Juli 23, 2015
Kino: MAGIC MIKE XXL
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Mai 05, 2014
Kino: 3 DAYS TO KILL
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September 15, 2011
Zuletzt gesehen: THE WARD
Dezember 10, 2009
Kino: ZOMBIELAND
So auch im neuesten Lebende-Tote-Abenteuer, in dem die Zombieseuche, analog zur Schweinegrippe durch BSE hervorgerufen, die Erde gänzlich erfasst hat: "United States of Zombieland" ist der von Chaos und Zerstörung dominierte Schauplatz der Apokalypse. Nur wenige Überlebende streifen durch das Land, auf sich gestellt oder in kleinen Gruppen führen sie einen Kampf ums Überleben. Und das bedeutet nicht nur die Beseitigung dutzender gieriger Zombies, sondern auch die Suche nach allmählich verfallenden Lebensmitteln. Logisch.
In "Zombieland" gelten demnach strenge Regeln. 33 an der Zahl hat der Computer-Nerd Columbus (Jesse Eisenberg) aufgestellt, um sich im Paradies der Untoten zurechtfinden zu können. Angefangen hat es beim World-of-Warcraft-Zocken, als ihn das hübsche Nachbarsmädchen ganz plötzlich auf den Leib rücken wollte – seit dieser ersten Erfahrung mit dem anderen Geschlecht kämpft sich Columbus durch ein von Zombiehorden überwandertes Heimatland, um seine hoffentlich noch nicht infizierten Eltern zu finden. Getreu Regel Nummer 17: Don’t be a hero.
Auf seiner, man beachte den Namen, Entdeckerreise trifft der junge Angsthase Columbus auf den mürrischen Cowboy Tallahassee (Woody Harrelson in einer sanftmütigen Parodie seiner "Natural Born Killers"-Rolle) und ein cleveres Schwesterpärchen, das die beiden Kerle ordentlich in Schach hält. Gemeinsam mit der attraktiven Wichita (Emma Stone) und der kleinen Little Rock (Abigail Breslin, die sich erfolgreich von ihrem nervigen "Little Miss Sunshine"-Image gelöst hat) machen sich die vier schließlich auf in einen Vergnügungspark – warum bei aller landesweiten Totengräberstimmung nicht ein wenig Achterbahnfahren?
"Zombieland" ist so etwas wie die US-amerikanische Antwort auf Edgar Wrights "Shaun of the Dead". Wie dieser versteht er es, die Regeln des Genres zu hinterfragen und nichtsdestotrotz einzuhalten, zwischen augenzwinkernder Hommage und eigenständigem Horrorspaß zu balancieren, und bei allen Referenzen und Bezügen nicht zum bloßen Zitat zu verkommen: Regisseur Ruben Fleischer versteht es vorbildlich, eigenständige und nicht völlig überzeichnete Figuren in ikonische Bilder einzubetten, die nicht bei jeder Gelegenheit banaler Ironie erliegen.
Bereits zu Beginn legt der Film ein enorm hohes Tempo vor, das er durch seine stimmige Mischung aus treffsicheren Gags, skurrilen Typen und überraschenderweise sogar ein wenig Tiefgang bis zuletzt hält. Die Titelsequenz ist für sich genommen schon das Eintrittsgeld wert, zu Metallicas "For whom the bell tolls" (woah!) wird der Zuschauer ins Zombieland geworfen, wo es nicht immer nur komisch, sondern durchaus auch eklig zugeht – Freunde von beinhartem Zombie-Splatter werden mit dieser eher sympathisch-harmlosen Komödie allerdings nicht unbedingt glücklich werden.
Diese dürften sich womöglich allein schon vom unerwartet melancholischen Tonfall des Films abgeschreckt fühlen. "Zombieland" erzählt über weite Strecken eher die Initiationsgeschichte eines schüchternen Losers, der sich mit Mädchen schwer tut und von Panikattacken geplagt wird. Der Coming-of-Age-Einschlag befördert die bluttriefenden Zombies dabei nicht selten auf die Ersatzbank, wenn sich Fleischer immer wieder die Zeit nimmt, seinen Figuren kleine charakterliche Momente einzuräumen.
Gerade die in diesem Genre sonst stark ausgeprägte Tendenz, alles zu stilisieren und mit einer ausgestellten Coolness zu unterstreichen, lässt "Zombieland" glücklicherweise vermissen – er schöpft sein Unterhaltungspotential vor allem aus den Stärken seiner liebenswürdigen Viererbande und charmanten, nicht zwanghaft pointierten Dialogen. Als das Gespann auf seinem Weg in den Vergnügungspark schließlich Zwischenhalt in einer Villa bei Los Angeles macht, wartet der Film zudem mit einem ebenso unerwarteten wie köstlichen Cameo auf, der hier des Spaßes wegen nicht verraten werden soll.
65% - erschienen bei: gamona
Juli 21, 2008
Kino: NEVER BACK DOWN

Der Sieger in spe heißt Jake (Sean Faris, so ein Tom Cruise im C-Format), ist zunächst noch ein etwas schüchternes Raubein und muss sich an der neuen Schule auch erst einmal beweisen. Weil ihm die knapp bekleidete Baja (Amber Heard) Avancen macht, lässt er sich auf einer Party zu einem so genannten Free Fight ein. Dort hauen sich durchtrainierte, braun gebrannte College-Boys reihenweise die Schädel zu, allen voran Frauenschwarm Ryan (Cam Gigandet), der es auch gleich auf den neuen Konkurrenten abgesehen hat (dieser Ryan ist übrigens mit Baja zusammen, die sich im Prinzip für alles prostituiert, was drei Beine hat – ganz traurig, dass die gute Amber sich nach ihrer Paraderolle als "Mandy Lane" nun zum sexistischen chick flick degradieren lässt). Es kommt jedenfalls wie es kommen muss: Zwei Stunden lang dümmste gestylte Machorivalitäten, ehe der finale Kampf die Entscheidung bringt. Ach so, ja: Jake kämpft nebenbei in einer Sportgruppe von Jean Roqua (Djimon Hounsou), der den Pat Morita-Part des lehrreichen alten Mannes gibt, für den Kämpfen keine Lösung darstellt, sondern nur Atmen ("you have to breath, don't fight yourself" und solchen Schmu). Der Witz an diesem Handlungsgerüst ist wie so oft der, dass all das pseudoeloquente Wortgetöse des pazifistischen Lehrmeisters schließlich keine Bedeutung hat, weil sein Zögling ja doch immer den direktesten Weg geht, seinem Kontrahenten nämlich ordentlich aufs Maul zu geben. Und am Ende sind trotzdem alle glücklich. Auch der Mentor.
Das alles wäre in seiner stupiden Inszenierung, seiner moralischen Einfältigkeit und emotionalen Standfestigkeit bestenfalls unfreiwillig komisch, gewiss aber nicht besorgnis- erregend, ärgerlich oder sonst irgendwie von Belang (eher noch rührig-armselig, so in seiner verkrampften Männlichkeits- chose), würde "Never Back Down" mit gewaltverherrlichender Selbstgefälligkeit trotz Retro-Attitüde nicht doch den Bogen in die Gegenwart schlagen. Und der geht natürlich ebenso den geringsten Weg des Widerstandes wie die Muskelheinis im Film. Das neue Element heißt Web 2.0: Via YouTube können die Kämpfe mitverfolgt, aufgezeichnet und reproduziert werden, je mehr Videos entstehen und je härter die gefilmten Kämpfe im Alltag ausfallen, desto höher die Klickzahlen. In der Tat greift der Film hier als einer der ersten das zunächst auf Schulhöfen auftretende Phänomen gefilmter Übergriffe auf Mitschüler auf, deren Täter mit den entsprechenden Handy-Videos zu virtueller Bekanntheit gelangen. "Never Back Down" glorifiziert diese Praxis auf nahezu unerträgliche Art. Nicht eine einzige kritische Stimme findet im Film Gehör – die überforderte Mutter von Jake findet schließlich sogar selbst Gefallen an Gewalt und kann ihren Sohn deshalb auch verstehen, der Trainer wiederum bleibt mit seinen Phrasen gehörlos und setzt seine Androhung, Jake rauszuschmeißen, wenn er weiter an Free Fights teilnimmt, sowieso nicht um – und nicht mal im Ansatz wird die Frage gestellt, ob das sinnfreie Aufeinanderdreschen nicht vielleicht doch noch Alternativen zulassen würde (oder was das alles überhaupt soll).
Absurd verharmlosend wird es dann endgültig, wenn der Held und sein Gegner sich im Finale erst unentwegt die Köpfe einschlagen, sich am nächsten Schultag aber respektvoll zugrinsen. Man weiß dann wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll. Und deshalb ist "Never Back Down" nicht nur ein profaner und langweiliger Film, sondern ein wirklich bedenk- licher dazu. Vorausgesetzt er wird von Leuten gesehen, die auch Denken können.
Juli 01, 2008
Kino: ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE

Dabei unternimmt Levine erst einmal alles, um den Film nicht in die Nähe der Genrekonventionen zu bringen. Was hier mithilfe nostalgischer Bilder von High School-Riten und Party People-Jungvolk zwischen emotionaler Statik und willenloser Fügung ins Typenmuster der Loser, Aufreißer und Chick Flicks, sowie sentimentalen Singer-Songwriter-Klängen zunächst zum melancholischen Coming-Of-Age-Film gedeiht, beginnt ebenso unberechenbar wie eigentlich auch unmotiviert rasch zum reinrassigen Stalk’n’Slasher umzukippen. Ehe der Film seiner eigenwilligen Erzählweise mit bewussten Tempowechseln also eine logische – will heißen: entlang gängiger Genrebahnen verlaufende – Richtung vorgibt, wandelt er irgendwie zwischen "The Virgin Suicides" und dem "Texas Chainsaw Massacre". Man möchte meinen, "All the Boys Love Mandy Lane" ist die erste wirkliche Teenfilm-Hybride aus radikalem Schlitzer-Horror und sinnlichem Drama. Als eine Art Neuverhandlung adoleszenter Passageriten aus jugendlicher Schuld und Unschuld, Sinn- und Identitätssuche, dem Zwang der Klassen- und Rollenmuster, dem Hedonismus und Puritanismus – der ganzen absurden Widersprüchlichkeit also, derer sich die Jugendlichen im US-Genrekino so ausgesetzt sehen.
"All the Boys Love Mandy Lane" ist somit in gewisser Hinsicht der Versuch, den Teen-Slasher seiner Oberflächlichkeit zu berauben. Die Jugendlichen bei Levine entsprechen nicht den gängigen Klischeeprofilen. Eingeführt als promiskes Sauf- gelage, deren ausgiebiges Sündigen schon deshalb mit dem Tod bestraft gehört, damit die Leinwand von diesen holzschnittartigen Arschlochfiguren endlich befreit wird, bürstet Levine die Opfer in spe schließlich allesamt gegen den Strich: Das koksende It-Girl verbirgt hinter ihrer selbstge- rechten Makellosigkeit nur angeklebte Tittenvergrößerungen und sehnt sich eigentlich nach bedingungsloser Nähe, wenn sie nackt aus dem Fenster in die schwarze Nacht starrt, während der eitle Schönling der Gruppe hinter Macho-Sprüchen und Pimp-Chauvinismus ein großes Problem mit seinem kleinen Problem hat. Dass diese lonesome teens, die dem depressiven Gus-Van-Sant-Mikrokosmos eines "Paranoid Park" näher stehen als ihren Abziehbilder-Kollegen des eigenen Subgenres, alle dennoch sterben müssen – und das durchaus auch unter Einsatz der zwingenden Genrekonnotationen (nach dem Blow-Job bekommt ein Opfer einen riesigen Gewehrkolbenphallus in den Rachen gedrückt) – ist dabei natürlich unabdingbar. Die im Slasher-Duktus fest verankerte Opferwahl wird hier zwar augenzwinkernd kommentiert, indem der Killer ein T-Shirt mit der Aufschrift "natural selection" trägt, dennoch ist "All the Boys Love Mandy Lane" immer noch ein Slasher-Film, der sich ernst nimmt, trotz oder gerade wegen seines Spiels mit Versatzstücken.
Nur, warum lieben eigentlich alle Boys die Mandy Lane? Wohl deshalb, weil sie erschreckend schön ist. Weil sie unnahbar ist und unschuldig. Und natürlich, weil sie das absolute final girl des Horrorfilms repräsentiert: Prüde, frigide, jungfräulich – die fleischgewordene Männerfantasie. Anhand seiner Mandy Lane erlaubt sich der Film schließlich die nach Genreregeln unver- blümteste und cleverste Reflexion: Sie, die Identifikationsfigur des (großteilig männlichen) Publikums, diejenige, die der Psychokiller in einem Slasherfilm am meisten begehrt, als letzte jagt und am vehementesten traktiert, nur um an ihrer stärksten Waffe – der Bigotterie – zugrunde zu gehen, sie ist die größte Umkehrung in diesem Film. Weil zwar alle Jungs Mandy Lane lieben, aber Mandy Lane nicht alle Jungs ("let’s just be friends"). Die in einer Szene angedeutete lesbische Zuneigung zu ihrer Freundin ist da vielleicht noch die geringste Genre-Impertinenz, wenn Levine letztlich sogar den Diskurs des konservativ-reaktionären Slashers von hinten aufrollt und dem obligatorischen Überleben der braven Jungfer einen ganz anderen Grund einräumt – nämlich deren Nähe zum Killer, der auf alles sexuell Verdrängte mit pervertierter Gewalt reagiert. Mit seinem inhaltlich völlig unmotivierten, ja gar sinnfälligen, formal aber zwingendem Schluss ist dieser stilbewusste wie -betonte Film deshalb jene Neuanordnung des Genres, die selbiges auch dringend gebraucht hat. Indem Levine die genreimmanenten Abfolgen auf den Kopf stellt, durchschüttelt und letztlich doch sich selbst überlässt, ist er ein mustergültiges Beispiel für den postmodernen Umgang mit dem Teenfilm und ein weitgehend ironiefreies Äquivalent zu "Scream".
70%