"Hot Fuzz" erscheint im Oeuvre von Regisseur Edgar Wright nur konsequent. Nicht nur widmete sich schon dessen mit zarten 18 Jahren produzierter No Budget-Kurzfilm "Dead Right" augenzwinkernd dem Polizeifilmgenre, sondern war es nur eine Frage der Zeit, bis der überaus spezifische und höchst britische Buddy-Humor der beiden Couch Potatoes Simon Pegg und Nick Frost eine angemessene Kino- Entsprechung erfahren würde. Bereits in der kongenialen Channel 4-Britcom "Spaced", die das Team Wright-Pegg- Frost erstmals vereinte (diverse Gastauftritte jener Cast-Members, darunter Julia ‚Marsha’ Deakin und Bill ‚Bilbo’ Bailey, dürfen auch in "Hot Fuzz" nicht fehlen), wurden unzählige Große Jungs-Klassiker von "Die Hard" bis zu "Terminator 2" mit Referenzen bedacht, ganz zu schweigen von der grundsätzlichen Figurenkonstellation – drei meist arbeitslose Loser, die in einer kleinen schäbigen Wohnung im Norden Londons abhängen –, die ausreichend Raum für Buddy-Film taugliche Gags bot.
Der erste Kinofilm der Truppe, die an originellem Esprit kaum mehr steigerbare Zombiepersiflage "Shaun of the Dead", rettete jenen nüchternen Humor aus "Spaced" auf die große Leinwand. Die Vereinbarung unzähliger Reminiszenzen mit einer im Kern streng liebenswerten Arbeiterviertelgeschichte begeisterte insbesondere durch das enorme Gespür für Timing, die Platzierung wunderbarer Ideen und Zitate innerhalb einer nichtsdestotrotz höchst souverän ausgear- beiteten Handlung und nicht zuletzt ungebremster Spielfreude – die Lust an der Sache ist dann genau jenes Energie stiftende Element, das auch "Hot Fuzz" erst zum Leben erweckt. Und bis auf die Tatsache, dass sich die Jungs hier manches Mal zu sehr darin gefallen, Gestus und Sprache der Vorbilder durch den Kakao zu ziehen, was zu leichten Dehnungen in der Dramaturgie führt, gelingt dem einge- spielten Team die Reproduktion dieses Konzepts ein weiteres Mal auf höchstem Niveau – "Hot Fuzz" ist eine schier unglaublich pointierte Comedy-Revue.
Schon die zahlreichen Teaser-Plakate ließen vermuten, dass die Autoren Wright und Pegg die Ästhetik des späten 80er-/frühen 90er-Jahre-Actionfilms mit den Testosteron beladenen und von glühender Asphaltsonne gebleichten Hochglanzbildern der Bay/Bruckheimer-Stilistik kombinieren würden. Das äußert sich vor allem in den zwei besonders häufig auf den Plan gerufenen Vorbildern "Point Break" und dem ungleich schlechteren "Bad Boys II", die im Film mehrfach direkt benannt und sogar in die Handlung eingebunden werden. Abgesehen davon, dass man hier qualitativ grundsätzlich schärfer hätte separieren müssen – während Kathryn Bigelows stilbildender Surf-Thriller durch dessen elegante Inszenierung zu Recht der Ruf des Klassikers nacheilt, kann man die menschenverachtende und hand- werklich weitgehend primitive Drogenjagd Michael Bays tatsächlich nur mit vorgehaltener Hand ertragen – gelingt dem Film die amüsante Vorführung banaler Genreklischees geradezu vorzüglich. Dass den Albernheiten von "Hot Fuzz" dabei auch ein zumindest auf die (De)Konstruktion genre- spezifischer Merkmale subversiver Kern innewohnt, versteht sich von selbst.
So sorgt das Aufeinandertreffen actionästhetischer Elemente – coole Posen, wilde Verfolgungsjagden, schwere Knarren – mit den Bildern einer verschlafenen Kleinstadtidylle, die direkt aus dem Kosmos eines "Wicker Man" entstammen könnten (kurz: hier meint man stößt Michael Bay auf Agatha Christie), nicht nur ganz eigene visuelle Reize, es führt insbesondere die viel zu oft verbitterte Ernsthaftigkeit des klassischen Actionfilms vor: Wenn im anarchischen Finale gigantische Waffengeschütze aufgefahren werden, nur um sich dann in einem Supermarkt mit Einkaufswagen zu bekämpfen oder sich in einer kleinen Modellstadt auf die Rübe zu hauen, ist das durchaus als bissiger Kommentar zum ausgeprägten und nicht selten höchst albernen Größenwahn der Vorbilder lesenswert. Indem "Hot Fuzz" sich also selbst großspurig behauptet und damit die Tradition des Genres bedient, seinen Gegenstand letztlich aber antithetisch und selbstreflexiv als großen (und natürlich dadurch minimalistischen) Kinderspielplatz präsen- tiert, trifft er einen ironischen Ton, der weitaus schärfer als jener aus "Shaun of the Dead" erscheint. Und da sich die Jungs mit heftigen Goreeskapaden immer mal wieder in die Sphären des Splatterfilms verirren (Billie Whitelaw sei Dank inklusive einem spektakulären, beinahe unglaublichen "Omen"-Zitat), darf man vielleicht doch vorsichtig mut- maßen, wo hier die wahren Sympathien begraben liegen.