Mit der Besprechung dieses wundervollen Films verabschiede ich mich in die Festtage und wünsche allen Lesern fröhliche Weihnachten!
Eine Welt der drei Welten, die sich aus gutem Grund kaum tangieren – Halloween-Town, Christmas-Town und natürlich die Abbildung des Realen sind kontrastiert entworfene Schauplätze in Henry Selicks komödiantischem Grusical, dessen Ideen und Figuren nicht nur dem kreativen Geist Tim Burtons entsprungen sind, sondern deren Umsetzung als dreijähriger Arbeitsprozess sich auszahlte: "Nightmare Before Christmas", der erste Langspielfilm in Stop-Motion, ist ein technisch herausragend kreierter, mit skurrilem Witz überladener Gegenentwurf zu klassischen Weihnachts- geschichten wie dem Grinch und verzaubert durch schrullige, detaillierte Zweckentfremdungen von Raum und Gegenständen als durch und durch typischer Burton-Film.
Die visuelle Erscheinung des mit 24 jeweils individuellen, um wenige Millimeter veränderten Bildern pro Sekunde animierten Films verblüfft nicht nur durch den unvorstellbaren Aufwand, der für die Entstehung zahlreicher aberwitziger Figuren und Bauten nötig war, sondern durch die allgegenwärtig spürbare Liebe zum Detail, der immensen Überzeugungskraft, diese Welt zum Leben erwecken zu können. Da tummeln sich untote Skelette neben kleinwüchsigen Mad Scientists (nach "Frankenweenie" und "Edward Scissorhands" abermals Indiz für die Begeisterung gegenüber dem Frankenstein-Stoff), treffen zusammengenähte Schönheiten auf sprechende Wölfe und treiben drei Knirpse, die wohl ein Halloween-Fest zu viel feierten, allerlei Schabernack. Diese morbide Welt voller Tod und Verwesung ist bezeichnenderweise um einiges lebendiger, farbenfroher und verspielter gestaltet als die gradlinige, leer erscheinende „Wirklichkeit“ geschenkgieriger Kinder und steifer Erwachsener, die der Film zudem niemals als ganze Figuren zeigt, sondern sie quasi ausblendet. Burtons Sympathien gehören ohne Zweifel dem sympathischen Gruselstädtchen.
Die Geschichte vom Kürbiskönig Jack, der die alljährliche Halloween-Vorbereitung gegen die begeisterte Planung des Weihnachtsfestes eintauscht, nachdem er zufällig im nahe gelegenen Christmas-Town vorbeischnuppern durfte und entzückt wurde durch die leuchtenden Ketten, Kugeln und Tannenbäume, den funkelnden Schmuck und meterhohen Schnee („What’s this? What’s this?“), die ist übersichtlich und ordnet sich allmählich dem Ideenreichtum unter. Dafür garantiert allein die musikalische Gestaltung, selten zuvor wurden Songs und Themen im Genre so sehr in einen Zusammenhang gebracht, standen so stark im Zeichen klassischer Disneyarbeiten, wo Bewegungen musikalisch betont wurden, wie im Falle von "Nightmare Before Christmas". Danny Elfman komponierte und schrieb den vollständigen Soundtrack, seine wilden Musicalnummern integrieren sich übergangslos in den Erzählfluss der Handlung, präsentieren gleich zu Beginn auf clevere wie gelungene Weise Settings und Figurenspektrum, und tragen bedeutend zur mal ausgelassenen, mal dramatischen Atmosphäre des Films bei. Zudem erweist sich Burtons Stammkomponist als hervorragender Vokalist, übernimmt er doch die Gesangsstimme des holprigen Jack.
D as große Augenmerk liegt auf dem künstlerischen Stil, wie bereits in seinem Kurzfilm "Vincent", der mit ähnlicher Technik inszeniert wurde, unterstreicht Burton sein Faible für Ecken und Kanten, Schatten und Lichtkontraste des expressionistischen Films, durchgehend weisen die von verschiedenen Kunstepochen beeinflussten Ausstattungsmerkmale auf die Vorliebe zum Verschrobenen hin. Während die Computertechnologie mittlerweile in der Lage war, ganze Tiere digital zu erzeugen, wählt "Nightmare Before Christmas" für seine rasante Photographie das Motion-Control-Verfahren, bei dem computergesteuerte Kameras die starren Einstellungen vergangener Stop-Motion-Filme ablösen, und vereinbart so traditionelle Animation mit modernen Tricks, musste gegenüber Steven Spielbergs gigantischen Dinosauriern bei der Oscarverleihung allerdings den kürzeren ziehen. Denn von ganz besonderer Spezialität und Eleganz sind die feinen Puppen, die sich auf dürren langen Beinen bewegen und kugelrunde Köpfe besitzen, mit ihrer filigranen Beweglichkeit markieren sie genau das Zerbrechliche und Sensible, das die dunklen, morbiden Fantasien in ihrer letztendlichen Liebenswürdigkeit auszeichnet, während die Welt dieser Charaktere und Anthropomorphismen grenzenlos in ihrer Vielfalt scheint.
80%
Eine Welt der drei Welten, die sich aus gutem Grund kaum tangieren – Halloween-Town, Christmas-Town und natürlich die Abbildung des Realen sind kontrastiert entworfene Schauplätze in Henry Selicks komödiantischem Grusical, dessen Ideen und Figuren nicht nur dem kreativen Geist Tim Burtons entsprungen sind, sondern deren Umsetzung als dreijähriger Arbeitsprozess sich auszahlte: "Nightmare Before Christmas", der erste Langspielfilm in Stop-Motion, ist ein technisch herausragend kreierter, mit skurrilem Witz überladener Gegenentwurf zu klassischen Weihnachts- geschichten wie dem Grinch und verzaubert durch schrullige, detaillierte Zweckentfremdungen von Raum und Gegenständen als durch und durch typischer Burton-Film.
Die visuelle Erscheinung des mit 24 jeweils individuellen, um wenige Millimeter veränderten Bildern pro Sekunde animierten Films verblüfft nicht nur durch den unvorstellbaren Aufwand, der für die Entstehung zahlreicher aberwitziger Figuren und Bauten nötig war, sondern durch die allgegenwärtig spürbare Liebe zum Detail, der immensen Überzeugungskraft, diese Welt zum Leben erwecken zu können. Da tummeln sich untote Skelette neben kleinwüchsigen Mad Scientists (nach "Frankenweenie" und "Edward Scissorhands" abermals Indiz für die Begeisterung gegenüber dem Frankenstein-Stoff), treffen zusammengenähte Schönheiten auf sprechende Wölfe und treiben drei Knirpse, die wohl ein Halloween-Fest zu viel feierten, allerlei Schabernack. Diese morbide Welt voller Tod und Verwesung ist bezeichnenderweise um einiges lebendiger, farbenfroher und verspielter gestaltet als die gradlinige, leer erscheinende „Wirklichkeit“ geschenkgieriger Kinder und steifer Erwachsener, die der Film zudem niemals als ganze Figuren zeigt, sondern sie quasi ausblendet. Burtons Sympathien gehören ohne Zweifel dem sympathischen Gruselstädtchen.
Die Geschichte vom Kürbiskönig Jack, der die alljährliche Halloween-Vorbereitung gegen die begeisterte Planung des Weihnachtsfestes eintauscht, nachdem er zufällig im nahe gelegenen Christmas-Town vorbeischnuppern durfte und entzückt wurde durch die leuchtenden Ketten, Kugeln und Tannenbäume, den funkelnden Schmuck und meterhohen Schnee („What’s this? What’s this?“), die ist übersichtlich und ordnet sich allmählich dem Ideenreichtum unter. Dafür garantiert allein die musikalische Gestaltung, selten zuvor wurden Songs und Themen im Genre so sehr in einen Zusammenhang gebracht, standen so stark im Zeichen klassischer Disneyarbeiten, wo Bewegungen musikalisch betont wurden, wie im Falle von "Nightmare Before Christmas". Danny Elfman komponierte und schrieb den vollständigen Soundtrack, seine wilden Musicalnummern integrieren sich übergangslos in den Erzählfluss der Handlung, präsentieren gleich zu Beginn auf clevere wie gelungene Weise Settings und Figurenspektrum, und tragen bedeutend zur mal ausgelassenen, mal dramatischen Atmosphäre des Films bei. Zudem erweist sich Burtons Stammkomponist als hervorragender Vokalist, übernimmt er doch die Gesangsstimme des holprigen Jack.
80%