Seit ich als Kind Stephen Kings "Carrie" las, habe ich mich immer wieder an Brian De Palmas Kinoadaption des Stoffes gewandt, in der Hoffnung, der Film würde mich ähnlich fesseln und verstören wie Kings kluger Debütroman über die entfesselten Kräfte eines jungen repressiven Mädchens. Doch ich werde einfach nicht warm mit De Palmas Manierismen, die kaum etwas vom behutsam erarbeiteten, subtilen und sorgfältigen Psychohorror der Vorlage auf die Leinwand übertragen können. Der Film findet zu keinem homogenen Tonfall, an deplatziert komische reiht er wenig wirkungsvoll erschreckende Momente. Die starken Figuren des Buches sind im Film gut bis sehr gut besetzt, aber es fehlt De Palma an charakterlichem Fokus (vielleicht, weil er mehr damit beschäftigt ist die Kamera scharf zu stellen). Der visuelle Einfallsreichtum ist sicherlich beachtlich, und die üblichen handwerklichen Kniffe des Regisseurs sind bemüht, das in der Vorlage geradezu apokalyptische, quasi unverfilmbare Finale in zermürbende Bilder zu übersetzen. Dennoch bleibt "Carrie", zumindest für mich, nur eine schale Interpretation des psychologisch feinfühligen, brillant die Ängste junger Heranwachsender thematisierenden Romans. Und es hätte bei der Umsetzung eines derart femininen und theoretisch eine Fülle an Gender-Diskursen anstoßenden Stoffes doch einen Regisseur gebraucht, der – ohne mir den langen Kritikerbart vom vermeintlich misogynen De Palma anheften zu wollen – etwas mehr von Frauen versteht, als nur Duschszenen in Slow-Motion zu filmen.
50%
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