"A Legend or Was it?" ist der einzige Film von Keisuke Kinoshita, den das Arsenal-Kino im Programmheft seiner großartigen Werkschau des japanischen Studioregisseurs als 'Meisterwerk' preist. Merkwürdig, dachte ich, ist es doch wiederum die einzige der dort gezeigten Kinoshita-Arbeiten, mit der ich nur wenig bis gar nichts anzufangen wusste. Als eine Art Zwillingsfilm des ebenfalls am Rande der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs verorteten Shomin-gekis "Jubilation Street" lesbar, ist "A Legend or Was it?" so gesehen dessen inszenatorisch furiose Überhöhung, ein in farbenfrohen Landschaftsbildern gerahmter Schwarzweiß-Western, der die zunächst banalen Probleme seiner einfachen Figuren zu einem infernalischen Duell steigert. Selbst in die letzten Winkel abgeschiedener Häuslichkeit also ist die virulente Gewalt des Krieges noch kurz vor ihrem Ende eingedrungen, musste habhaft gemacht und bezwungen, musste zur verblichenen Legende werden. Der allegorische Charakter des Films kann sich gegen Kinoshitas ehrwürdigen Genreversuch, gegen die schematische Anordnung der Figuren und künstlich auf Tempo gebrachten Handlungsknäuel, jedoch kaum durchsetzen, nicht zuletzt wegen der Redundanz der experimentellen, zuweilen anachronistischen Musikgestaltung. In seinem nahezu exploitationhaften Tonfall und der hysterischen Extrovertiertheit der Protagonisten wirkt der Film überdies wie ein Gegenentwurf zum Kinoshitaschen Melodram, und ich vermute schlicht, dass ich deshalb nicht ganz warm mit ihm geworden bin.
50%