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Mai 23, 2007

Kino: PIRATES OF THE CARIBBEAN 3

Seebären, Fischköpfe und Freibeuter auf der einen, tuntige Gauner, halbtote Kapitäne und ein inmitten lautstarken Kampfgetümmels geehelichtes Liebespaar auf der anderen Seite – nicht viel Neues von der Piratenfront, selbst wo die Produzenten nun gar das Ende der Welt aufsuchen müssen, um Captain Jack Sparrow und seine illustre Anhängerschaft aus den Vorgängern zum letzten Streich antreten zu lassen. Das Titel stiftende Ende ist übrigens in Singapur zu finden, dort gesellt sich Neuzuwachs Sao Feng zur Gemeinschaft des Ringes – Pardon, der magischen Münze – und hält den smarten Will Turner gefangen, der zwar nicht in Carbonit, dafür jedoch einer Wasserkiste gefangen auf die Errettung durch seine Freunde hofft. Was als Trilogie nie konzipiert war – und sich in der Fortsetzung deshalb als Fall für die Konstrukteure erwies – wird nun zu einem gleichermaßen wirren wie ermüdenden Abschluss geführt: "Pirates of the Caribbean: At World's End" versteht sich als episches Finale und ist doch nicht mehr als ein gedehntes, schrecklich geschwätziges und überlanges Multiplexprodukt, das an jeder nur erdenklichen Ermüdungserscheinung krankt.

Aber zurück zum Anfang. Gemessen am sonderbaren Umstand, dass Gore Verbinskis unter der Produktionsfittiche von Jerry Bruckheimer initiierter "Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl" auf einer Disneypark- attraktion basiert, hatte die frivole Art des Films durchaus ihren Reiz. Immerhin trafen dort nicht nur allerlei quirlige Figuren aufeinander, sondern wurden auch Genregrenzen soweit ignoriert, dass die verspielte Mischung aus Piraten-, Fantasy- und Abenteuerfilm ihre eigenen Regeln aufzustellen schien. Doch so interessant das ganze in konzeptioneller Hinsicht ausfiel, so sehr schwächelte es in seiner Dramaturgie – zahlreiche Wiederholungen und Dopplungen waren nötig, um die dünne und aufgeblähte Geschichte in einigermaßen logische Erzählmuster zu pressen. Der direkte Nachfolger "Dead Man's Chest", der finanziell schon jetzt als dritterfolgreichster Film aller Zeiten gilt, litt unter denselben Hängern – die Handlung drehte sich im Kreis, steuerte ziellos umher und ließ jede Stringenz vermissen.

Alle guten Dinge sind drei – gilt das eigentlich auch für die schlechten? Oder ist das der Fluch einer jeden back-to-back mit dem ersten Sequel gedrehten dritten Episode? "At World's End" unterbietet seinen Vorgänger nämlich gleich in vielerlei Hinsicht. Ein wahllos erzählter, völlig nichtiger, aufgeblasener und stinklangweiliger Schrott ist das. Da wird ohne jede Liebe fürs Detail, ohne jegliches Gespür für stimmungsvolles visuelles Erzählen, ja gar ohne erkennbaren Willen vor sich herinszeniert, dass es einen schaudert. Im Minutenrhythmus wechseln die Figuren ihre Seiten, ist mal der eine gut, mal der andere böse, kämpft mal dieser auf jener und jener auf dieser Seite, ohne dass auch nur für eine Sekunde klar würde, was dieser ganze Unfug eigentlich soll. Jack Sparrow ist nunmehr eine Marionette, die Johnny Depp einschläfernd und sichtlich desinteressiert für 20 Millionen US-Dollar in Bewegungen versetzt, während auch der Rest der Meute das tut, was man von ihnen kennt – nur eben nicht viel mehr. Keine Überraschungen, keine originellen Neuzugänge, keine Ideen. Selbst den im zweiten Film so großartig zwischen Slapstick und Klamauk auschangierten Humor, man denke an die Sequenzen auf der Insel, sucht man vergebens.

Sicher, auch dieser dritte Teil hat manch schickes Bild zu bieten, Dariusz Wolski darf gar surreales Terrain betreten und Rick Heinrichs Ausstattung macht selbst den ärgerlichsten Drehbuchleerlauf noch einigermaßen erträglich. Doch wo ist der versprochene visuelle Bombast? Bot "Dead Man's Chest" mit Davy Jones und der Besatzung der Flying Dutchmen neue Schauwerte (wenngleich hier nur die Bösewichte des Vorgängers variiert wurden), muss das Finale ohne monströse oder anderweitig reizvolle Neuzugänge auskommen. Bis es dann einige ansehnlich choreographierte Actionmomente zu bestaunen gibt, muss man rund zweieinhalb Stunden warten – bis dahin demonstriert Verbinski, dass er unfähig ist, seine Geschichte mit anderen Mitteln umzusetzen als beständig in Erklärungs- und Dialogwut zu verfallen. Hans Zimmer komponiert dafür hübsch oberflächliche Musikstückchen und fügt sich der aufge- dunsenen Koketterie dieses Films gewohnt bieder – das ist mitunter erstaunlich erträglich, nimmt allerdings zuweilen auch schmerzhafte Gestalt an, wenn beispielsweise mit grober Einfältig- und Fahrlässigkeit Morricone zitiert wird. Irgendwann dann taucht auch noch Keith Richards als Sparrow-Papa auf, dem man originellerweise eine Gitarre umgehängt hat. Und als wäre das alles nicht schon doof genug, löst der Film beinahe jeden seiner (vorher großspurig kreierten) Subplots in komplette Banalitäten auf. "Der Tod macht den Tag erst lebenswert", spricht Captain Barbossa. Ein guter Film ebenso.

30% - erschienen bei: Wicked-Vision.de

Juli 06, 2006

Kino: PIRATES OF THE CARIBBEAN 2

Die Fortsetzung des auf alle Altersgruppen zugeschnittenen, vom Hollywoodgiganten Jerry Bruckheimer produzierten und mit weltweit über 650 Mio. US-Dollar Einspiel naturgemäß unheimlich erfolgreichen Kinohits "Fluch der Karibik" ("Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl") aus dem Jahre 2003 knüpft inhaltlich nahtlos an diesen an, begeht allerdings auch viele ähnliche Fehler und ist letztlich sogar noch einmal deutlich schwächer als sein Vorgänger, getreu dem Motto „never change a winning team“ back-to-back mit einem dritten Teil für 2007 abgedreht.

Regisseur Gore Verbinski ("The Mexican", "The Ring") zauberte mit seinem überaus unterhaltsamen ersten Film der Trilogie eine wenig originelle, aber dennoch spaßige Adaption der bekannten Disneyparkattraktion, eine nette Wiederbelebung des Piraten- mit den Zutaten des Fantasyfilms, wo Säbel rasselnde Haudegen auf verfluchte Seezombies trafen und schöne Frauen in den armen ebenso schöner Männer landeten. "Fluch der Karibik" wurde dabei zweifellos von Johnny Depp ("Edward Scissorhands") getragen, dessen völlig skurrile Figur Jack, Pardon, Captain Jack Sparrow, ein tuntiger Pirat nämlich, für den essentiellen Humor sorgte und dem außergewöhnlich vielseitigen Depp nebenbei eine Oscarnominierung als bester Hauptdarsteller einbrachte. Doch krankte die Verfilmung dennoch an einer hanebüchenen Dramaturgie, sowie einer genau genommen völlig unspektakulären Geschichte, die sich dazu beständig im Kreis drehte: Gegen Mitte des Films waren alle Protagonisten bereits auf der Schatzinsel versammelt, das Geschehen löste sich jedoch arg konstruiert wieder auf, um nahezu unverändert eine weitere Filmstunde später erneut auf besagter Insel das Finale einzuläuten. Die Überlänge von knapp zweieinhalb Stunden war die unbestreitbare Schwäche von Verbinskis Film.

Und es ist auch die des Sequels. Dafür müssen abermals die beiden Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry Rossio ("Godzilla", "Shrek") verantwortlich gemacht werden, verstehen sie es doch erneut nicht, ihren Film straff zu erzählen, sondern fügen ein Ereignis an das nächste, unklar, wo das ganze denn nun beginnt und viel wichtiger, wo es überhaupt hin möchte. Die Autoren lassen die Parallelstränge mitunter völlig ungeordnet verlaufen, stets unentschlossen, wo denn das dramatische Potential der Geschichte nun liegen soll. Dabei geht es ähnlich wie im Vorgänger vom Schiff aufs Land, zurück aufs Schiff und wieder auf die Insel, dann muss dieser und jener Schlüssel entdeckt werden, um wiederum diese und jene Kreatur zu bezwingen - kurz: Ein zielloses hin- und her, aufgeblasen auf gefühlte dreieinhalb Stunden.

Die Fortsetzung hat darüber hinaus auch mit dem Problem zu kämpfen, dem Zuschauer wirklich neue Ideen zu präsentieren. Nicht nur ist der ungewöhnliche Mix und damit Aha-Effekt des Vorgängers nun bestens bekannt, die hier aufgefahrenen Bösewichte, Davy Jones und die ruhelosen Seemänner der „Flying Dutchman“, sind nichts anderes als eine Variation der Zombiepiraten um Captain Barbossa (Geoffrey Rush) aus dem ersten Film, dabei allerdings ohne den nötigen Biss und relativ lustlos ersonnen. Zudem ist Bill Nighy ("Shaun of the Dead") zwar ein göttlicher Schauspieler, seine Tintenfischfigur, so atemberaubend ihr optisches Erscheinen auch ist, besitzt allerdings ungleich weniger Profil als die von Rushs dargestelltem Barbarossa. Der Einsatz der beiden trotteligen Piraten, die abermals für den Dick und Doof-Humor sorgen (sollen), wirkt da vielmehr wie ein Festhalten an den eben besser ausgearbeiteten Charakteren des Vorgängers. Besonders störend ist außerdem der Subplot um Will Turner (Orlando Bloom) und dessen Vater Bootstrap Bill (der tolle Stellan Skarsgård), fehlt hier einfach die nötige emotionale Tiefe, die aufgrund der Andeutungen im zuvorigen Film vonnöten gewesen wäre, und behindert er letztlich als ein weiterer Faktor die flüssige Erzählung.

Ist "Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2", so der wenig konsequente deutsche Titel, mit detailgetreuen Sets und einer beachtlichen Ausstattung visuell weitgehend überzeugend geraten, so muss man dennoch Kritik an den Special Effects um ILM-Guru John Knoll üben, enttäuschen doch insbesondere die Szenen mit dem Riesenkraken erheblich und wirken letztlich nicht wirklich besser als beispielsweise jene in "Deep Rising" (1998). Animiert wurden auch die überwiegenden Mitglieder der „Flying Dutchman“, die jedoch ebenfalls nicht zu den gelungeneren CGI-Kreaturen der letzten Zeit gehören, hat der um die 60 Mio. Dollar günstigere Vorgänger somit auch diesbezüglich die Nase vorn. Unterlegt ist all jenes Actiongetümmel mit dem üblichen Hans Zimmer-Einheitsbrei, der das wenig Piratenfilm artige Klaus Badelt-Gedudel, das zudem lediglich eine Aufwärmung der Themen aus "The Rock" darstellte, des ersten Teils nahezu unerweitert fortsetzt.

Bei all dem Mangel an Dramaturgie und einer fehlenden Stringenz in der Regie lebt die Fortsetzung nichtsdestotrotz immer noch von der wunderbaren Cast, allen voran Johnny Depp, der erneut die wirklich witzigen Momente ausfüllt und hier mehr noch als zuvor auf Slapstickeinlagen setzt, die er absolut großartig beherrscht und dabei wie so oft an komödiantische Stummfilmvorbilder erinnert. Seine Soloauftritte, unter anderem als wild umherirrendes Opfer auf der Flucht vor hungrigen Inselkannibalen, gehören schlicht und ergreifend zu den besten One-Man-Nummern seit geraumer Zeit und isolieren dessen Darstellung qualitativ deutlich von seinen Kollegen. Denn Keira Knightley ("The Jacket") und Orlando Bloom ("The Lord of the Rings") sind mit weitaus weniger Talent gesegnet, absolvieren hier allerdings eine grundsolide Leistung, die im gesunden Verhältnis zu ihren vergleichsweise blassen Figuren steht. Die bereits erwähnten Neuzugänge Bill Nighy und Stellan Skarsgård runden das überdurchschnittliche Ensemble ab und werten den zweiten "Fluch der Karibik" somit zumindest ein klein wenig auf.

55% - erschienen bei Wicked-Vision.de