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April 07, 2020

25 Jahre Bad Boys: Wie ein Genre ruiniert wurde

Mit Bad Boys startete Michael Bay vor 25 Jahren einen Siegeszug gegen den Verstand, unter seiner Regie wurden Actionfilme in die Steinzeit katapultiert. Ein Kommentar über fragliche Genreentwicklungen.

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Dezember 15, 2019

Ryan Reynolds, der aktuell nervigste Star

Seit Jahren spielt Ryan Reynolds nur Variationen seiner Deadpool-Rolle, auch in 6 Underground bei Netflix. Mit jedem Auftritt nervt die lahme Ironie ein Stück mehr.

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Juli 13, 2019

Netflix-Filme müssen vor Netflix gerettet werden

Netflix veröffentlicht Eigenproduktionen bislang nicht auf DVD und Blu-ray. Das ist ein Fehler. Im Vergleich zu physischen Medien besitzt Streaming deutliche Nachteile.

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Juli 01, 2011

Kino: TRANSFORMERS - DARK OF THE MOON (Transformers 3 - Der Mond ist dunkel nun)

Auf eine sehr kuriose, aber lehrreiche Weise formt Michael Bay engst abgesteckte Filme passgenau zum Massenerfolg. Nur einmal, in einem wohl versehentlichen Anfall künstlerischer Ambition, drohte dem Multimillionendollarwerk des Kaliforniers leichter Seitenschlag, als ausgerechnet die zumindest partiell interessante Science-Fiction-Replik "The Island" lediglich mühsam schwarze Zahlen schrieb. Der Rest ist die makellose Erfolgsbilanz eines 1A-Strebers, der mit Zielgruppenwirtschaft von beträchtlicher Ökonomie Kohle scheffelt wie sonst nur die ganz großen Universalfilme eines James Cameron oder Steven Spielberg. Und die scharen sich ja längst um Moneymaker-Michael wie die Fliegen ums Scheißhaus: Der eine stellt sich mit ihm aufs Podium, um über die Vorzüge von 3D zu sinnieren (©Avatar), der andere nimmt ihn sogar direkt unter die Produktionsfittiche. Spielberg ist eben so klug, sein eigenes Erbe gleich selbst zu finanzieren (Transformation: Spielbay).

Beide aber bringen ihre Poperzen für den Bay-Stengel aus gutem Grund in Stellung. Nicht nur, weil die Elite der Megaseller schon aus reinen Prestigegründen auf gegenseitige Tuchfühlung gehen muss, sondern weil Michael Bay längst als royaler Nachfolger der ganz großen Hollywoodgiganten gehandelt wird. Wer so beständig am Box Office abräumt, kann sich auch kreuzüble Machwerke leisten (Cecil B. DeMille ist ja schließlich Filmgeschichte, too), das mag den Reiz am Schandfleck für postmoderne Exegeten sogar noch erhöhen. Da können sich Kritik und Fanschar dann um Kopf und Kragen winden, einen ultranerdigen Internetfight nach dem anderen konstruieren und selbst noch talentlosere Geldsammler aus Wermelskirchen zum Boxduell anstacheln – sie landen ja doch nur in der Bay-Bucht wie kleine Fische, die vom neuen weißen Hai verschlungen werden, vom einträglichsten aller Transformers ([ ] Autobot, [X] Decepticon).

Der nun dritte Roboterfilm nach Hasbro steht zwischen seinen Vorgängern. Er ist schwächer als der immerhin ansatzweise leidlich vergnügliche erste "Transformers", weil man die hässlichen Schrotthaufen nach drei überlangen Überwälti- gungsorgien einfach nicht mehr ertragen kann. Und er ist zugleich besser als der zweite Film, was aber auch wirklich nichts zu sagen hat, denn diese orale, anale und banale Penetration des menschlichen Geistes und systematische Zerstörungsmaschinerie aller Nervenzellen markiert wohl noch für lang den unrühmlichen Tiefstpunkt in Bays ohnehin eher höhenfreiem Schaffen. Die Anhänger des Regisseurs, so muss man es immer wieder in Internetforen, Blogs und anderen Filmplattformen lesen, verteidigen ihren Krawallzulieferer gern als Actiongaranten, Popcornkinogenie (was immer das ist) oder auch Blockbuster-Auteur. Nicht totzukriegen ist da die Phrase vom Unterhaltungsfilm, dem verständnislos eingeforderten Rezeptionsgestus, doch einfach mal ein wenig "sein Hirn abzuschalten". Das Außerkraftsetzen von Denken und Fühlen, so könnte man meinen, sei bedingungslose Voraussetzung für den Genuss eines Michael-Bay-Spektakels.

Untersucht man dessen Filme nach Anhaltspunkten für diese ja doch sehr bizarre, dem Mainstreamkino allerdings auch durchaus zuträgliche Domestizierung, stolpert man tatsächlich über einige Fragen die allgemeine Grundhaltung zum Kino betreffend (Näheres dazu in meiner Dissertation: "Nur ein toter Zuschauer ist ein guter Zuschauer – Die Filme von Michael Bay zwischen Hirneinsammelstelle und Dauer- beschall"). Wenn man "Transformers 3" ohne Gebrauchs- anweisung schaut, also gesundheitlich intakt, fällt schnell auf, dass er wie die beiden Vorgänger gestrickt – oder besser gesagt: nicht gestrickt – ist. Alle drei kennzeichnet ein Verzicht auf Filmdramaturgie, nicht unbedingt im konventionellen Sinn (Gott bewahre), sondern schlicht eine Absage an aufeinander aufbauende oder sich anderweitig bedingende Elemente. Der Film ist frei von Akzenten und sogar Teasing, er ist ein überlanger zweiter Konfrontationsakt (unter zweieinhalb Stunden macht’s der Bay einfach nicht), bei dem von Anfang an die Fetzen fliegen.

Jeder Schauplatz-, Szenen-, Sequenzwechsel wird mit Establishing Shots verkleistert – ganz egal, wie oft sich diese wiederholen – und kein Transformer-Roboter-Ding darf das Bild betreten, ohne sich vorher in ein Auto, Radio und was auch immer verwandelt oder wieder zurückgeformt zu haben. Und alles ist ununterbrochen auf Höhepunkt gebürstet, ganz so als wolle Bay das Publikum partout nicht an die Hand nehmen, es überraschen oder wenigstens für seinen Film motivieren. Diese Dauermonotonie hat offenbar tatsächlich einen Effekt zum Ziel, mit dem der Zuschauer so lange passiviert und teilnahmslos gemacht werden soll, bis er sich dem Giga-Gaga-Theater unweigerlich fügen muss (sofern er nicht vom Geschehen ausgeschlossen werden möchte). Das zu erkennen, ist nicht schwer. Es aber erklären oder gar verstehen zu können, relativ unmöglich. Im konkreten Fall von "Transformers 3" liegt die Vermutung nahe, dass der gesamten Crew vor jedem Drehtag Amphetamine in Überdosis verabreicht wurden. Das würde die planlose, sich auf eine fassungslos machende Art aber selbst gefallende Hysterie aller Beteiligten vor und hinter der Kamera zumindest begreifen lassen.

Zum besonderen Verdienst der "Transformers"-Filme zählt ja die Verpflichtung gestandener Schauspielgrößen, die das unkontrollierte Spiel eines Zappelphilipps wie Shia LaBeouf oder der austauschbaren Bikinimiezchen an seiner Seite einigermaßen nivellieren könnten. Allerdings scheint sich jedes Besetzungsmitglied an eine Vertragsklausel zu halten, gemäß derer es so hemmungslos aufzudrehen gilt, dass es in einigen Kinos vielleicht gelingen möge, einfach aus der Leinwand zu hüpfen. John Malkovich scheint zwar offensichtlich nicht wie der Rest der Belegschaft im Solarium eingepennt zu sein, dafür aber hat man ihm kiloweise Bräunungscreme ins Gesicht geschmiert, was sein zwanghaftes Comedy-Acting nicht nur schwer aushaltbar, sondern auch noch unsehnlich macht. Die Coen-Muse Frances McDormand wiederum bemüht sich in ihren wenigen Auftritten, die engärschige Fetischinszenierung ihres Regisseurs mit Ironie aufzulockern, bekommt dafür aber permanent eins auf den Deckel, weil das Drehbuch keine Gelegenheit zu abgestandenem Chauvi-Humor auslässt. Der lustige schwule Koreaner aus "The Hangover", Ken Jeong, verwandelt den Cast dann endgültig in ein Schreckens- kabinett ohnegleichen.

Wirklich und einzig neu ist, dass die Transformers nun alles dreidimensional in Schutt und Asche legen. Das zwingt Michael Bay dankenswerterweise (!), sein Konzept von Action endlich einmal überdenken zu müssen, da 3D eine gewisse Sorgfalt und Ausgewogenheit im Schnitt erfordert. Die (sowieso von der Second Unit inszenierte) Zerstörungswut des Regisseurs wird also nicht wie üblich in schludriger Montage kaschiert, und auch die Spezialeffekte sind detaillierter errechnet – um nicht zu sagen: Sie sind sensationell, brachial und verstörend gut. Leider aber bringen sie allein einen auch nicht durch dieses Infantilitätserzeugnis, das mit nur der Hälfte der Spielzeit vielleicht ja sogar auf eine sehr perverse Art Spaß machen könnte, so mit all dem exponierten Krawall und seinen gigantischen Tricks. Dazu aber müsste die 3D-Brille einen nicht nur vor Doppelbildern, sondern auch flimmernden Helis in Abendsonnen, entsetzlicher Rekrutierungspropaganda und insbesondere der blendenden Doofheit des Films schützen. Aber wahrscheinlich arbeitet James Cameron bereits an einer technischen Lösung des Problems. [/Hirn aus]


25% - erschienen bei: DAS MANIFEST

August 12, 2009

Kino: G.I. JOE - RISE OF THE COBRA

Es ist die nächste vom Actionspielzeug ins donnernde Effektspektakel konvertierte, die neueste Hasbro-goes-Kino-Schlachtpalette und weitere Militärmär im adaptions-dominierten sommerlichen Blockbuster-Geschehen: Nach Michael Bays zweiter Autoroboternahkampflyrik "Transformers II", die genauso megalomanisch wie selbstbewusst alles verdächtig Tiefsinnige und Grundsätzliche eines irgendwie vernünftigen Filmes gegen überlange Ton- und Effektorgien eintauschte und damit sogar den seinerseits schon merklich gefährlich bekloppten ersten Teil erfolgreich zu überbieten verstand, darf nun der offenbar irgendwie als Sommerhit-Garant gehandelte Stephen Sommers die US-Spielzeug-Helden der "G.I. Joe"-Elite zu einem mehr oder weniger plausiblem Marketing-Event auf der Leinwand vereinen. Das Ergebnis ist in etwa so feingeistig wie ein Stück Brot und damit selbstredend mehr als adäquat: Eine anständig blöd-schöne Auftragsarbeit ist dem Regisseur von "The Mummy" und "Van Helsing" da gelungen.

Es geht in "G.I. Joe", der im Originaltitelzusatz auch noch etwas vom Aufstieg einer Cobra verspricht, uns das allerdings vor- und sich damit offenbar lieber für die ganz dezent angekündigte Fortsetzung aufbehält, um gute Soldaten gegen böse Weltzerstörer, die mithilfe so genannter Nanomilben ganze Städte vernichten wollen. Sic! Glücklicherweise bleibt amerikanisches Terrain im Film allerdings unbeschadet und kann jedwedes Unglück abgewendet werden – abgesehen von einer vernachlässigenswerten Zerstörung des Eiffelturmes in Paris, die mindestens so schlecht getrickst und amüsant wie überhaupt der ganze Rest dieses zweistündigen Riesen-schwachsinns ausfällt. Sommers ist sich offensichtlich, ganz anders als Michael Bay, des recht absurden Unternehmens bewusst, hier fleischgewordene Spielzeugpuppen in seriöse Kinohelden umdichten zu müssen – und haut entsprechend unverhältnismäßig, selbstverständlich und ironisch untersetzt auf die Pauke.
"G.I. Joe" ist eine wahr gewordene Kleine-Jungen-Fantasie, die völlig eigenen Erzählgesetzen (nämlich irgendwie keinen) gehorcht, die eindrückliche Gut-Gegen-Böse-Bilder durch Kinderaugen entwirft und sich mit einer Fülle gewollt (?) künstlicher, an die Ästhetik von Computerspielen angelehnter Spezialeffekte stets als ganz großes Krawall-Happening versteht. Damit trifft Sommers jenen Ton, den so ein Vorhaben innerhalb seiner beschränkten Möglichkeiten auch nur bestenfalls anzustimmen in der Lage ist, und nimmt die Abenteuer seiner Knallchargen mitsamt der geradezu unverschämt langbärtig-infantilen Geschichte so wenig ernst wie möglich. Insbesondere die zwar flüssige, aber stets unperfekt erscheinende Inszenierung, die in vollstem Bewusstsein zu Schaustellern degradierten Typecasting-Darsteller und das stets durch- und überschaubare Computergetrickse verleihen dem Film die notwendige Distanz sich und seinem Sujet gegenüber.

Dass hier Kinderunterhaltung mit neuestem Militärgeschütz und Army-Helden-Pathos generiert wird, mag und muss man zu Recht genauso bedenklich finden wie bei der hausinternen Konkurrenz um die transformierenden Riesenroboter. Doch während das Baysche Actionkino einem technischen Perfektionismus hinterklotzt und dabei verbissen und überambitioniert fetischisierte Werbebilder zusammenträgt, bedient Sommers seine Zielgruppe ebenso solide wie er allen anderen, also einem Publikum jenseits der 12, erkennbar zuzwinkert: Das hier mag zwar ein bemerkenswert blöder Ulk sein, aber es ist zumindest veritabler Ulk. Verdächtig und angemessen dämlich.


60% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN

Juni 24, 2009

Kino: TRANSFORMERS - REVENGE OF THE FALLEN

Ein zweites Mal werden die einst in den weltweiten Kinderzimmern vieler Millionen Jungs und vielleicht auch einiger Hundert Mädels beheimateten Transformers aus ihrem Spielzeugkontext entlassen und zur gigantischen Welt- bedrohung für das Kino aufgeblasen. Ein zweites Mal also lässt Michael Bay die guten Autobots gegen die weniger guten Decepticons kämpfen, lässt schnittige Wagen, Brücken und gar Pyramiden im fernen Ägypten in die Luft gehen. Und ein weiteres Mal hat dieses gewaltige Krawallspektakel bei alldem nicht die Spur jenes Charmes, jenes ironischen Augenzwinkerns oder aufrichtigen Willens zum Unernst, das die Giga-Adaption eines Gaga-Spielzeuges vor dem totalen Missverständnis bewahren mag: Doch es ist ein solches, es ist eine Infantilitätsgroteske von höchster Unfreiwilligkeit und eine anschauliche Beweisführung grandioser Selbstüber- schätzung und mittelschweren Größenwahns.
 
Die Größe, die glaubt Michael Bay in allen logistischen, finanziellen und materiellen Belangen seiner Produktionen nachweisen zu können – formal und ästhetisch ist das Klotzkino in seiner größtmöglich ausgestellten Form: In ständiger Bewegung schwenkt und umkreist die Kamera ehrfürchtig die unzähligen Spezialeffekte, fügt sie sich der Überwältigungsstrategie der Bilder, die in permanenter Untersicht eine kuriose Poesie von sengenden Abendsonnen, majestätischen Armeehubschraubern und –Flugzeugen sowie lasziven Bikinimiezchen, die sich mit ihren solariumsgebräunten Traummaßen zumeist sinnigerweise über schmutzige Auto- oder Motorradhauben beugen, zu bilden meinen. Und trotz gigantischen Budgets sieht ein "Transformers II" immer noch teurer aus als er es eigentlich sein dürfte oder müsste oder sollte, was nicht zuletzt einer effektiven Kostenminimierung durch ausgiebiges Product Placement und der großzügigen Unterstützung US-amerikanischer Abwehrdienste zu, nun ja, verdanken ist. Michael Bay wird nimmer müde das alles nachhaltig zu betonen.

Das Platzieren von Kommerzprodukten und wenig subtile Werben für militärische Rekrutierung ist hier ebenso wie im ersten "Transformers"-Bewegte-Bilder-Bogen insofern konse- quent (wie gleichwohl gefährlich), als Michael Bays zweieinhalbstündige Spielzeugschlachtpalette selbst nur als ein einziges Produkt wahrgenommen werden darf. Es bildet sich aus der exakten Berechnung eines optimalen Zielgruppenfilmes, der nach bestimmten Regeln gestrickt und dabei möglichst profitabel vermarktbar werden soll. Bay hält sich folgerichtig nicht mit Nebensächlichkeiten wie einer dramaturgisch schlüssigen Struktur auf, sondern vertraut ganz auf die Kraft seiner ewig gleichen und in ihrer Primitivität und Peinlichkeit von hoher Fremdscham gekennzeichneten Werbebilder, die postkartengetreu mal riesige aufeinander einkloppende Roboter, mal sexy Skihäschen, mal die neusten Superflitzer und ganz besonders freilich die aktuellste protzige Militärtechnik ins rechte (braun-sonnige) Licht rücken. Der manche Verbindungslücke zu füllen bemühte Humor speist sich dabei zumeist aus Minirobotern, die der Protagonistin ans Bein ficken, einem Dick- und einem Doof-Transformer, sowie den heraushängenden Metallklöten eines Riesen-Decepticons.

Die erschreckend einfallslose Montage dieser ohnehin fragwürdig dümmlichen Elemente ist noch weniger Furcht einflößend als das mangelhafte Gespür für Timing, Dialoge und – vor allem – zentrale Action-Pieces, die wie so oft bei Michael Bay nur durch den Schnitt zu einer Choreographie gebracht und im Vergleich zum Vorgänger durch schlampige, unkenntliche und kaum nachvollziehbare Effekte mit andauernder, aber austauschbarer Live-Action verknüpft werden. Zu keiner Zeit möchte sich bei dem lautstarken und rasch immens nervtötendem Donnerwetter so etwas wie Charme, Schmunzeln oder Beherztheit einstellen, immer aber wollen sich die Fetischentwürfe – und es sind letztlich solche, reine kalkulierte Bildkonzepte von Werbung und Militär- propaganda – in ihrer Verweigerung von Ernsthaftigkeit (im gleichen Moment, wie sie Joe Dante oder Steven Spielberg zu huldigen gedenken!) als bierernst verstanden wissen. Das funktioniert nicht eine Sekunde, und es macht Michael Bay noch lange nicht zu so etwas wie einem Regisseur – oder "Transformers II" überhaupt zu einem… Film.


0% - erschienen bei den: FÜNF FILMFREUNDEN

August 14, 2007

Kino: DISTURBIA

In diesen Tagen darf man als Zuschauer hautnah dabei sein, wenn ein neuer Hollywood-Star gemacht wird. Nachdem er zuletzt kleinere Rollen in "I, Robot" und "Constantine" zum Besten gab, genießt der 21jährige Shia LaBeouf derzeit einen fixen Ruhm unter den Fittichen von Steven Spielberg. Dessen Dreamworks-Logo ziert nicht nur die Kinoposter des Michael Bay-Roboterfilms "Transformers", sondern steht auch dem inoffiziellen "Rear Window"-Remake "Disturbia" voran. In beiden Filmen spielt LaBeouf die Hauptrolle, bevor er demnächst als Sohn von Harrison Ford im vierten "Indiana Jones" zugegen sein wird – inszeniert natürlich von Steven Spielberg.

Es ist ein Vater-Sohn-Tag wie er im Buche steht, doch auf dem Rückweg vom Angelausflug geschieht ein tragischer Autounfall, bei dem Kales Vater ums Leben kommt. Ein Jahr später hat der 17jährige noch immer mit Wutausbrüchen zu kämpfen, bis ihn sein Aggressionsverhalten mit dem Gesetz in Konflikt bringt: Weil er seinen Spanischlehrer ins Gesicht geschlagen hat, wird Kale von einem Jugendgericht zu dreimonatigem Hausarrest verurteilt. Ein elektronisches Band am Schienbein schlägt unmittelbar Alarm, sollte der Junge den Garten seines Hauses verlassen. Drum beginnt er bald das Beste aus seiner Situation zu machen und observiert samt Fernglas und Videokameras seine Nachbarschaft. Das sorgt mit der neu zugezogenen Ashley (Sara Roemer) anfangs für sonnige Aus- und Einblicke, bis Kale bei dem seltsamen Mr. Turner (David Morse) einen Mord zu beobachten glaubt.

LaBeouf also übernimmt den Jimmy Stewart-Part. Und während er bei "Transformers" kaum zu mehr imstande schien, als wild gestikulierend und somit nicht selten überaus anstrengend zwischen riesigen Robotern herumzuwirbeln, ist dem Shootingstar in "Disturbia" gnädigerweise der ein oder andere Ruhemoment vergönnt. Den Zappelphilipp gibt LaBeouf hier als pubertärer Nintendo-Spieler zwar auch zu genüge, im Gegensatz zu seiner Rolle im Bay-Kracher aber darf er auch mal manch Zwischenton pfeifen. Was wichtig ist: Als einzige Identifikationsfigur trägt er den Film auf seinen Schultern – "Disturbia" steht und fällt mit seinem niedlich ins Licht gerückten Hauptdarsteller. Wem LaBeoufs Gehampel deshalb schon jetzt auf die Nerven geht, der sollte um diesen Teen-Thriller lieber gleich einen großen Bogen machen.

Dabei ist das ganze eine vorzügliche Alternative zum Big Budget-Terror des Kinosommers. "Disturbia" ist zwar ganz sicher nicht minder kalkuliert – Spielbergs Vorort-Fetischismus trifft auf seichten PG-13-Horror – und zweifellos ziemlich brav, wenn der Teenschwarm erst den bösen Mörder von nebenan, dann das knapp bekleidete Objekt der Begierde dingfest machen will. Und doch gefällt D.J. Carusos Thriller eben gerade aufgrund dieser etwas zugeknöpften Prämisse in Zeiten zwar immer bluttriefender, aber ebenso auch infantiler erscheinenden Gornos und Torture-Porns (so die höchst originellen Bezeichnungen für das Kinophänomen um "Hostel" und Co.).

LaBeouf ist mehr als souverän als etwas doofer, aber sympathischer Nachbarsjunge, und meistert den Film problemlos über seine knapp zwei Stunden Laufzeit hinweg. Da hätte es der unnötig als Mutter besetzten Carrie-Anne Moss gar nicht bedurft, sie sieht neben dem grimmig dreinschauenden, aber doch erstaunlich guten David Morse ohnehin ein wenig zu edel aus. Dass die Geschichte insgesamt natürlich so vorhersehbar wie unoriginell ist, trüben einige pfiffige Ideen und ziemlich routiniert inszenierte Spannungsmomente. Und wenn die Teens mit Camcorder, Photohandy und Web 2.0-Kenntnissen auf Killerjagd gehen, dann wird das Versprechen eines modischen Hitchcock- Updates zumindest einmal wörtlich genommen. Das ist ja auch schon mal was.

65% - für: DAS MANIFEST

Juli 10, 2007

Kino: TRANSFORMERS

Um es gleich vorweg zu nehmen: Was die Spezialeffekte betrifft, bedient "Transformers" keinesfalls den State of the Art, sondern setzt ganz grundsätzlich einen neuen Standard. Die Einbindung Computer generierter Effekte in ein realistisches Actionszenario gelingt nunmehr gänzlich ohne sichtbare Übergänge und erscheint in ihren Möglichkeiten vielleicht erstmals wirklich unbegrenzt, was dem Film zumindest schon einmal den langzeitigen Vermerk in der Filmgeschichte wird sichern können. Damit hat Michael Bay seine kokette Ambition, hier mit donnerndem Nachdruck gewiss eine neue Meßlatte aufstellen zu wollen, erfolgreich über die Runden gebracht. Und auch das Prädikat "größte Zerstörungsorgie in der Geschichte des Kinos" ist seiner eben größten Zerstörungsorgie in der Geschichte des Kinos ganz bestimmt sicher – immerhin gibt es hier kein architektonisches Konstrukt, das im Verlauf der Filmhandlung nicht in Schutt und Asche gelegt wird.

Der Zuschauer bleibt indes nur desolater Beobachter dieses spektakulären Krawalls: Da hauen sich große Spielzeuge ganze zwei Stunden lang die Köpfe ein, während die menschlichen Sidekicks hilflos dazwischen herumwirbeln. Als Zuschauer ist man in das Geschehen dabei dramaturgisch zu keiner Zeit involviert. Die Transformers, Maschinen also, die ihre Gestalt an Flugzeuge, Hubschrauber oder Autos anpassen können, hauen hier so ziemlich auf alles, was sich bewegt. Die schnittigen Autos, knapp bekleideten Skihäschen und wuchtigen Rockeinlagen bringen das Testosteron noch zusätzlich in Wallung, sodass diese Fleisch bzw. Metall gewordene Großen-Jungen-Fantasie den durchschnittlichen Michael Bay-Zuschauer mehr als zufrieden stellen, wenn nicht gar ekstatisch verwöhnen dürfte. Dass manch anderer derweil mit einigen großen Fragezeichen über dem Kopf im Kinosessel verweilt und sich ja nicht einmal zu fragen gedenkt, ob er nun entweder einen wichtigen Schneidepunkt auf dem langen Weg zum Erwachsenwerden verpasst oder nur einfach nicht begriffen hat, warum sich denn dort oben auf der Leinwand nun eigentlich solch hässliche Roboter die Rübe einschlagen, ja das schließt ein derartiges Vergnügen dann wohl mit ein.

Um es also auf den Punkt zu bringen: "Transformers" ist die Kinoadaption einer 80er-Jahre-Spielzeugreihe aus dem Hause Hasbro, und das allein ist schon so skurril, dass man unterhalb dieser extrem lauten und unfassbar chaotischen Wutorgie nicht ernsthaft Spuren eines gewissen Nährwertes vermuten dürfte. Nun bedeutet der Film jedoch die erste Zusammenarbeit zwischen Bay und seinem Freund Steven Spielberg, der zwar in einer gänzlich anderen Liga inszeniert, sich allerdings auch gern einmal hinter dem romantischen Dreamworks-Logo versteckt, um als Produzent ordentlich auf den Putz hauen zu dürfen. Bay macht hier für Spielberg sozusagen die Drecksarbeit, was an und für sich ja eine durchaus gerechte Aufteilung darstellte, würde der Strippenzieher aus dem Hintergrund seinem zappeligen Junggesellen doch wenigstens mal für zwei Minuten förmliches Benehmen andressieren: Es vergeht ja wahrlich nicht eine Minute, in der Bay die Kamera mal stillhalten kann, in der er ohne seine schrecklich originellen 180°-Schwenks hausieren geht oder ganz einfach einmal darum bemüht scheint, eine Szene zumindest halbwegs vernünftig aufzubauen.

Der Spielberg-Touch der ersten Hälfte ist freilich nett, und wenn die Transformers durch die kleinen Suburbia-Gärten stampfen oder humane Verhaltensweisen annehmen (gemeint sind die ‚guten’ Autobots, die ‚bösen’ heißen ‚Decepticons’), dann fühlt sich das schon durchaus komisch an, da hier typisch-platte Bay-Dialoge auf ein pseudo-warmherziges Spielberg-Ambiente stoßen. Überhaupt sind die kindgerechten Gags selten doof und widersprechen der möchtegernrobusten Action in jeder Hinsicht: Der hippelige Shia LaBeouf (für den Spielberg leider ebenfalls verantwortlich ist) soll als Konsensmännekicken für den nötigen Witz sorgen, bleibt aber ebenso eine absolute Flachzange wie die dezent gebräunte Megan Fox, die als Tittenimport äquivalent zu den geölten Maschinen manch unbefriedigte Männerträume erfüllen dürfte. Für den unfreiwilligsten Witz sorgt da bestenfalls Jon Voight: Gaukelt Bay zunächst noch vor, er würde auf patriotisches Gedönse erstmals verzichten, indem er vom US-Präsidenten nichts weiter als dessen rote Socken ins Bild rückt, lässt er den geschniegelten Voight als Assistent des Verteidi- gungsministers zur Knarre greifen, was letztlich auf das selbe hinausläuft: "Losing is not an option with these guys". Doch was will man eigentlich schon verlangen, wenn man geboten bekommt, wonach das Zielpublikum (bis 12 Jahre) ohnehin lechzt: "Transformers" ist eben nichts weiter als so richtig gaga.


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