Aufstieg und Fall eines kubanischen Flüchtlings in Miami, der sich die unbegrenzten (Karriere)Freiheiten der USA zu eigen macht und vom buchstäblichen Tellerwäscher zum Gangstermillionär hocharbeitet. Brian De Palma hat hier das Drehbuch von Hollywoods seinerzeit größter Koksnase Oliver Stone verfilmt, der "Scarface" als Satire auf den American Dream und das aufsteigende Yuppietum anzulegen schien. In einem Meer aus Vulgarismen, Drogen und Gewalt installiert sich Tony Montana sein eigenes Luftschloss in einer unsichtbaren Parallelgesellschaft: "The World Is Yours".
Eine Gegenstimme verleiht der Film Michelle Pfeiffer, die als Sprachrohr des Publikums die Selbstüberschätzung und Absurdität der von Al Pacino nahezu unerträglich gespielten Titelfigur kommentiert, irgendwann aber auch einfach sang- und klanglos aus der Handlung verschwindet (an Frauen ist Stone sowieso noch weniger interessiert als De Palma). Seltsam, dass "Scarface" in jenen Zirkeln zum unangefochtenen Klassiker mutierte, deren Abgrund er so übersteuert zu skizzieren scheint. Das mag daran liegen, dass der Film – trotzdem er keine Zweifel an der Verachtung seiner Figuren und deren Handlungen lässt – die eigene Coolness und Ästhetik genüsslich auskostet. Tony Montana ist zwar wahnsinnig, aber es ist ein Wahnsinn, der einem doch ein "genial" abzugewinnen versucht. Der Film ist fasziniert von dieser Figur, und am Ende eines Ballerfinales (balla balla) ist er auch versucht sie zu heroisieren. Da verwundert es nicht, dass man "Scarface" geschätzte fünf Millionen Hip-Hop-Musikvideos zu verdanken hat, in denen sich die Prollkultur mit Goldkettchen und Fuffies im Club selbst feiert. Ohne "Scarface" gäbe es wohl keine Gangsterrapper, kein Grand Theft Auto und kein Tony-Montana-Poster in meiner Stammpizzabude. Ich möchte vorsichtig gestehen: Ein absolut verzichtbares Erbe.
40%
Eine Gegenstimme verleiht der Film Michelle Pfeiffer, die als Sprachrohr des Publikums die Selbstüberschätzung und Absurdität der von Al Pacino nahezu unerträglich gespielten Titelfigur kommentiert, irgendwann aber auch einfach sang- und klanglos aus der Handlung verschwindet (an Frauen ist Stone sowieso noch weniger interessiert als De Palma). Seltsam, dass "Scarface" in jenen Zirkeln zum unangefochtenen Klassiker mutierte, deren Abgrund er so übersteuert zu skizzieren scheint. Das mag daran liegen, dass der Film – trotzdem er keine Zweifel an der Verachtung seiner Figuren und deren Handlungen lässt – die eigene Coolness und Ästhetik genüsslich auskostet. Tony Montana ist zwar wahnsinnig, aber es ist ein Wahnsinn, der einem doch ein "genial" abzugewinnen versucht. Der Film ist fasziniert von dieser Figur, und am Ende eines Ballerfinales (balla balla) ist er auch versucht sie zu heroisieren. Da verwundert es nicht, dass man "Scarface" geschätzte fünf Millionen Hip-Hop-Musikvideos zu verdanken hat, in denen sich die Prollkultur mit Goldkettchen und Fuffies im Club selbst feiert. Ohne "Scarface" gäbe es wohl keine Gangsterrapper, kein Grand Theft Auto und kein Tony-Montana-Poster in meiner Stammpizzabude. Ich möchte vorsichtig gestehen: Ein absolut verzichtbares Erbe.
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