Elegant inszenierter Schmuddel-Thriller mit Strapsengarantie, der sich mit deutlichen Giallo-Bezügen im Wesentlichen als Hommage an Hitchcocks "Psycho" lesen lässt. Angie Dickinson ist vorzüglich als Janet Leigh, und Michael Caine gibt einen amüsanten Norman Bates. An die virtuose erste halbe Stunde kann Brian De Palma später nicht mehr anknüpfen, dafür verspricht er einige besonders ordinäre Höhepunkte, die im Kontext seiner nicht unähnlichen Folgearbeiten "Blow Out" und "Body Double" jedoch in gewisser Hinsicht sinnstiftend wirken (exemplarisch dafür die in allen drei Filmen durchexerzierten Duschszenen). Allerdings bleibt mir De Palmas Verständnis von Sex – in keinem Film so deutlich wie diesem – ein einziges Rätsel. Obwohl es um nahezu nichts anderes geht, hat dieser Film nicht den Hauch von Erotik. Sex ist hier stets auf irgendeine Art negativ konnotiert: Er ist Bedrohung, Waffe, Lockmittel, Ehebruch, Anleitung zum Mord. Er ist divant und irgendwie verächtlich, Spaß an Sex hat in De Palmas Filmen zumindest niemand, am Ehesten noch sorgt er für Geschlechtskrankheiten (ist hier tatsächlich der Fall). Wenig verwunderlich demnach, dass der Regisseur seine damalige Frau Nancy Allen gleich zwei Mal in Folge als Nutte besetzt hat. Als thematisches Konzept mag das in "Dressed to Kill" sogar seinen Sinn haben, das Bild vom verwerflichen Sex, aber De Palmas Filme erscheinen mir leider alle irgendwie so verstellt vulgär. Warum nicht mal sorgenfrei vögeln?
60%
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