Die Dokumentation von Katharina Klewinghaus ist in gewisser Hinsicht eine filmische Übersetzung des bekannten Carol J. Clovers-Buches "Men, Women, & Chain Saws: Gender in Modern Horror Film" und legt ihren Schwerpunkt auf die feministische Filmkritik- und –Rezeption, und lässt zahlreiche Genregrößen von Bruce Campbell über Tom Savini bis zu Wes Craven, sowie Film- und Sozialwissenschaftler zu Wort kommen – deckt also Praxis und Theorie gleichermaßen ab und garniert die Interviewschnipsel zudem mit Filmaus- schnitten und Zwischenanimationen.
Der Film jedoch hat leider arge Probleme einen Fokus zu finden. Weil Klewinghaus sich nicht entscheiden kann, ob sie ein Fachpublikum, Genrefans oder Einsteiger adressieren möchte, bewegt sich "Science of Horror" immer irgendwo zwischen reizvollem Ansatz und hohler Phrasendrescherei. Die Hinleitung zum Thema misslingt gänzlich, ehe der Film auf genreübliche gender construction zu sprechen kommt, hält er sich mit hinlänglichem Geplapper von kathartischen Effekten und dem Horrorfilm als Amüsement auf. In der einen Minute geht es dabei dann noch um Rating-Ungleichheiten bei Studio- und Independentproduktionen, in der nächsten wird plötzlich über die latente Homosexualität in "Dracula’s Daughter" und "Rebecca" spekuliert. Der Film windet sich dabei nicht nur unbeholfen um diverse Themenkomplexe, sondern kratzt auch lediglich an deren Oberfläche: Der Informationsgehalt zu ersterem schließlich ist selbst in der ihrerseits zwiespältigen Kirby Dick-Doku "This Film Is Not Yet Rated" höher, und letzteres wird ausgiebig in der kongenialen Epstein/Friedman-Arbeit "The Celluloid Closet" untersucht (mit deckungsgleichen Beispielen).
Irgendwann ist dann die Rede von der Kettensäge als Penisersatz, aber so unmotiviert der Film damit schließlich zu Potte kommt, so wenig Essentielles fällt ihm auch ein. Die wenigen wirklich einigermaßen handfesten und interessanten Beiträge kommen allesamt von Judith Halberstam, ansonsten reden die Beteiligten (oder schneidet die Filmemacherin) auch gern mal am Thema vorbei. Denn abgesehen davon, dass "Science of Horror" für Fachkundige nur Altbekanntes aufbereitet und leidlich Interessierte mit absoluten Aussagen und Spoilern überrollt, also keiner Zielgruppe wirklich gerecht wird, stolpert er letztlich vor allem über seine eigene Produktionsgeschichte: Da passen die vor vielen Jahren unter anderen Gesichtspunkten von Hasko Baumann gedrehten Interviews eigentlich auch gar nicht mit dem jetzigen Ansatz zusammen, lässt sich hübsches Archivmaterial nicht einfach problemlos – mehr oder weniger – zweckentfremden. Somit bleibt dieses Doku-Vorhaben irgendwie nur eine indifferente und leider auch kontextlose Ambition.