August 15, 2010

Zuletzt gesehen: OBSESSION (1976)

Herausragend photographierte Schmalspurversion von "Vertigo", bei der Regisseur Brian De Palma und Autor Paul Schrader ein Liebes- zum Familienmelodram umdichten. Der erstaunlich gefühlvolle Tonfall weicht immer mehr banalen Thrillereffekten, während der Film in hemmungsloser Erklärungswut alles (Offensichtliche) verbalisiert, das sich bei Hitchcock noch im Sub- und Metatext verbarg. Ein Ende wie aus dem Groschenheft bildet dann den adäquaten Abschluss dieser formal ausgeklügelten und im Vergleich zum Vorbild doch kläglich unterambitionierten Imitation auf gedanklichem Seifenopernniveau. Die Auflösung verweist die teils sinnliche und poetische Atmosphäre der ersten zwei Drittel in moralisch banale Konventionsmuster von Rache und Betrug und raubt dem Film damit auch jede mythische Qualität. Letztlich weniger Hommage, denn unfreiwillige Persiflage mit einer bedauernswert beschränkten Auffassung von Hitchcocks Meisterschaft.

Nach "Vertigo" fühle ich mich unendlich bereichert. Nach "Obsession" nur beraubt.


30%