November 05, 2010

Kino: MACHETE

Stunt-Casting, nächste Runde. Danny Trejo gibt Machete, Steven Seagal den Drogenkönig, Don Johnson einen viehischen Grenzsheriff, Robert De Niro 'nen bösen Senator, Cheech Marin ist als Priester zu sehen, Michelle Rodriguez wie immer als Amazone, Lindsay Lohan als drogenabhängige Blondine (was sonst), aber auch als Nonne (was sonst²). Und die CGI-Brüste von Jessica Alba spielen auch mit. Zusammen ergibt das ein wüstes Gemisch aus korrupten texanischen Politkern und einer mexikanischen Untergrundbewegung, die sich ab und an mal eins auf die Mütze geben. Am Ende saust Machete für 10 Sekunden mit einem ballernden Motorrad durch die Luft. Sonst passiert im Grunde nichts.

"Machete" ist der unter Tarantino- und Rodriguez-Jüngern lang erwartete Film zum Fake-Trailer ihres Schmuddel-Doubles. Ein Überbleibsel aus dem Konzept Pseudo-Grindhouse, das Billiges teuer zu imitieren versuchte. Das Schlechte im Guten, das Naive im Kalkulierten, das Unfreiwillige im Freiwilligen, das Ausstellen und Nachahmen der eigenen Exploitation-Vorbilder auf höherem Niveau.

Und damit ein einziges Missverständnis: Intendierter Trash ist nur halber Trash, wenn überhaupt. Rodriguez und Tarantino mögen mit ihrem Grindhouse-Projekt anständigen Filmulk verzapft haben, an der Mentalität und vor allem Rezeption ihrer Vorbilder haben sie allein mit ungleich höherwertigen Produktionsumständen vorbei inszeniert. Trash wollen heißt nicht unbedingt Trash machen, Trash rezipieren heißt Entdecken, vorbei denken, gegen den Strich gucken. "Machete" ist genauso gewollter Spaß wie "Planet Terror" und damit ziemlich unspaßig.

Müßig wohl, dem Film seine belanglose Handlung, sein Drehbuch ohne Höhepunkte, seine stinklangweilige Regie zum Vorwurf zu machen, schließlich ist’s ja Trash und damit zur Schlechtigkeit legitimiert, nicht wahr. Aber dass Machete in keiner Weise eine tragfähige Titelfigur ist, das wird man sagen dürfen. Dass Danny Trejo nicht grundlos seine gesamte Karriere über nur Neben- und Minidarsteller war, das wohl auch. Jemandem, der kaum eine Treppe hochsteigen kann, nimmt man einen derartigen Actionpart nicht ab, auch wenn er dabei mit Steven Seagal, der es offenbar nicht einmal mehr hinbekommt, sich um sich selbst zu drehen, zweifellos gute Gesellschaft an der Seite hat.

Und selbst für einen Trash-Film, der sich ja offenbar alles erlauben darf, weil Scheiße Programm zu sein scheint, sind drei, vier etwas wildere, etwas launige Momente zu wenig, um sich derart cool abzuklären wie "Machete" mit all seiner aufgesetzten cheasy Attitüde. Herz fehlt hier vor allem, die Liebe zum B-Film bleibt Behauptung, statt Liebe höchstens Vorliebe, Rodriguez’ Ego-Trip eben. Gewollt billig hin oder her, der Mann kann das Bild künstlich verfremden und verschlechtern, Jump-Cuts hier und Anschlussfehler da einbauen wie er möchte: Echt ist das alles nicht. Und charmant – wie die Vorbilder – schon gar nicht.


30% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden