirklich schöne, witzige, ja gar erotische Liebeskomödie, die all das Geplapper, Inhaltslose und Nichtssagende typischer Allen- Filme überhaupt nicht braucht.
Das dritte Mal in Folge ist auch Scarlett Johansson dabei. Und der Regisseur ist wohl richtig beflügelt von der blonden Schönheit, die nicht viel kann, aber bei Allen glücklicherweise auch nicht viel tun muss. Er setzt sie hübsch in Szene – und dann darf sie einfach drauf losmachen, die Scarlett. Das funktioniert gut. Und noch besser funktioniert das bei Penélope Cruz, die dank "Volver" nach einem Dutzend Hollywood-Flops wieder da angelangt ist, wo man sie am Liebsten sieht: Als leidenschaftliche Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ihre herrlich klischeeartige Figur macht mit all ihren Wutausbrüchen und Verzweiflungstaten große Freude. Cruz stiehlt allen die Show – das konnte man ja auch noch nicht allzu häufig von ihr behaupten.
"Vicky Cristina Barcelona" empfiehlt sich also als bester Sommerfilm, den man sich diesen Winter so anschauen kann. Und für die Möglichkeit, vor dem nasskalten Wetter in einen sonnig-schönen Film flüchten zu können, muss man dem Woody ja auch ein wenig dankbar sein.
60% - erschienen bei: den FÜNF FILMFREUNDEN
Juni 01, 2008
Kino: CASSANDRA'S DREAM

Da wird man ganz schön überrollt, wenn die Schwärze der Leinwand sich plötzlich mit der donnernden Ouvertüre von Philip Glass füllt, ehe ruckzuck die Anfangstitel abgespult werden. Es ist wie immer eine reichlich penetrante Musik, die Glass da in bedrohlich-majestätischer Großspurigkeit hinknallt, aber sie ist auch beklemmend schön, elegant, unheimlich und fatalistisch, erinnert an kühle harte Noir-Kompositionen und ist mit Sicherheit das Beste, was ein Woody-Allen-Film musikalisch zu bieten haben dürfte. Damit wäre dann auch schon alles Gute gesagt über "Cassandra’s Dream", Allens neuem und nach "Match Point" und "Scoop" drittem englischen Film, der ein wenig wie die britische Light-Version von Patricia Highsmiths "The Talented Mr. Ripley" wirkt.
Rührend ist's zwar, dass Allen hier zwei Sunny Boys ins Verderben rennen lässt, und hübsch anzusehen ebenso, immerhin geben McGregor und Farrell ein schniekes Brüderpärchen ab, dem man nur alles Beste wünschen kann. Aber der Film interessiert sich nicht die Spur für sie, und so ist es auch egal, ob sie den Coup über die Runden bringen, unbeschadet überstehen und mit reiner Weste aus der Sache herauskommen werden. "Cassandra’s Dream" ist ein ziemlich tristes, unausgegorenes Thriller-Drama, das unbeholfen, staksig und kraftlos von Menschen und Lebensstilen erzählt, zu denen es nicht nur keinen Zugang findet, sondern von denen es auch keine wirkliche Ahnung zu haben scheint. Man könnte den Film als das unenglischste bezeichnen, was englische Schauspieler vor englischen Kulissen so hinbekom- men können, inszeniert von einem ewigen Plappermaul, das mit seinen Arbeiten seit Dekaden nichts Handfestes mehr anzubieten hat.
Und während "Cassandra’s Dream" seine Schuld-Sühne- Geschichte mit bemerkenswerter Langweiligkeit erzählt, schwankt er unentschlossen zwischen Krimi, schwarzer Komödie und der bitteren Abrechnung mit Familienzwängen. Nichts davon gelingt Allen, der aller Altersmilde zum Trotz wie immer verlässlich ist, wenn seine Figuren – die keine sind, sondern Schauspieler – sich aus jeder unfertigen Szene mit zahlreichen Dialogen herausreden dürfen. Nebensache also, dass der Film von Vilmos Zsigmond extravagant photo- graphiert ist (und für diesen schicksalhaften Stoff wesentlich zu extravagant, hell und freundlich), und ab und an seinen hübsch-komplexen Glass-Score mit ins Spiel bringen darf, wenn es doch nur ein weiterer geschwätziger Allen ist, bei dem es um nichts geht. Außer vielleicht dem ultimativen Prinzip der Vorhersehbarkeit: Und da sich hier bereits der Titel geständig zeigt, sollte man mit derlei Laberkino vielleicht auch gnädig sein.