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Dezember 17, 2014

DVD/BD: CLOSED CIRCUIT [UNTER BEOBACHTUNG]

Mit seinen konfliktgeladenen Themen – die Überwachung öffentlicher und privater Räume, Verschwörungsängste durch Sicherheitsdienste, der unwiederbringliche Verlust des Obrigkeitsglaubens – ist "Unter Beobachtung" wohl so etwas wie der Film zur aktuellen Stunde. Umso erstaunlicher (?) scheint daher die kurzfristige Absage des deutschen Kinostarts, im schlichten Verweis auf eine nun anstehende Vermarktung via DVD und Blu-ray. [...]

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November 20, 2012

Kino: DEADFALL / COLD BLOOD

Thanksgiving in Detroit, Michigan. Schneetreiben, eisige Kälte, endlose Wälder. Mittendrin ein kriminelles Geschwisterpaar auf der Flucht vor der Polizei. Die Liebe für klassisches Genrekino hat den österreichischen Regisseur Stefan Ruzowitzky nach Hollywood verschlagen, wo er infolge seines Oscar-Gewinners "Die Fälscher" einen uramerikanischen Neo-Western inszenierte. [...]

Mai 25, 2011

Kino: HANNA

Irgendwo in einer verschneiten finnischen Landschaft lebt das junge Mädchen Hanna (Saoirse Ronan) mit ihrem Vater Erik (Eric Bana). Sie heizen die Waldhütte mit Holz und ernähren sich von erlegtem Wild, wenn Erik seine Tochter nicht gerade in verschiedenen Sprachen unterrichtet, bildet er sie zur mörderischen Nahkämpferin aus. Eines Tages kommt der Moment, an dem Hanna wissen möchte, warum sie und ihr Vater so leben und was denn eigentlich mit ihrer Mutter geschehen sei. Darauf hatte der ehemalige CIA-Agent Erik sie und sich selbst lange vorbereitet. Auf einer unausweichlichen Mission quer durch Europa muss sich Hanna gegen die gefährliche Geheimdienstlerin Marissa (Cate Blanchett) und deren eigenwillige Killerbande zur Wehr setzen, während sie neue Erfahrungen in einer ihr vollkommen unbekannten Welt macht.

Es ist unmöglich, Joe Wrights "Hanna" angemessen zu vermarkten. Die Trailer suggerieren einen herkömmlichen Actionthriller im Luc-Besson-Chic, die Poster suchen eine gewisse ästhetische Nähe zu Hit-Girl aus "Kick-Ass". Dem Verleih kann man es nicht verübeln, er muss die amerikanisch-britisch-deutsche Koproduktion irgendwie ans Mainstream-Publikum tragen. Gerade das wird ihm andererseits nicht gelingen, weil "Hanna" ein durch und durch europäischer Film ist, zudem mit aller Eigenart, und weil er Genre vorgibt, ohne jemals Genreerwartungen erfüllen zu können. Wenn überhaupt, ist Wrights vierte Regiearbeit ein archetypisches Kindermärchen, erzählt mit der Unerbittlichkeit einer Geschichte des 21. Jahrhunderts.

Hanna zieht aus, um die Welt zu entdecken. Sie verlässt die Märchenhütte im verschneiten Nirgendwo, um sich auf eine traumähnliche Reise voller Gefahren und Unwirtlichkeiten zu begeben. Ihr Kampf gegen skrupellose Agenten markiert einen entscheidenden Übergangsritus in ihrem Leben, am Ende muss sie sich der bösen Hexe stellen, um zu einer Identität zu finden. Wright erzählt "Hanna" als Initiationsabenteuer eines Teenagers und als Geschichte der Zivilisation, vom anfänglichen Leben in steinzeitlichen Verhältnissen bis hin zur Plattenbausiedlung in Berlin. Zuletzt begegnet das Märchen seiner eigenen Illusion: In den vermoderten Überresten des Spreeparks im Plänterwald landet die böse Hexe im Wolfsmaul einer Wildwasserbahn!

Dies ist einer der verrücktesten Schlussakte der jüngeren Filmgeschichte. Konventionsloses Kino, das einen immer da hinführt, wo man es am Wenigsten erwartet. Joe Wright, zwischen gepflegter Jane-Austen-Adaption und bekömmlichem Oscarmaterial bisher nur schwer als Autorentalent zu fassen, empfiehlt sich schlagartig als einer der aufregendsten europäischen Regisseure der Gegenwart. Sein visueller Stil ist einer der aktuell außergewöhnlichsten im englischsprachigen Mainstream-Film, seine formale Experimentierfreude ein Hochgenuss für Freunde unprätentiöser Ultrakunst. Dass "Hanna" es vermutlich schwer haben wird ein Publikum zu finden, unterstreicht nur seine Einzigartigkeit. Laut Wright ist dieser Film immerhin von Ashbys "Being There", Herzogs "Kaspar Hauser" und Spielbergs "E.T." inspiriert – darauf muss man auch erst einmal kommen.

September 18, 2009

Kino: THE TIME TRAVELER'S WIFE

Manche Filme entziehen sich ihrer Erzähllogik sehr klug, indem sie etwas per se Unlogisches als so selbstverständlich voraus- und ins Bild setzen, dass man sich nur zu gern von den heilsam eskapistischen Fäden einer großen Geschichte einspinnen lässt – für den Genrefilm ist das schließlich auch ein apodiktisches Prinzip. Die Rezeption findet dann bestmöglich irgendwo auf einer irrationalen Gefühlsebene statt, allerhöchstens stolpert man aufmerksam über die Unlogik innerhalb der eigenen Unlogik und stellt doch das große Behauptungskonstrukt nicht in Frage. "The Time Traveler’s Wife" bricht diese Erwartungshaltung noch stärker herunter, er möchte schlicht ein Film sein, den man spüren und ertasten muss. Es ist eine wattebauschig-gediegene Kitschanhäufung voller definierter Emotionen und zielgruppenorientierter Appelle: Ein Film für Frauen, die Monogamie und ewige Liebe nicht für eine Erfindung der Kirche halten.

Henry DeTamble steht im Mittelpunkt einer Handlung, die ebenso unvermittelt wie unmotiviert ihren Anfang nimmt: Er ist das Opfer eines genetischen Defekts (in jeder Hinsicht allzu adäquat: Eric Bana), der ihn willkürlich und unkontrolliert durch die Zeit reisen lässt. Meist führt ihn der plötzliche Raumentzug in die Vergangenheit, an Orte, die wahrscheinlich von seinem Unterbewusststein gesteuert werden. Diese unkonventionelle Eigenschaft könnte ein großer Spaß sein, würde Henry sein Schicksal nicht als quälende Stigmatisation begreifen, die die Beziehung zu seiner stets im Hier und Jetzt zurückgelassenen Frau Clare (Rachel McAdams) auf eine repetitive Probe stellt. Immerhin ist Henry seiner treudoofen Liebsten auf Zeitreisen nicht untreu, im Gegenteil – er landet sogar einmal im Gebüsch neben einer Wiese, auf der Clare gerade ein Picknick veranstaltet. Da ist sie zwar noch ein kleines Kind und er dank Zeitkontinuumsregel splitterfaser- nackt, aber der Grundstein für ihre immerwährende Liebe ist mit diesem Pädo-Sinnbild zweifelsfrei gelegt.

Und so durchzieht diesen Film ein ständiger Hauch von Wehmut, Sehnsucht, unerfüllter Liebe. Das ist formal in einer beachtlich lethargischen Schönbilder-Ästhetik gehalten, die faltenfrei und farbenbunt chronologisch Jahre und Zeiten durchläuft bis zum unaufhaltbaren dramaturgischen Brücken- schlag. Wie ein Geist stolpern Eric Bana und seine von Drehbuch und Regie zur totalen Konturenlosigkeit verdammte Figur durch diesen penetrant schwermütigen Taschentuch- heuler, der seinem Titel noch nicht einmal gerecht wird: Die in die völlige Passivität verdrängte "Frau des Zeitreisenden" bleibt eine Schattengestalt, deren Probleme vom hilflosen Zurückbleiben und ständigen Alleinsein der Film keine einzige Minute thematisiert. Stets folgt er vielmehr Henrys irrelevanten, uninteressanten, einschläfernden und letztlich keinerlei schlüssigen Logik folgenden Quickies in der Zeit, ohne bedeutende Teile der Handlung seiner Frau zu widmen. Man möchte nicht glauben, dass Oscargewinner Joel Rubin mit diesem Wohlfühlpamphlet nach Audrey Niffenegger sein eigenes großartiges "Ghost"-Drehbuch plündert.

Das alles erinnert nicht selten an den seltsamen Fall des "Benjamin Button", und witzigerweise hat Brad Pitt diese Adaption des Bestsellerschmachtfetzens auch noch produziert. Hier wie dort wird über Vergänglichkeit und eine alle Zeiten und Hindernisse überdauernde Romanze sinniert, hier wie dort geschieht das ebenso schleppend wie fremdartig. Der Exil-Schwabe Robert Schwentke verliert sich dabei in seinem zweiten Hollywoodfilm nach "Flightplan" in präzis gelackten Bildern, die keinen Raum für Emotionen und wirkliche Konflikte lassen. Das hätte ein spannender Film über die Unmöglichkeit von Liebe oder auch eine schöne Vanitas-Metapher werden können, stattdessen lässt uns "The Time Traveler’s Wife" zwei gepflegt langweilige Stunden in die gequält leidigen Gesichter seiner Hauptdarsteller blicken: Unendliche Leere.


20% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden

Mai 07, 2009

Kino: STAR TREK

Leider schaffe ich es nicht mehr eine ausführliche Kritik zu verfassen, deshalb nur kurz mein Eindruck vom Restart der Serie: J.J. Abrams rollt das Feld nach dem Kinoflop "Nemesis" sinnigerweise von hinten auf und zeigt nun, wie ein übermütiger Teen-Kirk zum smarten Adult Captain und Spock zu seinem tiefen Verbündeten reift, wie die U.S.S. Enterprise das erste Mal ins All schießt und wie sich die blutjungen Crew-Mitglieder schon in jungen Jahren mit heftigen Raum-Zeit-Paradoxien herumplagen müssen. Das ist dann ganz schlicht mit "Star Trek" betitelt und erinnert in der Rückbesinnung auf den kleinen Farmerjungen Kirk nach einer spektakulären Exposition nicht selten an "Star Wars", oder auch: daran, welches Schwelgen in Nostalgie "Episode I" seinerzeit manchem vorenthalten hat.
Der Film kann sich in erster Linie auf seine Besetzung verlassen, die bekrittelten Teenstars machen allesamt einen guten Job, und, ja, über weite Strecken ist dieses Trekkie-Prequel gar solides Schauspielkino. Leider fällt es dem Drehbuch ab der zweiten Hälfte indes schwer, die durchaus spannende Geschichte der jungen Helden ohne künstlichen Sci-Fi-Pomp und eine irreführende Zeitreisestory zu erzählen. Die sorgfältig entwickelten Figuren werden zunehmend gegen lautstarkes Spektakel ausgespielt – und Abrams flüchtet sich in effektüberladene Weltraumschlachten und arg ver- schnittene Actioneinlagen, bei denen er auf dieselben anstrengenden Farbsättigungen setzt, die schon bei seiner Interpretation des "Mission:Impossible"-Franchise Augen- schmerzen bereiteten. Insofern ist "Star Trek" ambitioniertes Rebooten ohne Konsequenz, aber immerhin unter dem Druck eines sensationellen Scores von Michael Giacchino.