Dezember 01, 2014
TV: BOARDWALK EMPIRE - SEASON 5
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Mai 15, 2014
DVD/BD: MUD
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Januar 07, 2014
TV: BOARDWALK EMPIRE - SEASON 4
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Oktober 18, 2012
Kino: PREMIUM RUSH
März 21, 2012
Kino: TAKE SHELTER

März 20, 2012
Zuletzt gesehen: BOARDWALK EMPIRE Season 1& 2
November 16, 2010
Last Seen: MY SON, MY SON, WHAT HAVE YE DONE
60%
Februar 26, 2010
Kino: THE BAD LIEUTENANT
Worum es hier inhaltlich geht ist absolut irrelevant, die Geschichte ist fad, löchrig und unglaubwürdig, sie entspricht außerdem grob dem konventionellen Verlauf konventioneller Thriller. Und so hangelt sich Nicolas Cage als ‚Cop ohne Gewissen’ durch einen wirren detektivischen Korruptions- dschungel, an dem Herzog keinerlei Interesse bekundet. Statt stringent, schlüssig und spannungsorientiert zu erzählen, kümmert sich der Regisseur mehr um die Ausgestaltung eines bestimmten Vibes, einer – natürlich – spirituellen Energie, die er in New Orleans verortet sieht. Wenn ihm der kriminalistische Plot seines eigenen Films also selbst zu langweilig, bunt oder konfus erscheint, filmt er ein handlungsrelevantes Ermittlungsgespräch im Büro beispielsweise aus der verzerrten Untersicht zweier Leguane, und auch durch die Schnauze eines riesigen Alligators beobachtet Herzog das Geschehen einmal. Das ist in seinem völligen Verzicht auf die Konventionen eines solchen Films zumeist urkomisch und unbedingt konsequent, immerhin folgt "Bad Lieutenant" einem ständig zugekoksten Titelantihelden – in jeder Beziehung komplett off.
So etwas ist weniger als Remake oder Neuinterpretation zu fassen, wenn überhaupt, dann hat Herzog eine Art Fortsetzung, Ergänzung oder augenzwinkernden Nachzügler geschaffen. Am Ehesten funktioniert der Film in solch einem Rahmen noch als sinnstiftender Beleg für den unnützen Zweck eines Remakes, als Verballhornung des Irrtums, ein Film müsse noch einmal aufgelegt oder modernisiert werden. Dem ist nur mit überlegener Ironie entgegen zu halten, und vermutlich hat Herzog deshalb die schnarchige Eva Mendes, die in Dutzenden solcher Filme die ewig passive und letztlich schlimmster Misogynie entsprungene Möchtegern-Femme-Fatale geben musste, und den mittlerweile auf A-Trash-, diversen Adaptionen und Rip-Offs abonnierten Nicolas Cage besetzt. In den Standardrollen ihres beschränkten Œuvres werden sie nun gegen den Strich gebürstet, ob in- oder außerhalb des gewitzten Herzog-Konzepts bleibt allerdings offen. Gut vorstellbar, dass Cage womöglich tatsächlich mit aller Mühe einen abgehalfterten Polizisten, statt völlig losgelöst gegen seine Rollenklischees anspielt. Es ist seine beste Performance seit Jahren.
Ob Herzog ihn mit seiner changierenden Darstellung, die in nahezu jeder Szene den Ton wechselt, nun zum neuen Kinski hochstilisieren oder ihn als dessen Parodie anzulegen versucht – es ist genauso ein Rätsel wie die anzunehmende Metaebene des Films. Dass das alles ein vergnügliches Späßchen ist, dafür spricht sicher schon die verdächtig inszeniert erscheinende Debatte im Vorfeld: Ferrara schimpfte böse über die Ankündigung eines "Bad Lieutenant"-Remakes, woraufhin Herzog beteuerte, weder ihn, noch seinen Originalfilm gesehen zu haben. Alles eine große Koketterie. Wahrscheinlich. So lange dieser Film jedoch als Komödie funktioniert, mag das alles nur verzichtbare Spekulation sein: Werner Herzogs "Bad Lieutenant" ist dieser Tage der schönste Ulkfilm aus Hollywood.
80% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN
Januar 14, 2009
Kino: REVOLUTIONARY ROAD

Es ist der Anfang vom Ende: Nachdem sich April (Kate Winslet) und Frank (Leonardo DiCaprio) kennen und lieben gelernt haben, vergehen nur wenige Minuten, ehe der Film sie einen handfesten Ehestreit ausfechten lässt. Der Ton ist angestimmt, noch vor Einblendung der Titel - und die Figuren aufgegeben, das Schicksal besiegelt: Das wird die nächsten zwei Stunden gewiss kein harmonisches Zusammensein.
Nicht zuletzt die Konventionen und Ansprüche der 50er Jahre befördern das unaufhaltsame Leiden des jungen Glücks. Am Anfang ist die Liebe frisch und aufregend, dann stellt sich rasch der erste Trott ein. Die herkömmlichen Maßnahmen werden ergriffen - Kinder gezeugt, ein schönes Haus bezogen - und bleiben dennoch längerfristig wirkungslos: April genügt sich nicht in der Rolle von Hausfrau und Mutter, Frank tut sich schwer als Vorzeige-Patriarch, der das Essen nach Hause und die Familie in Einklang zu bringen hat.
In der Revolutionary Road, der Straße, die April und Frank Wheeler beziehen und die natürlich vergeblich den hoffnungs- vollen Umbruch im Namen trägt, findet sich für Mendes ein konventionelles, aber noch immer treffendes Sinnbild: Hier, wo glückliche Familien und der Schein des Perfekten gedeihen, tun sich die größten Abgründe auf - und lässt sich das beste klassische Dramenmaterial produzieren. Schließlich erzählen alle Mendes-Filme letztlich höchst melodramatische Geschich- ten im wechselnden Genre-Gewand.
Im Drei-Akt-Drama "Zeiten des Aufruhrs" nun wirkt genau das gänzlich auf die traditionellen Basics reduziert. Ja, man könnte meinen, dass Mendes hier ganz den Douglas Sirk gibt, jenen begnadeten Melodramatiker, der der Filmgeschichte in den 50er Jahren Meisterwerke wie "Solange es Menschen gibt" schenkte. Und so lieben sich hier Mann und Frau unschuldig und rein, ehe sie mit der Zeit erkennen müssen, dass sie eigentlich nicht für einander gemacht sind.
Das dramatische Potential ergibt sich daraus von selbst: Der Prozess des Voneinanderlösens fällt schwer und verläuft uneinsichtig, weil gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen ein anderes Idealbild zeichnen - umso stärker in den konservativen Fifties, die ein regeneriertes Ehe- und Familienmodell und optimale Lebensentwürfe vor- geben: Arbeits- und Haushaltsstruktur, die Organisation von Karriere und Kinder sind von klar gegensätzlichem Verständnis gekennzeichnet und entsprechend aufgeteilt.
Für diese gewiss nicht neue, aber intensive Dekonstruktion des Ehe-Modells hat der Regisseur das größte Leinwandpaar der 90er erneut zusammengebracht. Erstmals seit "Titanic" spielen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio wieder die Liebenden. Doch was im Cameron-Epos noch stärker auf den Ursprung des Genres zurückging, ja, sich beinahe literarisch verstand, nämlich eine Liebesgeschichte, die sein will, aber nicht sein darf, wird von Mendes verkehrt: Seine Leinwand- liebe muss das äußere Mittelstandsglück ergeben, ist im Innen jedoch gespalten.
Wenn sich die Eheleute hier dann verbal in Stücke reißen und schönstes Möbelinventar zu Bruch geht, möchte man Winslet und DiCaprio eigentlich bei gar nichts anderem mehr zusehen. Das mag so klingen, wie es gewiss nicht inszeniert ist - Mendes hält sich mit ausgestelltem Zynismus, so wie er in "American Beauty" einen faden Beigeschmack hatte, auffällig zurück -, doch lässt sich schwer leugnen, dass die beiden Hauptdarsteller ganz und gar in ihren intensiven Rollen aufgehen. So dramatisch flogen Ehe-Fetzen im Kino seit "Wer hat Angst vor Virginia Wolf?" nicht mehr.
Es scheint, als demonstrierten Winslet und DiCaprio dabei fast stolz, wo sie 10 Jahre nach dem erfolreichsten Film aller Zeiten nun stehen, als etablierte Ikonen eines modernen Erzählkinos, die sich erfolgreich der Typbesetzung ihrer Typrollen schlechthin erwehren. Ihr beklemmendes physisches Schauspiel wird nicht zuletzt durch Roger Deakins' intime Nah-Photographie zum Ereignis: Mit ihnen hat das ameri- kanische Melodram die Würde der großen Geste zurückerlangt. In Sam Mendes' bislang stillstem Film, der manchmal auch ganz laut - und ganz groß sein muss.