Auf und davon waren sie, in weiter Ferne im Sonnenuntergang verschwunden. Nur eine Silhouette erinnerte noch an die Abenteuer des kühnen Helden mit dem trockenen Humor und der Gerissenheit, dem Mann des Wortes und der Taten, der seinen Nazi- oder Teufelskultgegnern noch aus jeder Schatzgrube, jedem Tempel und jeder Katakombe elegant zu entkommen wusste. Halbtags Archäologieprofessor, sonst ein Jäger verlorener Schätze, die erst den Weg in seine Hände finden, ehe sie doch wieder dem Mythos übergeben und damit ungreifbar werden. Es begann mit einem Schatten, einer großen Ankündigung, und es endete nach drei erfolgreichen Filmen mit ebendiesem, nur ohne weiteres Versprechen, ohne ausstehendes Abenteuer. Die Geschichte hatte ihr Ende. Und der Sohn seinen Vater gefunden.
Nach 20 Jahren nun ist Harrison Ford zurück, noch einmal als Indiana Jones, noch einmal als der Mann mit der Peitsche. Vorangegangen ist die Zeit, die ein wenig graues Haar hier und ein paar mehr Altersfalten dort forderte, geblieben der Rest: Er ist noch immer so lakonisch und noch immer so gewitzt, steckt noch immer haufenweise Keile ein und löst auch immer noch die komplexesten Rätsel der Archäologie- und Menschheitsgeschichte im Nebenbei. "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" gibt seinem Publikum einen der erfolgreichsten und beliebtesten Kinohelden, eine der ikonischsten Figuren der 80er-Jahre zurück – in Würde gealtert und mit Stil in die Jahre gekommen. Es ist eine Rückkehr des Titelhelden, und es ist die erste konkrete Zusammenarbeit der Blockbuster-Giganten Steven Spielberg und George Lucas seit fast zwei Jahrzehnten. Ein Übermaß an Versprechen und Erwartung also: Und der Film hält dem Druck stand.
Spielberg kann es noch immer. Kein gegenwärtiger Mainstream-Regisseur inszeniert so geschlossen, so packend, so übersichtlich, keiner vereint ein komplexes visuelles Konzept so sehr mit einer schlüssigen Geschichte, einer soliden Dramaturgie und grandiosen Actionszenen, die geradezu perfekt den großen, schnellen, lauten Bombast in Einklang mit einem erzählerischen Ziel und ausgearbeiteten Figuren bringen. Der Mann timt noch immer fast punktgenau, und in seinen furiosesten Momenten kombiniert er Situationswitz, Spektakel und eine starke Erzählung zu einem harmonischen Ganzen. Trotz der sehr digitalen Inszenierung, der sichtlichen Bearbeitung jedes einzelnen Bildes: "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" ist der Film, den Spielberg schon lange einmal wieder machen wollte und musste, er ist eine sichere Spielwiese für das Handwerk seines Regisseurs, dem hier keine Ambition, kein höhergestelltes Vorhaben die Lust am technischen Abenteuer nehmen kann. Ja, Spielberg gelingt es im Großen und Ganzen tatsächlich, an die Neugierde, an die klare und unbeschwerte Inszenierungslust und den naiven Übermut seiner frühen Tage anzuknüpfen. Er hat es also noch einmal geschafft: In diesem vierten Film schwingt sie mit, die Peter-Pan-Magie seiner 80er-Jahre-Filme.
Dem neuen Indiana Jones gelingt es auch sonst ganz wunderbar an die bisherige Trilogie anzuknüpfen. Sein Tempo ist erstaunlich behäbig und der gesamte Stil eher gesetzt. Doch schon wenn der große Berg des klassischen Paramount-Logos zu einem kleinen Bodenhügel überleitet, also augenzwinkernd vom großen zum kleinen abstrahiert, ehe ein Auto voller junger Rebellen zu beschwingter Rockabilly-Musik darüber hinwegbraust, beweist der Film gleich zu Beginn, was er ist und was er nicht ist. Er ist das Wiederaufkochen eines fast übergroßen Kinomythos’, dem er kaum gerecht werden kann: Er verhält sich eben wie ein kleiner Hügel zum großen Berg, und gleichzeitig muss diese Analogie in Windeseile aus dem Weg geräumt werden. Diese erste Einstellung ist ein wunderbares Sinnbild für das Projekt und seinen Anspruch, und sie ist ferner der Einstand zu etwas, das insgesamt nicht mehr sein kann als ein postmodernes Zitat seiner selbst – und vielleicht auch gar nicht mehr sein will. Warum sonst die ständigen Bezüge zu den Vorgängern, die Bundeslade, die Schlangen und die Rückkehr von Karen Allen. Das alles macht großen Spaß, und das alles steht nie für sich, sondern bleibt ein Groß an Referenzen für kundige Fans.
Dennoch ist "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" mitunter auch ein souveränes Abenteuer mit einem eigenen Konzept, einer eigenen Geschichte und neuen Themen. Das 50er-Jahre-Setting erfordert eine andere Sichtweise, der mit Kostümen, Soundtrack und zeitgemäßen Bezügen entsprochen wird. Bereits die obligatorische, etwas gewöhnungsbedürftige Einleitung – die sich überraschen- derweise nicht unabhängig zum Rest des Films verhält, sondern sowohl den McGuffin-Schatz, als auch die Bösewichter einführt – spielt dementsprechend mit typischen politischen und gesellschaftlichen Bezügen, angefangen bei der Area 51 und Atomtests bis hin zum Kalten Krieg und den Kampf gegen die "rote Gefahr". Die russischen Feinde, angeführt von einer dominanten Schurkin (sehr amüsant: Cate Blanchett), bilden hier eine ähnlich comichafte Staffage wie die Nazis in den Vorgängern, der Gestus der Serie bleibt also weiterhin betont campy und einfältig, was nicht nur zu erwarten war, sondern auch die von Fans ersehnte Retro- und 80er-Jahre-Mentalität garantiert. Der Schatz, der die Handlung vordergründig zusammenhält und vorantreibt, entstammt dieses Mal jedoch keiner religiösen Quelle, sondern passt sich ebenfalls dem zeitlichen Kontext an. Der ist nun einmal geprägt von der Angst vorm Kommunismus, die im Kino einen Ausdruck in zahlreichen Science-Fiction-Filmen fand. Und fliegende Untertassen gehören bei Spielberg ja fast schon zum guten Ton.
Die größte Überraschung ist vielleicht wirklich Jungstar Shia LaBeouf, an dem der Regisseur bekanntlich einen Narren gefressen hat, nachdem er ihn schon in die DreamWorks- Produktionen "Disturbia" und "Transformers" lotste. Den eher anstrengenden Zappelphilipp als Sidekick von Harrison Ford zu besetzen hätte tatsächlich die größte Fehlentscheidung Spielbergs und Lucas’ sein können, nachdem man schon an der Zug- und Erfolgskraft des einstigen Kinohelden-Kollegen John McClane in "Die Hard 4.0" so seine Zweifel zu haben schien und Bruce Willis ein beim jüngeren Publikum anbiederndes Gegenüber verpasste. LaBeouf aber nimmt sich fast vollständig zurück, so als hätte es nur eines Regisseurs bedurft, der den jungen Mann in den Griff zu nehmen weiß (trotz einer sehr albernen Einführung der Figur, die "The Wild One" zitiert und wohl den nächsten Marlon Brando anzukündigen gedenkt). Jones bleibt der Star des Films, er wird nicht zum Rentner degradiert, sondern weist sein junges aufbrausendes Anhängsel mehr als einmal in die Schranken, ebenso wie er auch für den Großteil der Action und den nötigen Humor verantwortlich bleibt.
Und auch wenn man im Detail sicher Kritik üben muss, sich am übernatürlichen Element reiben mag, das Finale möglicherweise eine Spur zu behäbig geraten ist, und der ein oder andere Drehbuchhänger samt plattem Dialogwitz ganz bestimmt hätte vermieden werden können, ist das enorme Unterhaltungspotential dieses vierten Indy-Films nicht wegzureden. Es ist eine glamourös unglamouröse Rückkehr, der man all die Freude und Lust an sich selbst gönnt, der der Enthusiasmus ihres alten eingespielten Teams deutlich anzumerken ist, und der man den Erfolg gönnen darf. Indiana Jones hat und macht noch immer Spaß. Und das war und ist nicht allzu selbstverständlich.
Nach 20 Jahren nun ist Harrison Ford zurück, noch einmal als Indiana Jones, noch einmal als der Mann mit der Peitsche. Vorangegangen ist die Zeit, die ein wenig graues Haar hier und ein paar mehr Altersfalten dort forderte, geblieben der Rest: Er ist noch immer so lakonisch und noch immer so gewitzt, steckt noch immer haufenweise Keile ein und löst auch immer noch die komplexesten Rätsel der Archäologie- und Menschheitsgeschichte im Nebenbei. "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" gibt seinem Publikum einen der erfolgreichsten und beliebtesten Kinohelden, eine der ikonischsten Figuren der 80er-Jahre zurück – in Würde gealtert und mit Stil in die Jahre gekommen. Es ist eine Rückkehr des Titelhelden, und es ist die erste konkrete Zusammenarbeit der Blockbuster-Giganten Steven Spielberg und George Lucas seit fast zwei Jahrzehnten. Ein Übermaß an Versprechen und Erwartung also: Und der Film hält dem Druck stand.
Spielberg kann es noch immer. Kein gegenwärtiger Mainstream-Regisseur inszeniert so geschlossen, so packend, so übersichtlich, keiner vereint ein komplexes visuelles Konzept so sehr mit einer schlüssigen Geschichte, einer soliden Dramaturgie und grandiosen Actionszenen, die geradezu perfekt den großen, schnellen, lauten Bombast in Einklang mit einem erzählerischen Ziel und ausgearbeiteten Figuren bringen. Der Mann timt noch immer fast punktgenau, und in seinen furiosesten Momenten kombiniert er Situationswitz, Spektakel und eine starke Erzählung zu einem harmonischen Ganzen. Trotz der sehr digitalen Inszenierung, der sichtlichen Bearbeitung jedes einzelnen Bildes: "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" ist der Film, den Spielberg schon lange einmal wieder machen wollte und musste, er ist eine sichere Spielwiese für das Handwerk seines Regisseurs, dem hier keine Ambition, kein höhergestelltes Vorhaben die Lust am technischen Abenteuer nehmen kann. Ja, Spielberg gelingt es im Großen und Ganzen tatsächlich, an die Neugierde, an die klare und unbeschwerte Inszenierungslust und den naiven Übermut seiner frühen Tage anzuknüpfen. Er hat es also noch einmal geschafft: In diesem vierten Film schwingt sie mit, die Peter-Pan-Magie seiner 80er-Jahre-Filme.
Dem neuen Indiana Jones gelingt es auch sonst ganz wunderbar an die bisherige Trilogie anzuknüpfen. Sein Tempo ist erstaunlich behäbig und der gesamte Stil eher gesetzt. Doch schon wenn der große Berg des klassischen Paramount-Logos zu einem kleinen Bodenhügel überleitet, also augenzwinkernd vom großen zum kleinen abstrahiert, ehe ein Auto voller junger Rebellen zu beschwingter Rockabilly-Musik darüber hinwegbraust, beweist der Film gleich zu Beginn, was er ist und was er nicht ist. Er ist das Wiederaufkochen eines fast übergroßen Kinomythos’, dem er kaum gerecht werden kann: Er verhält sich eben wie ein kleiner Hügel zum großen Berg, und gleichzeitig muss diese Analogie in Windeseile aus dem Weg geräumt werden. Diese erste Einstellung ist ein wunderbares Sinnbild für das Projekt und seinen Anspruch, und sie ist ferner der Einstand zu etwas, das insgesamt nicht mehr sein kann als ein postmodernes Zitat seiner selbst – und vielleicht auch gar nicht mehr sein will. Warum sonst die ständigen Bezüge zu den Vorgängern, die Bundeslade, die Schlangen und die Rückkehr von Karen Allen. Das alles macht großen Spaß, und das alles steht nie für sich, sondern bleibt ein Groß an Referenzen für kundige Fans.
Dennoch ist "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" mitunter auch ein souveränes Abenteuer mit einem eigenen Konzept, einer eigenen Geschichte und neuen Themen. Das 50er-Jahre-Setting erfordert eine andere Sichtweise, der mit Kostümen, Soundtrack und zeitgemäßen Bezügen entsprochen wird. Bereits die obligatorische, etwas gewöhnungsbedürftige Einleitung – die sich überraschen- derweise nicht unabhängig zum Rest des Films verhält, sondern sowohl den McGuffin-Schatz, als auch die Bösewichter einführt – spielt dementsprechend mit typischen politischen und gesellschaftlichen Bezügen, angefangen bei der Area 51 und Atomtests bis hin zum Kalten Krieg und den Kampf gegen die "rote Gefahr". Die russischen Feinde, angeführt von einer dominanten Schurkin (sehr amüsant: Cate Blanchett), bilden hier eine ähnlich comichafte Staffage wie die Nazis in den Vorgängern, der Gestus der Serie bleibt also weiterhin betont campy und einfältig, was nicht nur zu erwarten war, sondern auch die von Fans ersehnte Retro- und 80er-Jahre-Mentalität garantiert. Der Schatz, der die Handlung vordergründig zusammenhält und vorantreibt, entstammt dieses Mal jedoch keiner religiösen Quelle, sondern passt sich ebenfalls dem zeitlichen Kontext an. Der ist nun einmal geprägt von der Angst vorm Kommunismus, die im Kino einen Ausdruck in zahlreichen Science-Fiction-Filmen fand. Und fliegende Untertassen gehören bei Spielberg ja fast schon zum guten Ton.
Die größte Überraschung ist vielleicht wirklich Jungstar Shia LaBeouf, an dem der Regisseur bekanntlich einen Narren gefressen hat, nachdem er ihn schon in die DreamWorks- Produktionen "Disturbia" und "Transformers" lotste. Den eher anstrengenden Zappelphilipp als Sidekick von Harrison Ford zu besetzen hätte tatsächlich die größte Fehlentscheidung Spielbergs und Lucas’ sein können, nachdem man schon an der Zug- und Erfolgskraft des einstigen Kinohelden-Kollegen John McClane in "Die Hard 4.0" so seine Zweifel zu haben schien und Bruce Willis ein beim jüngeren Publikum anbiederndes Gegenüber verpasste. LaBeouf aber nimmt sich fast vollständig zurück, so als hätte es nur eines Regisseurs bedurft, der den jungen Mann in den Griff zu nehmen weiß (trotz einer sehr albernen Einführung der Figur, die "The Wild One" zitiert und wohl den nächsten Marlon Brando anzukündigen gedenkt). Jones bleibt der Star des Films, er wird nicht zum Rentner degradiert, sondern weist sein junges aufbrausendes Anhängsel mehr als einmal in die Schranken, ebenso wie er auch für den Großteil der Action und den nötigen Humor verantwortlich bleibt.
Und auch wenn man im Detail sicher Kritik üben muss, sich am übernatürlichen Element reiben mag, das Finale möglicherweise eine Spur zu behäbig geraten ist, und der ein oder andere Drehbuchhänger samt plattem Dialogwitz ganz bestimmt hätte vermieden werden können, ist das enorme Unterhaltungspotential dieses vierten Indy-Films nicht wegzureden. Es ist eine glamourös unglamouröse Rückkehr, der man all die Freude und Lust an sich selbst gönnt, der der Enthusiasmus ihres alten eingespielten Teams deutlich anzumerken ist, und der man den Erfolg gönnen darf. Indiana Jones hat und macht noch immer Spaß. Und das war und ist nicht allzu selbstverständlich.