Irgendwo da in der Ferne, irgendwo hinter dem Horizont liegt eine Zukunft der Wunscherfüllung. Matrose möchte der 16jährige Yoichi werden, weit weg vom mittellosen dörflichen Leben, das ihn Tag für Tag um seine Möglichkeiten bringt. Die damoklesschwertartige Pflicht will es, dass Yoichi einmal nach dem Tod seines Vaters das familiäre Fischgeschäft fortführt. Und so steht er zu Beginn von Keisuke Kinoshitas "Farewell to Dream" am großen Hügel mit der weiten Aussicht, die bittere Erkenntnis auf dem Gesicht tragend, all jene Träume nie verwirklichen zu dürfen. Als Zuschauer ist einem mit Blick auf den Titel da schon gewiss: Dieses Anfangs- wird auch gleichzeitig ein Schlussbild sein, so wie es ja im Melodram ohnehin immer auch um die Unausweichlichkeit des Scheiterns geht. Gleichwohl "Farewell to Dream" eine Coming-of-Age-Geschichte erzählt, oder eher: Motive einer solchen Geschichte vermittelt, ohne irgendetwas konkret erzählen zu müssen, schält sich aus diesen Motiven vor allem die melodramatische Kraft Kinoshitas, dessen Mitgefühl für hin und her gerissene Figuren sich hier einmal einer dezidiert adoleszenten Perspektive annähert. Als nach einer Reihe von Ereignissen auch noch Yoichis bester Freund (mit dem ihn, darauf verweist Kinoshita in Dezenz, mehr als nur Freundschaft verbindet) in eine andere, in eine weit entfernte Stadt zieht, erreicht die Ausweglosigkeit des still sein Schicksal erduldenden Protagonisten einen neuen fatalistischen Höhepunkt. Sein Ruin ist, was ihm schließlich bleibt, wenn alles andere sich zerstäubt. Ein wahrlich herzzerreißendes Meisterwerk, ein Film ganz ohnegleichen.
90%