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November 01, 2017

The Deuce S01E08: Am Ende bleibt der Schmutz

Porno schön und gut. Doch die Hoffnung auf den tatsächlichen, nämlich Unterdrückungsstrukturen von Sexarbeiterinnen beseitigenden Wandel schwindet in der vorerst letzten Folge von "The Deuce" merklich. Ein bittersüßes Staffelfinale.

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Oktober 24, 2017

The Deuce S01E07: The Golden Age of Porn

Mit der Geburt des massentauglichen Hardcore-Kinos beschreibt "The Deuce" nun den Beginn einer neuen Ära, in der sich das vorläufige Ende der Vorherrschaft gewalttätiger Zuhälter abzeichnet. Es ist die bislang beste Folge der HBO-Serie.

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Oktober 10, 2017

The Deuce S01E05: Letzter Ausweg Porno

Sex und Gewalt sind in "The Deuce" heftiger denn je miteinander verbunden. Für Maggie Gyllenhaals Figur scheint der Punkt gekommen, an dem sich die Wunden der Prostitution nicht länger überschminken lassen. Eine niederschmetternde Folge.

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Oktober 03, 2017

The Deuce S01E04: Blowjobs im Kino

So ganz scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass die neue HBO-Serie "The Deuce" ziemlich toll ist. Das sollte sich ändern. Sie wirft einen spannenden Blick aufs blühende Pornogeschäft der 1970er Jahre. Mit starken Figuren.

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September 26, 2017

The Deuce S01E03: Die James Franco Show

Als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller schultert James Franco die dritte Folge der neuen HBO-Serie "The Deuce" fast allein. Eher kurz fallen diesmal andere und flüchtig montierte Handlungsstränge aus.

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September 19, 2017

The Deuce S01E02: Gefilmter Sex

Porno statt Prostitution? Die tolle HBO-Serie "The Deuce" stellt den weiblichen Hauptfiguren jetzt neue Verdienstmöglichkeiten in Aussicht - zu gleichsam schwierigen Bedingungen. Für ihre Rechte müssen die Frauen wieder einmal mühsam kämpfen.

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September 12, 2017

The Deuce S01E01: Ein Sumpf voller Leben

Prostitution und Pornographie stehen im Mittelpunkt der neuen HBO-Serie "The Deuce", deren Pilotfolge einen genauen Blick auf Setting und Figuren wirft. Dem Schöpfer von The Wire, so viel lässt sich bereits sagen, ist wieder etwas sehr Besonderes gelungen.

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Oktober 25, 2013

Zuletzt gesehen: STRIP SEARCH [DAS VERHÖR] (2004)

Dass Sidney Lumets brisantes Fernsehkammerspiel über "außerordentliche Maßnahmen" zur Terrorbekämpfung im unmittelbaren 9/11-Klima 2004 eine Kontroverse entfache, verwundert kaum. Dass aber die sonst so diskursfreudige TV-Institution HBO genau diese vorschnell selbst abwickelte, indem sie Strip Search von, so heißt es, ursprünglich 120 auf 56 (!) Minuten zurechtstutzte, ohne Ankündigung im Spätprogramm versendete und erst nach Zuschauerprotesten ein einziges Mal wiederholte, verwundert wiederum sehr. In der hierzulande verfügbaren, immerhin 85minütigen Fassung nun lässt sich zumindest nicht so recht nachvollziehen, was eine derartige Zensur zu provozieren vermochte. Zwar kann Lumets Film über zwei in Wort und Bild weitgehend identische, rechtsstaatswidrige Verhörsituationen, die eine indes beim chinesischen, die andere beim US-amerikanischen Geheimdienst, freilich als offensiv empfunden werden, weil er die Terrorbekämpfung des vermeintlich demokratischen mit der des sozialistischen Staates gleichsetzt. Jedoch ist der didaktische Ansatz des Films, trotz seiner konkreten historisch-politischen Einordnung, viel zu artifiziell, um nicht zumindest lediglich als linksliberales Gedankenspiel bedenkenlos zur Ausstrahlung freigegeben werden zu können. Die Vernehmungen jedenfalls, von denen Sidney Lumet während seiner langen Karriere ja nicht wenige inszenierte, sind großartig verdichtet, engagiert gespielt und in der (gewiss grobschlächtigen) Gegenüberstellung auch bemerkenswert trocken. Ein gutes Stück weit ist dies, vor allem hinsichtlich des Schlussbildes von Glenn Close, vielleicht der Film, den Kathyrin Bigelow mit Zero Dark Thirty drehen wollte, um dann intellektuell an ihm zu scheitern.

September 03, 2013

Kino: WHITE HOUSE DOWN

Zum zweiten Mal in diesem Jahr darf ein Erbe John McClanes den Präsidenten der Vereinigten Staaten retten und im Weißen Haus gegen Terroristen verteidigen. Gegenüber "Olympus Has Fallen" musste sich Roland Emmerich, der amerikanischste deutsche Filmemacher der Welt, aber zumindest an den Kinokassen geschlagen geben: Sein neuer Film war ein finanzieller Totalausfall – und ist trotzdem besser als so manches, was sich im Sommer 2013 Blockbuster schimpfte. [...]

März 04, 2010

Kino: CRAZY HEART

Crazy Heart. Mit einer verbraucht klingenden, tiefen rauen Stimme besingt Ryan Bingham im Titelsong dieses Films das Schicksal der einstigen Musiklegende Bad Blake: "Your body aches' / Playing your guitar and sweating out the hate / The days and the nights all feel the same / Whiskey has been a thorn in your side / and it doesn't forget / the highway that calls for your heart inside".

Man sieht Blake als abgehalfterten Countrysänger von Bar zu Bar torkeln, jede Nacht spielt er seine Hits aus vergangenen Tagen vor kleinem Publikum. Sein Stolz aus besseren Zeiten scheint ungebrochen, erst wenn er sich vor Hinterausgängen übergeben und anschließend erniedrigende Telefongespräche mit seinem Manager führen muss verdeutlichen sich Demut und Enttäuschung über ein Leben, das irgendwann in eine falsche Richtung ausgeschlagen ist. Dem Alkohol verfallen, lebt Blake ein Leben aus dem Koffer, zwischen Highway und Truckstop, zwischen kleinen Gigs und der Erinnerung an jene Zeit, in der er ausverkaufte Konzerte vor tausenden Zuschauern spielte.

Jeff Bridges ist Bad Blake. Er IST dieser süffige Sänger mit der abgeschabten Gitarre, der alternde Country-Star mit der rauen Schale und dem weichen Kern. Würde er mit dieser Rolle nicht den Oscar nach 40 eindrucksvollen Jahren im Filmgeschäft nun endlich sicher in der Tasche haben, man müsste ein weiteres Mal ernsthaft beklagen, warum einer der brillantesten, subtilsten, wandlungsfähigsten, charisma- tischsten, meistunterschätzten amerikanischen Schauspieler noch immer als so etwas wie ein Geheimtipp gehandelt wird. Bridges hat viele ikonische Figuren interpretiert oder ganz gewöhnliche zu Ikonen hochgespielt – Bad Blake nun ist mit Sicherheit eine von ihnen. Es ist sein Film, jede Minute, jede Einstellung. "Crazy Heart" ist ganz auf Bridges zugeschnitten. Aber, und das ist einer der wesentlichen Unterschiede zum durchaus vergleichbaren "The Wrestler", er spielt lediglich eine Rolle, er evoziert keine autobiographischen Verbindungen und stellt auch keine Nähe zu ihnen her. Es ist kein Comeback-Film und auch kein Aufmerksammachen auf einen der größten lebenden Schauspieler, es ist nur eine Rolle, die präzise, glaubhaft und authentisch erscheint.

"Crazy Heart" kann es sich mit seinem überragenden Hauptdarsteller deshalb leisten, ein konventionell erzählter, überschaubarer und mitunter durchaus Klischee beladener Film zu sein. Vielleicht muss er das sogar, um Raum für Bridges zu schaffen. Die Geschichte nämlich, nun ja, man hat sie schon einige Male erzählt bekommen, am Ähnlichsten noch in "Tender Mercies" mit Robert Duvall, der hier wohl nicht zufällig als Produzent und Nebendarsteller fungiert. Es ist das einfach gehaltene, gradlinige, klassische Konzept eines heruntergewirtschafteten Mannes, der sich durch die Kraft einer Frau wieder aufrappelt. Maggie Gyllenhaal spielt diese Frau, eine lokale Journalistin, die sich in den deutlich älteren Sänger verliebt. Der enorme Altersunterschied gehört ebenso wie die mitunter etwas sehr komprimierte Läuterung des Alkoholikers Blake zu den weniger plausibleren Elementen im Drehbuch des Regiedebütanten Scott Cooper, der ansonsten einen soliden Job macht und sich immerhin das Vertrauen eines erfahrenen Altstars wie Bridges zu erarbeiten wusste.

Es bleibt ein Film, der sein Herz am rechten Fleck, der wirklich so etwas wie eine Seele hat. Der mit Gyllenhaal und besonders Colin Farrell als ungleich erfolgreicherem Countrysänger auch in den Nebenrollen wunderbar besetzt ist. Und der mit herzzerreißenden Songs aus der Feder von Stephen Bruton und T-Bone Burnett eine leidenschaftliche Qualität besitzt. Das hier ist Musik, die in Verbindung mit den Bildern des Films nichts vorgibt, sondern wirklich zu wissen scheint, was ihre wehmütigen Texte und sanften Gitarrenklänge behaupten.

Der Beweis:



70% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN

Juli 30, 2008

Kino: THE DARK KNIGHT

Der Joker lädt zu einem "sozialen Experiment": Zwei Schiffe auf der Flucht vor Gotham City, der Stadt, über die das Unheil hereingebrochen ist. Das Unheil explodierender Gebäude und Straßenschlachten, öffentlicher Anschläge und Übergriffe, Terrordrohungen und kollektiver Angst. Zwei Schiffe, auf dem einen Zivilisten, Durchschnittsbürger, Normalverdiener, Steuerzahler, die gewöhnlichen Einwohner Gothams. Auf dem anderen Schwerverbrecher, Knackis, jene, gegen die Harvey Dent, Lt. James Gordon und der dunkle Rächer einen verzweifelten Kampf führen, jene also, "die bereits eine Chance gehabt haben", wie ein Mann zu sich und seinem Gewissen sagt. Beide Schiffe nun werden um Mitternacht in die Luft gehen, weil der Joker Bomben auf ihnen platziert hat. Es sei denn, vorher erklärt sich eine der beiden Gruppen bereit, das jeweils andere Schiff per Zündschlüssel explodieren zu lassen. Wer in der Lage ist, andere Leben zu opfern, darf das eigene behalten.

Während die Minuten verstreichen, wächst der Druck gegen die Vernunft, gegen Ordnung und gegen Menschlichkeit. Auf dem Schiff der "rechtschaffenen" Bürger Gothams wird schließlich abgestimmt, die Auszählung der Zettel ergibt eine unmoralische Mehrheit, doch niemand ist letztlich in der Lage, die Bombe hohgehen zu lassen. Die Gefangenen bekommen kein Abstimmungsrecht zugesprochen, sie diskutieren still und überlegen vor den Augen des bewaffneten Personals. Dann tritt ein Häftling hervor, er entreißt dem Polizisten den Zündschlüssel und wirft ihn über Bord. Die Entscheidung ist auch hier gefällt – zwei Bewährungsproben für die Demokratie, die sich zu einer Notlösung reduzieren lassen musste.

Dieser Teil des zweiten Batman-Films von Christopher Nolan findet als Parallelmontage im großen Finale von "The Dark Knight" statt, hat eher McGuffin-Charakter und erscheint auf Spannung und Dehnung konzipiert. Und es ist dennoch der Moment, in dem der Film sein Potential ganz ausschöpft, in dem er seine Schwerpunkte, Analogien und metaphorischen Verweise zu einer Problemstellung subsumiert: Wie die Macht des Terrors die Macht des Staates unterläuft. Ein schwerer Unterbau von Gegenwartsbezügen, dem alle Action und alle Unterhaltung nichts anhaben kann.
Blickt man zurück auf Tim Burtons Interpretation des Stoffes, also auf "Batman Returns", der Fortsetzung des erfolg- reichen, aber unkontrolliert inszenierten ersten Films um den düsteren Flattermann, so verhält sich "The Dark Knight" wie ein unabdingliches Ergänzungsstück: Burton schaute seinen Monstern – und zu denen zählte er auch Batman – tief ins Innere, er dichtete sie zu tragischen Gestalten der Nacht um, gefangen in menschlichen Masken, verloren in einer materialisierten Gesellschaft, auf der Suche nach Identität. Die enorme Hingabe zu seinen Figuren ließ Burton zwar immer mehr von der Vorlage abrücken, dennoch darf "Batman Returns" als die vielschichtigste Comicverfilmung bezeichnet werden. Was bei Burton hingegen eine untergeordnete Rolle spielte, gleichwohl es zu den festen Bestandteilen der Erzählung und Ausgestaltung gehörte, war die Erschaffung eines Gotham Citys als moderne Großstadtwelt, die an die Grenzen ihrer Staatsprinzipien gerät.

Ein Komplex also, der in Nolans Vorgänger "Batman Begins" bereits thematisiert, zugunsten einer arg angestrengten Charaktervertiefung des Titelhelden jedoch hinten angestellt wurde, bildet nun die vorrangige Auseinandersetzung im Film. Ausgehend bereits vom Kinoplakat, das den dunklen Ritter vor einem Wolkenkratzer mit brennendem Fledermausmuster zeigt, wirkt "The Dark Knight" wie eine an konkreten Bezugspunkten kaum stärker zu überhöhende Reaktion des Mainstreamkinos auf die Schreckensbilder von 9/11 und ihrer Auswirkungen auf das politische und gesellschaftliche Tagesgeschehen. Die Symbolik einerseits, ihre verführerische Macht und ihre Ausdrucksstärke, greift der Film mehrmals auf, reproduziert und erweitert sie, wie er gleichzeitig eine Geschichte erzählt, in der es um genau jene Herausforderungen geht, derer sich das Gesetz durch willkürlichen Terror ausgesetzt sieht: Ein Joker, der Banken ausraubt, Straßen in Flammen legt und über das Fernsehen Drohungen verbreitet, der Krankenhäuser in die Luft jagt und Senatoren korrumpiert – und nicht an Geld interessiert ist, sondern aus tiefstem Hass und perverser Freude, einer Ideologie des absoluten Chaos heraus handelt. Nolans Film, die entsprechende Analyse der Angst.

"The Dark Knight" spannt ein komplexes moralisches Netz, in dem Gut und Böse keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Und hat es inmitten der Neuen Unübersichtlichkeit immer noch mit einem Helden zu tun, der keiner ist. Batman erscheint nur noch als extrem widersprüchliche Figur, die unbeholfen für ein Recht eintritt, das jede Grundlage verloren hat: Im Verhörzimmer verweist ihn der Joker auf die gemeinsame Verwandtschaft – einer der wesentlichen Burton-Einflüsse – und die Sinnlosigkeit seines Kampfes, für den er keine Anerkennung bekommen und der ebenso nie zum moralischen Erfolg werden kann. Denn Batman, das ist immer noch ein Rächer, ein Einzelkämpfer, der nach eigenen Regeln und Werten außerhalb des Gesetzes agiert. Und weil die Justiz wiederum, in deren Vertretung er mit Harvey Dent inoffiziell kooperiert, genauso auf ihn angewiesen ist wie auch die Polizeigewalt durch – nun befördert – Commissioner Gordon, ergibt sich daraus die prekäre Frage, mit wie viel Unrecht sich das vermeintliche Recht eigentlich zu verhandeln bereit erklärt: Gesetzesbrecher, die zu Helden verklärt werden (Harvey Dents Mutation zu Two-Face, die gleichzeitig ein Synonym für die Bankrotterklärung der Rechtsstaatlichkeit ist, wird verschwiegen), und Gesetzeshüter, die erkennen müssen, längst die eigentlichen Ziele aus den Augen verloren zu haben. Wenn Batman sich im Finale zum Kampf gegen den Joker der Datenschutz- und damit Freiheitsrechte jener Bürger bedient, die er eigentlich schützen soll, dann hat das gewiss nicht die kathartische Wirkung eines unterhaltsamen Comicfilms.


60%

Januar 23, 2007

Kino: PARIS, JE T'AIME

Wenn turtelnde Liebespaare die Seine entlang streifen, sich am Quai Saint-Bernard schöne Augen machen oder sich direkt auf dem Tour Montparnasse das Ja-Wort geben, dann fühlt man sich schnell in eine romantische Fantasie versetzt, die zahlreiche Liebesfilme und –Komödien evozieren. Dass Paris längst nicht mehr als heimlicher Hauptdarsteller in Klassikern von "Funny Face" bis "Belle de jour" erscheint, ist kein Geheimnis: Quer durch die Filmgeschichte musste die Stadt der Liebe als süßlich schillernder Rahmen für romantische Kinovisionen herhalten – und avancierte somit alsbald zum eigenen Klischee. Warum also noch im Jahre 2006 eine Hommage an Frankreichs Herz verfassen, die fragmentarisch und überaus ausgedehnt den Facettenreichtum des vielseitigen Paris feiert?

Die Antwort fiele nicht allzu schwer, wäre die Idee, 21 internationale Starregisseure ihr ganz individuelles Leinwandgemälde der Stadt zu erschaffen, gebündelt in 18 kleine Episoden und geschnürt in ein lebendiges Korsett, das trotz der vielfältigen Eindrücke ein großes Ganzes ergeben könnte, nicht so simpel wie dennoch überaus reizvoll. Ernüchternd muss man zwar konstatieren, dass "Paris, je t’aime" an seinem eigenen Anspruch scheitert und als Gesamtwerk zu beliebig und verwechselbar formuliert scheint. Das gelingt dem auf einer Idee des Regisseurs Tristan Carné basierenden Film aber auf recht hohem Niveau: Die überwiegende Mehrheit der kurzen Geschichten liefert mal skurrile, mal charmante Einsichten in banale, aber liebenswürdige Alltagsmomente und trägt dabei dennoch die ganz individuelle Handschrift ihrer Macher.

Das ist nicht selbstverständlich, immerhin verträgt sich die Intention der französischen Produzenten um Claudie Ossard ("Delicatessen"), die selbst bekennend einräumen, ein neues altes Bild ihrer Stadt entwerfen zu wollen, nicht zwingend mit den ganz eigenen Statements der Regisseure, denen bis auf den gemeinsam vorgegebenen Nenner – natürlich: Liebe – keine künstlerischen Einschränkungen auferlegt wurden. Da der Film jedoch mit einem europäischen Team inszeniert ist, sich von Alfonso Cuarón ("Children of Men") bis Walter Salles ("The Motorcycle Diaries") also jeder ohne seine sonstigen Mitarbeiter zurechtfinden musste, wird diesem Wunsch formal nachgekommen: "Paris, je t’aime" erstrahlt trotz seiner unterschiedlichen Regiestile in einem eleganten, stimmigen Bild.

Den Rahmen ihrer Möglichkeiten haben dabei besonders Joel & Ethan Coen ("Fargo"), Wes Craven ("The Hills Have Eyes") und Vincenzo Natali ("Cube") eindrucksvoll genutzt. Erstere dekonstruieren in ihrem scharfzüngigen Beitrag „Tuileries“ das ewige Klischee vom Paris der Verliebten und Glücklichen, indem sie einen unschuldigen Touristen (Steve Buscemi) in der Pariser Metro auf ein erst schmusendes, später jedoch hemmungslos cholerisches Pärchen treffen lassen. In „Père Lachaise“ darf Horroraltmeister Craven zwei Verlobte über ihre Beziehung schwadronieren lassen – auf einem alten Friedhof! Und Natali verneigt sich im kühlen Gotikambiente vor den großen Universal-Klassikern, wenn er den ängstlichen Elijah Wood im nächtlichen Paris auf einen blutdurstigen Vampir treffen lässt. Sicherlich die originellste Version der Liebe: Ein schmerzhaft-lustvoller Biss für die Ewigkeit.

Nach zwei munteren Stunden ist der Vortrag dann auch wieder beendet. Die betonte Leichtigkeit und französische Mentalität erfüllt ein sinnliches Intermezzo, das in seiner selbstgefälligen und oberflächlichen Erscheinung nicht verwundert. Wie könnte es anders sein, dass "Paris, je t’aime" seinen Hauptdarsteller hoffnungslos romantisiert und den kritischen Blick insgesamt vehement verwehrt. Das mildert die frische Unschuld, die viele dieser Kurzfilme auszeichnet, alles andere als erheblich, doch in der Summe möchte mit dieser Anthologie niemand neue Erkenntnisse gewinnen: Denn dass der Blick von außen keine Erneuerung des Paris-Bildes bedeutet und auch nicht mit der Postkartenidylle der Stadt bricht, ist keine Überraschung: Paris liebt in erster Linie sich selbst. Besonders im modernen französischen Film.


60%

Juli 18, 2006

Kino: MONSTER HOUSE

Mit "Monster House" und dem zusätzlichen Reiz einer Abwechslung versprechenden, schaurigen Gruselgeschichte steigt nun auch Sony, genauer Imageworks Inc., ins voll animierte Filmgeschäft ein. Prominent besetzt und produziert ist das Regiedebüt von Gil Kenan allerdings ein etwas unschlüssiges Vergnügen, mit schönen Momenten durchaus, aber ebenso grundsätzlichen Schwierigkeiten.

Großes Problem dieses Films ist dabei der Widerspruch zwischen naturalistischem Stil und völlig künstlicher Animation. So schön die Idee einer vorörtlichen Kleinstadt, scheinbar direkt den 80er-Jahre Abenteuern aus dem Hause Spielberg/Zemeckis, nicht zufällig Produzenten dieses Films, entlehnt, auch daherkommen mag, es passt wenig zum schlichtweg hässlichen Ergebnis des Motion Capture-Gebräus, das unnatürlicher kaum sein könnte. Der Erfolg von "The Polar Express" wird die Macher bestätigt haben, im Vergleich zu den Künsten der Animationsschmieden Pixar oder DreamWorks jedoch stellt sich angesichts der seelen- und detaillosen Bewegungserfassung die Frage nach dem Sinn dieses Verfahrens.

Die Geschichte ist zweifellos liebenswürdig, aber allzu formelhaft erzählt. Ihre Figuren bieten wenig bis gar nichts Neues, von trotteligen Cops, die den Kids erwartungsgemäß keinen Glauben schenken wollen, über die böse Babysitterin ist hier alles versammelt, ohne dass der Zuschauer jedoch eine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen kann. Letztendlich werden hier lediglich Versatzstücke und Klischees aus strukturell ähnlichen Filmen wie "The ’Burbs" oder "The Goonies" in die Animationswelt übertragen, ohne notwendigen Eigenanteil und wirklichem Charme. Da ein erwachsenes Publikum aufgrund seiner Sehgewohnheiten zudem schnell hinter die simpel gestrickte Dramaturgie des Films kommt, dürften auch nur die kleineren Zuschauer so richtig Spaß mit "Monster House" haben.

Als Rettungsanker kann die Produktion immerhin mit einem überaus amüsanten Darsteller- bzw. Sprecherensemble aufwarten, insbesondere Maggie Gyllenhaal ("Secretary"), Catherine O'Hara ("Home Alone") und natürlich Kathleen Turner ("Romancing the Stone") lauscht man mit großem Vergnügen, auch wenn all die Figuren letztlich nur marginal an ihre Schauspieler erinnern: Die Digitalisierung einer Oberfläche, der eben jegliche Emotionen und Eigenheiten abhanden kommen. "Monster House" ist somit ein netter Versuch, der bei seiner Zielgruppe zwar funktionieren, Animationsfreunde aber wohl enttäuschen dürfte. Und einigermaßen innovativ ist das alles schon gar nicht.

50%