
Jeder dürfte das kennen: Irgendwann sieht man sie wieder, die Perlen und Schätze der Kindheit und Jugend, jene Relikte eines frühen, unbefangenen Kontakts mit dem Medium. Durch romantisch-nostalgische Erinnerung über die Jahre hinweg verklärt, müssen sie sich früher oder später doch wieder einer Prüfung unterziehen: Der strengen Rezeption, jetzt, da man sie anders sieht, genauer, schärfer und vermutlich auch abgeklärter. Bei mir gibt es einige solcher Beispiele, und die prominent besetzte TV-Mini-Serie "Das Geheimnis der Sahara", eine deutsch-italienisch-spanisch-schweizerische Koproduktion, zählt da ganz bestimmt zu. Nur ein einziges Mal lief die Abenteuersaga 1989 im deutschen Free-TV auf ZDF, und dann noch einmal auf DDR1 im Frühjahr 1990, wo ich sie schließlich gesehen habe. Beeindruckt von den spektakulären Kämpfen roter Reiter gegen schwarze, Turban tragende Gegner, dem mysteriösen sprechenden Berg und all den ambivalenten Figuren, hat sich die Serie fest in meinem frühkindlich-begeisterungsfähigen Gedächtnis eingebrannt. Nun also, das erste Mal seit 18 Jahren, habe ich "Das Geheimnis der Sahara" wieder gesehen.
Es kam selbstredend wie es kommen musste: Die "spektakulären Kämpfe" sind statische, schlecht choreo- graphierte Haudraufübungen, solche eben, bei denen die Schwerter immer zwischen Arm und Körper gestoßen oder gleich wild in die Luft gesäbelt werden, der "mysteriöse sprechende Berg" entpuppt sich als Pappkulisse, bei der ein paar Stelen mit Lichtern, um die die Serie ohne jeden Grund ein großes Brimborium macht, montiert wurden, und die "ambivalenten Figuren" schließlich entsprechen so klar ersichtlichen Gut-Böse-Schemata, das selbst gängige Sandalenfilme mit komplexeren Charakteren aufwarten. Und dass die mit Sagen, Göttersymbolik und religiösen Verweisen hantierende Serie sich schlussendlich in einem grellen Alien-Finale davonmacht, hatte ich natürlich gleich ganz vergessen.
Warum aber hat mir "Das Geheimnis der Sahara" dann auch jetzt wieder amüsante DVD-Stündchen bereitet? Vermutlich, weil das Spiel aus Erinnerung und Entdeckung ein muntres ist, weil selbst banalste Szenen und groteske Momente, redundanteste Drehbuchpassagen und lächerlichste Dialoge noch mit den Reaktionen von einst konnotiert sind, und ganz sicher auch, weil Alberto Negrins Fernsehspektakel eine so simple, ursprüngliche, klare Geschichte erzählt, sie mit so unwahrscheinlichen Verweisen kreuzt und damit völlig eigenen (Fantasy-)Gesetzen folgt, dass sie tatsächlich für sich steht – als extrem unterhaltsames, mythisches Lustspiel. Und sicher vor allem, weil niemand geringeres als natürlich Ennio Morricone die Abenteuerserie mit einer unfassbar schönen, elegischen Musik zusammenhält, die selbst noch den letzten Camp-Faktor elegant zu beseitigen versteht.
65%
Ooooh, wie geil, das ist auch bei mir so eine Kindheitserinnerung...habe danach jahrelang im TV Programm danach Ausschau gehalten, aber es kam nie wieder...irgendwann dachte ich dann, ich hab mir da was zusammengereimt oder träumt :-D
AntwortenLöschenGing mir relativ ähnlich.
AntwortenLöschenStichwort: Kopf im Sand und Schlange. ;)
Dieses TV Ereignis habe ich tatsächlich verpaßt. So ähnlich geht es mir mit Sandokan - Der Tiger von Malaysia:D Meine Güte war der gut. Ich traue mich aber nicht die DVD Box zu kaufen, habe irgendwie Angst vor der Wahrheit;)
AntwortenLöschenDas kenne ich wiederum nicht wissentlich.
AntwortenLöschenGeht mir genauso wie euch. Nur weiß ich nicht genau ob es Sandokan war oder irgendwas anderes. Ich glaube es bleibt nichts anderes übrig als sich die Sachen wieder anzusehen.
AntwortenLöschenDa gab es meines Wissens auch einen Mehrteiler über Samurai in den Öffentlichen. So Ende der 80er oder Anfang 90er.
@Anonym: Du meinst sicher die Mini-Serie "SHOGUN" mit Richard Chamberlain.
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