Die pubertären Tage der wunderhübschen Bella sind gezählt: Sie ist 18 Jahre alt und damit eigentlich erwachsen geworden. Trotzdem muss sie sich nach wie vor mit schwersten Teenienöten herumschlagen, die so leidvoll wie scheinbar unüberwindbar und bestimmt so notwendig wie natürlich ihr quälendes Mittelklasseleben bestimmen: Da sitzt die Hübsche monatelang an ihrem Fenster, während die Jahreszeiten vorüberziehen und die Popsongs in der Endlosschleife fest hängen. Und alles nur, weil der ewig 17jährige Edward das kleine Städtchen Forks verlassen hat, um keine Gefahr mehr für seine geliebte Sterbliche und die durstige Familie darzustellen. Der anmutige Blutsauger hat damit indes das Feld für eine ganz andere übernatürliche Genrespezies geräumt – Bella wird nun vom Indianer Jacob umgarnt, der sich jetzt außerdem regelmäßig in einen pelzigen Werwolf verwandelt und daher anders als im Vorgänger jede Szene halbnackt bestreitet. Geil!
Das Gefühlswirrwarr ist der rote Faden in "New Moon", ganz so wie in "Twilight". Es ist eine Schmonzette für junge Mädchen und alle, die es gern sein wollen. Es ist ein Film, der emotional funktionieren und der viel über unerfüllte Liebe, Sehnsucht, Hingabe, unstillbares Verlangen, Herzschmerz und besonders das erste Mal erzählen möchte. Letzteres spielt natürlich keine Rolle, im ersten Teil nach Stephenie Meyers unverschämt erfolgreicher Buchserie musste ein harmloser Kuss ohne Zunge als Höhepunkt genügen. Und auch hier ist an Sex eigentlich gar nicht zu denken, würden Bellas lustvolle Blicke und ihr sehnlichster Wunsch nach einem kräftigen Vampirbiss nicht ein simples Chiffre für diesen doch nur allzu ordinären Gedanken bilden: Warum also kann der schmierige Edward nicht einfach mal seine Beißerchen rausholen und es der Bella gepflegt besorgen, damit der ja doch irgendwie grundlos wehleidige Tonfall auch dieses zweiten "Twilight"-Filmes hinfällig wird? Vermutlich, weil "New Moon" wie sein Vorgänger als romantisches Kintopp für die Generation Enthaltsamkeit fungieren und deshalb auf jedwede Form von körperlicher Nähe verzichten muss.
Der leicht reaktionäre Einschlag von "Twilight" hat sich allerdings nicht allzu bemerkenswert in die Fortsetzung geschummelt, die endlosen Dialoge über schmerzhafte Nähe und unmögliche Berührungen sind mehr oder weniger verschwunden: Das Loblied aufs große Warten trällert Regisseur Chris Weitz zurückhaltender als Catherine Hardwicke, Regisseurin des ersten Films. Dennoch bleiben Zielgruppenabweichlern die ganzen Probleme dieser Geschichte merklich fremd – man will einfach nicht so recht verstehen, wo in all dem Emo-Quark aus Wortschwall und Gefühlschaos eigentlich der Grund für die zweistündige Unzufriedenheit liegt, die ausnahmslos alle Figuren befallen hat. So mag sich "New Moon" sorgfältig in die Erlebniswelt seiner jugendlichen Heldin einfühlen und mit Kristen Stewart auch eine enorm begabte und vielseitige Hauptdarstellerin gewonnen haben, erscheint nichtsdestotrotz als ebenso inhalts- wie ideenloses Replikat einstiger Jugendfilme, dem er ungleich weniger feinfühlig Genreelemente beimengt, die frei von Tiefsinnigkeit offensichtlichste Werwolfs- und Vampirmythen bemühen.
Und bestimmt, es ist ein Leichtes, dieses kurios erfolgreiche Phänomen (die Einspielergebnisse sprechen für sich) mit Sarkasmus und böswilliger Ironie nicht ernst zu nehmen. Doch die beiden "Twilight"-Filme, so banal sie vermitteln, so ideologisch sie gestrickt sein mögen, so überraschend schlecht sie inszeniert, getrickst und bebildert sind, treffen ganz offensichtlich einen Publikumsnerv. Es ist nicht die schlechteste Unterhaltung des Kinojahres, und gewiss ist es auch kein so dummdreister Film wie, sagen wir, zum Beispiel einer über kämpfende Riesenroboter aus dem Weltall. Trinken wir das Glas also doch einmal halbvoll und freuen uns über die Wertschätzung von Literatur, überforderte Jungdarsteller, ständig nackte Oberkörper. Und – immerhin – bei aller Verdammung des männlichen Körpers zum absoluten Sexobjekt über die Re-Emanzipation der jungen Frau im Kino. Bis zum dritten Blutsauger-Werwolfs-Gemisch, bis zum Sommer 2010 dann.
50% - erschienen bei den: 5 FILMFREUNDEN
Das Gefühlswirrwarr ist der rote Faden in "New Moon", ganz so wie in "Twilight". Es ist eine Schmonzette für junge Mädchen und alle, die es gern sein wollen. Es ist ein Film, der emotional funktionieren und der viel über unerfüllte Liebe, Sehnsucht, Hingabe, unstillbares Verlangen, Herzschmerz und besonders das erste Mal erzählen möchte. Letzteres spielt natürlich keine Rolle, im ersten Teil nach Stephenie Meyers unverschämt erfolgreicher Buchserie musste ein harmloser Kuss ohne Zunge als Höhepunkt genügen. Und auch hier ist an Sex eigentlich gar nicht zu denken, würden Bellas lustvolle Blicke und ihr sehnlichster Wunsch nach einem kräftigen Vampirbiss nicht ein simples Chiffre für diesen doch nur allzu ordinären Gedanken bilden: Warum also kann der schmierige Edward nicht einfach mal seine Beißerchen rausholen und es der Bella gepflegt besorgen, damit der ja doch irgendwie grundlos wehleidige Tonfall auch dieses zweiten "Twilight"-Filmes hinfällig wird? Vermutlich, weil "New Moon" wie sein Vorgänger als romantisches Kintopp für die Generation Enthaltsamkeit fungieren und deshalb auf jedwede Form von körperlicher Nähe verzichten muss.
Der leicht reaktionäre Einschlag von "Twilight" hat sich allerdings nicht allzu bemerkenswert in die Fortsetzung geschummelt, die endlosen Dialoge über schmerzhafte Nähe und unmögliche Berührungen sind mehr oder weniger verschwunden: Das Loblied aufs große Warten trällert Regisseur Chris Weitz zurückhaltender als Catherine Hardwicke, Regisseurin des ersten Films. Dennoch bleiben Zielgruppenabweichlern die ganzen Probleme dieser Geschichte merklich fremd – man will einfach nicht so recht verstehen, wo in all dem Emo-Quark aus Wortschwall und Gefühlschaos eigentlich der Grund für die zweistündige Unzufriedenheit liegt, die ausnahmslos alle Figuren befallen hat. So mag sich "New Moon" sorgfältig in die Erlebniswelt seiner jugendlichen Heldin einfühlen und mit Kristen Stewart auch eine enorm begabte und vielseitige Hauptdarstellerin gewonnen haben, erscheint nichtsdestotrotz als ebenso inhalts- wie ideenloses Replikat einstiger Jugendfilme, dem er ungleich weniger feinfühlig Genreelemente beimengt, die frei von Tiefsinnigkeit offensichtlichste Werwolfs- und Vampirmythen bemühen.
Und bestimmt, es ist ein Leichtes, dieses kurios erfolgreiche Phänomen (die Einspielergebnisse sprechen für sich) mit Sarkasmus und böswilliger Ironie nicht ernst zu nehmen. Doch die beiden "Twilight"-Filme, so banal sie vermitteln, so ideologisch sie gestrickt sein mögen, so überraschend schlecht sie inszeniert, getrickst und bebildert sind, treffen ganz offensichtlich einen Publikumsnerv. Es ist nicht die schlechteste Unterhaltung des Kinojahres, und gewiss ist es auch kein so dummdreister Film wie, sagen wir, zum Beispiel einer über kämpfende Riesenroboter aus dem Weltall. Trinken wir das Glas also doch einmal halbvoll und freuen uns über die Wertschätzung von Literatur, überforderte Jungdarsteller, ständig nackte Oberkörper. Und – immerhin – bei aller Verdammung des männlichen Körpers zum absoluten Sexobjekt über die Re-Emanzipation der jungen Frau im Kino. Bis zum dritten Blutsauger-Werwolfs-Gemisch, bis zum Sommer 2010 dann.
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