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An welchem Punkt nun hat es der selbsternannte Erzähler Jackson eigentlich verlernt, seine ganze Energie nicht nur ans große teure Spektakel zu verschwenden, sondern auch starke Charaktere in kraftvollen Geschichten zum Leben zu erwecken? Sollte dem neuseeländischen Regisseur tatsächlich durch seine einrucksvoll auf die große Leinwand adaptierte "Herr der Ringe"-Trilogie der Blick fürs Wesentliche verloren gegangen sein? Oder ist "In meinem Himmel" schlicht nur zufällig als böser Ausrutscher und vorläufiger Tiefpunkt in Jacksons Karriere zu begreifen?
Es ist, ganz zunächst einmal, ein Film über ein ermordetes Mädchen. Das wandelt kurz vor ihrer Erlösung schon nach wenigen Filmminuten leidvoll durch ein farbenprächtiges Zwischenreich, von dem aus es verzweifelt Kontakt zu ihren (leider) noch lebendigen Liebsten aufzunehmen versucht. Obwohl das freilich nie gelingen mag, lässt Jackson die verschiedene Susie dennoch die gesamte Handlung per Voice-over moderieren: Mal sehen wir sie gackernd mit anderen toten Mädchen herumalbern, mal wehleidig in ständigen Close-Ups grundlos erstarren. In jedem Fall trägt ihre großzügige Screentime zum eigentlichen Plot schon einmal sage und schreibe nichts bei.
Dieser dümpelt nicht in träumerischen LSD-Gefilden vor sich hin, sondern ist bemüht darum, das elterliche Drama des Kindverlusts in einem 70er-Jahre-Setup mit einer kriminalistischen Thriller-Dramaturgie zu vereinbaren. Die Handlung von "In meinem Himmel" also lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein um die verschwundene Tochter trauerndes Ehepaar (Mark Wahlberg & Rachel Weisz) versucht den zwei Türen weiter wohnenden Kindermörder (Stanley Tucci) ausfindig zu machen, während das tote Mädchen (Saoirse Ronan) im Jenseits – mal lachend, mal weinend – einen Vollrausch nach dem anderen durchlebt.
Das ist, in wahrlich jeder Hinsicht, eine große Belastungsprobe für den Zuschauer. Jackson sind subtile Töne, feine Nuancen und dezente Regieeinfälle – sofern er sie jemals beherrscht haben sollte – unwiederbringlich abhanden gekommen. Seine Interpretation eines schrecklichen Sexualmordes und dessen tragischer Verarbeitung gerinnt zur grotesk überinszenierten CGI-Seifenoper. In permanenten Schwenks, Zooms, Zeitlupen- und Freeze-Effekten gibt er dem Zuschauer einen aufdringlichen emotionalen Leitfaden durch seine Geschichte, Groschenheft-taugliche Kitschbilder wechseln sich mit geschmacklosen, absurd überzeichneten Klischeevorstellungen ab.
So ist der von Stanley Tucci (kurioserweise oscarnominiert) bemüht gespielte Kindermörder nicht weniger als die groteske Kinoreinkarnation eines Serienkillerstereotyps auf zwei Beinen, das "Psychopath" auf die Stirn geschrieben und dennoch ganz der unauffällige Nachbar von nebenan. Als Mark Wahlberg – selten so unglaubwürdig und verkrampft wie in der Rolle eines verzweifelten Familienvaters – ihm dann schließlich aus heiterem Himmel (sprichwörtlich) auf die Schliche kommt, fällt dem Film dafür bezeichnenderweise kein triftigerer Grund als eine quasi jenseitige Intervention seiner verstorbenen Tochter ein.
Der Titel gebende Himmel (bzw. das Zwischenreich, in dem sich Susie aufhält) fungiert dabei als roter Faden durch eine alle Genres abgrasende Handlungsstruktur, die nur über ihren Hang zum Süßlichen eine konsistente Form zu finden glaubt. Die Bilder von bunten Schmetterlingen und anderer pastellfarbener Infantilität spiegeln allerdings weniger das Seelenleben eines 14jährigen Mädchens, als sie die banale Vorstellungskraft eines Kleinkindes abbilden. Richtig bekloppt wird es aber erst, wenn Susie sich im Nimmerland von anderen Opfern des Mörders erklären lässt, dass man nicht zurück-, sondern nach vorn blicken müsse: "Of course it’s beautiful, it’s heeeeeeaven!".
Alles in diesem Film klotzt und kleckert. Es ist ein Manifest an plakativen erzählerischen und visuellen Effekten. Was in der Vorlage vermutlich als stilles meditatives Drama über die beklemmende Verarbeitung eines Todes oder den schmerzhaften Abschiedsprozess funktioniert, wird bei Jackson zur lautstarken Pixel-Melange aus schwelgerischer Fantasy und reißerischem Thriller aufgeblasen. Akzente setzt der Film keine, er schwankt unentschlossen zwischen Erzählabsichten und verfängt sich doch nur wieder in der Green-Screen-Endlosschleife. Über die Message, dass es sich tot womöglich besser lebt, mag man angesichts dieses gigantischen formalen Kauderwelschs gar nicht erst nachdenken.
"In meinem Himmel" ist schlicht das komplett missglückte Gegenstück zu Jacksons eigenem "Heavenly Creatures". Die Erschaffung einer eskapistischen Traumwelt zweier Mädchen entwarf er da noch schlüssig und weitgehend zurückhaltend als Fluchtpunkt innerhalb eines ebenso tragischen wie grausamen Kriminalfalls. Nunmehr scheint seine Filmsprache indes von megalomanischem Kitsch regiert, dem Erzählung und Figuren hoffnungslos aufgeliefert sind. Der brutale Tod eines 14jährigen Mädchens auf der Leinwand geht nicht automatisch unter die Haut, an die Nieren oder aufs Gemüt, nur weil der Film das Bild unentwegt mit Gefühlsduseleien zukleistert. Irgendwann sieht man hier nichts mehr und will es auch gar nicht mehr sehen – Peter Jacksons Himmel ist die reine Hölle!
20% - erschienen bei: gamona
August 06, 2009
News: THE LOVELY BONES - Trailer
Dezember 25, 2008
DVD: WE OWN THE NIGHT

Tendenziell, aber leider nicht deutlich genug, ist zu erkennen, dass Regisseur James Gray die Rückkehr zur scheinbaren Normalität und Familientradition des Antihelden als fast willen- lose, zwanghafte Erniedrigung schildert, und auch ebenso, dass das wilde Partyleben gar kein so schlechtes gewesen sein muss – verglichen mit der jedwede Individualität unterdrückenden Zugehörigkeit zum Cop- und Familien-Clan. Bedauerlich, dass hier nur phasenweise und in der Gesamtheit zu unsauber eine Geschichte herausgearbeitet wird, die in beklemmend leisem Tonfall von Fatalitäten und Familien- zwängen berichtet.
Und immer dann, wenn der Film höchst reizvolle Momente der Ambivalenz zu schaffen vermag, und seine Gut-Böse- Dramaturgie zu bröckeln beginnt, verunsichert die Regie mit deplatziertem Pathos und schwer indifferenter Schauspiel- führung. "We Own the Night" bleibt deshalb, bei aller Ambition, nur halbherzig Umkehrung und Ergänzung des besonders im Gangstergenre langbärtigen Motivs vom Einzelnen, der sich unfreiwillig den Strukturen seiner Herkunft unterwerfen muss – und funktioniert somit lediglich teilstückartig als moderne "Godfather"-Variation.
Es ist dennoch, unterm Strich und bei all seinem verschenkten Potential, ein spannender und düsterer und deprimierender Thriller, dessen ungelenke Inszenierung und inkonsequentes Ausstattungskonzept – die Spät-80er sieht man dem Film zu keiner Sekunde an, selbst die Musik fällt völlig aus dem Rahmen – durch einige unerwartet mitreißende Sequenzen von großer Nachhaltigkeit entschuldigt werden: Allein eine höchst effiziente und originell gefilmte Verfolgungsjagd, fast ausschließlich über ihr Tondesign gestaltet, muss wohl als besonders großartiger Moment eines an großartigen Momenten in den letzten Jahren bemerkenswert armen Genres gewürdigt werden.
60%