Ein biomechanischer Androide ist alles, was er jetzt noch hat. Der Erfinder und Wissenschaftler Dr. Tenma hat ihn angefertigt, nach dem Ebenbild seines Sohnes, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Jenseits der Jahrtausendwende ist es der Technik möglich, menschenähnliche Roboter zu erschaffen, die als Haushaltsangestellte, Alltagshilfen oder eben Kinderersatz dienen können. Doch die Natur der Künstlichkeit fordert einen Preis: Ewige Jugend, ewiger Gleichstand, kein Erwachsenwerden, kein Älterwerden, keine natürliche Weiterentwicklung. Deshalb verstößt Dr. Tenma seine Kreation. Der Junge muss sich fortan in einer erbarmungslosen Welt zurechtfinden, die ihre Roboter versklavt und als Attraktion ausstellt. Nur knapp kann der Professor Ochanomizu den Jungen aus einem Zirkus für Androiden retten und ihm zu neuen Fähigkeiten verhelfen.
Das ist nicht etwa ein Handlungsabriss des futuristisch-philosophischen Films "Artificial Intelligence: AI" von Steven Spielberg, eines lange Zeit geplanten, aber immer wieder verworfenen Projekts seines Freundes Stanley Kubrick, der es nicht selbst umsetzen und vollenden konnte. Es ist dies vielmehr die Geschichte von "Astro Boy", dem Helden eines populären 50er-Jahre-Mangas und später einer Anime-Serie nach Osamu Tezuka, die Pate stand für Spielbergs Film über den Mecha-Jungen David, der von seinen Eltern verstoßen wird und sich auf die Suche nach Menschlichkeit begibt. Die Parallelen zu "Astro Boy" sind ebenso offensichtlich wie dreist, finden sich im gesamten Konstrukt der Handlung wieder und werden konsequent verschwiegen. Obwohl "AI" auf einer Kurzgeschichte von Brian Aldiss basiert, ist diese stille Referenz Kubrick und Spielberg zuzuschreiben, die gleichermaßen an der Geschichte und deren Leinwandumsetzung arbeiteten. Der starke "Pinocchio"-Impetus ist bereits der Vorlage bzw. dem grundsätzlichen Stoff inbegriffen, wird von Spielberg jedoch stark betont und zum zweiten wesentlichen Bezugspunkt des Films (und das im Gegensatz zu "Astro Boy" ausgesprochen offenkundig und konkret). "AI" ist hingegen nicht viel mehr als die moderne und ambitionierte Version von der Geschichte der Holzpuppe, die ein ganz normaler Junge sein möchte.
"An Amblin / Stanley Kubrick Production" steht es da in großen Lettern zu Beginn geschrieben. Und es werden keine drei Minuten vergehen, ehe man diesen Film ausschließlich als eine Amblin-, also Spielberg-Produktion identifizieren kann, wenn William Hurt als Erfinder jenes Mechas, den er nach seinem Sohn fertigen wird, eine Roboterfrau auffordert, sich auszuziehen. Was bei Kubrick zweifellos ein entwürdigender, unmenschlicher Moment des Anblicks einer starren nackten Frau hätte sein müssen, genügt Spielberg nur zur vagen Vorsicht: Das Entblößen wird elegant angedeutet und ist so geschnitten, als würde es fehlen. Dennoch arbeitet Spielberg in "AI" unentwegt seinem Freund und/oder Vorbild hinterher, wenn er mit betont langen Einstellungen und Steadycam-Fahrten inszeniert, wenn er die Geschichte prägnant in mehrere Akte gliedert oder seinen Stammkomponisten John Williams anweist, Kubricks Vorliebe für klassische Walzer als Element der Kontrapunktisierung entgegenzukommen. So sehr sich Spielbergs Stil mit all seinen Kartenspielertricks, seiner visuellen Schön- und selten Doppelbödigkeit mit den hinterlassenen Ambitionen eines Regisseurs wie Kubrick auch beißt, gerinnt die eigenwillige Kombination erst im letzten Drittel zur unerträglichen Imitation: Wenn Spielberg in klinischem Ambiente einen neuen Humanitätsbegriff zu formulieren versucht, heben sich die Unterhaltung des einen und Prätention des anderen gegenseitig auf.
Der Film verhandelt ähnlich wie "Close Encounters of the Third Kind" und "E.T.: The Extra-Terrestrial" Spielbergs bevorzugtes Thema Menschlichkeit. Doch eine Auseinandersetzung findet dabei meist nicht statt, in "AI" noch am wenigsten, sondern prinzipiell geht es nur darum, sich seines Menschseins zu versichern, zu einer vermeintlich neuen Humanität zu finden und jede Unzufriedenheit in einem kollektiven (zur Bewahrung des Identifikationsangebotes innerhalb des Films nur individuellem) Menscheln, einer allumfassenden Harmonie aufzulösen. Das ist in seiner Regressivität ziemlich weit entfernt, wenn nicht sogar das Gegenteil von dem, was Kubrick in "2001" behandelte, und die grundsätzliche Inkonsistenz von "AI", seine Unentschlossenheit und sein schwankender Stil resultieren ganz deutlich aus den unterschiedlichen Inspirationsquellen, Zielen und Methoden seiner beiden Schöpfer.
Unter Spielbergs Federführung – dies ist einer der wenigen Filme, zu denen er auch das Drehbuch schrieb – wird der gesamte Mensch-Maschine-Komplex in "AI" aufs Einfachste reduziert. Angefangen bei plumpen Verweisen auf "Pinocchio", dessen Bezugnahme sich in bloßer Erwähnung der Geschichte ("Mommy, if Pinocchio became real and I become real, can I come home?") oder Figurensurrogate (Davids Teddy = Jimmy Grille) erschöpft, bis hin zu geschmacklosen, kurzsichtigen und sogar dümmlichen Szenen, steuert Spielberg auf ein Finale zu, dessen Botschaft er mehr oder weniger sorgfältig vorbereitet hat. Bis dahin gibt es zwar zahlreiche visuelle Bonbons, großartige Effekte und mechanische Tricks, aber auch allerlei völlig danebengegangene Momente zu bestaunen. So landet David, den Haley Joel Osment bemüht und ohne ein einziges Augenblinzeln spielt, wie Astro Boy in einer großen zirkusähnlichen Spielshow, wo die Mechas als Opfer einer pervertierten inhumanen Unterhaltung enden. Spielberg spielt in dieser bedrohlichen Episode mit einem Querverweis auf die holocaustähnliche Passion der Roboter, die er zu Quasi-Juden erklärt. "Why ist his happening? ", fragt David einen der unfreiwilligen Showkandidaten, bevor er zerschrotet wird. "History repeats itself. It’s the rite of blood and electricity.", engegnet dieser. Es ist einer der besonders unangenehmen Ausfälle des Films, ganz typisch Spielberg und in seiner Peinlichkeit nicht weit entfernt vom Hitler-Auftritt in "Indiana Jones and the Last Crusade".
Die Auseinandersetzung mit dem Titelthema erfolgt in der gleichen platten Genügsamkeit, obwohl der Film ununterbrochen damit beschäftigt ist, Vieldeutigkeit vorzutäuschen und Bedeutsames auszustellen. Schon das Drehbuch scheint fast sklavisch jede tiefere Auseinandersetzung mit der ethischen Frage zu vermeiden. Das erste Drittel arbeitet mit einer simplen emotionalen Dramaturgie, die die Frage zuspitzt, ob der Roboter David bei seiner Familie bleiben und ihre Anerkennung gewinnen wird. Der Film versäumt es, Fragen nach der Legitimität eines künstlichen Ersatzkindes zu stellen, sucht keinen wirklichen Konflikt und denkt auch nicht daran, die Gefahren und Folgen der Mensch-Maschine-Hybris zu erforschen. Die ganze Spannung dieses ersten Aktes wird ausschließlich über die Frage vermittelt, ob David bei seiner Familie glücklich werden kann, und als Zuschauer wird man rasch in die Position gedrängt, den Roboter gegen das Umfeld zu verteidigen. Spätestens wenn das leibliche Kind der Familie aus dem Koma erwacht und David somit an Nutzen verliert, sind die Sympathien an die Maschine gekoppelt, weil der echte Junge natürlich ein eifersüchtiges, böswilliges Kind und damit eine Gefahr für David ist (der Herausforderung, den Bruder nicht als Arschloch darzustellen, weicht der Film leichtfertig aus). Dass aber genau er, David, die Gefahr bildet, dass er nie altern wird, dass er sich gewaltsam gegen den Schöpfer auflehnen oder Systemfehler produzieren könnte, das kaschiert "AI", um keinerlei Zweifel daran zu lassen, dass ein Roboter eben auch ein Mensch ist, so lange er nur menschlich fühlt. Spielberg gibt also rund zwei Stunden vor, eine Frage zu stellen, deren Antwort schon mit den Anfangstiteln feststeht.
Wenn er in einem besonders artifiziellen letzten Drittel eine existenzielle Stimmung erzeugt, ist das freilich dieselbe Form des Kokettierens mit Ambiguität, obwohl es nur noch darum geht, David – dem kleinen menschlichen Jungen – 2000 Jahre in der Zukunft etwas von seinem Menschsein, das er nicht unter Beweis stellen durfte, zurückzugeben. Die alien-artigen Wesen, die gemäß der Titellogik eine Verkörperung höher ausgebildeter, künstlicher Intelligenz in der Zukunft bilden, ermöglichen es David per DNA-Reproduktion, noch einmal einen Tag mit seiner Mutter verbringen zu können. Den Unsinn einmal außer Acht gelassen, dass die Künstliche Intelligenz offenbar nach ihren Erzeugern strebt, was sie naturgemäß nicht nötig hätte, weil sie eine höhere Form repräsentiert, die sich nicht auf menschliche Primitivität zu berufen braucht (aber Menschsein und damit die Fähigkeit zu lieben bedeutet für Spielberg selbstredend das höchste Gut), ist der Schlussakt von "AI" die fürchterliche Zuspitzung einer Ideologie der Mutter als immerwährendes Schutzorgan. Die Suche nach Menschlichkeit erweist sich als Suche nach der Mutter, für die sich David bedingungs- und selbstlos geopfert hätte. Eine Geschichte über Künstliche Intelligenz ist bei Spielberg also dann zu Ende erzählt, wenn warmes Licht und sanfte Soundtrackklänge uns auf eine sorgsame Mami vorbereiten, die sich liebevoll um ihr Kind kümmert. Die unerträgliche Süßlichkeit dieser letzten Szenen mag noch das Ärgernis, wie sich dieser möchtegernkomplexe Film aus allem Wesentlichen herausmogelt, verschleiern können. Dass Spielberg dem Zuschauer hier jedoch einen Ödipuskomplex für die Ewigkeit als Happy End verkaufen will, ist auch nicht mehr mit dessen Naivität zu entschuldigen.
Das ist nicht etwa ein Handlungsabriss des futuristisch-philosophischen Films "Artificial Intelligence: AI" von Steven Spielberg, eines lange Zeit geplanten, aber immer wieder verworfenen Projekts seines Freundes Stanley Kubrick, der es nicht selbst umsetzen und vollenden konnte. Es ist dies vielmehr die Geschichte von "Astro Boy", dem Helden eines populären 50er-Jahre-Mangas und später einer Anime-Serie nach Osamu Tezuka, die Pate stand für Spielbergs Film über den Mecha-Jungen David, der von seinen Eltern verstoßen wird und sich auf die Suche nach Menschlichkeit begibt. Die Parallelen zu "Astro Boy" sind ebenso offensichtlich wie dreist, finden sich im gesamten Konstrukt der Handlung wieder und werden konsequent verschwiegen. Obwohl "AI" auf einer Kurzgeschichte von Brian Aldiss basiert, ist diese stille Referenz Kubrick und Spielberg zuzuschreiben, die gleichermaßen an der Geschichte und deren Leinwandumsetzung arbeiteten. Der starke "Pinocchio"-Impetus ist bereits der Vorlage bzw. dem grundsätzlichen Stoff inbegriffen, wird von Spielberg jedoch stark betont und zum zweiten wesentlichen Bezugspunkt des Films (und das im Gegensatz zu "Astro Boy" ausgesprochen offenkundig und konkret). "AI" ist hingegen nicht viel mehr als die moderne und ambitionierte Version von der Geschichte der Holzpuppe, die ein ganz normaler Junge sein möchte.
"An Amblin / Stanley Kubrick Production" steht es da in großen Lettern zu Beginn geschrieben. Und es werden keine drei Minuten vergehen, ehe man diesen Film ausschließlich als eine Amblin-, also Spielberg-Produktion identifizieren kann, wenn William Hurt als Erfinder jenes Mechas, den er nach seinem Sohn fertigen wird, eine Roboterfrau auffordert, sich auszuziehen. Was bei Kubrick zweifellos ein entwürdigender, unmenschlicher Moment des Anblicks einer starren nackten Frau hätte sein müssen, genügt Spielberg nur zur vagen Vorsicht: Das Entblößen wird elegant angedeutet und ist so geschnitten, als würde es fehlen. Dennoch arbeitet Spielberg in "AI" unentwegt seinem Freund und/oder Vorbild hinterher, wenn er mit betont langen Einstellungen und Steadycam-Fahrten inszeniert, wenn er die Geschichte prägnant in mehrere Akte gliedert oder seinen Stammkomponisten John Williams anweist, Kubricks Vorliebe für klassische Walzer als Element der Kontrapunktisierung entgegenzukommen. So sehr sich Spielbergs Stil mit all seinen Kartenspielertricks, seiner visuellen Schön- und selten Doppelbödigkeit mit den hinterlassenen Ambitionen eines Regisseurs wie Kubrick auch beißt, gerinnt die eigenwillige Kombination erst im letzten Drittel zur unerträglichen Imitation: Wenn Spielberg in klinischem Ambiente einen neuen Humanitätsbegriff zu formulieren versucht, heben sich die Unterhaltung des einen und Prätention des anderen gegenseitig auf.
Der Film verhandelt ähnlich wie "Close Encounters of the Third Kind" und "E.T.: The Extra-Terrestrial" Spielbergs bevorzugtes Thema Menschlichkeit. Doch eine Auseinandersetzung findet dabei meist nicht statt, in "AI" noch am wenigsten, sondern prinzipiell geht es nur darum, sich seines Menschseins zu versichern, zu einer vermeintlich neuen Humanität zu finden und jede Unzufriedenheit in einem kollektiven (zur Bewahrung des Identifikationsangebotes innerhalb des Films nur individuellem) Menscheln, einer allumfassenden Harmonie aufzulösen. Das ist in seiner Regressivität ziemlich weit entfernt, wenn nicht sogar das Gegenteil von dem, was Kubrick in "2001" behandelte, und die grundsätzliche Inkonsistenz von "AI", seine Unentschlossenheit und sein schwankender Stil resultieren ganz deutlich aus den unterschiedlichen Inspirationsquellen, Zielen und Methoden seiner beiden Schöpfer.
Unter Spielbergs Federführung – dies ist einer der wenigen Filme, zu denen er auch das Drehbuch schrieb – wird der gesamte Mensch-Maschine-Komplex in "AI" aufs Einfachste reduziert. Angefangen bei plumpen Verweisen auf "Pinocchio", dessen Bezugnahme sich in bloßer Erwähnung der Geschichte ("Mommy, if Pinocchio became real and I become real, can I come home?") oder Figurensurrogate (Davids Teddy = Jimmy Grille) erschöpft, bis hin zu geschmacklosen, kurzsichtigen und sogar dümmlichen Szenen, steuert Spielberg auf ein Finale zu, dessen Botschaft er mehr oder weniger sorgfältig vorbereitet hat. Bis dahin gibt es zwar zahlreiche visuelle Bonbons, großartige Effekte und mechanische Tricks, aber auch allerlei völlig danebengegangene Momente zu bestaunen. So landet David, den Haley Joel Osment bemüht und ohne ein einziges Augenblinzeln spielt, wie Astro Boy in einer großen zirkusähnlichen Spielshow, wo die Mechas als Opfer einer pervertierten inhumanen Unterhaltung enden. Spielberg spielt in dieser bedrohlichen Episode mit einem Querverweis auf die holocaustähnliche Passion der Roboter, die er zu Quasi-Juden erklärt. "Why ist his happening? ", fragt David einen der unfreiwilligen Showkandidaten, bevor er zerschrotet wird. "History repeats itself. It’s the rite of blood and electricity.", engegnet dieser. Es ist einer der besonders unangenehmen Ausfälle des Films, ganz typisch Spielberg und in seiner Peinlichkeit nicht weit entfernt vom Hitler-Auftritt in "Indiana Jones and the Last Crusade".
Die Auseinandersetzung mit dem Titelthema erfolgt in der gleichen platten Genügsamkeit, obwohl der Film ununterbrochen damit beschäftigt ist, Vieldeutigkeit vorzutäuschen und Bedeutsames auszustellen. Schon das Drehbuch scheint fast sklavisch jede tiefere Auseinandersetzung mit der ethischen Frage zu vermeiden. Das erste Drittel arbeitet mit einer simplen emotionalen Dramaturgie, die die Frage zuspitzt, ob der Roboter David bei seiner Familie bleiben und ihre Anerkennung gewinnen wird. Der Film versäumt es, Fragen nach der Legitimität eines künstlichen Ersatzkindes zu stellen, sucht keinen wirklichen Konflikt und denkt auch nicht daran, die Gefahren und Folgen der Mensch-Maschine-Hybris zu erforschen. Die ganze Spannung dieses ersten Aktes wird ausschließlich über die Frage vermittelt, ob David bei seiner Familie glücklich werden kann, und als Zuschauer wird man rasch in die Position gedrängt, den Roboter gegen das Umfeld zu verteidigen. Spätestens wenn das leibliche Kind der Familie aus dem Koma erwacht und David somit an Nutzen verliert, sind die Sympathien an die Maschine gekoppelt, weil der echte Junge natürlich ein eifersüchtiges, böswilliges Kind und damit eine Gefahr für David ist (der Herausforderung, den Bruder nicht als Arschloch darzustellen, weicht der Film leichtfertig aus). Dass aber genau er, David, die Gefahr bildet, dass er nie altern wird, dass er sich gewaltsam gegen den Schöpfer auflehnen oder Systemfehler produzieren könnte, das kaschiert "AI", um keinerlei Zweifel daran zu lassen, dass ein Roboter eben auch ein Mensch ist, so lange er nur menschlich fühlt. Spielberg gibt also rund zwei Stunden vor, eine Frage zu stellen, deren Antwort schon mit den Anfangstiteln feststeht.
Wenn er in einem besonders artifiziellen letzten Drittel eine existenzielle Stimmung erzeugt, ist das freilich dieselbe Form des Kokettierens mit Ambiguität, obwohl es nur noch darum geht, David – dem kleinen menschlichen Jungen – 2000 Jahre in der Zukunft etwas von seinem Menschsein, das er nicht unter Beweis stellen durfte, zurückzugeben. Die alien-artigen Wesen, die gemäß der Titellogik eine Verkörperung höher ausgebildeter, künstlicher Intelligenz in der Zukunft bilden, ermöglichen es David per DNA-Reproduktion, noch einmal einen Tag mit seiner Mutter verbringen zu können. Den Unsinn einmal außer Acht gelassen, dass die Künstliche Intelligenz offenbar nach ihren Erzeugern strebt, was sie naturgemäß nicht nötig hätte, weil sie eine höhere Form repräsentiert, die sich nicht auf menschliche Primitivität zu berufen braucht (aber Menschsein und damit die Fähigkeit zu lieben bedeutet für Spielberg selbstredend das höchste Gut), ist der Schlussakt von "AI" die fürchterliche Zuspitzung einer Ideologie der Mutter als immerwährendes Schutzorgan. Die Suche nach Menschlichkeit erweist sich als Suche nach der Mutter, für die sich David bedingungs- und selbstlos geopfert hätte. Eine Geschichte über Künstliche Intelligenz ist bei Spielberg also dann zu Ende erzählt, wenn warmes Licht und sanfte Soundtrackklänge uns auf eine sorgsame Mami vorbereiten, die sich liebevoll um ihr Kind kümmert. Die unerträgliche Süßlichkeit dieser letzten Szenen mag noch das Ärgernis, wie sich dieser möchtegernkomplexe Film aus allem Wesentlichen herausmogelt, verschleiern können. Dass Spielberg dem Zuschauer hier jedoch einen Ödipuskomplex für die Ewigkeit als Happy End verkaufen will, ist auch nicht mehr mit dessen Naivität zu entschuldigen.