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Dezember 17, 2015

Heimkino: THE RIDICULOUS 6

Für Adam Sandler war das Kino – genauer: der US-amerikanische Blockbuster-Betrieb – zuletzt nur noch eine prekäre Heimat. Aus heimlich veröffentlichten E-Mails des ihm bis dato wohl gesonnenen Hollywoodstudios Sony ging hervor, man wolle seinen grenzfreudigen, aber auch kostspieligen Komödien nach kommerziellen Flops wie "Jack und Jill" oder "Der Chaos-Dad" nicht länger eine Bühne bieten. Vier Filme dreht Sandler daher nun exklusiv für den Streaming-Dienst Netflix, beginnend mit "The Ridiculous 6": Einer eher sanften statt wilden Western-Parodie, die den spezifischen Sandler-Humor an der kurzen Leine hält. [...]

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Oktober 14, 2013

DVD/BD: DEAD IN TOMBSTONE

Über zu wenig Danny Trejo kann man sich als Fan von Danny Trejo wirklich nicht beklagen. Sage und schreibe 25 Filme hat der 69-jährige (!) Schauspieler allein 2013 abgedreht, bislang verzeichnet seine Filmographie lässige 250 Acting-Credits. Eine gewisse Schmerzfreiheit müssen Freunde des Spätkarrieremachers in der Trejo-Werkschau allerdings schon mitbringen, um sich mühelos durch dessen Vielzahl an Schrottproduktionen arbeiten zu können. Next in Line: Der Fantasy-Western "Dead in Tombstone". [...]

November 05, 2010

Kino: MACHETE

Stunt-Casting, nächste Runde. Danny Trejo gibt Machete, Steven Seagal den Drogenkönig, Don Johnson einen viehischen Grenzsheriff, Robert De Niro 'nen bösen Senator, Cheech Marin ist als Priester zu sehen, Michelle Rodriguez wie immer als Amazone, Lindsay Lohan als drogenabhängige Blondine (was sonst), aber auch als Nonne (was sonst²). Und die CGI-Brüste von Jessica Alba spielen auch mit. Zusammen ergibt das ein wüstes Gemisch aus korrupten texanischen Politkern und einer mexikanischen Untergrundbewegung, die sich ab und an mal eins auf die Mütze geben. Am Ende saust Machete für 10 Sekunden mit einem ballernden Motorrad durch die Luft. Sonst passiert im Grunde nichts.

"Machete" ist der unter Tarantino- und Rodriguez-Jüngern lang erwartete Film zum Fake-Trailer ihres Schmuddel-Doubles. Ein Überbleibsel aus dem Konzept Pseudo-Grindhouse, das Billiges teuer zu imitieren versuchte. Das Schlechte im Guten, das Naive im Kalkulierten, das Unfreiwillige im Freiwilligen, das Ausstellen und Nachahmen der eigenen Exploitation-Vorbilder auf höherem Niveau.

Und damit ein einziges Missverständnis: Intendierter Trash ist nur halber Trash, wenn überhaupt. Rodriguez und Tarantino mögen mit ihrem Grindhouse-Projekt anständigen Filmulk verzapft haben, an der Mentalität und vor allem Rezeption ihrer Vorbilder haben sie allein mit ungleich höherwertigen Produktionsumständen vorbei inszeniert. Trash wollen heißt nicht unbedingt Trash machen, Trash rezipieren heißt Entdecken, vorbei denken, gegen den Strich gucken. "Machete" ist genauso gewollter Spaß wie "Planet Terror" und damit ziemlich unspaßig.

Müßig wohl, dem Film seine belanglose Handlung, sein Drehbuch ohne Höhepunkte, seine stinklangweilige Regie zum Vorwurf zu machen, schließlich ist’s ja Trash und damit zur Schlechtigkeit legitimiert, nicht wahr. Aber dass Machete in keiner Weise eine tragfähige Titelfigur ist, das wird man sagen dürfen. Dass Danny Trejo nicht grundlos seine gesamte Karriere über nur Neben- und Minidarsteller war, das wohl auch. Jemandem, der kaum eine Treppe hochsteigen kann, nimmt man einen derartigen Actionpart nicht ab, auch wenn er dabei mit Steven Seagal, der es offenbar nicht einmal mehr hinbekommt, sich um sich selbst zu drehen, zweifellos gute Gesellschaft an der Seite hat.

Und selbst für einen Trash-Film, der sich ja offenbar alles erlauben darf, weil Scheiße Programm zu sein scheint, sind drei, vier etwas wildere, etwas launige Momente zu wenig, um sich derart cool abzuklären wie "Machete" mit all seiner aufgesetzten cheasy Attitüde. Herz fehlt hier vor allem, die Liebe zum B-Film bleibt Behauptung, statt Liebe höchstens Vorliebe, Rodriguez’ Ego-Trip eben. Gewollt billig hin oder her, der Mann kann das Bild künstlich verfremden und verschlechtern, Jump-Cuts hier und Anschlussfehler da einbauen wie er möchte: Echt ist das alles nicht. Und charmant – wie die Vorbilder – schon gar nicht.


30% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden

Juli 30, 2009

Kino: FANBOYS

Sie sind leidenschaftliche Film- und Comicfreaks, Fulltime-Nerds, Star-Wars-Jünger, "Fanboys": Es ist egal, ob sie einen vernünftigen Job haben, Kontakte zu Mädchen auch mal außerhalb eines Chatrooms hergestellt bekommen oder aussehen wie bleiche Couch-Potatoes, die nur notgedrungen das Tageslicht erblicken – so lange Hutch, Windows, Eric und Linus stundenlang über Chewbaccas Heimatplaneten oder das Paarungsverhalten der pelzigen Ewoks fachsimpeln können, ist die Welt für sie in Ordnung.

Das heißt: fast in Ordnung. Denn seit 1983 der letzte Star-Wars-Film, "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", die Kinos eroberte, sind 15 lange Jahre vergangen. Jahre, in denen die Fangemeinde ein weiteres Weltraumabenteuer herbeiträumen musste und auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurde, als George Lucas, der geistige und kommerzielle Vater des Sternenkrieger-Imperiums, eine neue Prequel- zur bekannten Ur-Trilogie ankündigte.

Kurz bevor "Episode I – Die dunkle Bedrohung" also seine geplante Erstaufführung erleben sollte, steigert sich die Vorfreude der Fanboys zu einem besonders bekloppten Plan, den Internetlegende und Berufsnerd Harry Knowles ihnen gegenüber dann auch schlicht als "the stupidest thing I've heard since Schumacher put nipples on Batman" bezeichnet.

Denn weil sie nicht mehr warten können auf jenes Großereignis, das die Kindheit des dunklen Darth Vader beleuchten würde, reisen die vier Jungs quer durch die USA, um schließlich auf der Skywalker-Ranch einbrechen und in den heiligen Hallen des Regisseurs einen Rohschnitt des lang ersehnten neuen Star-Wars-Films sehen zu können. Dass sie dort auf Sicherheitsleute im "THX 1138"-Outfit treffen werden, ahnen die übermütigen Draufgänger da natürlich noch nicht.

Und so erleben die Titelhelden auf ihrer Reise im entsprechend mit Fan-Accessoires beschmückten Kleinbus erst einmal allerlei unerwartete Abenteuer: Sie verirren sich in eine schwule Bären-Bar, geraten mit einer Horde wilder Star-Trek-Fans aneinander und treffen schließlich gar auf William Shatner, James T. Kirk höchstpersönlich, der ihnen obendrein nützliche Infos über die Inneneinrichtung der Skywalker-Ranch mit auf den Weg gibt.

Der gemeinsame Traum, das große unmögliche Ziel, dient Kyle Newmans Slacker-Komödie allerdings nur als Aufhänger für ein Road-Movie, das sich wenig bis gar nicht von konventionellen Retorten-Teen-Comedies unterscheidet. Dramaturgisch erinnert der Film an "Road Trip", das Witzniveau bewegt sich selten über der Gürtellinie, und allzu liebevoll oder detailreich bemüht die Geschichte das Wesen von Fandoms leider auch nicht. Es ist ein merklich austauschbarer Film zu einem ganz und gar nicht austauschbaren kommerziellem Phänomen.

"Fanboys" gefällt jedoch in jenen Momenten, die selbst- ironisch und distanziert den Realitätsverlust hartnäckiger Produktanhänger thematisieren, oder allzu vergnügt mit dem Insiderwissen der Star-Wars-Fans spielen. So verfehlen überraschende Cameo-Auftritte von Carrie Fisher (Prinzessin Leia), Ray Park (Darth Maul) oder Billy Dee Williams (Lando Calrissian) selbstredend nicht ihren Zweck, während sich die Anspielungen und Referenzen auch auf allerlei andere Film-Franchises erstrecken. Schließlich dürfen sogar die Ur-Film-Nerds, Kevin Smith und Jason Mewes, kurz vor die Kamera huschen.

Dass Newmans Hommage an eine an und für sich enorm interessante und faszinierende Subkultur – vor allem mit dem Bewusstsein, dass Fans mittlerweile erheblichen Einfluss auf die Produktionsverhältnisse "ihrer" Serien, Fortsetzungen oder Adaptionen haben – ihrerseits eine bewegte Geschichte hinter sich hat, ist dem Ergebnis leider oft auch negativ anzumerken. So wurde der bereits für 2007 angekündigte Film von seinen Produzenten, den Weinstein-Brüdern, trotz erfolgreicher Testvorführungen vielfach umgeschnitten und schließlich ein neuer Regisseur damit beauftragt, Szenen nachzudrehen.

In seiner jetzigen Form ist "Fanboys" bezeichnenderweise ein Fan-Kompromiss aus der ursprünglichen Version und den Änderungen seiner Produzenten. Tatsächlich aber hätte beispielsweise der von den Weinsteins beanstandete Sub-Plot, der die Krebskrankheit eines der vier Jugendlichen thematisiert, guten Gewissens gestrichen werden können – er wirkt deplatziert in einem an schlüpfrigen Gags nicht gerade armen Films, der auch sonst wenig Tiefsinniges für seine karikaturhaften Figuren übrig hat.

Natürlich fragt man sich indes die gesamte Zeit über vor allem, wie die vier Fans auf den so sehnlich erwarteten Film schließlich reagieren werden, wenn sie ihn dann endlich zu Gesicht bekommen. Hier weicht "Fanboys" der bekanntlich enormen Enttäuschung, als die "Episode I" überwiegend aufgenommen wurde, immerhin sehr clever aus. Erics Schlusssatzfrage, bevor die ersten Star-Wars-Bilder auf der Leinwand erscheinen, lautet wohl nicht ganz grundlos: "What if the movie sucks?".


50% - erschienen bei: gamona

Oktober 18, 2007

Kino: HALLOWEEN (2007)

Dieser Film ist eine Mogelpackung. Es steht zwar Rob Zombie drauf, aber drin scheint irgendetwas anderes zu sein. Das ist kein Film von jenem Mann, der mit "House of 100 Corpses" und "The Devil’s Rejects" eine neue alte Note ins Genre brachte, sich angenehm vom selbstgefälligen Tarantino- Rodriguez-Roth-Tümpel absetzte und ganz eigenen, keinesfalls nachvollziehbaren, aber doch erstaunlich verstörenden Regeln folgte. Als Zuschauer war man diesen Filmen auf eine unangenehme Art ausgeliefert, ebenso wie ihre geheime Faszination am konkreten Grauen, am Verfall alles Sozialen und alles Humanen direkt am nächstgelegenen Highway einen Teil ihres relativen Erfolges ausgemacht haben dürfte. Maniacs on the Loose als Sympathiefiguren unter sengender Sonne und Lynyrd Skynyrd-Klangteppich – das waren zwei bemerkenswerte Einstände, mit denen Zombie da ganz unvermittelt auf der Bildfläche erschien.

Das wirre Spiel mit Farben, Formaten und Filtern, das ungeordnete Bild- und Tongewitter dieser beiden Filme vermisst man bei "Halloween" schmerzlich. Dabei versprach die Nachricht, dass ausgerechnet Zombie die Neuverfilmung des John Carpenter-Thrillers inszenieren würde, einen kleinen Aufbruch am Remake-Himmel – wie würde es wohl aussehen, wenn die formale Strenge der Vorlage einer psychedelischen Freakshow weichen müsste? Das schrie fast nach Ehrenrettung, nicht nur der kläglichen Remakemode, sondern auch der durch einige mehr oder weniger gute und viele eher schlechte Sequels bekannten "Halloween"-Serie, die ihren eigens kreierten Mythos Michael Myers Stück für Stück zersetzt hat. Eine Neuinterpretation mit Prequel-Anleihen, ein Zurückkehren zu den Wurzeln, gefiltert durch die sonderbaren Obsessionen des Herrn Rob Zombie – ja, das hätte was werden können. Das hätte was werden müssen!

"Halloween" nun ist leider nur ein Kompromiss. Ein schäbiger zugegeben, aber ein Kompromiss. Er schwebt in einem luftleeren Raum, scheint nicht zu wissen, ob er die Zombieeske Sicko-Version des Stoffes oder doch nur eine bemühte Carpenter-like Neuauflage sein will. Zu wenig Psychotheater, zu viel angestrebte Qualität. Der Film geht den völlig falschen weg: Der Musiker Zombie ist nicht der Regisseur Carpenter, er kann nicht so inszenieren, keine Bilder so komponieren und hat wenig bis gar kein Gespür für konventionelle Filmsprache. Gott sei Dank, wohlgemerkt, dieses wüste Austoben mit Zelluloid hat immerhin entschiedenen Anteil am fragwürdigen Spaß seiner beiden Vorgänger. Doch warum nur versucht sich der Mann dann an Scope-Bildern, die er mitunter 1:1 aus dem Original zu kopieren gedenkt, wieso setzt er nach einer stilistisch wenig aufregenden, aber inhaltlich annehmbaren ersten Hälfte unvermittelt auf Suspense? Das kann doch nur schief gehen, Herr Zombie!

Es muss natürlich geklärt werden, wie anders, wie viel besser oder schlechter die eigentliche Fassung des Regisseurs ausgesehen hätte, aber herumärgern muss man sich schlussendlich ja doch mit dieser (geänderten) Version, über der nach wie vor Zombies Name prangt. Etikettenschwindel ist das obendrein, sein "Halloween" hätte anders aussehen müssen, das hier ist nur der oftmals klägliche Versuch eines musischen Horrorfreaks, an die visuelle Komplexität eines Genremeisters heranreichen zu wollen. Der Film setzt diesbezüglich viele falsche Schwerpunkte, seine Musik beispielsweise wäre ein wesentlicher. Das Thema ertönt erstmals schon nach wenigen Minuten, ohne rechten Bezug zum Gezeigten und ohne dass es für irgendeinen Schauer sorgen würde. Immer wieder ertönen die nur wenig veränderten Motive des Originals, und abgesehen vom Einsatz des "The Shape"-Themas bei der Ermordung von Michaels Schwester verfehlen sie ihre Wirkung. Das liegt vor allem daran, dass Zombie dem Film keinerlei Ruhemomente gönnt und heute vielleicht auch nicht mehr gönnen kann, die Musik sich also immer nur abwechselt, während Carpenters Tonspur sich meist aus langen stillen Szenen und plötzlichem Scoreeinsatz zusammensetzte.

Die Besetzung ist Zombie noch am ehesten gelungen. Die nämlich ist sein einziges Statement. Da scharen sich Genregrößen neben vielen altbekannten, lang nicht mehr auf der Leinwand gesehenen Gesichtern, von Brad Dourif bis Danielle Harris, über Dee Wallace und Ken Foree bis hin zu Adrienne Barbeau und Udo Kier, und die Weggefährten seiner ersten Filme sind ohnehin dabei. Anders als seinen Kollegen (man denke nur jüngst an "Planet Terror") gelingt es Zombie allerdings, die vielen Kollegen nicht nur als Augenzwinkereffekt innerhalb des Films zu positionieren, als auf sich selbst aufmerksam machende postmoderne Geste, sondern sie tatsächlich zu besetzen. Danny Trejo beispielsweise wäre jemand, den man mittlerweile eigentlich nur noch engagiert, um ihn irgendwo hinzustellen, weil schon seine reine Präsenz genügsam scheint, doch indem er hier eine wirkliche Rolle spielt, fügt er sich ein in einen wenig selbstverliebten und aufs Wesentliche ausgerichteten Film. Problematisch allerdings ist wahrlich die Besetzung der Laurie Strode – oder vielmehr die Konzeption der gesamten Rolle. Warum uns Zombie nämlich zwei Drittel lang die Geschichte von Michael Myers erzählt und mühevoll entmystifiziert, der Blickwinkel dann aber plötzlich auf Strode gerichtet wird, weiß wohl auch er selbst nicht so recht. Für diese Figur interessiert sich auf den letzten Drücker dann nämlich kein Mensch mehr (ein ähnliches Problem bildet die Dr. Loomis-Figur, die in der Vorlage als Kommunikator zwischen Myers und dem Publikum fungierte und um seinen Patienten eine mythische Aura spann, die in Zombies ausgewalzter Erklärung des Mörders selbstredend verloren geht).

Der Film konzentriert sich stark auf Aktion und Bewegung, wirkt nie gesetzt und fokussiert. Er schwankt meist zwischen Slasher-, Terror- und Splatterfilm, zwischen brutaler Grobschlächtigkeit und atmosphärischer Subtilität, findet aber nie zu einem Taktgefühl. Man könnte seine formalen Unzulänglichkeiten sicherlich entschuldigen, dass er also langweilig bebildert und einfallslos erzählt, dass er gewollt und nicht gekonnt ist, wenn Zombie zumindest ein Gespür für den Mythos seiner Figur aufbringen würde. Und hier versagt der Film erst wirklich: Was um alles in der Welt hat Zombie geritten, aus der Myers-Familie eine heruntergekommene Hippiebande zu machen? Den kleinen Sprössling Michael gleichsam als Opfer häuslicher und schulischer Gewalt erklären zu wollen? Hat sich da eigentlich überhaupt irgendjemand die Vorlage angesehen? Es ist ja nicht so, dass Carpenter ein bemerkenswert kluger Kopf sei, seinem Film bewusst die ideologischen Implikationen einpflanzte oder überhaupt mehr als einen formal nahezu perfekten Genrefilm im Sinn gehabt haben könnte, aber dennoch: Michael Myers ist ein Produkt des Bürgertums, der vorstädtischen Bourgeoisie, nicht das Kind einer sozialen Unterschicht. Wenn die heimgekehrten Eltern dem kleinen Jungen im Original die Maske vom Gesicht stülpen und die Kamera sich erhebt über das Antlitz des Vorortes, dann macht dies aufmerksam auf ein Grauen, das nicht einfach über eine Mittelstandsfamilie hereinbricht, sondern inmitten dieser geboren wird.

Wie sehr Zombie den Stoff also ganz einfach nicht versteht, wird schon nach wenigen Minuten deutlich. An den Haaren herbeigezogen auch der erste Mord des kleinen Michael an einem bösen Mitschüler auf dem Heimweg. Ist Zombie tatsächlich entgangen, dass Carpenter seine Figur ganz bewusst erst in jenem Moment zum Messer greifen lässt, als diese Zeuge einer sexuellen Handlung wird? Dass Michael Myers erst in jener Nacht zum Mörder in Kinderschuhen wird, als seine Schwester sich mit ihrem Freund vergnügt und dies eindeutig ein (konservativ deutbarer) Ausdruck sexueller Sublimation ist? Der Mord an Judith kann in Zombies Version schon allein deshalb trotz der deutlich gesteigerten Brutalität keine Wirkung mehr erzielen, da Michael von Anfang an nur als wahllos mordendes, falsch erzogenes und missverstandenes Kind erscheint. Es wäre deshalb wohl auch müßig, die Frage nach dem Sinn der exakten Wiederholung sämtlicher Teenagermorde des Originals zu stellen – warum uns Herr Zombie also im Jahre 2007 immer noch erklären will, dass Sex und Drogen unweigerlich den Tod bringen und Frigidität weiterhin als Schutz dienlich ist. Und das, obwohl sein Remake vor Titten geradezu überquirlt: Zombies "Halloween" ist nichts weiter als ein einziger unüberlegter Widerspruch.


35% - erscheint bei: Wicked-Vision