Eine Tänzerin wird von ihrem Mann überredet, fluchtartig die Stadt zu verlassen. Er scheint maßgeblich an einem Raubüberfall beteiligt zu sein und zwingt die junge Frau schließlich zu einer Marschroute durch die Berge. Selbstzweifel und Spannungen bestimmen den gemeinsamen Weg, der sie allmählich zu entzweien und bald auch das Leben der hin und her gerissenen Geliebten in Gefahr zu bringen droht. Das vage Psychogramm einer Beziehung, ein vernunftwidriges Melodram entwirft Keisuke Kinoshita mit "Woman", seinem neunten Spielfilm. Wie eine einzige lange physische und emotionale Bewegung wirkt dieses inhaltlich möglicherweise nur bedingt nachvollziehbare Groschenheft- drama, das voller Geheimnisse steckt, voller ungesagter Worte und diffuser Hintergründigkeiten. Kinoshitas herausragende Schwarzweißphotographie unterstreicht das paradox Kammerspielartige der Figuren unter freiem Himmel geradezu artistisch (shot entirely on location!), der schattenhafte Stil aus Untersichten und Schrägen gerinnt zum dominierenden Merkmal der Inszenierung. Vor einem finalen Großbrand entscheidet sich schließlich die exploitative Beziehung der beiden Protagonisten, wenn aus Fenstern fliegende Möbel und dicke Rauchwolken jene Feuergefahr verbildlichen, die bereits einen ganzen Film hindurch unter allem zu lodern schien. Befreiend.
75%