Juli 14, 2006

Kino: SEVERANCE

Betriebsausflüge sind ja ohnehin eine Sache für sich. Wenn die Reise mit den Kollegen aber in die tiefste osteuropäische Walachei führt, dann kann einem schon mal die Laune vergehen. Vor allem dann, wenn in den dichten Wäldern diverse sozialistische Kriegssöldner hausen, die die englische Meute bereits allzu gierig erwarten.

Der Film „Severance“ von Regisseur Christopher Smith („Creep“) wird als „Lachsalve in der Tradition von ‚Shaun of the Dead’“ beworben und eröffnet das Fantasy Filmfest 2006. Der Vergleich mit der ebenfalls britischen Horrorkomödie ist eigentlich schon das lustigste an dieser kleinen Produktion, alles andere ist nicht mehr als völlig banaler Unfug, ein rigoros unausgegorenes Werk, irgendwo zwischen „The Evil Dead“, „Southern Comfort“ und „Hostel“. Was wie ein Backwood-Slasher beginnt, wird schnell zur Blödelkomödie mit Rülps- und Pipi-Witzchen, entwickelt sich zwischenzeitlich auch mal zum Thriller, um schlussendlich noch die Kurve zum Folterkellerhorror zu kratzen. Vielleicht eine Parodie? Nur worauf? Zumindest ist „Severance“ ebenso wenig eine Splatter- oder Zombiekomödie, wie ein harter Horrorfilm, er ist einfach ziemlich dämlich.

Die erste Hälfte ist besonders spektakulär: Nachdem sie der energische Busfahrer mitten im Nirgendwo zurücklässt, macht es sich die Gruppe im Waldhäuschen gemütlich, jeder schaut hier und da mal in eine finstere Ecke, man erschrickt kurz – war ja doch nur eine kleine Spinne – und raucht dann weiter einige Tütchen, träumt vom Sex mit dem Arbeitskollegen oder wahlweise auch, wie man diesen mit Messerstichen malträtiert. Doch in der dunklen Tiefe da draußen lauert eine unsichtbare Bedrohung, die Spannung steigt, und die Initiative wird ergriffen: Nicht mit uns! Wir suchen jetzt nach Hilfe! Irgendwo wird der Chef ja im richtigen Waldhaus warten. Der zweite Akt muss also her. Doch leider meint es das Schicksal schlecht mit unseren Engländern, denn wilde Kriegsverbrecher haben den Wald in bester MacGyver-Manier mit allerlei Bärenfallen und Minen ausgestattet. Das Ende des Eisernen Vorhangs haben die Jungs wohl verschlafen, aber wir wollen mal nicht so sein, in Osteuropa gehen derlei Informationen schon einmal verloren.

Es ist doch reichlich seltsam, was die Macher sich bei diesem Film gedacht haben müssen. Von einigen gelegentlich eingestreuten makaberen Einfällen abgesehen, ist „Severance“ ziemlich humorlos, er ist zwar immer unrealistisch, möchte aber hier und da schon auch ein wenig ernst genommen werden. Angesichts der Fakten - hanebüchene Geschichte, lausige Regie, keinerlei atmosphärische Stimmung, verhalten eingesetzte und unterdurchschnittliche Make Up-Effekte – kann man zumindest festhalten, dass dies formal ein äußerst schwacher Genrebeitrag ist. Vielleicht hat Mr. Smith einfach nicht verstanden, dass auch die größte Zelluloidblödelei durchdacht sein muss, dass auch eine Horrorkomödie mehr brauch, als ein bisschen Blut und Gedöns, und dass all die fehlende Eigenständigkeit, die beim Rezitieren verloren geht, mit eigenen Ideen kompensiert gehört, um unterhaltsamen, anspruchslosen Ulk zu fabrizieren. Ein Rat bei Edgar Wright könnte hilfreich sein.

Wertung: 3/10