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August 18, 2015

Kino: BOY 7

Neben Superheldencomics sind franchisetaugliche Jugendromane (Young-adult Fiction) des Gegenwartskinos liebster Ideenquell. Kaum etwas hat sich in den letzten Jahren als so rentabel erwiesen wie Verfilmungen von Coming-of-Age-Erzählungen, in denen junge Helden aus phantastischen Welten gegen übernatürliche Gefahren, vor allem aber gegen altbekannte Adoleszenznöte kämpfen: Sie besuchen Zauberschulen, müssen sich zwischen Vampir und Werwolf entscheiden oder totalitäre Systeme überwinden. [...]

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Oktober 23, 2012

Kino: DIE VERMESSUNG DER WELT

Nur eine Frage der Zeit war es wohl, bis jemand Daniel Kehlmanns Erfolgsroman (Schrägstrich Exportschlager, Schrägstrich Schullektüre) "Die Vermessung der Welt" in die Kinos bringen würde. Ausgerechnet der für norddeutsche Gemütlichkeit und herben Witz bekannte "Rubbeldiekatz" Regisseur Detlev Buck hat sich nun an einer Umsetzung des Buches versucht. Und das auch noch in 3-D. [...]

Februar 15, 2012

Kino: WAR HORSE [aka. Gefährten]

Erst die kunterbunte Comicadaption, dann das seriöse Oscarmaterial: Getreu seiner inoffiziellen Double-Feature-Philosophie hat Steven Spielberg im vergangenen Jahr wieder einmal zwei Filme gleichzeitig fertig gestellt. Nach "Die Abenteuer von Tim und Struppi" nun das "War Horse", vom deutschen Verleih in "Gefährten" umbenannt, die epische Geschichte eines wunderhübschen Pferdes auf Reisen. Da gibt’s die ganz großen Bilder, die ganz großen Emotionen – und Spielberg lässt noch einmal das alte Hollywood aufleben. [...]

Februar 26, 2009

Kino: THE READER

In diesem Film stecken viele Geschichten: Es ist ein Coming-of-Age-Stoff ebenso wie ein Außenseiterdrama, eine ungewöhnliche Lovestory mindestens so sehr wie ein fak- tischer Gerichtsthriller, und im Besonderen ist "Der Vorleser" heikles Geschichtsmaterial, das Fragen nach Verantwortung und Schuld, Opfer- und Täterrollen verhandelt. Zunächst in den 50er Jahren, später in der Gegenwart verortet, untersucht der Film den zeitgemäßen Generationskonflikt – an einem brisanten Beispiel: Es geht um die Aufarbeitung der Naziverbrechen.

Doch erst einmal erzählt "Der Vorleser" eine reine Liebesgeschichte: Der an Gelbsucht erkrankte 15jährige Michael Berg (David Kross) erleidet auf dem Nachhauseweg von der Schule eine Panikattacke und muss sich übergeben. Eine schroffe Frau (Kate Winslet) kommt dem Jungen zu Hilfe und nimmt ihn mit zu sich in die Wohnung. Es ist der Beginn einer intimen Beziehung. Nach anfänglicher Scheu sehen sich der Schüler und die so viel ältere Schaffnerin jeden Tag. Er liest ihr dann aus Büchern vor, und anschließend schlafen sie miteinander.

Plötzlich steht eines Nachmittags die Wohnung der Frau leer, Michaels heimliche Geliebte ist verschwunden, weggezogen, geflüchtet. Acht Jahre und einen – im Vergleich zur Vorlage weniger radikalen – zeitlichen Schnitt später besucht Michael, nunmehr Jurastudent, eine Gerichtsverhandlung. Auf den Anklagebänken sitzen damalige KZ-Aufseherinnen eines ehemaligen Außenlagers von Auschwitz. Es ist das erste Mal, dass der junge Mann jene Frau wieder sieht, in die er sich als 15jähriger verliebte.

Hanna Schmitz, so ihr Name, ist in diesem Prozess die Hauptangeklagte, sie wird für ihre Kriegsverbrechen zu einer lebenslangen Haft verurteilt. Doch niemand außer Michael kennt ihr unausgesprochenes Geheimnis: Hanna ist Analpha- betin. Über Jahre hinweg liest er auf Tonbändern aus Büchern vor, die er ihr ins Gefängnis schickt. Bis er, nun schon im reiferen Alter und gespielt von Ralph Fiennes, eines Tages eine Briefantwort erhält.

Seit Bernhard Schlinks Schullektürchen "Der Vorleser" 1997 in den USA erschien, wurde immer wieder über eine Hollywood- Verfilmung des Stoffes spekuliert. Die kürzlich verstorbenen Regisseure und Produzenten Anthony Minghella und Sydney Pollack arbeiteten bereits viele Jahre an der Kinoadaption des in 39 Sprachen übersetzten Erfolgsromans, der als erstes deutsches Buch die Beststellerliste der New York Times und hierzulande bald auch die Schullehrpläne anführte.

Mit dem britischen Film- und Theaterregisseur Stephen Daldry ("The Hours") holten sich die Weinstein-Brüder schließlich einen ihrer liebsten Oscargaranten ins Boot, für die Hauptrolle wurde zunächst Nicole Kidman engagiert, die die Arbeit aufgrund ihrer Schwangerschaft jedoch an Kate Winslet übergab. Mit deutschem Akzent – oder eher dem Versuch eines solchen – spielt sie sich mit wehleidiger Miene und später unter Tonnen von Alters-Make-up verdeckt durch den in Berlin und Umland gedrehten Film bis zum unverdienten Oscar.

Daldry lockert die strenge dreigliedrige Struktur der Vorlage auf und findet für den Ich-Erzähler des Buches filmisch Ersatz, indem er Ralph Fiennes, also den erwachsenen Michael, in eine Rahmenhandlung verpflanzt. Das war es dann aber auch schon an Eigenanteil, in der Beschreibung der Liebesbeziehung zwischen Hanna und dem jungen Michael klebt der Film fest an Schlinks Roman: Die schlichten kurzen Umschreibungen des Buches werden mit dramaturgischen Hauruckmethoden in verkürzt anmutende Szenenabfolgen übersetzt, denen jede Hinführung und Sensibilität fehlt.

Besonders in der ersten Hälfte wirkt "Der Vorleser" durch die ungebrochene Bebilderung des Stoffes unfreiwillig komisch, auch in den Sexszenen mit Winslet und Kross. In Unkenntnis der Vorlage müssen einem die Erzählstruktur merkwürdig künstlich und die unterkühlten Figuren leblos und unmotiviert erscheinen. Das Drehbuch ist nicht gewillt, sich der Geschichte eigenständig anzunähern, sie filmisch zu interpretieren und von ihrer festen literarischen Form abzulösen. So erscheint der Film paradoxerweise wie vorgelesen – ob sich dahinter vielleicht ein ausgeklügeltes Konzept verbirgt?

Auf der diesjährigen Berlinale sprach Regisseur Daldry davon, dass "Der Vorleser" ein kontroverser Stoff sei, weil er nicht den Holocaust, sondern die Nachkriegszeit in Deutschland und den Umgang mit den Naziverbrechen thematisiere. Oder anders ausgedrückt: Eine banale Liebesgeschichte erzählt, die er mit Suspense auf Kosten der in die sichere Passivität verdrängen Holocaustthematik unterfüttert. Deshalb ver- wundert es, dass sich das, was schon bei Schlinks zum Aufklärungsroman aufgebauschter Trivialliteratur unerträglich verlogen erschien, in der Kinoadaption sogar noch verstärkt.

Winslet spielt die KZ-Aufseherin als ein Häufchen Elend: So geduckt und so zerbrechlich, so mitleidig und Verständnis erregend, wie man sich die höchst problematische Figur im kühl und distanziert verfassten Roman niemals zu erträumen gewagt hätte. Dass die Scham des Analphabetismus somit stets gegen die Schuld des Tötens zu argumentieren versucht, ist wohl gewiss kein Versehen, sondern die einfache Fahrlässigkeit eines höchst fragwürdigen Stoffes. "Der Vorleser" ist, als Buch wie als Film, kein Appell für einen differenzierten Umgang mit Naziverbrechern, es ist mehr eine unangenehme Reinwaschung, eine Geschichte fürs gute Gewissen.

Dazu kleistert der Score und rascheln die Seiten der Vorlage, wird sich in schicker Ausstattungsästhetik und geschmacklos stilisierten KZ-Bildern erfolglos um eine wirkliche Auseinander- setzung mit der Schuldfrage gedrückt. Und dass sich der Film dabei keineswegs um Subtilität schert, sondern alles unentwegt erklärt, ausformuliert und bis zum Letzten bebildert, macht ihn letztlich auch zu einer großen Enttäuschung für jene, die Daldrys bisherige Regiearbeiten für ihre einfühlsame Filmsprache und emotionale Behutsamkeit schätzten.



25% - erschienen bei: gamona

November 26, 2008

News: THE READER - Kinoplakat

Folgt alles ganz brav dem Konzept. As expected.

November 02, 2008

News: THE READER: DER VORLESER - Trailer


Ich habe mich bereits hier über die Vorlage ausgekotzt, aber da Daldry Regie führt und der immerhin schon zwei großartige Filme inszeniert hat, versuche ich mich mal noch zu freuen.

Oktober 08, 2008

Kino: KRABAT

Nachdem seine Mutter an den Folgen der Pest starb, irrt der 14jährige Krabat (David Kross) bettelnd durch die Lausitz. Von einer inneren Stimme angetrieben, landet der junge Knabe schließlich in einer alten Mühle, die von einem mürrischen Müllermeister (Christian Redl) betrieben wird. Dieser bietet Krabat an, wie die anderen Gehilfen bei ihm in die Lehre gehen und dafür ein Dach über dem Kopf haben zu können. Unter den gleichaltrigen Jungen sorgt der Neuankömmling allerdings erst einmal für Misstrauen – ehe Krabat in das düstere Geheimnis der Mühle eingeweiht wird: Dort nämlich werden die Gesellen in Schwarzer Magie unterricht. Sie können sich in Raben verwandeln und unsichtbar machen, doch dürfen ihre Zauberkräfte nur für die Dienste des Lehrmeisters einsetzen. Bald schon bekommt Krabat jedoch die Schattenseiten seines neuen Lebens spüren: Jedes Jahr muss einer der Schüler für den großen "Herrn Gevatter" geopfert werden, ehe ein neuer Geselle nachrückt. Dieser Teufelskreis kann nicht durchbrochen werden – es sei denn durch die Freibitte eines geliebten Mädchens.

Bald müssten sie ja nun alle einmal durch sein, die Sagen und Geschichtchen, die nicht schon hübsch adaptiert wurden, um noch ein wenig von der Ringe- und Potter-Begeisterung mitnehmen zu können. Allerdings ist "Krabat" jetzt immerhin der deutsche Versuch, am Genre-Kuchen mitknabbern zu dürfen – und überhaupt: Ottfried Preußlers sorbisch inspirierte Erzählung ist ja sowieso ein teutonischer Klassiker, dessen Konvertierung zum Kinospektakel man eigentlich auch schon früher hätte erwarten dürfen. Nur: Angesichts des fertigen Films von Marco Kreuzpaintner ("Sommersturm"), der nach einem kurzen erfolglosen Hollywood-Exkurs wieder an die Türen der heimeligen Filmförderungsanstalten geklopft hat, wäre es besser bei der Erwartung geblieben, denn "Krabat" ist zwar ein amüsanter, herrlich doofer Rohrkrepierer, aber alles andere als eine schöne Verfilmung der adoleszenten Initiationsgeschichte.

Denn wie das nun einmal so ist, versucht der Film als mal pompöses, mal still sentimentales Fantasy-Happening Ein- drücke zu erwecken, denen visuell und natürlich auch von der erzählerischen Struktur her etwas archetypisches und episches innewohnt, und die letztlich Rückschlüsse auf eine hochwertige und für deutsche Verhältnisse ja auch großzügig budgetierte Produktion schließen lassen (sollen). Wenngleich die Geschichte auch nichts mit ihnen zu tun haben mag oder sich nur durch Übereinstimmungen in herkömmlichen Coming-of-Age-Themen und Gut-Böse-Typen ähnelt, erinnert das, was Kreuzpaintner da letztlich aus dem 1971er Jugendbuch herausfischt, doch sehr an den Herrn der Ringe oder den Potter-Harry. Die haben zuletzt nun einmal einen gewissen Vorrat an Bildern, an Impressionen zusammen- gestellt, und der Krabat-Film greift dankbar darauf zurück. Schlimmer noch, wie er die Sehkonventionen seiner US-amerikanischern Vorbildern nachzustellen versucht, wie er visuell an diese anknüpfen, aber trotzdem auch eine eigene, eine intime, eine kleine ländliche Sage sein möchte – das alles vereint sich zu einem unangenehm unausgegorenen, ja leider typisch deutschen Mainstream-Film.

Da trifft Regisseur Christoph Hochhäusler gegenüber Kreuzpaintner mit seiner eigennützigen Blog-Polemik im Parallelfilm-Notizbuch nur zu sehr ins Schwarze: "Wider eine echte wirtschaftliche Logik setzt man, ganz "amerikanisch", auf Formelkino. Nazi und RAF und Bestseller und Fort- setzungen und Merchandising. So entstehen ungenießbare Bastarde, die den Schauwerten Hollywoods hoffnungslos hinterherhinken und zugleich panische Angst vor dem künstlerischen Risiko haben - schließlich haben sie so viel gekostet. Sie sind der "Mittelweg", vor dem Alexander Kluge uns immer gewarnt hat.". Das veranschaulicht sich ganz von selbst: Allein die Hobbit-Kostüme, die penetrant und frech von Howard Shore abgekupferte The Shire-Musik, ja sogar ganz konkrete Einstellungen scheinen straight from Peter Jackson herbeiinspiriert. Und natürlich sind die kurzen Actioneinlagen mit Stroboskopeffekten überinszeniert, könnte ja sonst noch originell sein, das ganze.

Doch selbst auf seinen uneigenständigen Füßlein wackelt und kippt dieser "Krabat" zwei volle müde Stunden hin und her – da wird nicht nur schlecht geklaut, sondern auch schlecht erfunden. Ungelenk, staksig in Szene gesetzt, bebildert Kreuzpaintner die an und für sich schöne Erzählung einfalls- und regungslos, ohne Gespür fürs Magische, fürs Phantastische. Der junge Regisseur hat den Stoff zu keiner Zeit im Griff, weiß nicht, wie er die Mischung aus düsterer Fantasy und Teenager-Drama visuell erzählen oder wo er überhaupt Schwerpunkte setzen soll. Und es ist gar nicht einmal besonders lustig, sondern eher zum Fremdschämen, wenn er dabei schon simple Set-Up-Basics verhaut, so geschehen bei der unglücklichen Einführung der Gesellen, die alle der Reihe nach vom Bett hüpfen und sich brav mit Namen vorstellen. Immer wenn dann selbst die zahlreichen Dialoge nicht mehr genügen, um die Geschichte voranzutreiben, muss auch noch der Off-Erzähler zur Hilfe eilen. Und Otto Sander hat schon so oft und so viel und überhaupt alles irgendwie irgendwo aus dem Off kommentiert, dass man sich doch wahrlich nach weniger Type Casting gesehnt hätte.

Immerhin: "Krabat" ist vorübergehend wunderbar unfreiwillig komisch. Die als Jungstars angepriesenen – zumeist aber genauso gekünstelt wie in ihren anderen Filmen aufgelegten – Darstellerchen von Stadlober bis Brühl sehen in ihren Sackleinen und mit Schmutz verschmierten Gesichtsaus- drücken wahrlich wie die Helden eines osteuropäischen Mittelalterfilmes aus. Und der aus dem Ghetto-Debakel "Knallhart" bekannte Krabat-Darsteller David Kross bekommt nicht einen Satz geradeaus gesprochen, weiß in seiner Unbeholfenheit offenbar überhaupt nicht, was er mit der Kamera anfangen soll. Witzig-bizarr wird’s dann schließlich, wenn der Film ihm auch noch ein wandelbares Kunstbärtchen über die Oberlippe heftet. Währenddessen haben die beiden weiblichen Figuren rein gar nichts zu tun, immerhin ist das ja auch ein Film, der eine Geschichte vom Ausschluss aller Frauen erzählt, aber der fast völlige Verzicht auf die romantische Liebe zwischen Krabat und seinem Mädchen – immerhin zentrale Auflösung des Stoffes – ist schon bemerkenswert. Das legt dann zumindest den Blick frei für einen nicht minder komischen schwulen Subtext, der sich bei dieser Geschichte natürlich ohnehin anbietet – den Kreuzpaintner aber besonders unterfüttert. Wenigstens etwas.

"Krabat" hat dabei ungefähr zehn Millionen Euro gekostet. Die Filmbewertungsstelle spricht von einem besonders wertvollen "Meisterwerk" und zieht Vergleiche zu Fritz Lang (!). Die Fördergelder sind reichlich geflossen. Und bei der Presse- vorführung mussten Sperrfristen unterzeichnet werden. Aber derlei Verneblungseffekte können nicht den Eindruck verwehren, dass dieser Film sich lediglich wie eines der besseren Fernsehspiele anfühlt, die während der Feiertage Sonntagmorgens im MDR laufen.


20% - (so ähnlich) erschienen bei: Die Fünf Filmfreunde