September 28, 2010

Zuletzt gesehen: KEY LARGO

Nach "The Treasure of the Sierra Madre", der die Natur mit weiträumigen Außenaufnahmen als eigenen Charakter besetzte, verlegt John Huston den Handlungsraum seines nächsten Filmes ins Innere eines Küstenhotels, in dem eine Gruppe von Menschen durch einen Hurrikan von der Außenwelt abgeschieden ist. Unter ihnen befindet sich eine Handvoll Gangster, die um jeden Preis ungescholten von der Insel zu entkommen versuchen. "Key Largo" ist ein behutsames Kammerspiel, das Huston als verdichteten Thriller auf engem Raum und damit formales Gegenstück zu seinem vorherigen Film in Szene setzt. Dabei fehlt es dem Drehbuch zuweilen an Schliff, besonders hinsichtlich der nur teilweise gewitzten Dialoge, und auch an Konzentration, nicht seine eigentlichen Hauptdarsteller aus den Augen zu verlieren. Ein 'echter' Bogart/Bacall-Film ist "Key Largo" indes leider nicht, Romantik zwischen beiden wird bestenfalls angedeutet. Tatsächlich tritt das größte Hollywoodtraumpaar der 40er Jahre zeitweise sogar in den Hintergrund und wird abwechselnd von Edward G. Robinson als Gangsterboss und Claire Trevor als dessen Exfrau an die Wand gespielt. Dennoch ist "Key Largo" ein außerordentlich sehenswerter Hostage-Thriller, dessen kleinere Schwächen spätestens das geschickt inszenierte Finale ausbügelt. Anmerkung am Rande: Der Film wird meines Erachtens, ähnlich wie "The Big Sleep", eher zu Unrecht unter Film Noir subsumiert.


70%

Zuletzt gesehen: TREASURE OF THE SIERRA MADRE

Nach seiner Zeit als Leutnant im Zweiten Weltkrieg kehrte Tausendsassa John Huston nach Hollywood zurück, um für Jack Warner das Abenteuerepos "The Treasure of the Sierra Madre" nach dem Roman des mysteriösen Autors B. Traven zu inszenieren. Mittlerweile ein fester Kanontitel auf jeder Liste der wichtigsten amerikanischen Filme, ist Hustons Schatzsucherdrama noch immer Unterhaltungskino im besten Sinne, dessen Epigonen und Nachzügler beinahe unzählbar sind. Der Film besticht in erster Linie durch seine zahlreichen Aufnahmen an Originalschauplätzen und wenigen Rückpro's, nicht allzu üblich im Studiokino der 40er Jahre, durch die makellose Regie und Max Steiners berühmten Score, aber im Besonderen durch Humphrey Bogarts mutige und grandiose Darstellung eines nahezu ungreifbaren Charakters zwischen Genie und Wahnsinn. Er macht Fred C. Dobbs zu einer der großen originären Figuren der Filmgeschichte, die – unter anderem – zuletzt P.T. Andersons "There Will Be Blood" zu einer Quasi-Variation des Stoffes um Macht und Gier inspirierte.


80%

September 24, 2010

Zuletzt gesehen: THE TOWN

Ultrakonventionelles Caper-Movie inklusive genreverpflichteter Dramatisierung von Handlung und Figuren, bei dem Ben Affleck seine Regiefähigkeiten auch dann solide weiterzuentwickeln versteht, wenn er sich als Hauptdarsteller inszenieren muss. Doch alles in diesem gefühlt überlangen Film hat man so viele Male schon so viel besser gesehen. Afflecks Affinität zu permanenten Halbtotalen und Close-Ups lässt "The Town", besonders in den wenig druck- und schwungvollen Actionszenen, alles andere als elegant erscheinen, und dramaturgische Kniffe bleiben ungenutzt oder ereignislos – die augenscheinlichen geistigen Vorbilder des Films ("Point Break" und "Heat") erzählten ihre Geschichten über Gangstermilieus um ein vielfaches inspirierter und inspirierender. Letztlich möglicherweise das ernüchternde Ergebnis ständiger Umschnitte und Kürzungen.


40%

September 16, 2010

Kino: RESIDENT EVIL - AFTERLIFE

Rückblick: Der bessere Uwe Boll, eigentliche Game- Verfilmungs-Auteur, Genreprolet und Ideenklauer Paul W.S. Anderson durfte 2002 für Bernd Eichinger das heißeste Ding unter den heißen Videospielen ins Kino bringen – "Resident Evil". Gefilmt wie eine lausige TV-Show in High-Tech-Katakomben, blieb von dem handzahmen Zombiegestreichel einzig manch kurioser Einschlag in Erinnerung, etwa die köstlichen Schwachsinnsauftritte von Powerweib Michelle Rodriguez ("Ich bin nicht lesbisch!") oder Heike Makatsch als untote Wissenschaftlerin (so was ähnliches zumindest). Kaum auszudenken, was das für ein Film geworden wäre, hätte George Romero – wie eigentlich geplant – seine Version des Stoffes inszenieren dürfen.

Nach "Resident Evil" ohne Beinamen kam dann "Resident Evil" mit Hinweis auf die "Apocalypse" und einer Milla Jovovich in noch engeren Höschen und diesmal digital getunten Möpsen, die diese Blaufilterkatastrophe von Film mit ihren wahllosen Actionszenen im nervtötenden Schnittmarathon auch nicht erträglicher machten. "Extinction", mittlerweile von Regisseur No. 3, erschien da schon als flamboyante Abwechslung mit lauter dusseligen Filmzitaten und einer penibel bekloppten Fortführung der Geschichte, hatte aber bis auf (endlich mal) ein wenig Blutgekröse auch nichts zu bieten. Milla sieht zwar gut aus, wenn sie zulangt, kann aber keinen vernünftigen Satz geradeaus sagen. Und die Zombies sind in allen drei Filmen die reinsten Luschen. Fazit: Unerklärlich erfolgreicher Kackfranchise.

Deshalb ist mir eigentlich auch nicht ganz klar, warum ich nach drei unterschiedlich blöden "Resident Evil"-Filmen nun ganz plötzlich Vergnügen mit diesem vierten vom Video- zum Kinospiel konvertierten Zombie-Action-Stuss hatte. Das wird ja wohl kaum daran liegen, dass Anderson seine Rückkehr zur Serie mit einem großspurig vermarkteten 3D-Event feiert, ich gehe schließlich keinem Gimmick auf den Leim, der mich nicht einmal in "Avatar" begeistern konnte. Oder doch? Das hier ist ja ein echter 3D-Film, also nix nachträglich rumgebasteltes, sondern ein mit dem "Cameron Fusion System" gedrehter, total lizenzierter, authentischer Superoriginal-3D-Film. Milla ist nicht länger der Star von "Resident Evil"! Die Zeitlupen gelten hier Patronenhülsen, die ins Publikum fliegen, oder Zombietentakeln (ja, so was gibt es), die einem unerwartet entgegen schießen. Schon ziemlich cool, das.

Möchte dann wohl also doch vorsichtig gestehen, bisher noch nie so viel Spaß mit diesem neuen Kinorevolutionsgimmick gehabt zu haben. Und geschaut habe ich fast jeden 3D-Film. Aber die Technik allein ist es auch nicht, es ist wohl eher der Umstand, diesen Hochglanztrash nun plötzlich so zu sehen. So umgeben, so donnernd, so mit cheesigem Krawall zum Anfassen eben. So billiger Quatsch, absolut aufpoliert. Und Zombies in 3D! Kaum effektiv ausgenutzt und trotzdem ziemlich dufte. Mit dem Cameron Fusion System. Da wird sich richtig angebiedert, wenn das Bild einfriert und man jedes 3D-Detail genau inspizieren kann, wenn jede Actionszene in Bullet Time gefilmt ist oder man angesichts des Formats auf, zumindest für die Verhältnisse der Serie, recht großzügige Einstellungen setzt. Aber noch mal zu den 3D-Zombies: Neben mir saß ein Freund, der fürchtet sich vor Zombies, ist mir unerklärlich, stimmt aber. Der hat sich so sehr gegruselt, obwohl es nichts Gruseliges zu sehen gibt (und die Untoten sowieso eher spärlich zum Einsatz kommen), dass ich mich davon habe anstecken lassen. Deshalb hat dieser Film auf seiner profan-unterhaltsamen Ebene zusätzlich bestens funktioniert und wurde seinen Ansprüchen vollends gerecht.

Und, na ja, da ist natürlich noch das Wichtigste: Der Trash-Faktor bei "Resident Evil: Afterlife", der ist wirklich sehr hoch und nicht zu verachten. Da gibt es herrlich schwachsinnige Gags und haarsträubend unlogische Ploteinlagen. Da sitzt nicht ein einziger One-Liner ("Das war ja eine geile Landung." – "Du meinst wohl eine geile Bruchlandung."… Brüller!), und überhaupt ist es eine Freude, Andersons eigenwilliger Vorstellung von Inszenierung zuzuschauen, so mit all den unmotivierten Abblenden oder der hilflosen Schauspielführung. Die vorherigen drei Filme erwiesen sich diesbezüglich ja noch um einiges ehrgeiziger, das wollten schon ziemlich dufte Genreklopper sein, jenseits etwaiger Unfreiwillig- und Peinlichkeiten. Deshalb haben sie genervt, weil sie ja trotzdem peinlich waren, nur eben ohne charmantes Bekenntnis zum Blödsinnigen. "Afterlife" hat den Mut zum veritablen Schwachsinn, ohne sich mit Selbstironie zu boykottieren. Deshalb ist es ein schöner Quatsch, an dessen Ende so was wie der ultimative 3D-Camp steht.


60% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN

September 12, 2010

Ohne Kommentar.

Na doch: *lol*

Claude Chabrol wurde 80.

Nachdem im Januar Éric Rohmer verstarb, hat uns nun eine weitere Nouvelle-Vague-Legende verlassen. Claude Chabrol ist gestern im Alter von 80 Jahren gestorben.

Zu seinen größten Erfolgen und bekanntesten Filmen zählen "Zwei Freundinnen" (1968), "Die untreue Frau" (1968), "Das Biest muss sterben" (1969), "Der Schlachter" (1970), "Der Riss" (1970), "Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen" (1975) und "Die Fantome des Hutmachers" (1982). Chabrol inszenierte über 60 Filme und trat auch immer wieder als Schauspieler auf. Er arbeitete bis zuletzt als Regisseur.

September 11, 2010

Brian De Palma wird 70!

Alles Gute. Und ich kann dieses Großereignis aus Zeitgründen nicht einmal mit einem seiner Filme feiern. Aber vielleicht schaffe ich's mal, die etwas eingeschlafene Retro abzuschließen.

September 09, 2010

Kino: VAMPIRES SUCK

Nach den Comedy-Meisterwerken "Date Movie", "Fantastic Movie" und "Disaster Movie" haben "Hollywoods Parade-Parodisten" (O-Ton Presseheft) Jason Friedberg und Aaron Seltzer nun wieder was neues, super Witziges aus dem Hut gezaubert: Eine "Twilight"-Verarsche. Parodiert wird nach dem bekannten – garantiert nicht bewährten – Schema, will heißen, es darf gefurzt werden ohne Ende, und jeder bekommt irgendwie irgendwann mal irgendwas gegen den Kopf geschmissen. Der Humor bewegt sich, wie in allen Filmen des Duos, bemerkenswert konstant auf dem tiefstmöglichen Level und schickt sich nach wie vor ambitioniert an, das Erbe der unerreichbaren Vorbilder Zucker, Abrahams & Zucker mit Füßen zu treten.

Die Umänderung der Namen ist der erste Megawitz des Films. Bella heißt nun Becca (Jenn Proske), Edward Cullen wird zu Edward Sullen (Matt Lanter) und das regnerische Forks nennt sich hier Sporks. Jacob (Chris Riggi) verwandelt sich in einen Chihuahua statt Werwolf, die bösen Vampire rund um Victoria sehen aus wie die Black-Eyed Peas. Ein Anflug von sanfter Komik, wenn der Film seine Gags nicht permanent noch für die besonders beschränkten Zuschauer erklären würde. Und dann ist da noch Ken Jeong, der in "The Hangover" den lustigen schwulen Koreaner spielte. Hier spielt er einen lustigen schwulen Vampirkoreaner. Lustig!

Die "Story" speist sich im Wesentlichen aus der Nachstellung der ersten beiden "Twilight"-Filme, garniert mit den üblichen Doofeinlagen. Wie in ihren bisherigen "Arbeiten" sind sich die Comedy-Verbrecher Friedberg und Seltzer für keine Peinlichkeit zu schade und genügen sich in ihrer verlässlichen Mischung aus pubertärem Schwachsinn und popkultureller Verweismethodik. Das Konzept Parodie haben sie nie begriffen und werden sie nie begreifen, weil sie ihre Referenzvorbilder weder verstanden noch verinnerlicht haben. Jeder Joke zielt aufs Offensichtliche, jedes Zitat versteht sich allein deshalb als Gag, weil es eben ein Zitat ist. In ihrem Humorprinzip geht es nicht um Einfälle, geschweige denn darum, lustige Schwachstellen der zu parodierenden Vorbilder aufzudecken.

Das macht den ungeheuerlichen Output des Gespanns so beständig austauschbar und armselig in ihrem Verständnis von Komödie, weil es irrelevant ist, ob hier nun "Twilight", "Alice im Wunderland" oder "Das Leuchten der Stille" aufs Korn genommen wird, so lange es immer auf die ewig gleichen Pups- und Kacka-Witzchen hinauslaufen muss. Friedberg und Seltzer unterhalten ein doofes Publikum mit doofen Peinlichkeiten, die alles sind, nur gewiss nicht komisch. Sie haben nichts von der Cleverness der klassischen oder postmodernen Filmparodie, sie arbeiten zwar vordergründig mit den notwendigen Mitteln wie Übertreibung, Umkehrung oder Wiederholung, doch bleibt der Humor stets meilenweit überschaubar, statt sich auf verschiedene Darstellungs- ebenen zu übertragen und so gekonnt zwischen Absurdität und Genialität zu bewegen.

Wenn ZAZ zu ihren besten Zeiten populäre Kassenschlager parodierten, man denke an "Top Secret!" oder natürlich die "Nackte Kanone"-Trilogie, dann legten sie damit zumeist das verborgen Witzige dieser Filme frei, entlarvten sie als Camp, amüsierten sich über ihre Plattheit oder erwiesen ihnen schlussendlich eine gewisse Form komödiantischen Respekts. Abgesehen davon, dass sie nebenher eigene groteske Geschichten strickten, in die es jene parodistischen Referenzen sauber einzubinden galt.

"Beilight – Biss zum Abendbrot", die deutsche Titelgabe ist hier noch mit Abstand das Witzigste, erreicht zu keiner Sekunde jene Form banaler Komik, zu der die Filmparodie per se imstande wäre. Stattdessen quält man sich hier durch eine einzige Durststrecke in der Kalauerwüste, obwohl sich doch gerade das "Twilight"-Phänomen mit seiner bigotten Sexualmoral und mormonischen Konserviertheit als so dankbares Opfer empfiehlt. Das wehleidige Schmachten, die naiven Mädchenfantasien, der repressive Trash-Appeal, all das ist pures Comedy-Gold und bleibt hier doch nur ungenutztes komödiantisches Potential.

Letztlich sind die drei bisherigen "Twilight"-Filme ohnehin um einiges komischer als diese offizielle Verballhornung, die mit zotigen Nullnummern vom Hype zu profitieren versucht. "Twilight" funktioniert schließlich seit jeher bestenfalls als seine eigene Parodie. Als Jacob in "New Moon" der von einem Motorrad gefallenen Bella zu Hilfe eilte, sich das T-Shirt vom Leib riss und majestätisch seinen Oberkörper entblößte, konnte man in der damaligen Kinovorstellung deutlich mehr Gelächter vernehmen als nun in den gesamten quälenden 90 Minuten "Beilight"-Beileid.


5% - erschienen bei: gamona

September 04, 2010

Zuletzt gesehen: FILME IM AUGUST 2010


Veronika Decides to Die

(USA 2009, Emily Young) (4/10)

Shutter Island
(USA 2009, Martin Scorsese) (7/10)

Hatchet
(USA 2006, Adam Green) (5/10)

Frozen
(USA 2010, Adam Green) (3/10)

Salt
(USA 2010, Phillip Noyce) (4/10)

Cop Land
(USA 1997, James Mangold) (5/10)

Despicable Me
(USA 2010, Pierre Coffin & Chris Renaud) (2/10)

Cliffhanger
(USA/I/F 1993, Renny Harlin) (6/10)

Centurion
(GB 2010, Neil Marshall) (1/10)

Carrie
(USA 2002, David Carson) (2/10)

The Conversation
(USA 1974, Francis Ford Coppola) (9/10)

The Boogeyman
(USA 1980, Ulli Lommel) (3/10)

Avatar – Special Edition
(USA 2009, James Cameron) (7/10)


David Cronenberg Werkschau:


Shivers
(CDN 1975, David Cronenberg) (7/10)

Rabid
(CDN 1977, David Cronenberg) (7/10)

The Brood
(CDN 1979, David Cronenberg) (8/10)

Scanners
(CDN 1981, David Cronenberg) (6/10)

Videodrome
(CDN 1983, David Cronenberg) (9/10)

The Dead Zone
(USA 1983, David Cronenberg) (9/10)

The Fly
(USA 1986, David Cronenberg) (8/10)

Dead Ringers
(CDN 1988, David Cronenberg) (9/10)

Naked Lunch
(USA 1991, David Cronenberg) (8/10)

Blue
(CDN 1992, Don McKellar) (6/10)

M. Butterfly
(USA 1993, David Cronenberg) (9/10)

Crash
(CDN 1996, David Cronenberg) (10/10)

eXistenZ
(CDN/GB/F 1999, David Cronenberg) (8/10)

Camera
(CDN 2000, David Cronenberg) (9/10)

Spider
(CDN/F/GB 2002, David Cronenberg) (8/10)

A History of Violence
(USA 2005, David Cronenberg) (9/10)

At the Suicide of the Last Jew in the World in the Last Cinema in the World
(CDN 2007, David Cronenberg) (-)

Eastern Promises
(CDN/GB/USA 2007, David Cronenberg) (5/10)


Brian De Palma Werkschau #1


Sisters
(USA 1973, Brian De Palma) (4/10)

Phantom of the Paradise
(USA 1974, Brian De Palma) (6/10)

Carrie
(USA 1976, Brian De Palma) (5/10)

Obsession
(USA 1976, Brian De Palma) (3/10)

The Fury
(USA 1978, Brian De Palma) (5/10)

Home Movies
(USA 1980, Brian De Palma) (3/10)

Dressed to Kill
(USA 1980, Brian De Palma) (6/10)

Blow Out
(USA 1981, Brian De Palma) (8/10)

Scarface
(USA 1983, Brian De Palma) (4/10)

Body Double
(USA 1984, Brian De Palma) (5/10)

Wise Guys
(USA 1986, Brian De Palma) (6/10)

The Untouchables
(USA 1987, Brian De Palma) (4/10)

Casualties of War
(USA 1989, Brian De Palma) (2/10)

The Bonfire of the Vanities
(USA 1990, Brian De Palma) (6/10)

Raising Cain
(USA 1992, Brian De Palma) (7/10)

Mission: Impossible
(USA 1996, Brian De Palma) (5/10)

Snake Eyes
(USA 1998, Brian De Palma) (3/10)

Mission to Mars
(USA 2000, Brian de Palma) (3/10)

Femme Fatale
(USA/F 2002, Brian De Palma) (2/10)

September 02, 2010

Kino: THE SORCERER'S APPRENTICE

Nicolas Cage und Jerry Bruckheimer, das sollte schon genügen. Zum nunmehr siebten Mal klotzt und kleckert sich die erfolgsverwöhnte Gewinnerkombi nach Lust und Laune durch ein Sommerspektakel – wie zuvor bereits mit schnittigen Karren, sprechenden Meerschweinchen oder geheimen Schätzen und Tempelrittern. Und jetzt wird’s gar mystisch und sagenumwoben, denn Cage gibt einen weisen Zaubermeister aus Merlins Schule, der im Kampf gegen dunkle Mächte seinen lang gesuchten pubertären Zauberlehrling findet. Klingt doof, ist auch doof: Disneys "Duell der Magier", der erste kolossale Flop im Cage/Bruckheimer-Output, fügt sich nahtlos den vielen anderen öden Blockbustern im tristen Kinosommer 2010.

Dabei lässt sich aus Goethes Ballade vom Zauberlehrling, von der sich dieser Film offenbar inspiriert fühlte (Originaltitel: "The Sorcerer's Apprentice"), zweifellos eine schöne Kinogeschichte ableiten. Walt Disney selbst hat den Stoff u.a. 1940 zu einem der größten Klassiker des Studios verarbeitet, in einer Episode von "Fantasia" kämpfte Mickey Mouse als Zauberlehrling gegen Besen und Wasser. Rund 70 Jahre später hat sich an diesem Motiv nicht viel verändert. Im "Duell der Magier" nun versucht Jay Baruchel mit aller (CGI-)Kraft seine magischen Fähigkeiten gegen Eimer und Wischmob unter Kontrolle zu bringen. Aber es bleibt ein bloßes Zitat.

Baruchel soll hier die jungen Zuschauer ziehen. Er spielt die Sorte liebenswerten Loser, die das Kino mittlerweile zuhauf hervorbringt. Einen Nerd, der zum Helden reift, der eigentlich schon immer auserwählt und zu Größerem berufen war. Man weiß gar nicht mehr, wann genau das zur reinen Masche verkam (etwa mit Sam Raimis "Spider-Man"?), aber sympathisch angelegte Trottel, die die Welt retten sollen, sind wohl mittlerweile eine feste Konstante im Mainstream-Kino. Mindestens so sehr, wie ihre Sidekicks auf die Rolle des weisen Beschützers und Ratgebers reduziert werden. Aber auch das bekommt Cage natürlich hin, er hält den Sprüche klopfenden Geek im Zaum. Wer ist noch mal Jay Baruchel?

Die Story des Films darf nicht mehr als eine Vorlage für unzählige verspielte Attraktionen sein. Der Magier Balthazar Blake (Cage) kämpft im heutigen New York gegen seinen jahrhundertlangen Widersacher Maxim Horvath (Alfred Molina). Ein Kräftemessen voller Tricks und Budenzauber, in das der Student Dave (Baruchel) eher zufällig hineingeraten ist. Weniger zufällig hingegen entpuppt er sich als Zauberlehrling, der die dunklen Mächte für immer besiegen kann, obwohl der Außenseiter lieber mehr Energie in die Eroberung seiner einstigen Mitschülerin steckt. Ein Plot nach Formel, für alle was dabei. Family-Entertainment.

"Duell der Magier" hat nichts außer Special Effects zu bieten. Die gibt es im Überdruss, in nahezu jeder Szene und zumeist völlig willkürlich. Aber ein schöner Fantasy-Film ist kein Film, in dem permanent irgendetwas explodiert oder zertrümmert wird. Magie lässt sich nicht allein durch inflationäres CGI-Feuer, gigantische Drachen oder morphende Autos erzeugen. Das ist ein komplettes Missverständnis der vielen Fantasy-Spektakel abseits von "Harry Potter", dass eben stets nur ein Feuerwerk an visuellen Effekten entfacht wird, ohne diese sinnvoll einzuleiten oder einmal für etwas anderes als ermüdende Dauerkämpfe zu bemühen. Der Besitz von magischen Fähigkeiten, von Zauberkräften, bedeutet hier leider nur einmal mehr, sie gegen und nicht für etwas zu benutzen.

Auffällig ist allerdings, dass solch mythisch verpackte Geschichten immer in den USA erzählt werden müssen. Es gibt eigentlich keinerlei Zusammenhang zwischen New York und den verschiedenen Motiven des Films, die von Goethe bis zur Artus-Sage reichen. Die USA sind für die Verortung alter Legenden und Mythen angesichts ihrer überschaubaren (Kultur)Geschichte ein denkbar ungeeigneter Austragungsort – etwas, das schon im vermurksten Franchise-Krepierer "Percy Jackson" die Frage aufwarf, warum sich griechische Götter ausgerechnet in Manhattan tummeln sollten. Daraus spricht letztlich eine nachvollziehbare Sehnsucht des amerikanischen Publikums nach heimischen Sagen und Legendenbildung. Notfalls via Import.

Interessanterweise hat Regisseur Jon Turteltaub diese Sehnsucht in seinen beiden "Tempelritter"-Filmen schon einmal zu amüsantem Schatzsucher-Camp verarbeitet. Diese Idee greift "Duell der Magier" aber nicht noch einmal auf, dazu ist er zu sehr seiner Sache verpflichtet. Viele Albernheiten, viel Effektgetümmel, aber wenig Magie, wenig Zauber und noch weniger wirkliche Fantasy. Der Film erzählt nichts, er zeigt nur. Und was er zeigt, ist ziemlich uninteressant und langweilig. Beispielhaftes Produzentenkino: Turteltaub erweist sich als solider Handwerker, der das macht, was Bruckheimer von ihm erwartet. Und das dürfte nicht allzu viel gewesen sein.


30% - erschienen bei: gamona

September 01, 2010

Zuletzt gesehen: THE BONFIRE OF VANITIES (1990)

Fast jeder namhafte Regisseur verzeichnet ihn in seinem Oeuvre, den einen großen Ausrutscher, den Publikums- und Kritikerflop, den großen Scheiterfilm. "The Bonfire of Vanities" ist Brian De Palmas Katastrophenzeugnis, sein "Popeye", "Cutthroat Island" oder – na ja, nicht ganz – "Heaven’s Gate", seine persönliche Niederlage jedenfalls. Der Film wurde weltweit verrissen, weil er die gefeierte Vorlage von Tom Wolfe in den Sand gesetzt habe, erwies sich als kolossales Verlustgeschäft für Warner und inspirierte letztlich gar ein eigenes Buch über die kontroverse Produktionsgeschichte, in dem der Film als Musterbeispiel eines Hollywoodfiaskos ausgewiesen wird. Aber Scheitern ist immer spannend. Ein Film wie dieser, der alles sein will, aber nichts ist, interessiert mich immer noch mehr als die meisten erfolgreich gelackten Brachenerzeugnisse. "The Bonfire of Vanities" ist ein Manifest aus Indifferenz und Ideen, die in die falsche Richtung laufen. Der Film ist konsequent undurchdacht und ganz offensichtlich der kompromittierte, seichte, harmlose Überrest seiner vermutlich zynischen und bitterbösen Vorlage. Er vereint einen Haufen unerträglicher Figuren, und die wenigen nicht unerträglichen sind zumindest unerträglich fehlbesetzt. In seiner ganzen Blöße ist das dennoch ein faszinierender Film voll ungenutzter Möglichkeiten und mit einigen unglaublich skurrilen Aussetzern auf der Humorskala. Ein gescheiterter De Palma, sehenswerter als manch gescheiter.


60%

Zuletzt gesehen: HOME MOVIES (1980)

Hysterische Low-Budget-Komödie über eine dysfunktionale Familie, die sich offenbar satirisch meint in der Überspitzung diverser all american values. Die Geschichte wird, ich vermute mal zur besseren Verdaulichkeit des Unsinns, in die Rahmenhandlung eines Dozenten und seines Filmkurses verlegt, die den Familienteil von "Home Movies" wie eben ein Home Movie erscheinen lässt. Brian De Palma hat den Film mit Studenten zum Abschluss seines kurzzeitigen Lehrstuhls gedreht, was nahe legt, dass das Framing auf ebendiesem Filmkurs basiert. Zwar begegnet man hier einigen von De Palmas Stammschauspielern, ansonsten aber finden sich in dieser lautstarken und enorm anstrengenden Comedy bestenfalls Bruchstücke seines Stils wieder. Der Film hat zugegeben hin und wieder einen gewissen schrillen Charme, überwiegend aber ist das ein höchst uninteressanter und öder Studentenulk, der in De Palmas Oeuvre zurecht bestenfalls eine Fußnote einnimmt.


30%