Wertung: 75%
Juli 31, 2006
Kino: DIE ERDE VON OBEN
Juli 26, 2006
Kino: MIAMI VICE
Die Filme des Regisseurs ähnlichen Sujets, „Heat“ (1995) und „Collateral“ (2004), sind meisterlich inszenierte, handwerklich auf äußerst hohem Niveau angesiedelte, vor allem aber episch kombinierte Abgesänge vom archaischen Bild des Mannes, erstaunlich tiefgründige Dekonstruktionen gängiger Genreklischees und eindrucksvolle, behutsame Studien über die Statisten einer dunklen Welt, wo Werteordnungen keine Bedeutung kennen und wo Liebe als ein hoffnungsvoller Rettungsanker aus den Tiefen der Nacht fungiert. Insbesondere in seinem letzten Werk gestaltete Mann eine Odyssee der Suggestionen, eine menschliche Ballade der Gewalt, die nie einem selbst zerstörerischen Selbstzweck unterworfen war, sondern eben jene Umkehr geläuterter Archetypen aus „Heat“ fortsetzte.
Das Kino-Remake „Miami Vice“ tauscht Don Johnson als James “Sonny” Crockett gegen Colin Farrell und Philip Michael Thomas als Ricardo „Rico“ Tubbs gegen Oscarpreisträger Jamie Foxx. Es distanziert sich auf der inhaltlichen Ebene wenig vom Original, setzt optisch jedoch den digitalen Videolook aus „Collateral“ fort. Geblieben ist allerdings die Banalität der Serie, die hier ein Feld erobert, das einer sinnlichen Fortsetzung der in den bisherigen Genrewerken Manns formulierten letal-vitalen Philosophie gehört hätte. Der Film ist letztlich in vielerlei Hinsicht das, was eben die anderen genannten glücklicherweise nicht waren: Eine von ernst gemeintem, unwidersprochen ästhetisierten Machogepose dominierte, latent misogyne Testosteronschau, die mit ihrer zwar nicht fragwürdigen, aber unnötigen Gewalt eine Wirkungskraft zu forcieren sucht, die in der Tradition der zu vorigen Mann-Filme vielmehr reflektierend entschlüsselt gehört hätte.
War die Figur der Frau in „Heat“ der Schlüssel zum Verständnis der männlichen Protagonisten, sorgte sie für Kraft und den Willen nach einem „normalen“ Leben der gebrochenen Reibeisen, so ist „Miami Vice“ reaktionäres Futter für all jene, die den bislang nicht immer gerechtfertigten Chauvinismus Michael Manns rügten. Frauen sind hier funktionsloses Beiwerk, die scheinheilig lediglich der Charakterisierung ihrer männlichen Kollegen dienen und nur der ärgerlich oberflächlichen Dramaturgie des Films wegen zum Einsatz kommen. Im starken Kontrast zu den früheren Figuren seiner Filme durchleben Farrell und Foxx jedoch nahezu keinerlei Entwicklung, sie verkörpern zu Beginn das abgeklärte Machoduo – und sie tun es eben auch am Ende, ganz in der Tradition der herkömmlichen, unbeweglichen Actiondogmatik der 80er Jahre.
Dabei ist „Miami Vice“ überraschend spannungsarm, die Geschichte ist ähnlich wie die uninteressante und bemühte Darstellung amerikanisch-kontinentaler Drogenverstrickung kaum der Rede wert, die Dialoge zwar gewohnt reduziert, aber erstmals merklich inhaltsleer. Colin Farrell hat zwar das gewisse Etwas für die Darstellung des ichbezogenen Cholerikers, ist aber sichtlich überfordert, den grimmig grübelnden Blick durchzuhalten, wohingegen Jamie Foxx eher an ein gesetztes Abziehbild der „Bad Boys“ erinnert, kurz und schmerzlos also als Fehlbesetzung bezeichnet werden kann. Besonders schmerzlich vermisst man angesichts des durchweg blassen Ensembles aber ein subtiles Stadtportrait, wie es Michael Mann so elegant in seinen anderen Werken zeichnete. Nicht zuletzt dadurch bleiben dem Film, trotz wohl situierten Musikeinsatzes, Gänsehautmomente verwehrt.
Wo der Regisseur dann allerdings auftrumpft, man zeitweise eben doch merkt, in welchem Film man eigentlich sitzt, knallt und donnert es im eindrucksvoll kadrierten Kugelgewitter. An die präzise choreographierten Shoot-Outs aus „Heat“ kann zwar nicht angeknüpft werden, über dem Niveau vergleichbarer Produktionen liegt der Streifen in diesen Szenen aber dennoch mit seinem hyperrealistischen, perfekt gemixten Ton, sowie ausgeklügelt arrangierten Einstellungen, intensiviert durch eine scheinbar entfesselte Kamera, die nichtsdestotrotz – zumindest in diesen Momenten - der Perfektion Manns untersteht.
Wertung: 4/10 - Kinostart: 24.08.2006
Juli 18, 2006
Kino: MONSTER HOUSE
Juli 16, 2006
Retro: THE FORTUNE COOKIE (1966)
„The Fortune Cookie“ spielt weniger in der Liga eines „Some like it Hot“, „One, Two, Three” oder „The Apartment”, und doch enthält er alle Elemente und Motive, die Wilders Filme so unverwechselbar erscheinen lassen. Es ist eine schön erzählte Geschichte, eine auf das Notwendige reduzierte, um genügend Raum für umso komplexere Entwicklungen zu schaffen. Abermals spielt Jack Lemmon („Mister Roberts“), hier erstmals an der Seite von Walter Matthau („The Sunshine Boys“), der zu einem Freund und langjährigen Kollegen werden sollte, den liebenswerten Verlierer zwischen Glück und Unglück, Ehrlichkeit und konstruierter Unwahrheit. Die enorme physische Präsenz, die unkontrollierte Bewegung des Ausnahmetalents sorgt erwartungsgemäß für zahlreiche Sequenzen wahnwitziger Situationskomik.
Juli 14, 2006
Kino: SEVERANCE
Juli 09, 2006
Retro: UNFAITHFULLY YOURS (1948)
Will somebody "get her" tonite?
Beim Zuschauer forciert Sturges in dem Moment, wenn sich das Gesehene als nicht reale Ansammlung existentialistischer männlicher Ängste entpuppt, ein gleichermaßen überraschendes wie erleichterndes Gefühl, denn so absurd es hier zugehen mag, das entspricht wohl kaum dem Sujet des Regisseurs, würde er sich nicht hinter den Illusionen einer Figur verbergen. Die jeweiligen Episoden sind dabei makaber, naiv und äußerst originell konstruiert, vor allem aber unheimlich treffsicher in ihrer Wirkung, inszeniert Sturges die beiden nachfolgenden Träume doch wiederum kurz und prägnant, nachdem das Schema bekannt ist.
85%
Juli 07, 2006
Kino: CARS
Mit ihrem neuen Film "Cars" verlassen die Pixar-Studios gewohntes Terrain und erzählen eine Geschichte, bei der Menschen selbst in sekundärer Erscheinung keine Rolle spielen - sie existieren einfach nicht. Stattdessen entführt uns John Lasseter, der erstmals nach "Toy Story 2" (1999) wieder die Regie übernahm, in eine Welt, die durch und durch aus Autos besteht und trotz des Mangels an jeglichem biologischen Leben offenbar von ihnen erschaffen wurde. Diese Herangehensweise eliminiert das Prinzip der Parallelwelt, das Zentrum vergangener Pixarwerke: Ob im Kinderzimmer das Spielzeug ein Eigenleben führt oder der Alltag von Ameisen und Fischen stets durch die Bedrohung Mensch geprägt ist, die Handlung umfasste eine eigene kleine Welt, angesiedelt in eben der wirklichen.
Tatsächlich will diese neue Idee nun auch nicht so wirklich zünden. Die bisherige Vermenschlichung der Tiere und Gegenstände (die aber menschen- bzw. tierähnlich sind) war und ist der Schlüsseleffekt der meisten Animationsfilme, dies gelingt in "Cars" jedoch nur ansatzweise, zu sehr fehlt der richtige Bezug und zu abstrakt ist die Idee letztlich. Mit dem Fehlen eines Makrouniversums gehen dem Film zudem die Chancen verloren, von der einen in die andere Welt einzuwirken, was insbesondere bei den "Toy Story"-Produktionen zu aberwitzigem Situationswitz führte, sowie die Gelegenheit bot, einen gewissen kritischen Subtext unterzubringen.
Abgesehen von diesem doch grundsätzlichen Problem des Films, der ihn leider auch zum bislang schwächsten des Studios macht, liefert Regisseur und Co-Autor Lasseter mit "Cars" Animationsunterhaltung ab, die qualitativ nichtsdestotrotz immer noch weit über dem steht, was die Konkurrenz um DreamWorks und Co. mitunter abliefern. Zwar hapert es hier und da erstaunlicherweise am Plot, der einfach allzu vorhersehbar ist, doch was Pixar hier künstlerisch im wahrsten Sinne des Wortes auffährt, stellt alles bislang Gesehene wohl oder übel in den Schatten. Landschaften von atemberaubender Genauigkeit, Autos und Straßen animiert mit unvergleichlicher Detailbesessenheit und Hintergründe, an denen man sich nur schwer Satt sehen kann – State-of-the-art in beinahe jeglicher Hinsicht.
Sowohl die Main- als auch die Sidekick-Charaktere sind liebevoll und ideenreich entwickelt, werden zudem großartig gesprochen von Owen Wilson, Bonnie Hunt und allen voran Paul Newman. Wie gewohnt sitzen die Pointen und feinen Nuancen, der Humor ist mal naiv und zurückhaltend, mal direkt und etwas brachial, aber stets ist der Film von einer wundervollen Liebenswürdigkeit durchzogen, die Groß und Klein gleichermaßen begeistern dürfte. Nicht deplaziert, sondern überaus angenehm fällt dabei eine gewisse Schwermütigkeit auf, die an Stelle einer zu deutlich formulierten Intention tritt.
Das siebente Spielfilmabenteuer aus dem Hause Pixar ist ein leider wenig schwungvoller, mit rund zwei Stunden Spielzeit insgesamt zu lang geratener Animationsspaß, der leider nicht so funktioniert, wie es wohl gedacht war. Trotz seiner vergleichsweise schwachen Geschichte überzeugt "Cars" aufgrund seiner Animation insgesamt dennoch als technisch ausgereiftes Glanzstück.
60%
Juli 06, 2006
Kino: PIRATES OF THE CARIBBEAN 2