August 03, 2010

Zuletzt gesehen: SHUTTER ISLAND

Üppiges Ausstellkino voller "Guck mal hier und guck mal da"-Momente, das sich neben genretypischen Trash-Einlagen und sogar milden Naziploitation-Elementen beinahe pausenlos durch die Filmgeschichte manövriert und beherzt zum großen Erkennungsraten einlädt (Extrapunkte für die obligatorischen Powell/Pressburger-Referenzen). An der Geschichte des bewusst irreführend als Psychothriller vermarkteten Films hat Martin Scorsese offenbar keinerlei Interesse, fast hämisch führt er sie vor und fügt ihr nach und nach konfuse und völlig irrelevante Details bei, ehe sich das Gedankenkonstrukt auch als solches zu erkennen gibt – inklusive eines Schlusstwists, der keiner ist, sondern bereits von der ersten Szene an entsprechend vorbereitet wird (wunderbarer Kommentar zur lausigen Blendwerkdramaturgie der vielen Twistorama-Stinker in den letzten Jahren!), bis dann doch noch eine zweideutige Wendung nach der Wendung folgt und sich der Film somit durchaus raffiniert als absolut gradlinig erweist.

Als Fallen stellender Erzählfilm deshalb zwar konsequent unbrauchbar, als Scorsese-typisches Reminiszenz- sammelsurium und filmtheoretische Lehrstunde – besonders schön: der stets augenscheinlich sinnenstellte und vor bewussten Anschlussfehlern strotzende Schnitt – hingegen recht amüsant und unterhaltsam. Trotz bestaunenswerter Momente insgesamt aber ein Ulk, der keine zweieinhalb Stunden Sitzfleisch rechtfertigt. Dass Scorsese wohl der größte und kompetenteste Filmkenner unter Hollywoods Regisseuren ist, weiß man auch beim Blick ins Bonusmaterial einer x-beliebigen Criterion-DVD, da braucht es keinen "Shutter Island". Sehenswert und wesentlich klüger als so vieles, das sich gern clever gibt, ist das allerdings dennoch allemal.


70%


Habe im Übrigen die vage Vermutung, hiermit im Wesentlichen bereits einen besseren "Inception" gesehen zu haben.