Januar 29, 2013
DVD/BD: SEAL TEAM SIX - THE RAID ON OSAMA BIN LADEN [Code Name: Geronimo]
November 26, 2009
Kino: THE TWILIGHT SAGA - NEW MOON
Das Gefühlswirrwarr ist der rote Faden in "New Moon", ganz so wie in "Twilight". Es ist eine Schmonzette für junge Mädchen und alle, die es gern sein wollen. Es ist ein Film, der emotional funktionieren und der viel über unerfüllte Liebe, Sehnsucht, Hingabe, unstillbares Verlangen, Herzschmerz und besonders das erste Mal erzählen möchte. Letzteres spielt natürlich keine Rolle, im ersten Teil nach Stephenie Meyers unverschämt erfolgreicher Buchserie musste ein harmloser Kuss ohne Zunge als Höhepunkt genügen. Und auch hier ist an Sex eigentlich gar nicht zu denken, würden Bellas lustvolle Blicke und ihr sehnlichster Wunsch nach einem kräftigen Vampirbiss nicht ein simples Chiffre für diesen doch nur allzu ordinären Gedanken bilden: Warum also kann der schmierige Edward nicht einfach mal seine Beißerchen rausholen und es der Bella gepflegt besorgen, damit der ja doch irgendwie grundlos wehleidige Tonfall auch dieses zweiten "Twilight"-Filmes hinfällig wird? Vermutlich, weil "New Moon" wie sein Vorgänger als romantisches Kintopp für die Generation Enthaltsamkeit fungieren und deshalb auf jedwede Form von körperlicher Nähe verzichten muss.
Der leicht reaktionäre Einschlag von "Twilight" hat sich allerdings nicht allzu bemerkenswert in die Fortsetzung geschummelt, die endlosen Dialoge über schmerzhafte Nähe und unmögliche Berührungen sind mehr oder weniger verschwunden: Das Loblied aufs große Warten trällert Regisseur Chris Weitz zurückhaltender als Catherine Hardwicke, Regisseurin des ersten Films. Dennoch bleiben Zielgruppenabweichlern die ganzen Probleme dieser Geschichte merklich fremd – man will einfach nicht so recht verstehen, wo in all dem Emo-Quark aus Wortschwall und Gefühlschaos eigentlich der Grund für die zweistündige Unzufriedenheit liegt, die ausnahmslos alle Figuren befallen hat. So mag sich "New Moon" sorgfältig in die Erlebniswelt seiner jugendlichen Heldin einfühlen und mit Kristen Stewart auch eine enorm begabte und vielseitige Hauptdarstellerin gewonnen haben, erscheint nichtsdestotrotz als ebenso inhalts- wie ideenloses Replikat einstiger Jugendfilme, dem er ungleich weniger feinfühlig Genreelemente beimengt, die frei von Tiefsinnigkeit offensichtlichste Werwolfs- und Vampirmythen bemühen.
Und bestimmt, es ist ein Leichtes, dieses kurios erfolgreiche Phänomen (die Einspielergebnisse sprechen für sich) mit Sarkasmus und böswilliger Ironie nicht ernst zu nehmen. Doch die beiden "Twilight"-Filme, so banal sie vermitteln, so ideologisch sie gestrickt sein mögen, so überraschend schlecht sie inszeniert, getrickst und bebildert sind, treffen ganz offensichtlich einen Publikumsnerv. Es ist nicht die schlechteste Unterhaltung des Kinojahres, und gewiss ist es auch kein so dummdreister Film wie, sagen wir, zum Beispiel einer über kämpfende Riesenroboter aus dem Weltall. Trinken wir das Glas also doch einmal halbvoll und freuen uns über die Wertschätzung von Literatur, überforderte Jungdarsteller, ständig nackte Oberkörper. Und – immerhin – bei aller Verdammung des männlichen Körpers zum absoluten Sexobjekt über die Re-Emanzipation der jungen Frau im Kino. Bis zum dritten Blutsauger-Werwolfs-Gemisch, bis zum Sommer 2010 dann.
50% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN
Dezember 31, 2008
Kino: TWILIGHT

Irritierend allerdings, in jeder Hinsicht. Schon das Summit- Entertainment-Logo zu Beginn wirkt, nun ja, ein wenig trashig - gleichwohl die Independent-Schmiede sich mittlerweile mit Edel-Camp wie "Never Back Down" zumindest finanziell "gemausert" hat - und diesen Eindruck vermag die ebenso unbeholfene wie arg videomäßige Inszenierung in den folgenden zwei Stunden auch nicht so wirklich zu widerlegen. Der Film soll 37 Mio. Dollar gekostet haben, in seinen besten Szenen sieht er gerade einmal nach 10 Mio. aus. Aber gut, das ist nur der äußere Schein - sei's drum, wenn Hardwicke hier eine hübsche Blutsauger-Geschichte zu erzählen hat, dann soll die Ästhetik ruhig mal hinten anstehen.
Doch das Plotchen, in dem sich ein Mädchen in einen Jungen verliebt, der aber ein Vampir ist und sie deshalb nicht küssen, geschweige denn entjungfern mag, dieses Gemisch aus Romeo-und-Julia-Plattitüden und einfallslosen Zitaten des stilbildenden Teen-Vampirfilms "The Lost Boys" ergibt eine inhaltlich einschläfernde und ideologisch äußerst bizarre Biedermeier-Schnulze, die dann doch schickes Bildwerk und ein sicheres Händchen benötigt hätte. Hardwicke setzt den mädchenhaften Impetus des Stoffes zwar ambitioniert mit viel Seitenrascheln um, und gewiss: darin wird das Hitpotential gelegen haben, aber das zähe - nicht etwa bewusst kontemplative, stilsichere oder einem bestimmten sinnlichen Erzählrhythmus dienliche - Dahinplätschern der denkbar unaufregenden Geschichte ist schon irgendwie ziemlich scheiße.
Vor allem, weil sich "Twilight" sehr wichtig vorkommt mit dem, was er da verhandelt: Dem romantischen Leiden des Vampirs, der keine Körperlichkeit besitzt, und den semi-erwachsenen Adoleszenznöten des Mädchens, das ja auch irgendwie nur ein Vampir sein möchte. Die unfreiwillige Unterdrückung sexueller Lust scheint bei Hardwicke jedoch zum Segen verkommen, so denn der Film nichts anderes als Enthalt- samkeit beschwört. Und da erinnert man sich dann irgendwie wieder an ihren letzten Film, an den Bibel-Trash "The Nativity Story", der ein fröhlich-misogynes Loblied auf Zwangs- verheiratung einstimmte, und der auch erklären mag, warum Hardwicke sich wohl für den Stoff empfohlen haben könnte.
Immerhin unterhält "Twilight", vielleicht gerade weil er zutiefst sexuelle Motive mit bravem Kitsch zu verdrängen sucht, gelegentlich durch eine amüsante Absurdität: Schließlich ist Edward, der schöne High-School-Nosferatu, faktisch schon ein uralter Sack, weshalb seine so qualvolle Anziehungskraft zur minderjährigen Bella (!) auch als unfreiwillig originelle Variation einer pädophilen Zuneigung verstanden werden kann. Natürlich muss man sich derlei im Subtext zusammen spinnen, der glatte und keimfreie PG-13-Grusel würde ja im Traum nicht auf die Idee kommen, seine eigentlich gar nicht so uninteressanten Ansätze ein wenig zu phrasieren. Ein Trost vielleicht: Die komplexe Version eines ähnlichen Stoffes gibt es im Kino momentan mit "Let the Right One in" zu be- wundern.
Juli 21, 2008
Kino: NEVER BACK DOWN

Der Sieger in spe heißt Jake (Sean Faris, so ein Tom Cruise im C-Format), ist zunächst noch ein etwas schüchternes Raubein und muss sich an der neuen Schule auch erst einmal beweisen. Weil ihm die knapp bekleidete Baja (Amber Heard) Avancen macht, lässt er sich auf einer Party zu einem so genannten Free Fight ein. Dort hauen sich durchtrainierte, braun gebrannte College-Boys reihenweise die Schädel zu, allen voran Frauenschwarm Ryan (Cam Gigandet), der es auch gleich auf den neuen Konkurrenten abgesehen hat (dieser Ryan ist übrigens mit Baja zusammen, die sich im Prinzip für alles prostituiert, was drei Beine hat – ganz traurig, dass die gute Amber sich nach ihrer Paraderolle als "Mandy Lane" nun zum sexistischen chick flick degradieren lässt). Es kommt jedenfalls wie es kommen muss: Zwei Stunden lang dümmste gestylte Machorivalitäten, ehe der finale Kampf die Entscheidung bringt. Ach so, ja: Jake kämpft nebenbei in einer Sportgruppe von Jean Roqua (Djimon Hounsou), der den Pat Morita-Part des lehrreichen alten Mannes gibt, für den Kämpfen keine Lösung darstellt, sondern nur Atmen ("you have to breath, don't fight yourself" und solchen Schmu). Der Witz an diesem Handlungsgerüst ist wie so oft der, dass all das pseudoeloquente Wortgetöse des pazifistischen Lehrmeisters schließlich keine Bedeutung hat, weil sein Zögling ja doch immer den direktesten Weg geht, seinem Kontrahenten nämlich ordentlich aufs Maul zu geben. Und am Ende sind trotzdem alle glücklich. Auch der Mentor.
Das alles wäre in seiner stupiden Inszenierung, seiner moralischen Einfältigkeit und emotionalen Standfestigkeit bestenfalls unfreiwillig komisch, gewiss aber nicht besorgnis- erregend, ärgerlich oder sonst irgendwie von Belang (eher noch rührig-armselig, so in seiner verkrampften Männlichkeits- chose), würde "Never Back Down" mit gewaltverherrlichender Selbstgefälligkeit trotz Retro-Attitüde nicht doch den Bogen in die Gegenwart schlagen. Und der geht natürlich ebenso den geringsten Weg des Widerstandes wie die Muskelheinis im Film. Das neue Element heißt Web 2.0: Via YouTube können die Kämpfe mitverfolgt, aufgezeichnet und reproduziert werden, je mehr Videos entstehen und je härter die gefilmten Kämpfe im Alltag ausfallen, desto höher die Klickzahlen. In der Tat greift der Film hier als einer der ersten das zunächst auf Schulhöfen auftretende Phänomen gefilmter Übergriffe auf Mitschüler auf, deren Täter mit den entsprechenden Handy-Videos zu virtueller Bekanntheit gelangen. "Never Back Down" glorifiziert diese Praxis auf nahezu unerträgliche Art. Nicht eine einzige kritische Stimme findet im Film Gehör – die überforderte Mutter von Jake findet schließlich sogar selbst Gefallen an Gewalt und kann ihren Sohn deshalb auch verstehen, der Trainer wiederum bleibt mit seinen Phrasen gehörlos und setzt seine Androhung, Jake rauszuschmeißen, wenn er weiter an Free Fights teilnimmt, sowieso nicht um – und nicht mal im Ansatz wird die Frage gestellt, ob das sinnfreie Aufeinanderdreschen nicht vielleicht doch noch Alternativen zulassen würde (oder was das alles überhaupt soll).
Absurd verharmlosend wird es dann endgültig, wenn der Held und sein Gegner sich im Finale erst unentwegt die Köpfe einschlagen, sich am nächsten Schultag aber respektvoll zugrinsen. Man weiß dann wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll. Und deshalb ist "Never Back Down" nicht nur ein profaner und langweiliger Film, sondern ein wirklich bedenk- licher dazu. Vorausgesetzt er wird von Leuten gesehen, die auch Denken können.