Brian De Palma adaptiert Michelangelo Antonionis Frage nach einer objektiven Realität, indem er den zufälligen Zeugen eines Unfalls, John Travolta als Tontechniker schäbiger B-Filme, den tückischen Mordfall eines Gouverneurs rekonstruieren lässt - ganz auf die Mittel seines Handwerks angewiesen. Travoltas Figur ist folglich bemüht, die Wahrnehmung mithilfe zusammengesetzter Bilder und getrennter Tonspuren nachträglich so zu entzerren, dass der eigene Blick und die tatsächlichen Geschehnisse sich decken mögen. Die filmische Suche nach der Wahrheit gerinnt allmählich zur filmischen Wahrheit, die sich bei De Palma – man denke an sein berühmtestes Zitat ("The camera lies all the time; lies 24 times/second") – eigentlich nur als Lüge erweisen kann. Nicht so hier. Gegen die Versuche einer Vertuschungspolitik der Machtträger gelingt es Travolta, die Mordbeweise auf Film zu bannen. "Blow Out" beharrt dabei zeitweise etwas zu sehr auf die detaillierten Elemente eines kriminalistischen Psychothrillers, statt sich ganz seiner filmreflexiven Qualitäten zu ergeben – jedoch nur bis zum bitteren Schluss, der Travolta zwingt, die gefundene (aber mittlerweile nutzlose) Wahrheit auf eine pervertierte Art ins Banale zu verfremden. Film bleibt also doch nur wieder Lüge für De Palma, und selten hat er es so packend und clever zu vermitteln gewusst. Großartig.
80%
80%