Family Plot: Der Schriftsteller Michael (Ryan Reynolds) kehrt für eine familiäre Feierlichkeit in sein betuliches Heimatnest zurück. Dort verbrachte er eine eher unglückliche Kindheit unter seinem tyrannischen Vater Charles (Willem Dafoe) und der hilflosen Mutter Lisa (Julia Roberts). Als Michael jedoch eintrifft, erwarten ihn Blaulichter und Krankenwagen: Seine Eltern hatten auf der Hinfahrt einen folgenschweren Auto- unfall, den seine Mutter nicht überlebt (Filmtod einer ergrauten Diva Roberts nach 10 Minuten). Das Wochenende wird zur schmerzlichen Reise in die Rückblenden-Vergangenheit – Erinnerungen an die sorgenvolle Kindheit, das Wiedersehen alter Freunde und Bekannte und schließlich die Auseinandersetzung mit dem väterlichen Familiendespoten Charles scheinen unausweichlich. Für die ganze Familie beginnt ein schwieriger Heilungsprozess alter Wunden. Familienfest und andere Schwierigkeiten also.
"Fireflies in the Garden" ist das Langfilmdebüt von Dennis Lee. Der hat sogar schon einmal einen Kurzfilm-Oscar gewonnen. Und nicht nur, weil es sich um seine erste große Regiearbeit handelt, sondern der Film auch mit großen Stars glänzt, somit also schwierig zu produzieren gewesen sein dürfte, und vor allem zu großen Teilen autobiographisch verfasst ist, möchte man doch gnädig sein mit ihm. Obwohl hier nicht nur die Stars, sondern überhaupt alle glänzen. Das ist doch ein merklich schöner Film mit einem klaren visuellen Stil, der selbst das größte moralische Dilemma, die schrecklichsten Streitereien oder seelischen Abgründe in edle Schöner-Wohnen-Bilder hüllt. Und so wie "Fireflies in the Garden" ganz schön glatt, ganz schön perfekt, und – zugegeben – auch ganz schön bieder inszeniert ist, so ganz schön reibungs-, konturen- und makellos nichts sagend erzählt er auch seine Familientragödie.
Ganz sicher hat Lees emotionaler Eigenanteil ihm den Blick verstellt, wo er es doch vor lauter Sentimentalität versäumt, seinen Figuren den nötigen Feinschliff zu verpassen, ihnen nicht immer ausformulierte, sondern auch einmal subtile Dialoge zurechtzulegen und jeden komplexen Erzählansatz nicht immer aus Angst vor zu viel Komplexität vorschnell in Friedfertigkeit aufzulösen. "Fireflies in the Garden" fegt deshalb immer da vorbei, wo er gründlich hätte kehren müssen: Irritierend somit, dass der ausschlaggebende Auto- unfall im Film überhaupt keine wirkliche Rolle spielt, dass in Rückblenden eine inzestuöse Beziehung zwischen dem kleinen Michael und seiner Tante Jane angedeutet, von Drehbuch und Regie dann aber wieder panisch zerschlagen wird, und dass eine derart zerrüttelte Familie schließlich doch wieder ins Lot geraten kann, wenn sich alles nur von selbst fügt. So ist die alkoholabhängige Ehefrau von Michael am Schluss einfach trocken, schwanger und glücklich, Vater Charles besänftigt und plötzlich gar nicht mehr so böse – und "Fireflies in the Garden", Michaels Buch, in dem er die peinigende Familien- chronik verewigte, wird einfach ins Kaminfeuer verbannt.
"Fireflies in the Garden" ist mit seiner soften Melodramatik, seinen Schwimmübungen im Fahrwasser von "Ordinary People" bestimmt zweifellos gut gemeint, gut besetzt und gut gespielt, aber noch lange kein guter Film. Er hat seine Momente, seine wirklich guten Momente, wenn Lee Ver- gangenheit und Gegenwart elegant aneinandermontiert oder verwischen lässt, doch für ein packendes, tief greifendes Familienmelodram braucht es mehr als hübsches Handwerk. Aber wer weiß, womöglich packt der Film auch deshalb nie wirkliche Probleme an, weil er fest in der Mittelschicht seiner Durchschnittsfamilie verortet ist – und eine Durchschnitts- familie vielleicht auch nur durchschnittliche Probleme haben darf.
40% - erschienen bei: DAS MANIFEST
"Fireflies in the Garden" ist das Langfilmdebüt von Dennis Lee. Der hat sogar schon einmal einen Kurzfilm-Oscar gewonnen. Und nicht nur, weil es sich um seine erste große Regiearbeit handelt, sondern der Film auch mit großen Stars glänzt, somit also schwierig zu produzieren gewesen sein dürfte, und vor allem zu großen Teilen autobiographisch verfasst ist, möchte man doch gnädig sein mit ihm. Obwohl hier nicht nur die Stars, sondern überhaupt alle glänzen. Das ist doch ein merklich schöner Film mit einem klaren visuellen Stil, der selbst das größte moralische Dilemma, die schrecklichsten Streitereien oder seelischen Abgründe in edle Schöner-Wohnen-Bilder hüllt. Und so wie "Fireflies in the Garden" ganz schön glatt, ganz schön perfekt, und – zugegeben – auch ganz schön bieder inszeniert ist, so ganz schön reibungs-, konturen- und makellos nichts sagend erzählt er auch seine Familientragödie.
Ganz sicher hat Lees emotionaler Eigenanteil ihm den Blick verstellt, wo er es doch vor lauter Sentimentalität versäumt, seinen Figuren den nötigen Feinschliff zu verpassen, ihnen nicht immer ausformulierte, sondern auch einmal subtile Dialoge zurechtzulegen und jeden komplexen Erzählansatz nicht immer aus Angst vor zu viel Komplexität vorschnell in Friedfertigkeit aufzulösen. "Fireflies in the Garden" fegt deshalb immer da vorbei, wo er gründlich hätte kehren müssen: Irritierend somit, dass der ausschlaggebende Auto- unfall im Film überhaupt keine wirkliche Rolle spielt, dass in Rückblenden eine inzestuöse Beziehung zwischen dem kleinen Michael und seiner Tante Jane angedeutet, von Drehbuch und Regie dann aber wieder panisch zerschlagen wird, und dass eine derart zerrüttelte Familie schließlich doch wieder ins Lot geraten kann, wenn sich alles nur von selbst fügt. So ist die alkoholabhängige Ehefrau von Michael am Schluss einfach trocken, schwanger und glücklich, Vater Charles besänftigt und plötzlich gar nicht mehr so böse – und "Fireflies in the Garden", Michaels Buch, in dem er die peinigende Familien- chronik verewigte, wird einfach ins Kaminfeuer verbannt.
"Fireflies in the Garden" ist mit seiner soften Melodramatik, seinen Schwimmübungen im Fahrwasser von "Ordinary People" bestimmt zweifellos gut gemeint, gut besetzt und gut gespielt, aber noch lange kein guter Film. Er hat seine Momente, seine wirklich guten Momente, wenn Lee Ver- gangenheit und Gegenwart elegant aneinandermontiert oder verwischen lässt, doch für ein packendes, tief greifendes Familienmelodram braucht es mehr als hübsches Handwerk. Aber wer weiß, womöglich packt der Film auch deshalb nie wirkliche Probleme an, weil er fest in der Mittelschicht seiner Durchschnittsfamilie verortet ist – und eine Durchschnitts- familie vielleicht auch nur durchschnittliche Probleme haben darf.
40% - erschienen bei: DAS MANIFEST