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Dezember 07, 2009
Zuletzt gesehen: WATCHMEN
40%
September 04, 2009
Kino: TAKING WOODSTOCK
Ang Lee nähert sich dem Mythos mit "Taking Woodstock" nun aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Er hat den Stoff unerwartet zu einem nostalgisch-seichten, amüsanten und lakonischen Feel-Good-Movie verarbeitet, mit einem nahezu unüberschaubaren Ensemble, viel Witz und noch mehr Musik. Der taiwanesische Regisseur erwies sich in seinen jegliche Genres durchkreuzenden Arbeiten bislang immer wieder als stiller Beobachter, als präziser Student menschlicher Verhaltensweisen und gesellschaftlicher Zwischenräume – und wird spätestens seit seiner melodramatischen Western- dekonstruktion "Brokeback Mountain" als einer der besten Autorenfilmer der Gegenwart gehandelt.
Das eigentliche Festival mit seiner Fülle an Musikern streift Lee jedoch nur am Rande. Er erzählt getreu die weitgehend unbekannte, aber wahre Geschichte des schüchternen Elliot Teichberg. Der Sohn russisch-jüdischer Einwanderereltern hilft seiner Familie während der Sommermonate dabei, deren leicht marode Pension in Bethel, einem abgelegenen Örtchen im Bundesstaat New York, in Stand zu halten. Frustriert ob der ausbleibenden Kundschaft und aussichtlosen Überschuldung der Familie stößt Elliot auf eine Zeitungsmeldung über ein groß angekündigtes Musikevent, das kurzfristig abgesagt wurde und nun auf einen neuen Veranstaltungsort hofft.
Diese Chance begreift der Junge natürlich als Wink des Schicksals und beordert seinen alten Schulfreund und Organisator des Festivals Michael Lang in das beschauliche Kaff, um das Konzert schließlich dort veranstalten zu lassen. Familie Teichberg hat jedoch keinen Schimmer, welch logistische und nervliche Belastung sie auf sich nehmen müssen: Bald strömen Hunderttausende Hippie-Pilger in das Provinznest, besetzen Betten, Wiesen und Seen, um die größte Friedensparty aller Zeiten einzustimmen. Inmitten der Love-and-Peace-Atmosphäre lernt Elliot dabei neue Freunde, seine eigene Sexualität und schließlich auch die rigiden Eltern von einer ganz anderen Seite kennen.
Dass Lee eine Geschichte erzählt, die zwar eng mit dem Woodstock-Festival verknüpft ist, sich jedoch weitab vom eigentlichen Zentrum abspielt, gibt ihm die Möglichkeit, den Mythos mit einem anderen Blick einzufangen. Der auf die Organisation statt Durchführung gesetzte Handlungsfokus ermöglicht dem Regisseur zunächst abermals das behutsame Herantasten an ein fremdartiges Phänomen, das er sich gemeinsam mit dem Publikum durch unterschiedlichste liebevolle Figuren und irrwitzige Momentaufnahmen erschließt. Nicht einen einzigen Live-Auftritt rekonstruiert er, nur wenige Minuten spielen gar auf dem eigentlichen Festivalgelände – und doch meint man, dem gigantischen Friedenshappening ganz nah zu sein.
Dadurch betont der Film ebenso clever wie einfühlsam, dass Woodstock nicht nur ein ausgedehntes Musikereignis voller bekiffter Hippies war, sondern mehr als das, eine große Zusammenkunft verschiedener, gegensätzlicher, ulkiger Persönlichkeiten voller bizarrer Situationen, denkwürdiger Momente und ungewöhnlicher Erfahrungen. "Taking Woodstock" ist Coming-of-Age- ebenso wie Coming-Out-Geschichte, Emanzipationskomödie und Initiationsfilm, Familienmelodram und Musikhommage zugleich. Und dennoch inszeniert Lee diese Zeitgeistepisode mit unbeschwerter Hand und von beachtlichem Unterhaltungswert.
Formal orientiert sich der Film dabei mit zahlreichen Bildformatswechseln und Split-Screens an der oscarprämierten Dokumentation von Michael Wadleigh, die Ang Lee mit seiner dramatisierten Version bestens ergänzt. "Taking Woodstock" wird sich bei alledem unterm Strich gewiss den Vorwurf gefallen lassen müssen, der romantischen Faszination des Flower-Power-Spektakels durch seinen leichten Wohlfühlton eher zu erliegen, statt dem Mythos genauer auf den Grund gehen und hinterfragen zu wollen. Lee jedoch hat sich an der Post-Hippie-Generation und ihrer hilflosen Starre bereits abgearbeitet: Sein "Eissturm" thematisierte 1997 eindrucksvoll den Morgen danach.
70% - erschienen bei: gamona

Oktober 22, 2008
Kino: THE ACCIDENTAL HUSBAND

Was sich als romantische Komödie ja von vornherein in ein Isolierfeld platziert, das jede Kritik mit Verweis auf das, natürlich weibliche, Zielpublikum und eines der Natur des Genres oder, vielmehr noch, der Natur der Konvention immanenten Happy Ends wie selbstverständlich abgewiesen gehört, ist wohl nur schwerlich mit Mitteln der Logik und des gesunden Verstands anzugehen. Zu sehr scheinen die Gesetze und Vorgaben wirksam: Da wird erst geirrt, verwirrt und verbalisiert, dann gestichelt, geliebt und geheiratet. Und, so wie hier, gar noch geschwängert. Am Ende. Damit die selten dämliche und absurde Geschichte zumindest noch jene moralische Integrität zurückgewinnt, die das Rom-Com-Genre in ihrem zutiefst biederen Kern vorschreibt – so fernab jedweder Überwindung von Rollen- und Gesellschaftsklischees und contra der Tradition vergnüglich-subversiver Screwball Comedies von, ja leider, vorgestern.
Kein Problem, dass der Ausgang der Geschichte jederzeit vorhersehbar ist, schließlich ist er ja auch vorherbestimmt durch das Regelwerk des Genres, er ist das, was festgeschrieben steht, worauf hingearbeitet werden muss. Die Überraschungsmomente innerhalb einer allgemeinen Über- raschungslosigkeit müssen sich also zumeist dem Prinzip fügen, nicht das Ziel, sondern den Weg zum Ziel unterhaltsam zu gestalten. So weit, so gut. Kein Problem auch, wenn die romantische Komödie sich dabei viel Schmuck leistet, um Frau und Mann zueinander zu führen. Sei es mit exaltierter Komik und bemühten Zufällen, mit einem Überreiz an Kitsch, ausgedehnten Wendungen und nachdrücklich betonten Rollenzuweisungen, oder eben auch einfach mithilfe eines Plots, in dem eine geerdete Erfolgsjournalistin einem treudoofen Provinzfeuermann auf den Leim geht, sich Hals über Kopf in ihn verliebt und deshalb schließlich ihren Ehemann in spe verlässt.
Ein großes Problem aber ist es, wenn der Film die gute Uma dafür wie eine saublöde Schlampe behandelt, sie erst als selbstbewusste Selfmade-Powerfrau ein– und bald vorführt, ehe sie wie ein dusseliges Mädchen ständig mit ihrem Kopf gegen Tischkanten knallen muss, um schließlich vom einem egoistischen und schwer gestörten Macho zur unterwürfigen Braut umerzogen zu werden. Die taffe Radiomoderatorin purzelt also artig von Anfang bis Ende die Emanzipationsleiter zurück, um anderen Frauen On Air zuletzt ganz bestimmt nicht mehr raten zu können, ihre Männer zu verlassen. Wenn der schrecklich unwitzige und bemerkenswert langweilige "The Accidental Husband" dann die Hochzeit zwischen einem domestizierten blonden Dummchen und einem selbstsüchtigen Vorstadttrottel, der natürlich ganz grundlos einen Denkzettel von seiner vorherigen Frau bekommen hat, als Happy End verkaufen will, während der liebe Colin Firth sang- und klanglos abserviert wird – es wird eigentlich nur noch von der ekelhaften Misogynie überlagert, die Regisseur Griffin Dunne da so ungeniert zur Schau stellt. Nicht einmal Single-Frauen mit einer Überdosis Starbuck’s-Kaffee intus werden das unterhaltsam finden können.
5%