März 22, 2010

Zuletzt gesehen: HALLOWEEN II (2009)

Rob Zombie ist für mich einer der spannendsten amerikanischen Genreregisseure. "House of 1000 Corpses" habe ich für seine unbekümmerte Wilderei, sein Fabulieren in Horrorbildern, der stilistischen Experimentierfreude und letztlich tiefen Hingabe zu seinen Vorbildern geliebt. Das war ein irre wüster Trip von einem Film, den so freigeistig wohl nur ein Rockmusiker hat inszenieren können. Umso enttäuschter war ich von Zombies "Halloween"-Remake vor einigen Jahren (hier nachzulesen, auch wenn ich das heute so nicht mehr schreiben würde), weil das Treten in übergroße Fußstapfen den Regisseur in seinen Fähigkeiten einschränkte und er außerdem zwei Filme in einen zu quetschen versuchte.

In "Halloween II" nun interpretiert Zombie den Halloween- (Film)-Mythos endlich selbst und verabschiedet sich vom ästhetischen und konventionellen Ballast eines John Carpenter, um die über viele Jahre ikonisierte Michael-Myers-Figur konsequent zu dekonstruieren. Wenn Fans sich darüber echauffieren, dass "ihr Held" jetzt ohne Maske bei Tageslicht herumlaufe, schließlich zu sprechen beginne und dabei nicht einmal vom einprägsamen Score der Serie begleitet würde, dann hat Zombie alles ausnahmslos richtig gemacht, weil er die in den Sequels zur Horror Icon hochstilisierte Figur radikal herunter bricht. Interessanter- weise ist der Film ebenso kontrolliert und gradlinig inszeniert wie der fürchterliche Vorgänger, allerdings hat sich Zombie nicht erneut in das Carpenter-Korsett schnüren lassen, sondern einen eigenen Erzähl- und Bildstil gefunden, der runder und bewusster als in seinen ersten beiden Filmen, aber immer noch (oder: endlich wieder) ungezwungen, originell, frisch und unverschämt eigensinnig erscheint. Das Augenmerk lenkt "Halloween II" auf eine verstörende Kameraarbeit und expressive Lichtsetzung, die in einigen surrealen Zwischensequenzen geradezu atemberaubend wirkt. Und die halbstündige Exposition ist ein Lehrstück echten Terrorkinos, das Zombie nicht länger nur zitat- und verweisfreudig verehrt, sondern nunmehr mit sicherer Hand beherrscht. Groß!


85%

(PS: Finger weg von der zerschnippelten deutschen Version)