Nicht unbedingt alle Jahre wieder, sondern vielmehr jede Woche aufs Neue, da bescheren dem Zuschauer Remakes und Neudichtungen so manch unbehagliches Déjà- vu-Erlebnis, und ganz nebenbei Studios wie Produzenten eine goldene Nase, wenn nicht mindestens jedoch einen reich gefüllten Sack Geschenke. Zum heiligen Feste drückt man ja gern ein Auge zu (das ist hier übrigens wörtlich zu nehmen!), denn wenn all die bunten Lichterketten, süßlichen Gesänge und friedlichen Liebesbekundungen so maßlos blutig konterkariert werden wie in der jüngsten Neuauflage aus dem postmodernen Hause wahlloser Retro-Slasher, "Black Christmas" von Bob Clark ("Children Shouldn't Play with Dead Things"), dann kann das zwar primitiv, albern und zugegeben auch sehr hölzern, aber eben doch auch schwer unterhaltsam sein. Um deshalb gleich Vorsorge zu treffen: Auf der großen Leinwand wurde in letzter Zeit schon weitaus weniger amüsant vor sich hin gemetzelt, Grund genug also, ruhig einen Blick auf diese besonders unangenehme Weihnachts- geschichte zu riskieren.
Seinen Anfang nahm jene 1974, der kanadische Thriller – hierzulande auf Video unter dem Titel "Jessy – Die Treppe in den Tod" verwurstet – erzählte in betulichen, aber effektvollen Einstellungen eine ausgedehnte urban legend, bei der ein unbekannter Anrufer die Mädchen eines studentischen Verbindungsheims terrorisierte, um sich schließlich als Meuchelmörder vom Dachboden des eigenen Hauses zu entpuppen. Das war mit leisen Spannungsmomenten inszeniert, in sich weitestgehend schlüssig, und prägte mit seiner verspielten Photographie die visuelle Darstellung vom großen „Schwarzen Mann“, was ihm viele, darunter vor allem John Carpenters Teenagerallegorie "Halloween", nach- machen sollten. Clarks verfrühte Annäherung an den Schlitzerfilm wurde dennoch wenig beachtet, erzielte schleppend nur Gewinne für die Produzenten und erschien im Diskurs um die Ursprünge des Stalk’n’Slasher-Genres bis vor einigen Jahren bestenfalls als Fußnote, auch wenn sich der Film selbst zweifellos sowohl bei Alfred Hitchcocks "Psycho" als auch Michael Powells "Peeping Tom" bediente.
Dem ehemaligen "Akte X"-Gespann Glen Morgan und James Wong, die auch hinter der populären, zum Inbegriff verkommerzialisierten Teenhorrors avancierten "Final Destination"-Serie stecken, kommt der Stoff nur zu recht – so was kann man billig, blutig und vor allem schnell herunterkurbeln, es wird ordentlich Kies machen, und nebenbei verkürzt er das Warten auf den vierten Ausflug in die Welt umtriebiger Jugendlicher, die den Plan des Sensenmannes zu durchkreuzen versuchen, der wohl früher oder später zu befürchten sein dürfte. Mit dezentem Grusel, wie ihn das Original entwickelte, will man sich offenbar gar nicht unnötig aufhalten, ohne erkennbare narrative Struktur wird das Gorefest eröffnet, schließlich hat man alles, was man dafür braucht: Junge, knapp bekleidete Mädchen, die man zumindest fleißig begaffen, wenn schon nicht voneinander unterschieden kann, ein großes verwinkeltes Haus, sowie ein debiles, aber nicht gerade gut aufgelegtes Killerpärchen, das – wie sich herausstellen wird – gleich über mehrere Ecken Verwandtschaft pflegt. So ist der aus einer Irrenanstalt entwichene, gelb bemalte (weil mit Leberschaden versehene) Urbewohner des Hauses nicht nur Bruder der inzwischen fleißig Studentinnen vor sich hin mordenden Agnes, sondern auch deren Vater (Bezüge zu Tobe Hoopers "The Texas Chainsaw Massacre" und vielmehr noch Wes Cravens "The People Under The Stairs" sind natürlich rein zufälliger Natur).
Das gipfelt dann in einer rührend familiären Reunion auf dem heimischen Speicher, wo herausgerissene Augen (wenn sie denn nicht vorher verspeist wurden) als Kugeln und ein abgetrennter Kopf als Spitze den funkelnden Weih- nachtsbaum zieren. Der munter zusammengeschusterte Hintergrund all des geschmacklosen, aber herrlich direkt verfassten Treibens hat mit der Vorlage natürlich nicht mehr das Geringste am Hut, aber es sorgt, insbesondere in den Rückblenden, die die makabere Geschichte des alten Hauses beleuchten, für haufenweise unfreiwilligen Humor und absurd überzeichnete Brüche mit traditionellen Weihnachtsmotiven. Nicht immer mag Glen Morgan das so beabsichtigt haben, seine konfuse, lediglich durch herbe graphische Splatter-Ausbrüche pointierte Slasherware ist nie so schaurig, nie so subtil und auch nie so beklemmend wie das Original, aber als derber Einschlag zur stillen, heiligen Adventszeit empfiehlt sich "Black Christmas" dann doch irgendwie, zumindest wenn es denn mal etwas blöder zugehen darf. Abgemacht.
Seinen Anfang nahm jene 1974, der kanadische Thriller – hierzulande auf Video unter dem Titel "Jessy – Die Treppe in den Tod" verwurstet – erzählte in betulichen, aber effektvollen Einstellungen eine ausgedehnte urban legend, bei der ein unbekannter Anrufer die Mädchen eines studentischen Verbindungsheims terrorisierte, um sich schließlich als Meuchelmörder vom Dachboden des eigenen Hauses zu entpuppen. Das war mit leisen Spannungsmomenten inszeniert, in sich weitestgehend schlüssig, und prägte mit seiner verspielten Photographie die visuelle Darstellung vom großen „Schwarzen Mann“, was ihm viele, darunter vor allem John Carpenters Teenagerallegorie "Halloween", nach- machen sollten. Clarks verfrühte Annäherung an den Schlitzerfilm wurde dennoch wenig beachtet, erzielte schleppend nur Gewinne für die Produzenten und erschien im Diskurs um die Ursprünge des Stalk’n’Slasher-Genres bis vor einigen Jahren bestenfalls als Fußnote, auch wenn sich der Film selbst zweifellos sowohl bei Alfred Hitchcocks "Psycho" als auch Michael Powells "Peeping Tom" bediente.
Dem ehemaligen "Akte X"-Gespann Glen Morgan und James Wong, die auch hinter der populären, zum Inbegriff verkommerzialisierten Teenhorrors avancierten "Final Destination"-Serie stecken, kommt der Stoff nur zu recht – so was kann man billig, blutig und vor allem schnell herunterkurbeln, es wird ordentlich Kies machen, und nebenbei verkürzt er das Warten auf den vierten Ausflug in die Welt umtriebiger Jugendlicher, die den Plan des Sensenmannes zu durchkreuzen versuchen, der wohl früher oder später zu befürchten sein dürfte. Mit dezentem Grusel, wie ihn das Original entwickelte, will man sich offenbar gar nicht unnötig aufhalten, ohne erkennbare narrative Struktur wird das Gorefest eröffnet, schließlich hat man alles, was man dafür braucht: Junge, knapp bekleidete Mädchen, die man zumindest fleißig begaffen, wenn schon nicht voneinander unterschieden kann, ein großes verwinkeltes Haus, sowie ein debiles, aber nicht gerade gut aufgelegtes Killerpärchen, das – wie sich herausstellen wird – gleich über mehrere Ecken Verwandtschaft pflegt. So ist der aus einer Irrenanstalt entwichene, gelb bemalte (weil mit Leberschaden versehene) Urbewohner des Hauses nicht nur Bruder der inzwischen fleißig Studentinnen vor sich hin mordenden Agnes, sondern auch deren Vater (Bezüge zu Tobe Hoopers "The Texas Chainsaw Massacre" und vielmehr noch Wes Cravens "The People Under The Stairs" sind natürlich rein zufälliger Natur).
Das gipfelt dann in einer rührend familiären Reunion auf dem heimischen Speicher, wo herausgerissene Augen (wenn sie denn nicht vorher verspeist wurden) als Kugeln und ein abgetrennter Kopf als Spitze den funkelnden Weih- nachtsbaum zieren. Der munter zusammengeschusterte Hintergrund all des geschmacklosen, aber herrlich direkt verfassten Treibens hat mit der Vorlage natürlich nicht mehr das Geringste am Hut, aber es sorgt, insbesondere in den Rückblenden, die die makabere Geschichte des alten Hauses beleuchten, für haufenweise unfreiwilligen Humor und absurd überzeichnete Brüche mit traditionellen Weihnachtsmotiven. Nicht immer mag Glen Morgan das so beabsichtigt haben, seine konfuse, lediglich durch herbe graphische Splatter-Ausbrüche pointierte Slasherware ist nie so schaurig, nie so subtil und auch nie so beklemmend wie das Original, aber als derber Einschlag zur stillen, heiligen Adventszeit empfiehlt sich "Black Christmas" dann doch irgendwie, zumindest wenn es denn mal etwas blöder zugehen darf. Abgemacht.
55%