Oktober 31, 2008

Kino: OTTO; OR, UP WITH DEAD PEOPLE

Die Untoten von heute sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Zwar erhebt sich Otto (Jey Crisfar) zunächst aus seinem Grabe, um dann im verkriselten Schwarzweiß über einen Friedhof zu wanken, kurze Zeit später jedoch steht er schon an einer Brandenburger Landstraße, so ganz schnöde und gar in Farbe getaucht, um per Anhalter nach Berlin zu gelangen. Nun ist Otto immerhin ein schwuler Zombie, und schwule Zombies sind an und für sich durchaus eine Selten- heit, bedenkt man aber jedoch, welch Imagewandel der moderne Untote in den Zeiten der Globalisierung durchlaufen muss – er spaziert am Schlesischen Tor entlang, fährt mit der U-Bahn oder verspeist Getier auf Parkbänken am Hackeschen Markt – scheint es ja nicht gerade günstig, dass er sich auch noch mit der Homo-Szene herumschlagen soll.

Denn wie Bruce La Bruce ein ums andere Mal verdeutlicht hat, habe sich auch der queere Geist dem Wandel der Zeit gefügt. Deshalb beklagt der kanadische Filmemacher in Hardcore- und Kunstfilmmelangen auch immer wieder den Verlust des revolutionären Potentials am bürgerlichen Schwulen, der mit Skin und Punk und Queercore nichts mehr gemein haben will. So gesehen, scheint der Bruch in der Genrekodierung des Zombies nur folgerichtig. Und gerät der muffige Otto während seines Berlin-Trips in eine Low-Budget-Produktion der Regis- seurin Maya Deren, ähm, Medea Yarn (Katharina "Science of Horror" Klewinghaus), die mit Bruder und Louise Brooks- Freundin – natürlich – einen Film über eine subversive Untergrundbewegung schwuler Untoter inszeniert: Ausgehend von den Altbauwohnungen der, vermutlich, Schöneberger Homo-Bourgeoisie, wo erst blutig gestorben werden muss, um sich dann würdevoll von den Toten erheben und gegenseitig in die Bauchhöhle ficken zu können, vereinen sich darin alle schwulen Zombies gegen die Diktatur des Konsums und Kapitalismus, um den Ausbruch aus der Heteronormativität schließlich mit einer finalen Orgie zu begießen. In diesen Film namens "Up With Dead People" passt Otto ja gut hinein, denn die Kamera sei ein Schutz für ihn, sagt er im Off-Kommentar, damit man glauben könne, er spiele nur einen Zombie – und sei gewiss keiner.

Gleichwohl sich die Frage stellt, ist "Otto; or, Up With Dead People" nicht interessiert daran, ob unser schicker Emo- Zombie tatsächlich ein lebender Toter, oder nicht doch eher ein melancholisch verbitterter Schlafwandler ist – womit sich La Bruce sehr deutlich an George Romeros "Martin" orientiert, der es ebenfalls offen ließ, ob sein Titelheld ein Vampir war. Vielmehr entwirft La Bruce neben seinem mit allerlei Kinoulk verspielten Film im Film-Zombiehorror in erster Linie ein überraschend nachdenkliches Liebesdrama vor romantischen Berliner Kulissen: Ich muss zugeben, völlig davon einge- nommen zu sein, wenn Otto in den verwilderten Resten des Plänterwaldes am Spreepark, neben umgekippten Dinosauriern und verrosteten Achterbahnwaggons, nach Rast sucht, und ich mich dadurch mit Wehmut an meine dortigen Kindheitstage zurückerinnere. Es mag sein, dass manche Bilder blutigen Gedärms und wilder Zombiefantastereien die zarte Seele dieses Films zu verstellen drohen, doch Otto, der irgendwie andere, absonderliche, queere Held, ist eine tolle, tolle Figur für einen ganz wunderbar liebenswürdigen und traurig- schönen Film.

Und das ist ja nun irgendwie das Letzte, was man von La Bruce oder einem schwulen Zombiefilm erwarten durfte. Vor allem, weil "Otto; or, Up With Dead People" die illustre Metaphorik des untoten Schwulen nur selten bemüht: Wenn Otto, in Gedanken an seinen Ex-Freund verloren, unter einer U-Bahn-Brücke von einer Bande Schlägern übel zugerichtet wird, dann klingt der Film mit Antony and the Johnsons leise und poetisch an, dass nichts und niemand die Wieder- auferstehung des Antihelden verhindern kann: Ein schwuler Zombie ist eben gar nicht so leicht totzukriegen. In diesem Film voller hässlich zugerichteter Untoter liegt so viel unerwartete Schönheit.


85% - erschienen bei den FÜNF FILMFREUNDEN

Der Film läuft in ausgewählten Kinos.

Oktober 30, 2008

Kino: KINOSTARTS - 30.10.2008

  • Mein Freund aus Faro (Drama, D 2008)
  • Willkommen bei den Sch'tis (Komödie, F 2008)
  • Let's Make Money (Doku, D 2008)
  • Dalai Lama Renaissance (Doku, USA 2007)
  • Mirrors (Horror-Remake, USA 2008)
  • Botero - Geboren in Medellin (Doku, D 2008)

Oktober 29, 2008

News: STAR TREK goes QUEER

Ich weiß schon, warum ich kürzlich bei den Filmfreunden Worte der Vorfreude anklingen ließ. *gg*

[via Cleric]

DVD: HELLBENT

Endlich ein schwuler Slasher! Wurde ja auch Zeit, dass sich das hartnäckigste aller konservativen Horror-Subgenres aus seiner für gewöhnlich immer so selbstverständlich unter- stellten Heterosexualität löst und mit dem schon 2004 produzierten "Hellbent" den ersten Stalk’n’Slasher vorlegt, in dem einmal nicht promiske Jungs an den Titten dusseliger Cheerleader rumfummeln oder zölibatäre final girls ihrer Jungfräulichkeit hinterherhinken. Nein, hier geraten – mehr oder weniger – schwule Teenager in die Fänge eines Sichel-Mörders mit Waschbrettbauch, der auf einer Halloween-Party voller Leder-Typen, Babydaddys und Drag Queens sein Unwesen treibt. Vorüber also die Zeiten des Schlitzerfilms, in denen queere Themen meist fröhlich in den Subtext verbannt wurden, was sich mal unfreiwillig komisch wie im zweiten Freddy-Film von Jack Sholder, mal ein wenig abschätzig und unbeholfen wie in Robert Hiltziks "Sleepaway Camp" äußerte.

Nun ist "Hellbent" allerdings nicht der große Triumph über eine gestürzte Bastion, dazu folgt er zu artig den Regeln und Konventionen des Genres, arbeitet zu sehr nach Anleitung jener heterosexuellen Strukturen, die er wohl eigentlich brechen möchte. Und dazu ist er auch zu brav, zu verhalten und bekümmert, was Gore und vor allem Sex betrifft, eben einfach etwas zu straight, um richtig gay zu sein. Aber, auch das ist gut möglich, ist hier vor allem der Wunsch nach Ausgleich Vater des Gedanken, hat Regisseur Paul Etheredge sein Debüt also ganz bewusst nach herkömmlichem Muster gestrickt. Denn auch schwule Scream-Queens – selbst die Termini behalten ihre Bedeutung! – haben ein Recht nach Schema F zu sterben. Sozusagen.

Der ansonsten jedoch ganz wunderbar unterhaltsame Film ist überraschend solide inszeniert, erstrahlt in grellem Produk- tionsdesign und großzügigen Farbfiltern. Trotz diverser Drehbuch-Hänger und eines leicht missglückten Finales, gefällt "Hellbent" mit sympathischer Besetzung und, seines konventionellen Rahmens zum Trotz, eben erfrischend unkon- ventionellem Ansatz. Die Salzgeber-DVD enthält noch den Kurzfilm "Gay Zombie", der allerdings ungleich öder und witzloser als der Hauptfilm ist. Dann lieber den schwulen "Otto"-Zombie von Bruce LaBruce schauen.


60% - erscheint in der DEADLINE #12

Oktober 28, 2008

Berlinale: 70 mm - "BIGGER THAN LIFE"

Die Retrospektive der Berlinale 2009 wird sich den großen 70mm-Breitwandfilmen mit einem umfassenden Programm widmen. Unter anderem werden "Lawrence of Arabia", "Ben Hur", "Cleopatra", "West Side Story", "Hello Dolly!", "The Sound of Music", "2001", "Dnevnye zvozdy", "The Story of the Flaming Years" und "Krieg und Frieden" gezeigt. Man wird wohl von erstklassigen Kopien ausgehen dürfen. Da freue ich mich sehr drauf. Mehr.

News: HARRY POTTER 6 - Trailer #2



Dumbledore macht den Gandalf.

Oktober 25, 2008

TV: Fernsehtipps vom 25.10. - 31.10.2008

Bin diese Woche zu faul, um die TV-Tipps ausführlich zu tippen (ja, selbst für die paar kurzen polemischen Schlagworte). Das Programm ist auch echt derbe schaise diesmal, deshalb möchte ich nur kurz auf die Filme hinweisen, die es verdient haben, gesehen zu werden (mal was Neues):

Samstag, 25.10.

20:15 Uhr - Hänsel und Gretel (S-RTL)

Liebevoll ausgestattete Interpretation von 1986 mit David Warner. Hat mir damals gut gefallen.

20:15 Uhr – Schindlers Liste (Das Vierte)

Ist Spielbergs "filmische Form [von] Trauer" (mein geschätzter ofdb-Kollege Fastmachine). Man kann ja viel daran kritisieren, sich darüber mokieren und sonst was, aber es ist ein persönlicher und aufrichtiger Film in all seiner (vielleicht) objektiven Unaufrichtigkeit.

Sonntag, 26.10.

1:45 Uhr – Sunday, bloody Sunday (ARD)

Kann ich gar nicht wirklich empfehlen, weil ich ihn nicht gesehen habe. Aber das werde ich bald, und ich glaube einfach mal, dass der gut ist.

Dienstag, 28.10.

2:05 Uhr – Haben und Nichthaben (ARD)

Ein Film, den ich sehr gern mochte, auch wenn ihn manch Makel ziert. Aber gerade das macht ja den ein oder anderen Film umso schöner. Dazu auch eine kleine Besprechung von mir.

Donnerstag, 30.10.

2:05 Uhr – The Blair Witch Project (Pro7)

Fand und finde ich großartig, auch wenn der Film sehr dated ist, schon jetzt. Er funktioniert sowohl als gruseliger, raffiniert inszenierter, einfach sehr unheilvoller Horrorfilm, aber aufgrund seines Erfolges auch als subversiver, Blockbuster-Vorgaben zersetzender und cleverer Marketing-Gag.

Freitag, 31.10.

22:20 Uhr – Verflucht (Pro7)

…ist Wes Cravens Leidenskind, das ich wirklich toll finde, ganz ernst gemeint. Gründe gibt es viele dafür, einige habe ich versucht hier darzulegen.

0:10 Uhr – Freddy vs. Jason (Pro7)

Wirklich der perfekte Happening-Film. Macht großen Spaß, ist wunderbar originell und effizient in Szene gesetzt. Mit erstaunlich guter Geschichte auch, und pfiffigen Ideen und vielen saftigen Killings.


Oktober 24, 2008

Kino: KINOSTARTS - 23.10.2008

  • Ananas Express (Krimi-Komödie, USA 2008)
  • La Boheme (Oper, D/A 2008)
  • Die Stadt der Blinden (Thriller, CAN/J/BR 2008)
  • Elli Makra - 42277 Wuppertal (Drama, D 2007)
  • High School Musical 3: Senior Year (Musical, USA 2008)
  • Nordwand (Bergsteiger-Drama, D 2008)
  • Anonyma - Eine Frau in Berlin (Kriegsdrama, D 2008)
  • Old Joy (Drama, USA 2007)
  • Hidden Heart (Doku, D/CH 2008)
  • Die 120 Tage von Sodom (F/I 1975) [WA]

Oktober 22, 2008

Radio: FILM-BLUE MOON 12/08

Heute ab 22Uhr: Zwei Stunden mitstreiten beim Film-Blue Moon auf Radio Fritz (Berlin/Brandenburg). Mitmachen ist ganz einfach: Anrufen, sich aktiv an hitzigen Diskussionen beteiligen - und dann in die Fritz-Film-Geschenkekiste greifen. Per Livestream oder direkt im Radio. Ich kann heute leider nicht mit dabei sein, hätte aber auch nicht wirklich mehr beizutragen, als böse über "Eagle Eye" und "Krabat" herzu- ziehen. Gut, wenigstens "Hellboy 2" war ja wirklich ganz toll. Hier der offizielle Text:

Während "Wall-E" und die RAF immer noch an der Spitze der Kinocharts kleben, schleichen sich klammheimlich neue Filme ins Kino: in der Coen Brüder-Komödie "Burn After Reading" sehen wir die tollste Frisur, die Brad Pitt je spielte. Shia LaBeouf rennt in der Teenie-Jungs-Fantasie "Eagle Eye" vor einer Telefonstimme davon und mit "Krabat" läuft endlich, Jahre nach "Herr der Ringe", auch mal ein deutsches Fantasy-Epos. Und falls ihr zu Ronald Bluhm und Tom Ehrhardt ganz lieb seid, dann reden sie im "Film Blue Moon" auch mit den Atze Schröder-Fans unter euch, die von "U 900" begeistert waren!

Kino: THE ACCIDENTAL HUSBAND

Man sollte immer Acht geben auf das, was man im Radio so von sich gibt: Dr. Emma Lloyd (Uma Thurman), erfolgreiche Beziehungsexpertin für Freunde des gepflegten Rundfunks, wird bald mit ganz praktischen Konsequenzen für ihre sonst eher theoretischen Sex-, Ehe- und Lebenstipps konfrontiert. Denn weil sie einer Anruferin dazu rät, ihre Hochzeit kurz vor der Trauung platzen zu lassen, bekommt sie es mit deren frustriertem Ehemann Patrick (Jeffrey Dean Morgan, inoffizieller Doppelgänger von Javier Bardem) zu tun. Und der spinnt gegen die populärtherapeutische Radiomoderatorin einen nicht ganz uneigennützigen Racheplan: Über einen PC-Crack hackt er sich in New Yorks Bürgerregister und erklärt sich und Emma kurzerhand zu Mann und Frau. Das stiftet bei der sonst so pfiffigen Karrierefrau nicht nur einige Verwirrung, als sie mit ihrem Verlobten Richard (Colin Firth) ihrerseits die Hochzeitsvorbereitungen angeht, sondern verursacht auch ein ordentliches Gefühlschaos, als sie ihren "Accidental Husband" schließlich persönlich kennen lernt.

Was sich als romantische Komödie ja von vornherein in ein Isolierfeld platziert, das jede Kritik mit Verweis auf das, natürlich weibliche, Zielpublikum und eines der Natur des Genres oder, vielmehr noch, der Natur der Konvention immanenten Happy Ends wie selbstverständlich abgewiesen gehört, ist wohl nur schwerlich mit Mitteln der Logik und des gesunden Verstands anzugehen. Zu sehr scheinen die Gesetze und Vorgaben wirksam: Da wird erst geirrt, verwirrt und verbalisiert, dann gestichelt, geliebt und geheiratet. Und, so wie hier, gar noch geschwängert. Am Ende. Damit die selten dämliche und absurde Geschichte zumindest noch jene moralische Integrität zurückgewinnt, die das Rom-Com-Genre in ihrem zutiefst biederen Kern vorschreibt – so fernab jedweder Überwindung von Rollen- und Gesellschaftsklischees und contra der Tradition vergnüglich-subversiver Screwball Comedies von, ja leider, vorgestern.

Kein Problem, dass der Ausgang der Geschichte jederzeit vorhersehbar ist, schließlich ist er ja auch vorherbestimmt durch das Regelwerk des Genres, er ist das, was festgeschrieben steht, worauf hingearbeitet werden muss. Die Überraschungsmomente innerhalb einer allgemeinen Über- raschungslosigkeit müssen sich also zumeist dem Prinzip fügen, nicht das Ziel, sondern den Weg zum Ziel unterhaltsam zu gestalten. So weit, so gut. Kein Problem auch, wenn die romantische Komödie sich dabei viel Schmuck leistet, um Frau und Mann zueinander zu führen. Sei es mit exaltierter Komik und bemühten Zufällen, mit einem Überreiz an Kitsch, ausgedehnten Wendungen und nachdrücklich betonten Rollenzuweisungen, oder eben auch einfach mithilfe eines Plots, in dem eine geerdete Erfolgsjournalistin einem treudoofen Provinzfeuermann auf den Leim geht, sich Hals über Kopf in ihn verliebt und deshalb schließlich ihren Ehemann in spe verlässt.

Ein großes Problem aber ist es, wenn der Film die gute Uma dafür wie eine saublöde Schlampe behandelt, sie erst als selbstbewusste Selfmade-Powerfrau ein– und bald vorführt, ehe sie wie ein dusseliges Mädchen ständig mit ihrem Kopf gegen Tischkanten knallen muss, um schließlich vom einem egoistischen und schwer gestörten Macho zur unterwürfigen Braut umerzogen zu werden. Die taffe Radiomoderatorin purzelt also artig von Anfang bis Ende die Emanzipationsleiter zurück, um anderen Frauen On Air zuletzt ganz bestimmt nicht mehr raten zu können, ihre Männer zu verlassen. Wenn der schrecklich unwitzige und bemerkenswert langweilige "The Accidental Husband" dann die Hochzeit zwischen einem domestizierten blonden Dummchen und einem selbstsüchtigen Vorstadttrottel, der natürlich ganz grundlos einen Denkzettel von seiner vorherigen Frau bekommen hat, als Happy End verkaufen will, während der liebe Colin Firth sang- und klanglos abserviert wird – es wird eigentlich nur noch von der ekelhaften Misogynie überlagert, die Regisseur Griffin Dunne da so ungeniert zur Schau stellt. Nicht einmal Single-Frauen mit einer Überdosis Starbuck’s-Kaffee intus werden das unterhaltsam finden können.


5%

Oktober 20, 2008

Retro: THE BLACK TORMENT (1964)

Sir Richard, ein Mann vom Landadel, kehrt nach einem längeren auswärtigen Aufenthalt zurück in seine heimatliche Provinz, wo eine Reihe erschütternder Mordfälle für Aufsehen sorgt. Irrtümlicherweise wird Richard der Vorfälle verdächtigt – und droht allmählich, dem Wahnsinn anheim zu fallen. Im Kinotrailer heißt es dazu: "Wenn Sie diesen Film sehen, zweifeln Sie nicht an Ihrem Verstand, es sind nur … Ihre Nerven!". Und mehr noch, solle man Agatha Christie, Edgar Wallace, Alfred Hitchcock, Francis Durbridge, ja, sie alle einfach vergessen, denn "Das Grauen auf Black Torment", da lässt die Vorschau keinen Zweifel, muss starker Tobak sein. Viel versprechend, um nicht zu sagen: grandios kokettierend, wird im eigens von Erwin C. Dietrichs Kinoverleih kreierten deutschen Vorspann zudem folgende Warnung verkündet: "Die Produzenten haben eine strengste Regel aufgestellt und werden dieselbe erzwingen, gemäß welcher gar niemand das gar bedrohliche und dramatische Ende darf preisgeben. Sie haben auch verordnet, dass jedwede Person, so dieses Ende preisgibt, von der ‚SCHWARZEN PLAGE’ wird erfasst werden."!

Nicht etwa, dass man nicht von Beginn darum wüsste, die großspurigen Versprechungen kaum eingelöst zu bekommen, oder das angekündigte überraschende Ende lange, lange vorher gegen den Wund schnüffeln zu können, aber dieser Anfang ist schon wahrlich toll und amüsant und auch wunderbar ungeschickt. "Das Grauen auf Black Torment", ein kostengünstig in den britischen Shepperton Studios herunter- gekurbelter Grusel-Heuler, möchte wohl ein wenig Hammer- Horror, ein wenig Kostümdrama und ganz und gar nicht wenig italienisch angehauchter Gothik-Schocker sein, aber er ist viel zu cheesy inszeniert, viel zu drüber gespielt, und spinnt da vor allem einen merklich zu absurden und vorhersehbaren Plot zurecht, um überhaupt ernst genommen werden zu können.

Das aber ist auch gar nicht unbedingt notwendig. Denn der Film ist kurzweilig, wahrlich unterhaltsam und in seiner ganzen schlechten Schönheit sehr sympathisch. Die dick aufgetragenen Settings entfalten den dazugehörigen Charme einer billigen Opulenz, die sich dem naiven Treiben bestens verpflichtet und die Seifenoper-Elemente der Geschichte noch unterstreicht. Der marodierende Charakter des Films garan- tiert zudem die nötige Portion freiwilligen oder unfreiwilligen Humors – genau ist das eigentlich nicht auszumachen – und es sei überdies auch unbedingt zur deutschen Synchro- nisation geraten, die einige herrlich bizarre Eigenheiten aufweist, so werden die cholerischen Anfälle des Sir Richard hier besonders skurril be- und vertont, und wechseln darüber hinaus die Anreden zwischen den Personen immer wieder aufs Köstlichste

DVD:

Die DVD erscheint als Nummer 9 der Veröffentlichungsserie ‚Der Phantastische Film’ von e-m-s im Pappschuber, mit 8seitigem Booklet, dem bereits erwähnten deutschen Kinotrailer und englischem Originalvorspann als Extra. Das Bild ist für einen kleinen Horrorfilm aus dem Jahre 1964 schon fast zu gut: In Relation zum Alter der Produktion erscheint die Schärfe geradezu brillant, die Farben weitgehend klar und das Rauschen verschwindend gering. Lediglich der Kontrast wirkt uneinheitlich und ungünstig, unterstreicht er doch noch diverse Kontinuitätsfehler, so beispielsweise Nachtszenen, die bei Tag gedreht wurden! Der englische Originalton ist erwartungsgemäß dumpf und mitunter schwer verständlich, die deutsche Tonspur zwar wesentlich klarer, allerdings teilweise arg übersteuert, besonders beim Musikeinsatz. Hinzu kommt, dass die Lautstärke beim deutschen Audiotrack munter hin und her schwankt. Freilich dennoch empfehlens- werte Veröffentlichung.


60% - erschienen bei: DAS MANIFEST

Oktober 18, 2008

TV: Fernsehtipps vom 18.10. - 24.10.2008

Samstag, 18.10.

20:15 Uhr – Ein perfekter Mord (VOX)

Dümmliches, unnützes Hitchcock-Remake voller oberflächlicher Spannung. Ist so egal, dass man sich nicht mal mit derselben Leidenschaft echauffieren kann wie über Van Sants "Psycho".

20:15 Uhr – Jurassic Park 3 (Das Vierte)

Hat gute Momente, wirkt insgesamt aber leider nur wie ein müder Nachschlag. Ist zu kurz, zu klein, und mit etwas doofem neuen Riesen-Dino. Guckt sich dennoch gut weg.

22:25 Uhr – 12 Monkeys (ARD)

Visuell hervorragende, clever gedachte stoffliche Fortsetzung bzw. Umarbeitung diverser Motive aus "Vertigo" und "La Jetée". Einer der besten Filme von Terry Giliam.

0:15 Uhr – Die Killerhand (Pro7)

Slacker-Komödie um eine sexgeile Zombie-Hand, kopflose Kiffer und Abschlussballnöte. Hat viele gute Einfälle, ist kurzweilig inszeniert und nimmt sich keine Spur ernst.

0:20 Uhr – Wishmaster 2 (Pro7)

Was im Vorgänger noch als munter zusammen gemixtes Schaulaufen der Horrorstars mit einem Best-Of an Make-Up-Effekten eine zwar selbstgefällige, aber vergnügliche Unterhaltung bot, wird von Jack Sholder – immerhin Regisseur des großartigen zweiten Freddy-Films – sinnfällig und fürchterlich blödsinnig zu wiederholen bemüht, zu alledem mies inszeniert und gähnend langweilig.

Sonntag, 19.10.

11:35 Uhr – High School Musical 2 (Pro7)

14:15 Uhr – Camp Rock (Pro7)

Letztens noch darüber gemutmaßt, habe ich den neuesten Disney-Output nun gesehen. Ist nicht nur unsäglich klebrig, sondern auch total ernst gemeint, was da an Gleichschaltung und Anpassung mit Hilfe hübscher Teen-Retorten-Stars verkauft wird. Was bei "High School Musical" noch niedlich und irgendwie queer wirkt, gerinnt hier zur reaktionären Familienunterhaltung, die Kindern mit den Jonas Brothers (und an anderer Stelle: Hannah Montana) Enthaltsamkeit und Bibeltreue aufzuzwingen versucht.

20:15 Uhr – X-Men 2 (RTL)

Der erste war ein guter Pilot, im zweiten Teil aber legt Singer richtig los. Vielschichtige, tiefgründige und ausgereifte Comic-Adaption mit wirklich gutem Drehbuch. Ist natürlich eigentlich ein Film über schwule Selbstfindung, aber das muss angesichts der starken Coming Out-Exposition sicher nicht mehr erklärt werden.

22:15 Uhr – Panic Room (Pro7)

Fürchterlich technischer Thriller, dessen visuelle Sperenzien nicht nur ermüdend sind, sondern auch in völligem Widerspruch zur Stoffentwicklung stehen. Nur Howard Shores Musik reißt was.

22:15 Uhr – Ein einfacher Plan (Tele5)

Gutes Drehbuch und gutes Casting lassen den Film besser aussehen als er eigentlich ist. Immerhin hat der Danny Elfman hier seine Bridget Fonda gefunden.

Montag, 20.10.

22:15 Uhr – Birth (ZDF)

Den will ich mal sehen, der reizt mich. Die Kidman sieht da aus wie die Farrow als Rosemary.

Dienstag, 21.10.

20:15 Uhr – About Schmidt (K1)

Sehr gut gespielt, aber irgendwie nur die bittersüße Variante von "As Good as It Gets" – nur ohne dessen Biss. Paynes letzten Film "Sideways" fand ich übrigens, nebenbei bemerkt, großartig.

Mittwoch, 22.10.

20:15 Uhr – Die Fliege (Das Vierte)

Das eskapistische Kurt Neumann-Original. Vincent Price entschädigt für die zahlreichen, auch schon zur Zeit der Veröffentlichung albernen Elemente und die komische bürgerliche Moral. Das Remake von Cronenberg wirkt da wie eine brutale Entjungferung der keuschen Vorlage.

20:15 Uhr – Stadt der Engel (K1)

Das US-Remake zum Wenders-Kitsch. Immerhin erträglicher als das Original – das spricht wohl für sich.

22:25 Uhr – Virtuosity (K1)

Schon in diesem Cyper-Quark quälten Denzel und Russell die Geschmacksnerven mit Over-Acting bis zum Anschlag, es sollte ihnen nur leider keine Lehre sein. Gar scheußlicher Film. Dann lieber noch 10mal "Johnny Mnemonic".

Donnerstag, 23.10.

20:15 Uhr – Ein (un)möglicher Härtefall (VOX)

Der naive Versuch der Coen-Brüder, sich mit ihrem Kino-Ulk und Referenzgedöse an Preston Sturges und Howard Hawks zu versuchen. Aber Clooney ist nicht Grant, und Zeta-Jones nicht Hepburn. Ziemlich mittelprächtig und schwer nervig.

22:10 Uhr – Rambo 3 (VOX)

Was ich von den Filmen halte ist ja bekannt, über den dritten kann aber selbst ich schmunzeln, auch wenn das 20 Jahre später freilich noch immer saudämlicher Drecksmist ist.

0:25 Uhr – 8 Mile (Arte)

Bei aller Sympathie für Curtis Hanson – dieser sicher szenenahe, aber mit Holzhammerdramaturgie auf Sozialfabel getrimmte Käse stinkt. Und Eminem ist doof.

Freitag, 24.10.

20:15 Uhr – GoldenEye (Pro7)

Bonds Rückkehr nach der Ruhepause. Weg der Kalte Krieg, geblieben der russische Feind als Statist in globalen Verstrickungen und halsbrecherischen Verfolgungsjagden durch St. Petersburg. Nach einer zügigen und atemberaubenden, aber auch zu offensichtlich getricksten Pre-Title-Sequenz nimmt der stilistisch völlig uneinheitliche Film nie Fahrt auf, wirkt völlig zerstreut, uninspiriert und vorsichtig. Brosnan macht sich gut, ist aber noch viel zu zurückhaltend und unsicher, um als würdiger Dalton-Nachfolger zu überzeugen. Letztlich ist "GoldenEye" ein erschreckend einfallsloser Re-Bond, dessen grauenhafte Musik und ein nahezu misslungenes Finale jede Legitimation des Helden für eine Präsenz im Kino der 90er zweifelhaft erscheinen lassen.

20:15 Uhr – Waterworld (RTL2)

Der Beinahe-"Heaven’s Gate" der 90er. Nur eben nicht gut, sondern herrlich blöd.

Oktober 17, 2008

News: Upcoming Reviews


So, die Trauerarbeit über mein Alter ist abgeschlossen, jetzt muss es wieder weiter gehen, mit Filmbesprechungen zu: "Transsiberian" (Brad Anderson), "New York für Anfänger" (Robert B. Weide) und "Vicky Cristina Barcelona" (Woody Allen).

Oktober 16, 2008

Kino: KINOSTARTS - 16.10.2008

  • Das Lächeln der Sterne (Romanze, USA 2008)
  • Die Geschichte vom Brandner Kaspar (Fantasy, D 2008)
  • Das Fremde in mir (Drama, D 2008)
  • Mr. Average (Komödie, D/CAN/F 2006)
  • 2er ohne (Drama, D 2008)
  • Ulak - Der Bote (Drama, TR 2008)
  • Der Mondbär (Zeichentrick, D 2008)
  • Neulich in Belgien (Tragikomödie, B 2008)
  • Hellboy II - Die goldene Armee (Comic-Adaption, USA 2008) [Kritik]

Oktober 14, 2008

News: ANOTHER WAY TO DIE - Musikvideo



Großartiger Song, großartiges Video. Keine Ahnung, was die alle haben!

News: Neues zum ALICE IN WONDERLAND-Cast

Ist natürlich nicht wirklich eine Überraschung, aber im neuen Tim Burton-Film, dem Real- und Motion Capture-Gemisch "Alice in Wonderland", wird auch seine Gefährtin Helena Bonham Carter eine Rolle übernehmen. Sie spielt offenbar die Red Queen, die Schwester der White Queen, für welche Anne Hathaway verpflichtet wurde. Derzeit werden noch die Live Action-Shots gefilmt, ehe es dann für sicher längere Zeit ins Studio geht.

Oktober 11, 2008

TV: Fernsehtipps vom 11.10. - 17.10.2008

Samstag, 11.10.

20:15 Uhr – Der ewige Gärtner (SAT.1)

Steht seit einer halben Ewigkeit ungesehen bei mir im DVD-Regal. In Erinnerung an den mehr oder weniger vermurksten "City of God" habe ich allerdings nie Lust den zu sehen!?

20:15 Uhr – Hook (K1)

Kürzlich erst wieder geschaut. Kann den Film gar nicht wirklich fassen, ist das doch ein so absolut prädestinierter Spielberg-Stoff, den der gute da in allen Belangen kaputt inszeniert. Fürchterlich überladener Studiofilm, dessen Familienmoral sogar noch einmal die Mutterideologie der Disney-Version übertrifft. Den Plot – Peter Pan erwachsen werden zu lassen, um aus ihm einen guten Vater zu machen – kann man zudem nur als Vergewaltigung der wunderschönen Geschichte verstehen. Der wohl mit Abstand schlechteste Spielberg-Film.

20:15 Uhr – Zurück in die Zukunft (Das Vierte)

Hat zwar nie ganz mein Herz erobert, ist aber natürlich trotzdem ganz toll und aufregend und clever. Die Fortsetzung fand ich dennoch noch einmal deutlich besser. Hätte aber nicht Zemeckis inszenieren sollen. Sondern Spielberg. ;)

22:15 Uhr – Harley Davidson & The Marlboro Man (Tele5)

Guilty Pleasure. Sofern es so was gibt. Das Hochhaus-Finale, ich muss es immer wieder sagen, fand ich damals wirklich stark.

23:00 Uhr – Carrie 2 (K1)

Mehr Remake, denn Fortsetzung. Ist teilweise etwas arg grobschlächtig in Sachen Figurenzeichnung und Set-Up, hat aber ein hübsches Finale mit viel kreativem Leichengedöse. Ehrlich gesagt konnte ich dem auch mehr abgewinnen als dem schlecht adaptierten De Palma-Gewurschtel.

0:15 Uhr – Die Fürsten der Dunkelheit (Tele5)

Carpenter goes Hawks, die gefühlte 125te. Atmosphärisches, unheimliches, irgendwie auch gemütliches kleines Horrorstück, aber wahrlich nichts Besonderes.

5:40 Uhr – Das darf man nur als Erwachsener (RTL2)

Sehr schöner John Hughes-Film, in dem alle Molly Ringwalds Geburtstag vergessen. Wirkt heute bisserl manieriert und sehr unrealistisch, ist aber trotzdem noch immer anrührend, verträumt und fantasievoll.

Sonntag, 12.10.

6:15 Uhr – Sindbad – Herr der sieben Meere (SAT.1)

In der italienischen Lou Ferrigno-Version. Die Ultimative Melange aus superpeinlichem Trash und spannend-ulkiger Pappmaché-Action. Es gibt nur einen wahren Jaffa.

12:40 Uhr – High School Musical (Pro7)

Der dritte Film kommt jetzt bald in die Kinos, der erste hier aber wurde noch fürs Fernsehen gedreht. Süßlicher Disney-Kitsch mit nichtsdestotrotz schönen Gesangseinlagen. Ich mag den.

20:15 Uhr – The Da Vinci Code – Sakrileg (Pro7)

Unglaublich ödes, braves, biederes Bebildern eines ohnehin völlig uninteressanten Stückes Pulp-Fiction. Am meisten nervt eigentlich die wichtigtuerische Inszenierung mit ihren Hokuspokus-Effekten, nicht zu vergessen die Hans Zimmer-Gülle, die manche Musik nennen. Ach ja: Wen interessiert eigentlich überhaupt eine ach so wagemutige Fantasy-Theorie zur Bibel, wenn es sich doch bereits bei dieser schon um reine Fantasy handelt?

20:15 Uhr – 7 Zwerge – Männer allein im Wald (RTL)

Ist auf jeden Fall in meiner Top10 der unlustigsten Komödien aller Zeiten. Ähm, "Komödien".

20:15 Uhr – Die Wonder Boys (Tele5)

Toll gespielte, ganz wundervolle Geschichte, die Curtis Hanson auch ebenso wundervoll und überaus kauzig erzählt.

0:20 Uhr –True Romance (K1)

Angestrengt in Szene gesetzt und fast zwanghaft ausgestellt cool, gefällt Tony Scotts Road Movie als postmoderne Bonnie and Clyde-Version lediglich phasenweise durch feine Kabinettstückchen und stilisierte Gewalt. Ansonsten ist der von Over Acting durchzogene Testosterontrip nur ein romantisch-verklärender Abgesang auf den American Dream, dem es ganz deutlich an Reife fehlt.

Montag, 13.10.

22:15 Uhr – Im Körper des Feindes (ZDF)

Aufgeblasener Sci-Fi-Thriller, der aus seiner Grundkonstellation nichts macht. Die Action ist in Ordnung, im Vergleich zu den HK-Filmen Woos aber ein Witz. In Hollywood hat der Mann eigentlich keinen einzigen anständigen Film hinbekommen.

22:15 Uhr – Mortal Kombat (K1)

Herrlich dämliche, mit viel optischem Pomp aufgesetzte Game-Adaption. Steht in der Videothek neben dem Power Rangers-Film.

Dienstag, 14.10.

20:15 Uhr – Besser geht’s nicht (K1)

Joa, nicht gerade besonders tiefsinniger Film, aber dank Nicholson allemal lustig und unterhaltsam und so.

23:15 Uhr – H.P. Lovecrafts Necronomicon (Das Vierte)

Den habe ich immer besser im Kopf, als er eigentlich ist. Drei mittelmäßig inszenierte Episoden, die im Prinzip nur durch einige augenfällige Horror-Zutaten Gewicht haben. Die Rahmenhandlung mit Jeffrey Combs gefällt aber. Im Fernsehen wohl sicher noch immer arg gekürzt, trotz mittlerweile erhältlicher unzensierter KJ-Fassung.

Mittwoch, 15.10.

22:30 Uhr – Last Days (Arte)

Die Teenage Angst-Prätentionsbombe. Ach ja, den müsste ich wohl noch einmal schauen, nachdem sich mein Gus van Sant-Bild ja doch ein wenig, ich sage mal, verrückt hat. Fand den aber dennoch unsäglich und unnötig, vor allem gerade nach "Gerry".

23:00 Uhr – Die Verurteilten (SWR)

Guter Gefängnisfilm, mitleidig erzählt, sicher sehr solide inszeniert. Aber, um mal die Relationen zu wahren: Nie und nimmer hat der solch einen Ruf verdient. Ist vielmehr einer der meistüberschätzten Filme der 90er.

Donnerstag, 16.10.

Nur Wiederholungsprozedere.

Freitag, 17.10.

20:15 Uhr – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (Pro7)

In der SE von 1997. Wäre unter den drei Filmen, die ich mit auf eine Insel nehmen würde. Allein der Kampf Vader gegen Luke ist mit dem großartigsten Stück Filmmusik unterlegt, das Williams je geschrieben hat. Ansonsten der Star Wars-Teil mit dem sichersten Schnitt, der ausgewogensten Inszenierung und klassischsten Narration.

20:15 Uhr – Dornröschen (S-RTL)

Das 58er Disney-Original. Der kommt ja nun wirklich selten im Fernsehen. Lange nicht gesehen, habe ich aber als einen der ganz großen in Eerinnerung.

0:30 Uhr – Dummer Junge (Arte)

Schwulendrama mit – laut Programmzeitschrift – expliziten Sexszenen. Ist mal vorgemerkt. ;)


Oktober 09, 2008

Kino: KINOSTARTS - 09.10.2008

  • Tage und Wolken (Drama, I/CH 2007)
  • Krabat (Fantasy-Drama, D 2008) [Kritik]
  • House Bunny (Komödie, USA 2008)
  • U-900 (Blödel-Klamauk, D 2008)
  • Eagle Eye - Außer Kontrolle (Action, USA 2008) [Kritik]
  • Nacht vor Augen (Drama, D 2008)
  • War Child (Doku, USA 2008)
  • Wiedersehen mit Brideshead (Drama, GB 2008)
  • Emoticons (Doku, NL 2008)
  • Recovery - Wie die Seele gesundet (Doku, CH 2008)
  • Autistic Disco (Drama, D 2007)
  • La Silence de Lorna - Lornas Schweigen (Drama, GB/F/I 2008)

Oktober 08, 2008

Kino: KRABAT

Nachdem seine Mutter an den Folgen der Pest starb, irrt der 14jährige Krabat (David Kross) bettelnd durch die Lausitz. Von einer inneren Stimme angetrieben, landet der junge Knabe schließlich in einer alten Mühle, die von einem mürrischen Müllermeister (Christian Redl) betrieben wird. Dieser bietet Krabat an, wie die anderen Gehilfen bei ihm in die Lehre gehen und dafür ein Dach über dem Kopf haben zu können. Unter den gleichaltrigen Jungen sorgt der Neuankömmling allerdings erst einmal für Misstrauen – ehe Krabat in das düstere Geheimnis der Mühle eingeweiht wird: Dort nämlich werden die Gesellen in Schwarzer Magie unterricht. Sie können sich in Raben verwandeln und unsichtbar machen, doch dürfen ihre Zauberkräfte nur für die Dienste des Lehrmeisters einsetzen. Bald schon bekommt Krabat jedoch die Schattenseiten seines neuen Lebens spüren: Jedes Jahr muss einer der Schüler für den großen "Herrn Gevatter" geopfert werden, ehe ein neuer Geselle nachrückt. Dieser Teufelskreis kann nicht durchbrochen werden – es sei denn durch die Freibitte eines geliebten Mädchens.

Bald müssten sie ja nun alle einmal durch sein, die Sagen und Geschichtchen, die nicht schon hübsch adaptiert wurden, um noch ein wenig von der Ringe- und Potter-Begeisterung mitnehmen zu können. Allerdings ist "Krabat" jetzt immerhin der deutsche Versuch, am Genre-Kuchen mitknabbern zu dürfen – und überhaupt: Ottfried Preußlers sorbisch inspirierte Erzählung ist ja sowieso ein teutonischer Klassiker, dessen Konvertierung zum Kinospektakel man eigentlich auch schon früher hätte erwarten dürfen. Nur: Angesichts des fertigen Films von Marco Kreuzpaintner ("Sommersturm"), der nach einem kurzen erfolglosen Hollywood-Exkurs wieder an die Türen der heimeligen Filmförderungsanstalten geklopft hat, wäre es besser bei der Erwartung geblieben, denn "Krabat" ist zwar ein amüsanter, herrlich doofer Rohrkrepierer, aber alles andere als eine schöne Verfilmung der adoleszenten Initiationsgeschichte.

Denn wie das nun einmal so ist, versucht der Film als mal pompöses, mal still sentimentales Fantasy-Happening Ein- drücke zu erwecken, denen visuell und natürlich auch von der erzählerischen Struktur her etwas archetypisches und episches innewohnt, und die letztlich Rückschlüsse auf eine hochwertige und für deutsche Verhältnisse ja auch großzügig budgetierte Produktion schließen lassen (sollen). Wenngleich die Geschichte auch nichts mit ihnen zu tun haben mag oder sich nur durch Übereinstimmungen in herkömmlichen Coming-of-Age-Themen und Gut-Böse-Typen ähnelt, erinnert das, was Kreuzpaintner da letztlich aus dem 1971er Jugendbuch herausfischt, doch sehr an den Herrn der Ringe oder den Potter-Harry. Die haben zuletzt nun einmal einen gewissen Vorrat an Bildern, an Impressionen zusammen- gestellt, und der Krabat-Film greift dankbar darauf zurück. Schlimmer noch, wie er die Sehkonventionen seiner US-amerikanischern Vorbildern nachzustellen versucht, wie er visuell an diese anknüpfen, aber trotzdem auch eine eigene, eine intime, eine kleine ländliche Sage sein möchte – das alles vereint sich zu einem unangenehm unausgegorenen, ja leider typisch deutschen Mainstream-Film.

Da trifft Regisseur Christoph Hochhäusler gegenüber Kreuzpaintner mit seiner eigennützigen Blog-Polemik im Parallelfilm-Notizbuch nur zu sehr ins Schwarze: "Wider eine echte wirtschaftliche Logik setzt man, ganz "amerikanisch", auf Formelkino. Nazi und RAF und Bestseller und Fort- setzungen und Merchandising. So entstehen ungenießbare Bastarde, die den Schauwerten Hollywoods hoffnungslos hinterherhinken und zugleich panische Angst vor dem künstlerischen Risiko haben - schließlich haben sie so viel gekostet. Sie sind der "Mittelweg", vor dem Alexander Kluge uns immer gewarnt hat.". Das veranschaulicht sich ganz von selbst: Allein die Hobbit-Kostüme, die penetrant und frech von Howard Shore abgekupferte The Shire-Musik, ja sogar ganz konkrete Einstellungen scheinen straight from Peter Jackson herbeiinspiriert. Und natürlich sind die kurzen Actioneinlagen mit Stroboskopeffekten überinszeniert, könnte ja sonst noch originell sein, das ganze.

Doch selbst auf seinen uneigenständigen Füßlein wackelt und kippt dieser "Krabat" zwei volle müde Stunden hin und her – da wird nicht nur schlecht geklaut, sondern auch schlecht erfunden. Ungelenk, staksig in Szene gesetzt, bebildert Kreuzpaintner die an und für sich schöne Erzählung einfalls- und regungslos, ohne Gespür fürs Magische, fürs Phantastische. Der junge Regisseur hat den Stoff zu keiner Zeit im Griff, weiß nicht, wie er die Mischung aus düsterer Fantasy und Teenager-Drama visuell erzählen oder wo er überhaupt Schwerpunkte setzen soll. Und es ist gar nicht einmal besonders lustig, sondern eher zum Fremdschämen, wenn er dabei schon simple Set-Up-Basics verhaut, so geschehen bei der unglücklichen Einführung der Gesellen, die alle der Reihe nach vom Bett hüpfen und sich brav mit Namen vorstellen. Immer wenn dann selbst die zahlreichen Dialoge nicht mehr genügen, um die Geschichte voranzutreiben, muss auch noch der Off-Erzähler zur Hilfe eilen. Und Otto Sander hat schon so oft und so viel und überhaupt alles irgendwie irgendwo aus dem Off kommentiert, dass man sich doch wahrlich nach weniger Type Casting gesehnt hätte.

Immerhin: "Krabat" ist vorübergehend wunderbar unfreiwillig komisch. Die als Jungstars angepriesenen – zumeist aber genauso gekünstelt wie in ihren anderen Filmen aufgelegten – Darstellerchen von Stadlober bis Brühl sehen in ihren Sackleinen und mit Schmutz verschmierten Gesichtsaus- drücken wahrlich wie die Helden eines osteuropäischen Mittelalterfilmes aus. Und der aus dem Ghetto-Debakel "Knallhart" bekannte Krabat-Darsteller David Kross bekommt nicht einen Satz geradeaus gesprochen, weiß in seiner Unbeholfenheit offenbar überhaupt nicht, was er mit der Kamera anfangen soll. Witzig-bizarr wird’s dann schließlich, wenn der Film ihm auch noch ein wandelbares Kunstbärtchen über die Oberlippe heftet. Währenddessen haben die beiden weiblichen Figuren rein gar nichts zu tun, immerhin ist das ja auch ein Film, der eine Geschichte vom Ausschluss aller Frauen erzählt, aber der fast völlige Verzicht auf die romantische Liebe zwischen Krabat und seinem Mädchen – immerhin zentrale Auflösung des Stoffes – ist schon bemerkenswert. Das legt dann zumindest den Blick frei für einen nicht minder komischen schwulen Subtext, der sich bei dieser Geschichte natürlich ohnehin anbietet – den Kreuzpaintner aber besonders unterfüttert. Wenigstens etwas.

"Krabat" hat dabei ungefähr zehn Millionen Euro gekostet. Die Filmbewertungsstelle spricht von einem besonders wertvollen "Meisterwerk" und zieht Vergleiche zu Fritz Lang (!). Die Fördergelder sind reichlich geflossen. Und bei der Presse- vorführung mussten Sperrfristen unterzeichnet werden. Aber derlei Verneblungseffekte können nicht den Eindruck verwehren, dass dieser Film sich lediglich wie eines der besseren Fernsehspiele anfühlt, die während der Feiertage Sonntagmorgens im MDR laufen.


20% - (so ähnlich) erschienen bei: Die Fünf Filmfreunde

Oktober 06, 2008

Kino: EAGLE EYE

Ganz plötzlich widerfahren guten Menschen ganz scheußlich böse Dinge im Kino: Sie werden verfolgt, verdächtigt und verhaftet, trotzdem sie sich als treue US-Bürger nichts zuschulden haben kommen lassen. Die Paranoia-Thriller der 70er-Jahre hatten Ängste vor Bespitzelung und Abhör- systemen gespiegelt, in den 80ern gesellte sich dazu noch ein gehöriges Misstrauen gegenüber Computern und künstlicher Intelligenz, und bis heute schließlich scheinen die Geschichten vom kleinen Mann in großen Verschwörungen noch nicht zu Ende erzählt, wie beim "Enemy of the State" zum Beispiel, oder der neuesten Run-and-Hide-Hatz mit Shia LaBeouf: "Eagle Eye".

Jerry Shaw (LaBeouf) ist der Junge von nebenan: Er arbeitet in einem Kopierladen, wohnt in einer sympathischen Bruchbude, hat genauso wenig Geld auf dem Konto wie du und ich. Er ist einer von der soliden Sorte, ein Typ, der als Kind in einem Steven-Spielberg-Film wohl in einer kleinen Vorortsiedlung muntere Abenteuer erlebt und zu sich selbst gefunden hätte.

"Eagle Eye" ist in gewisser Hinsicht sogar ein Spielberg-Film, allerdings einer der nächsten Generation. Ausgedacht und produziert vom DreamWorks-Mogul, aber inszeniert vom Nachwuchs D.J. Caruso. Deshalb ist Jerry auch nicht das Kind einer verrückt erwachsenen, sondern der männliche Held einer Web 2.0-Welt. Und die kann ihre Hilfsmittel bekanntlich auch gegen den Menschen richten: Carusos Cyber-Utopie entwirft das Bild einer totalen technischen Verschwörung (kurz gesagt: exakt so wie im letzten "Die Hard").

Jerry, der eben noch um seinen gefallenen Soldatenbruder trauerte und sich von Daddy nicht geliebt fühlt, gerät von einer Sekunde zur nächsten in ein Erpressungsmanöver samt halsbrecherischen Verfolgungsjagden. Unbekannte Terroristen versuchen ihn zu einem Attentat zu zwingen, während sie durch komplette Manipulation und Steuerung aller technischen Systeme sogar das FBI auf ihn jagen. Ohne jede Hilfe beginnt für den Kopierjungen gemeinsam mit der allein erziehenden Rachel (Michelle Monaghan), die ebenfalls Hals über Kopf in das Komplott verwickelt wurde, ein Wettlauf gegen die Zeit – zwischen Erpressern und Staatskräften.

Die vielen, vielen Vorbilder, bei denen sich dieser unsäglich anstrengende, lautstarke Film bedient, muss man gar nicht unbedingt kennen, um "Eagle Eye", diesen bemüht aufge- frischten Beitrag zu einer gewissen Tradition des Genrekinos, als durch und durch missglückt zu empfinden. Anders als das Hitchcock-Remake "Disturbia", Carusos letzte Zusammen- arbeit mit Spielberg und LaBeouf, funktioniert "Eagle Eye" weder als Teenie-Update bewährter Vorbilder, noch eigenständiger Thriller von sympathischer Frische und Inszenierungslust.

Viel mehr wirkt diese Kiddie-Variante der Jason Bourne- Abenteuer nur wie der verzweifelte Versuch, eine abgestandene Geschichte mit unheimlich platten Gegen- wartsbezügen aufzupeppen, ohne freilich allzu deutlich im Ton zu werden. Das reizvolle Potential des Stoffes – dass der Überwachungsstaat nämlich keine Kontrolle, sondern schlimmstenfalls Kontrollverlust bedeutet, weil Terroristen ihn als Waffe benutzen können – wird natürlich nur angekitzelt, vorwiegend geht es um PG-taugliche Mainstream-Action, die einen in ihrer Primitivität und Belanglosigkeit nur noch anödet.

Klar, "Eagle Eye" könnte wenigstens als straighter, launiger, ja zumindest unterhaltsamer Verschwörungs-Thriller mit viel Drive und guter Action funktionieren, aber der Film will letztlich ja doch mehr sein, will Bewusstsein schaffen, will Formelunterhaltungskino ein wenig aufbrechen, so wie zuletzt "The Dark Knight" vielleicht. Am Besten alles in einem: Zeitgemäße Zerstörungsorgien mit einem Gewissen, sozu- sagen.

Aber ihm gelingt weder das eine noch das andere. Die Ansätze sind selbstredend nur Aufhänger, die Geschichte selbst driftet irgendwann in Science-Fiction-Gefilde ab, und das dummdreist-patriotische Ende verrät den möchtegern- flippigen Film sogar als gewohnt gestrig. Dass Caruso, wenn es ihm letztlich schon nur um flinke Action geht, aber gerade dort so versagt, wo man die bloßen Maßstäbe von Unterhaltungskino ansetzt, besiegelt dann vielmehr das eigentliche Scheitern von "Eagle Eye".

Die Actionszenen nämlich sind so unübersichtlich inszeniert und konfus geschnitten, dass sie streng genommen gar nicht richtig stattfinden. Der ganze Film ist in einer Hektik erzählt, die wohl um jeden Preis Spannung zu garantieren versucht, aber eher den Wunsch hervorruft, Caruso noch mal auf die Filmhochschule zurückzuschicken. Ein rasanter Thriller wird nämlich nicht allein dadurch temporeich und spektakulär, wenn man ohne erkennbare Struktur wild mit der Kamera herumwackelt und das dann zu einem Schnittgewitter verarbeitet, dem irgendwann der Zusammenhang verloren geht.

Womöglich soll die wirre Inszenierung aber auch das ein oder andere Loch, oder eher: die Gräben, in der Logik kaschieren (sollte dies der Versuch gewesen sein – er ist auf jeden Fall gescheitert). So steht schon die ganze Plot-Konstellation grundsätzlich auf wackeligen Beinen, wo doch die Terroristen (bzw. das, was später dahinter steckt) alles elektronisch kontrollieren können, von Telefonen bis zu Überwachungs- kameras, von Ampeln bis zu Zügen, ihr Attentat also doch viel unproblematischer verrichten könnten, als zwei wehrhafte Zivilisten diverse Risiken eingehen zu lassen. Und letztlich ist "Eagle Eye" auch genau deshalb so einschläfernd: Weil die ganze Motivation der Geschichte absolut nicht nachvollziehbar – und die Heldentaten eines Kopierjungen völlig unglaubwürdig erscheinen.

Nach dem hübsch-atmosphärischen "Disturbia" wirkt die neueste Spielberg-Caruso-Zusammenarbeit wie der Versuch, nervöse Action-Kids an die Grenzen ihrer Aufmerksamkeits- störung zu bringen: Ein einziges nervöses, zielloses, anstrengendes Wildern bei Vorbildern, zwanghaft auf Teenie- Unterhaltung gedrückt und komplett einfallslos inszeniert. "Eagle Eye" empfiehlt sich besonders für Zuschauer, die Tony Scott-Filme langweilig und prätentiös finden.


15% - erschienen bei: gamona

Oktober 03, 2008

TV: Fernsehtipps vom 04.10. - 10.10.2008

Samstag, 04.10.

20:15 Uhr – Always (Das Vierte)

Spielbergs "A Guy Named Joe"-Remake mit viel süßem Kitsch und letztmalig der wunderbaren Audrey Hepburn. Ich mag den natürlich.

22:40 Uhr – Das kleine Arschloch (Das Vierte)

Nicht meine Welt. Lieber noch mal Fritz, die Katze.

0:40 Uhr – Kalifornia (ARD)

Pitt und Lewis pflegen in diesem Road Movie noch vorsichtig ihr Type-Casting, sonst steht der Film schon merklich augenfällig in der Tradition des Früh-90s-Thrillers, nur eben on the road. Hab den aber zu lange nicht mehr gesehen, um zu wissen, ob er jetzt besonders gut oder besonders schlecht ist.

2:35 Uhr – Octalus (ARD)

Seemonster-CGI-Horror mit Famke Janssen. Eine der fünf besten Edel-Trash-Granaten der 90er Jahre.

Sonntag, 05.10.

7:20 Uhr – American Graffiti (RTL2) (Wdh: 2:45 Uhr)

George Lucas’ Nostalgierückschau auf schnelle Autos, hübsche Mädchen und viel Musik aus dem Radio. Der Film, der aus dem kleinen USC-Filmemacher überraschend einen der meistgefragten Hollwood-Regisseure machen sollte. Sehr bezaubernd.

20:15 Uhr – Die Bourne Verschwörung (RTL)

Kürzlich erst gesehen. Zweiter Teil der grandiosen Action-Trilogie. Im TV bitte meiden, da die Synchro nichts taugt und RTL Scope-Filme ja beständig aufzoomt, was mal so gar nicht geht.

20:15 Uhr – Der Babynator (Pro7)

Sieht aus wie "Mr. Babysitter" ohne Hulk Hogan, aber mit Vin Diesel. An und für sich das letzte, was ich mir ansehen würde, wäre der nicht von Adam Shankman – welcher auch den grandiosen "Hairspray" inszeniert hat.

0:30 Uhr – Dark Summer (Pro7)

Hatte ich in meiner Teen-Scream-Phase noch mitgenommen. Komplett uninteressante Abfolge nervigster Klischees, ein reines Videothekenprodukt ohne jeden Wert. Und Blut spritzt auch fast keines.

1:00 Uhr – Hellraiser (Tele5)

Unnachahmlich bizarrer, abgründiger, wahrhaftiger Alptraum von einem Film, der in Sachen Metalevel schon beinahe Cronenberg-Dimensionen erreicht. Die Geschichte um verdrängte Lust, sadomasochistische Zuneigung und körperliche wie seelische Abhängigkeit ist wunderbar starker Tobak – der schließlich gar treffend feststellt, dass unser gesamtes Werteempfinden auf der Ikonographie eines S/M-Idols basiert. (läuft stark geschnitten)

Montag, 06.10.

Nix.

Dienstag, 07.10.

0:20 Uhr – Die Träumer (ZDF)

Teeniegeficke unterm Altherrenobjektiv. That’s what I’d call pretentious.

3:00 Uhr – Plan 9 from Outer Space (Arte)

Der Citizen Kane des Camp-Films, hier noch einmal in der Wiederholung. Pflicht.

Mittwoch, 08.10.

22:30 Uhr – Ich noch immer, was du letzten Sommer getan hast (K1)

Die plakativere Fortsetzung, die altes Genrewerk in trendigen Neuzeitformen reaktiviert. Schwer unterhaltsam, schick inszeniert, am Ende vielleicht sogar gar nicht einmal ironiefrei. Hab den zwei Mal im Kino gesehen, schäme mich nicht dafür.

Donnerstag, 09.10.

22:05 Uhr – Rambo (VOX)

Perfides Coming Home-Drama um einen von allen gesellschaftlichen Teilen ausgeschlossenen Kriegsveteranen, der den schlimmsten Kampf erst daheim zu führen hat. Weniger zeitkritische Anklage als kriegsbejahende Abrechung mit Bürokratie und Antikriegsmoral, deren positivste Figur freilich ein sympathischer Ziehvater des Militärs ist.

22:25 Uhr – Der Dialog (3SAT)

Bester Paranoia-Thriller der 70er, aber auch eindringliche Charakterstudie und menschliches Drama. Coppolas beste Regiearbeit nach den Paten-Filmen.

Freitag, 10.10.

20:15 Uhr – Das Imperium schlägt zurück (Pro7)

Der Referenzapparat funktionierte schon im Vorgänger, hier aber entwickelt er ein Eigenleben. Phänomenaler zweiter Star Wars-Film, dar alle Stränge weiterspinnt und zur großen Oper aufbläst. Der grundsätzliche Einfluss auf das Wesen der Fortsetzung ist noch heute in fast jedem beliebigen Genre-Sequel auszumachen, Williams Musik ist der Maßstab, und die Parallelmontage haut mich selbst beim x-ten Sehen noch um. Dennoch nicht der viel gepriesene beste Film der Serie.

22:15 Uhr – Christine (Das Vierte)

Schön gefilmte, aber völlig dysfunktionale King-Verfilmung, bei der letztlich jeder selbst entscheiden muss, wie schaurig oder nicht schaurig er die Bedrohung durch einen 58er Plymouth Fury findet. Insgesamt funktioniert der Film als Komödie sicher nicht schlecht.

22:20 Uhr – Matrix (RTL2)

Langfassung einer gängigen Star Trek-Folge, deren Grundidee zu einer scheinbar originellen Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz verklärt wird. Visuell großartig in Szene gesetzt, krankt der Film am Umstand, seine philosophischen Fragen mit religiösen Antworten in den Hintergrund drängen zu wollen. Wenn man an einem Abend schon die Wahl zwischen Original (Yoda) und Kopie (Morpheus) hat, dann doch lieber Pro7 einschalten.