Wenn sich Glenn Close in "Albert Nobbs" als Mann verkleidet, ist das der Academy heute selbstredend eine Oscar-Nominierung wert. Die ungarische Schauspielerin Franziska Gaal, der eine wirkliche Karriere in den USA verwehrt blieb, schlüpfte schon 1934 in Hose und Jackett, um als frecher Tankstellenwart sich und ihren Großvater über die Runden bringen zu können. In der Geschichte der meist auf leicht verklemmte Albernheiten abzielenden Verwechslungskomödie hat dieser "umgekehrte" Fall noch immer eher Seltenheitswert, und der finale Kuss zwischen Gaal und Hans Jaray, beide im Frack, ist so gesehen wohl eine mutige Chuzpe. Der Spaß an "Peter", dieser gut gelaunten, durchweg heiteren romantischen Komödie, wird dann auch bestenfalls marginal durch zeitkontextuelle Gender-Zuweisungen getrübt, denn der heute beinahe noch erfrischender denn wohl seinerzeit erscheinende Umgang mit Geschlechterrollen ist überwiegend von enormer Lockerheit. Ein nahezu selbstverständlicher Cross-Dressing-Ulk, den Hermann Küsterlitz, besser bekannt als Henry Koster, so freilich nur im Exil drehen konnte, als an ein mal nicht nur frivoles, sondern auch ganz natürliches Spiel mit sexuellen Identitäten im deutschen Kino wohl schon gar nicht mehr zu denken war. Wie so viele Filme der Berlinale-Retrospektive 2013 heute jedoch vergessen und auch nirgends regulär verfügbar, leider.
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