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Dezember 07, 2014

DVD/BD: SILENT NIGHT

Angemessen niederträchtige Weihnachtsfilme gibt es ja leider noch immer längst nicht genug. Viel zu fest befinden sich die klebrigen Bilder von Santa Claus und Tannebaum im Griff kommerzieller Festtagskultur, als dass selbst das Horrorkino sich ihrer in mehr als nur ein paar Ausnahmen blutbesudelt entledigt hätte. Zumindest theoretisch also ist ein Film wie "Silent Night" geeignet, das friedliche Weihnachtsfilmgeschäft schön garstig zu sabotieren. [...]

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Januar 22, 2013

Kino: EXCISION

Geschlechtskrankheiten, blutiger Oralverkehr und Träume von Nekrophilie: Das ist die entrückte Welt einer 18-jährigen Schülerin, die unter garstigen Klassenkameraden, einer religiösen Mutter und den ganz normalen Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens leidet. "Excision" lief bereits im vergangenen Jahr auf dem Fantasy Filmfest und erhält nun eine überraschende Kinoauswertung. [...]

Januar 18, 2012

Kino: THE ARTIST

Was selbst der nicht-cinephile Mensch weiß: Die Ablösung des Stummfilms durch Musik, Sprache und Geräusche separat aufzeichnende Produktionen Ende der 1920er-Jahre brachte nicht nur die (ton)ästhetische Erweiterung, sondern kostete auch unzählige Größen des Kinos die Karriere. Der Selektionsprozess im Umbruch der Filmherstellung forderte beides, große Gesten und Stimmen, im von Einwanderern kultivierten Hollywoodland vorzugsweise akzentfrei. Eine eigentlich spannende Herausforderung für "den Künstler", wäre der Kampf gegen neue Gesichter und attraktive Präsentationsformen des Tonfilms für viele von ihnen nicht bereits vorzeitig entschieden gewesen. Wer die Auto- umstrukturierung der Filmstudios am Vorabend ihrer Goldenen Ära überstand, schaute in eine verheißungsvolle Zukunft ("Garbo talks!"). Andere gerieten in Vergessenheit, nahmen sich das Leben oder starben verarmt. [...]

Januar 26, 2011

Zuletzt gesehen: THE CLASS OF 1999

Geistig aufs allervorzüglichste umnachteter Genrequatsch, mit dem Mark L. Lester seinen B-Semiklassiker "The Class of 1984" zu einem konsequent übersteuerten Exploitation-Fest fortsetzt. Herr(schaft)lich dusselige Actioneinfälle dreht er mit hemmungsloser Inszenierungsfreude durch einen schon beinahe genuin-imbezill ratternden Blödelreißwolf, der folgerichtig das bereits dem Vorgänger eingeschriebene Ulkpotential bis zur Schmerzgrenze ausnutzt. Die Umdichtung der hilflosen Lehrer in unberechenbar gewalttätige Killermaschinen, gegen die sich nunmehr ungleich standhaftere Schüler zur Wehr setzen müssen, nimmt bereits den postmodernen Vorzeichenwechsel eines "Terminator 2" vorweg, während sich "The Class of 1999" sonst heiter und unbeschwert durch den Cameronschen Cyborg-Kinotrend der 80er Jahre marodiert. Die enorm cheesige Produktion mit ihren, sagen wir, interessant ausgeleuchteten Sets, dem eigenwillig-klobigen Schnitt und recht sonderbaren darstellerischen Leistungen garantiert fernerhin Spaß – ein nahezu mustergültiges Anti-Sequel. 

60%

März 22, 2010

Zuletzt gesehen: HALLOWEEN II (2009)

Rob Zombie ist für mich einer der spannendsten amerikanischen Genreregisseure. "House of 1000 Corpses" habe ich für seine unbekümmerte Wilderei, sein Fabulieren in Horrorbildern, der stilistischen Experimentierfreude und letztlich tiefen Hingabe zu seinen Vorbildern geliebt. Das war ein irre wüster Trip von einem Film, den so freigeistig wohl nur ein Rockmusiker hat inszenieren können. Umso enttäuschter war ich von Zombies "Halloween"-Remake vor einigen Jahren (hier nachzulesen, auch wenn ich das heute so nicht mehr schreiben würde), weil das Treten in übergroße Fußstapfen den Regisseur in seinen Fähigkeiten einschränkte und er außerdem zwei Filme in einen zu quetschen versuchte.

In "Halloween II" nun interpretiert Zombie den Halloween- (Film)-Mythos endlich selbst und verabschiedet sich vom ästhetischen und konventionellen Ballast eines John Carpenter, um die über viele Jahre ikonisierte Michael-Myers-Figur konsequent zu dekonstruieren. Wenn Fans sich darüber echauffieren, dass "ihr Held" jetzt ohne Maske bei Tageslicht herumlaufe, schließlich zu sprechen beginne und dabei nicht einmal vom einprägsamen Score der Serie begleitet würde, dann hat Zombie alles ausnahmslos richtig gemacht, weil er die in den Sequels zur Horror Icon hochstilisierte Figur radikal herunter bricht. Interessanter- weise ist der Film ebenso kontrolliert und gradlinig inszeniert wie der fürchterliche Vorgänger, allerdings hat sich Zombie nicht erneut in das Carpenter-Korsett schnüren lassen, sondern einen eigenen Erzähl- und Bildstil gefunden, der runder und bewusster als in seinen ersten beiden Filmen, aber immer noch (oder: endlich wieder) ungezwungen, originell, frisch und unverschämt eigensinnig erscheint. Das Augenmerk lenkt "Halloween II" auf eine verstörende Kameraarbeit und expressive Lichtsetzung, die in einigen surrealen Zwischensequenzen geradezu atemberaubend wirkt. Und die halbstündige Exposition ist ein Lehrstück echten Terrorkinos, das Zombie nicht länger nur zitat- und verweisfreudig verehrt, sondern nunmehr mit sicherer Hand beherrscht. Groß!


85%

(PS: Finger weg von der zerschnippelten deutschen Version)

Oktober 18, 2007

Kino: HALLOWEEN (2007)

Dieser Film ist eine Mogelpackung. Es steht zwar Rob Zombie drauf, aber drin scheint irgendetwas anderes zu sein. Das ist kein Film von jenem Mann, der mit "House of 100 Corpses" und "The Devil’s Rejects" eine neue alte Note ins Genre brachte, sich angenehm vom selbstgefälligen Tarantino- Rodriguez-Roth-Tümpel absetzte und ganz eigenen, keinesfalls nachvollziehbaren, aber doch erstaunlich verstörenden Regeln folgte. Als Zuschauer war man diesen Filmen auf eine unangenehme Art ausgeliefert, ebenso wie ihre geheime Faszination am konkreten Grauen, am Verfall alles Sozialen und alles Humanen direkt am nächstgelegenen Highway einen Teil ihres relativen Erfolges ausgemacht haben dürfte. Maniacs on the Loose als Sympathiefiguren unter sengender Sonne und Lynyrd Skynyrd-Klangteppich – das waren zwei bemerkenswerte Einstände, mit denen Zombie da ganz unvermittelt auf der Bildfläche erschien.

Das wirre Spiel mit Farben, Formaten und Filtern, das ungeordnete Bild- und Tongewitter dieser beiden Filme vermisst man bei "Halloween" schmerzlich. Dabei versprach die Nachricht, dass ausgerechnet Zombie die Neuverfilmung des John Carpenter-Thrillers inszenieren würde, einen kleinen Aufbruch am Remake-Himmel – wie würde es wohl aussehen, wenn die formale Strenge der Vorlage einer psychedelischen Freakshow weichen müsste? Das schrie fast nach Ehrenrettung, nicht nur der kläglichen Remakemode, sondern auch der durch einige mehr oder weniger gute und viele eher schlechte Sequels bekannten "Halloween"-Serie, die ihren eigens kreierten Mythos Michael Myers Stück für Stück zersetzt hat. Eine Neuinterpretation mit Prequel-Anleihen, ein Zurückkehren zu den Wurzeln, gefiltert durch die sonderbaren Obsessionen des Herrn Rob Zombie – ja, das hätte was werden können. Das hätte was werden müssen!

"Halloween" nun ist leider nur ein Kompromiss. Ein schäbiger zugegeben, aber ein Kompromiss. Er schwebt in einem luftleeren Raum, scheint nicht zu wissen, ob er die Zombieeske Sicko-Version des Stoffes oder doch nur eine bemühte Carpenter-like Neuauflage sein will. Zu wenig Psychotheater, zu viel angestrebte Qualität. Der Film geht den völlig falschen weg: Der Musiker Zombie ist nicht der Regisseur Carpenter, er kann nicht so inszenieren, keine Bilder so komponieren und hat wenig bis gar kein Gespür für konventionelle Filmsprache. Gott sei Dank, wohlgemerkt, dieses wüste Austoben mit Zelluloid hat immerhin entschiedenen Anteil am fragwürdigen Spaß seiner beiden Vorgänger. Doch warum nur versucht sich der Mann dann an Scope-Bildern, die er mitunter 1:1 aus dem Original zu kopieren gedenkt, wieso setzt er nach einer stilistisch wenig aufregenden, aber inhaltlich annehmbaren ersten Hälfte unvermittelt auf Suspense? Das kann doch nur schief gehen, Herr Zombie!

Es muss natürlich geklärt werden, wie anders, wie viel besser oder schlechter die eigentliche Fassung des Regisseurs ausgesehen hätte, aber herumärgern muss man sich schlussendlich ja doch mit dieser (geänderten) Version, über der nach wie vor Zombies Name prangt. Etikettenschwindel ist das obendrein, sein "Halloween" hätte anders aussehen müssen, das hier ist nur der oftmals klägliche Versuch eines musischen Horrorfreaks, an die visuelle Komplexität eines Genremeisters heranreichen zu wollen. Der Film setzt diesbezüglich viele falsche Schwerpunkte, seine Musik beispielsweise wäre ein wesentlicher. Das Thema ertönt erstmals schon nach wenigen Minuten, ohne rechten Bezug zum Gezeigten und ohne dass es für irgendeinen Schauer sorgen würde. Immer wieder ertönen die nur wenig veränderten Motive des Originals, und abgesehen vom Einsatz des "The Shape"-Themas bei der Ermordung von Michaels Schwester verfehlen sie ihre Wirkung. Das liegt vor allem daran, dass Zombie dem Film keinerlei Ruhemomente gönnt und heute vielleicht auch nicht mehr gönnen kann, die Musik sich also immer nur abwechselt, während Carpenters Tonspur sich meist aus langen stillen Szenen und plötzlichem Scoreeinsatz zusammensetzte.

Die Besetzung ist Zombie noch am ehesten gelungen. Die nämlich ist sein einziges Statement. Da scharen sich Genregrößen neben vielen altbekannten, lang nicht mehr auf der Leinwand gesehenen Gesichtern, von Brad Dourif bis Danielle Harris, über Dee Wallace und Ken Foree bis hin zu Adrienne Barbeau und Udo Kier, und die Weggefährten seiner ersten Filme sind ohnehin dabei. Anders als seinen Kollegen (man denke nur jüngst an "Planet Terror") gelingt es Zombie allerdings, die vielen Kollegen nicht nur als Augenzwinkereffekt innerhalb des Films zu positionieren, als auf sich selbst aufmerksam machende postmoderne Geste, sondern sie tatsächlich zu besetzen. Danny Trejo beispielsweise wäre jemand, den man mittlerweile eigentlich nur noch engagiert, um ihn irgendwo hinzustellen, weil schon seine reine Präsenz genügsam scheint, doch indem er hier eine wirkliche Rolle spielt, fügt er sich ein in einen wenig selbstverliebten und aufs Wesentliche ausgerichteten Film. Problematisch allerdings ist wahrlich die Besetzung der Laurie Strode – oder vielmehr die Konzeption der gesamten Rolle. Warum uns Zombie nämlich zwei Drittel lang die Geschichte von Michael Myers erzählt und mühevoll entmystifiziert, der Blickwinkel dann aber plötzlich auf Strode gerichtet wird, weiß wohl auch er selbst nicht so recht. Für diese Figur interessiert sich auf den letzten Drücker dann nämlich kein Mensch mehr (ein ähnliches Problem bildet die Dr. Loomis-Figur, die in der Vorlage als Kommunikator zwischen Myers und dem Publikum fungierte und um seinen Patienten eine mythische Aura spann, die in Zombies ausgewalzter Erklärung des Mörders selbstredend verloren geht).

Der Film konzentriert sich stark auf Aktion und Bewegung, wirkt nie gesetzt und fokussiert. Er schwankt meist zwischen Slasher-, Terror- und Splatterfilm, zwischen brutaler Grobschlächtigkeit und atmosphärischer Subtilität, findet aber nie zu einem Taktgefühl. Man könnte seine formalen Unzulänglichkeiten sicherlich entschuldigen, dass er also langweilig bebildert und einfallslos erzählt, dass er gewollt und nicht gekonnt ist, wenn Zombie zumindest ein Gespür für den Mythos seiner Figur aufbringen würde. Und hier versagt der Film erst wirklich: Was um alles in der Welt hat Zombie geritten, aus der Myers-Familie eine heruntergekommene Hippiebande zu machen? Den kleinen Sprössling Michael gleichsam als Opfer häuslicher und schulischer Gewalt erklären zu wollen? Hat sich da eigentlich überhaupt irgendjemand die Vorlage angesehen? Es ist ja nicht so, dass Carpenter ein bemerkenswert kluger Kopf sei, seinem Film bewusst die ideologischen Implikationen einpflanzte oder überhaupt mehr als einen formal nahezu perfekten Genrefilm im Sinn gehabt haben könnte, aber dennoch: Michael Myers ist ein Produkt des Bürgertums, der vorstädtischen Bourgeoisie, nicht das Kind einer sozialen Unterschicht. Wenn die heimgekehrten Eltern dem kleinen Jungen im Original die Maske vom Gesicht stülpen und die Kamera sich erhebt über das Antlitz des Vorortes, dann macht dies aufmerksam auf ein Grauen, das nicht einfach über eine Mittelstandsfamilie hereinbricht, sondern inmitten dieser geboren wird.

Wie sehr Zombie den Stoff also ganz einfach nicht versteht, wird schon nach wenigen Minuten deutlich. An den Haaren herbeigezogen auch der erste Mord des kleinen Michael an einem bösen Mitschüler auf dem Heimweg. Ist Zombie tatsächlich entgangen, dass Carpenter seine Figur ganz bewusst erst in jenem Moment zum Messer greifen lässt, als diese Zeuge einer sexuellen Handlung wird? Dass Michael Myers erst in jener Nacht zum Mörder in Kinderschuhen wird, als seine Schwester sich mit ihrem Freund vergnügt und dies eindeutig ein (konservativ deutbarer) Ausdruck sexueller Sublimation ist? Der Mord an Judith kann in Zombies Version schon allein deshalb trotz der deutlich gesteigerten Brutalität keine Wirkung mehr erzielen, da Michael von Anfang an nur als wahllos mordendes, falsch erzogenes und missverstandenes Kind erscheint. Es wäre deshalb wohl auch müßig, die Frage nach dem Sinn der exakten Wiederholung sämtlicher Teenagermorde des Originals zu stellen – warum uns Herr Zombie also im Jahre 2007 immer noch erklären will, dass Sex und Drogen unweigerlich den Tod bringen und Frigidität weiterhin als Schutz dienlich ist. Und das, obwohl sein Remake vor Titten geradezu überquirlt: Zombies "Halloween" ist nichts weiter als ein einziger unüberlegter Widerspruch.


35% - erscheint bei: Wicked-Vision