Juni 20, 2008

Retro: THE SECRET OF THE SAHARA (1988)

Der amerikanische Archäologe Desmond Jordan (Michael York) begibt sich im Alleingang auf die Suche nach einem sagenumwobenen Phänomen: Dem sprechenden Berg. In der Wüste trifft er dabei auf seinen ehemaligen Rivalen, den Deserteur Lieutenant Ryker (David Soul), der ihn als Gefangenen zum Stützpunkt der Legionäre bringt. Gemeinsam mit dem Italiener Orso (Diego Abatantuono) gelingt Jordan die Flucht, doch nicht nur Ryker, der nunmehr eigenmächtig handelt, sondern auch der Kalif von Timbuktu (James Farentino) und seine entsandte rechte Hand, der zwielichtige El Halem (Miguel Bosé), sind dem Wissenschaftler auf den Fersen. Jeder von ihnen will das Geheimnis der Sahara lüften, das von der Wüstenherrscherin Anthea (Andie MacDowell) und ihren roten Kriegern um jeden Preis behütet wird. Bis es Jordan schließlich gelingt, den sprechenden Berg zu finden…

Jeder dürfte das kennen: Irgendwann sieht man sie wieder, die Perlen und Schätze der Kindheit und Jugend, jene Relikte eines frühen, unbefangenen Kontakts mit dem Medium. Durch romantisch-nostalgische Erinnerung über die Jahre hinweg verklärt, müssen sie sich früher oder später doch wieder einer Prüfung unterziehen: Der strengen Rezeption, jetzt, da man sie anders sieht, genauer, schärfer und vermutlich auch abgeklärter. Bei mir gibt es einige solcher Beispiele, und die prominent besetzte TV-Mini-Serie "Das Geheimnis der Sahara", eine deutsch-italienisch-spanisch-schweizerische Koproduktion, zählt da ganz bestimmt zu. Nur ein einziges Mal lief die Abenteuersaga 1989 im deutschen Free-TV auf ZDF, und dann noch einmal auf DDR1 im Frühjahr 1990, wo ich sie schließlich gesehen habe. Beeindruckt von den spektakulären Kämpfen roter Reiter gegen schwarze, Turban tragende Gegner, dem mysteriösen sprechenden Berg und all den ambivalenten Figuren, hat sich die Serie fest in meinem frühkindlich-begeisterungsfähigen Gedächtnis eingebrannt. Nun also, das erste Mal seit 18 Jahren, habe ich "Das Geheimnis der Sahara" wieder gesehen.

Es kam selbstredend wie es kommen musste: Die "spektakulären Kämpfe" sind statische, schlecht choreo- graphierte Haudraufübungen, solche eben, bei denen die Schwerter immer zwischen Arm und Körper gestoßen oder gleich wild in die Luft gesäbelt werden, der "mysteriöse sprechende Berg" entpuppt sich als Pappkulisse, bei der ein paar Stelen mit Lichtern, um die die Serie ohne jeden Grund ein großes Brimborium macht, montiert wurden, und die "ambivalenten Figuren" schließlich entsprechen so klar ersichtlichen Gut-Böse-Schemata, das selbst gängige Sandalenfilme mit komplexeren Charakteren aufwarten. Und dass die mit Sagen, Göttersymbolik und religiösen Verweisen hantierende Serie sich schlussendlich in einem grellen Alien-Finale davonmacht, hatte ich natürlich gleich ganz vergessen.

Warum aber hat mir "Das Geheimnis der Sahara" dann auch jetzt wieder amüsante DVD-Stündchen bereitet? Vermutlich, weil das Spiel aus Erinnerung und Entdeckung ein muntres ist, weil selbst banalste Szenen und groteske Momente, redundanteste Drehbuchpassagen und lächerlichste Dialoge noch mit den Reaktionen von einst konnotiert sind, und ganz sicher auch, weil Alberto Negrins Fernsehspektakel eine so simple, ursprüngliche, klare Geschichte erzählt, sie mit so unwahrscheinlichen Verweisen kreuzt und damit völlig eigenen (Fantasy-)Gesetzen folgt, dass sie tatsächlich für sich steht – als extrem unterhaltsames, mythisches Lustspiel. Und sicher vor allem, weil niemand geringeres als natürlich Ennio Morricone die Abenteuerserie mit einer unfassbar schönen, elegischen Musik zusammenhält, die selbst noch den letzten Camp-Faktor elegant zu beseitigen versteht.


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