Dezember 10, 2006

Das war's: Rückblick 2006 - Die Top 10

Das Kinojahr begann schleppend, sehr schleppend. 2005 konnte man sich vor Highlights kaum retten, da traf "Charlie und die Schokoladenfabrik" auf "Corpse Bride", "Star Wars: Episode III" auf "Krieg der Welten", "The Descent" auf "Land of the Dead", "History of Violence" auf "Sin City", "Million Dollar Baby" auf "Wenn Träume fliegen lernen" - diese und viele mehr gehörten zu einer Liste voller grandioser Filme. Hinten raus konnte jedoch auch in 2006 gepunktet werden, und rückwirkend entpuppte sich doch manch unscheinbarer Film als Highlight.

10. James Bond – Casino Royale

Erstaunlich gelungener, boden- ständiger Einstieg für Daniel Craig, der Bond als sensiblen, unsicheren Agenten interpretiert und ihm somit eine zuvor kaum da gewesene Vielschichtigkeit verleiht. Mit Le Chiffre und Vesper Lynd treffen zudem der beste Bösewicht und das überzeugendste Bondgirl seit langem aufeinander.

09. Volver

Schrille und wunderbar exzentrische Liebeserklärung an Spanien, die großartige Musik und viele Bezüge zu Visconti oder Rossellini machen diesen Ensemble-Film zur Sternstunde des Kinos - und für mich auch zum besten Film von Pedro Almodóvar.

08. Borat

Hier denunziert sich all das, was auch denunziert gehört: Sasha Baron Cohen in der bissigsten Komödie des Jahres, voller Polemik und unbedingt notwendig – da mag manch einer im Kinosessel gar verstummen. So gehört sich das!

07. Thank you for Smoking

Konsequent freche Satire über den US-amerikanischen Lobbyismus, brillant gespielt und sensationell inszeniert zieht sich dieser Film – im Gegensatz zu vielen anderen – selbst bis zum bitteren Ende nicht aus der Affäre.

06. The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen

Eines der wenigen gelungenen Remakes, mit rigoroser Kompro- misslosigkeit und mit scharfer Ironie knüpft Alex Aja an die subversive Essenz der Vorlage an – in einem übersättigten Amerika voller Freaks und Mutanten, die die Kernfamilie zersetzen, da scheinen Dis- kussionen zwischen Demokraten und Republikanern keine Wirkung mehr zu haben.

05. V wie Vendetta

Atmosphärisch dichte, eindrucksvoll gespielte Paraphrase von Terrorismus und Totalitarismus, die durch selbstreflexive Figuren ungeahnte Ambivalenzen erfährt und sie schließlich in naiv formulierte, aber berechtigte Lösungsvorschläge überführt.

04. Als das Meer verschwand

Der große Geheimtipp des Jahres, ein zutiefst menschlicher, unbefangen ins- zenierter Film, der die Intimität der Inszenierung einmal nicht für Zynismus missbraucht. Großes Lob an Capelight, die ihn mit etwas Verspätung in die deutschen Kinos brachten.

03. München

Durchaus ist der Film kontrovers, er versucht auf eine hochkomplexe Sachlage naive, vereinfachte Antworten zu geben, er hat sicherlich auch die typischen Spielberg-Schwächen, und doch wird hier eine humanistische Hoffnung gepredigt, nach der man sich im Kino manchmal sehnt: Simple Fantasie ist in diesem Fall der Schlüssel zur Ausei- nandersetzung mit einem so weit entfernten, in der persönlichen Wahrnehmung abstrakten Thema.

02. Children of Men

Der beste Sci-Fi-Film seit Jahrzehnten, hier wird mit inszenatorischer Finesse eine durch und durch beängstigende Allegorie als düster-brutale Dystopie verarbeitet, ohne banale Hoffnungsschimmer, ohne eine Distanz zu dieser Welt, die nicht erklärt, sondern belebt wird. Grandios!

01. Brokeback Mountain

Das ist nicht nur der beste Film des Jahres, sondern eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte. Ang Lee kreiert mit seinem so dichten und gleichzeitig respektvoll distanzierten Regiestil eine neue Form des Kinos, diese Geschichte ist nicht nur die Schilderung einer unmöglichen Liebe, sondern das meisterliche Portrait eines Kulturkreises, einer in jeder Hinsicht neuartigen, intensiven Betrachtung über das Wesen des Mensches. Gleichzeitig revolutioniert und entkleidet er das Westerngenre, und zeichnet ein in ungeahnten Feinheiten festgehaltenes Bild einer schwulen Liebe, bei der die innere Enge, der Kampf gegen seine eigene Natur, im Konflikt mit den endlos weiten Landschaften steht: Hier werden künstlerische Mittel zu einem filmischen Unikat vereint, das seinesgleichen sucht - ein Film, dessen Wert beinahe unschätzbar ist.


Weitere tolle Filme dieses Jahres:

"Babel", "Walk the Line", "Syriana", "Alien Autopsy - Das All zu Gast bei Freunden", "Die Rotkäppchen-Verschwörung", "Jackass Nummer Zwei", "Mission Impossible III", "Breakfast on Pluto", "Wolf Creek" und "Die Erde von oben"