Oktober 25, 2011
Kino: THE ADVENTURES OF TINTIN

April 13, 2011
Kino: PAUL
Die Alien-Komödie "Paul" ist reinstes Nerd-Kino. Sie wurde geschrieben von Simon Pegg und Nick Frost, die ihre nimmermüde Leidenschaft für Popkultur seit ihrer längst nicht mehr als Geheimtipp geltenden Britcom „Spaced“ fröhlich ausstellen, und inszeniert von Greg Mottola, der sich zumindest mit dem artverwandten Geek-Phänomen in seinen großartigen Filmen "Superbad" und "Adventureland" beschäftigte. Die geballte Fanboy-Kompetenz hinter "Paul – Ein Alien auf der Flucht" (Universal Germany – kein Verleih spinnt originellere Zusatztitel) gibt also schon mal eine gewisse Richtung vor: Ein Querverweis auf zwei Beinen, Film als reine Zitatensammlung und dazu ganz viel Extraterrestrisches.
Die britischen Sci-Fi-Freaks Graeme (Pegg) und Clive (Frost) reisen mit ihrem Wohnmobil quer durch die USA, von der Comic-Con in San Diego bis zur berühmten Area 51 in Nevada. Bei einem nächtlichen Unfall auf der Landstraße stoßen sie plötzlich mit dem Außerirdischen Paul zusammen (im Original gesprochen von Seth Rogen, in der deutschen Fassung leiht Bela B. dem kleinen grünen Männchen seine Stimme). Der Alien-Knirps sucht auf der Flucht vor dem FBI die Landebasis seines Mutterschiffs, um nach jahrzehntelangem Aufenthalt auf der Erde die Rückreise zum Heimatplaneten antreten zu können.
Graeme und Clive helfen dem altklugen Außerirdischen mit der Cargo-Hose auf Anhieb und erleben dabei einige halsbrecherische Abenteuer. Paul zeigt gern seinen Arsch, raucht am Lagerfeuer extrastarkes Gras und verdrückt mit seinen beiden neuen Freunden Bratwürste und Bier, während ihm eine skrupellose Alien-Sondereinheit auf den Fersen ist. Jene wird von einer mysteriösen Frau angeführt, die im Film lange Zeit nur als Stimme in Erscheinung tritt. Es gibt wahrscheinlich nur eine einzige Schauspielerin, deren finaler Star-Cameo in einer Alien-Komödie Sinn ergeben würde. Originell ist das nicht, überraschend noch weniger. Der irrwitzige Gastauftritt von Bill Murray in "Zombieland" bleibt wohl noch eine ganze Weile unberührt.
Als launiges Nerd-Ereignis mag "Paul" gut funktionieren, als Film ist er eine eher lahme Angelegenheit. Die Witze bewegen sich selten über pubertärem Gaga-Niveau, meist geht es um Titten, Pimmel und Polöcher. Brüche mit den klischeehaften Gags des Nerd-Kinos werden bestenfalls vage angedeutet, lediglich einige treffsichere Schwulenwitzchen können als sanfte Parodie auf die verklemmte Sexualmoral vergleichbarer Buddy-Komödien gelesen werden. Das aber gelang den beiden Hauptdarstellern unter der Regie von Edgar Wright in "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" um einiges pointierter, ganz zu schweigen von den klugen Zerlegungsideen in den Filmen Greg Mottolas.
Stattdessen konzentriert sich "Paul" auf eine Aneinanderreihung von Referenzen, Zitaten und so vielen Insider-Jokes wie nur möglich. Berühmte Dialoge aus "Star Wars" ("Boring conversation, anyway.") oder "Aliens" ("Get away from her, you bitch!"), eine Nachstellung der (angeblich) schlechtesten Kampfszene aller Zeiten aus "Star Trek" – die hinreichend bekannten Vorbilder werden ausgiebig bemüht. Gerade in Verbindung mit der temporeichen Road-Movie-Geschichte erinnert das Rezitierpuzzle inklusive prominenter Gastauftritte an die Loser-Comedy "Fanboys", zu der sich "Paul" insgesamt wie ein unnötiger Nachklapp verhält.
Bei aller Sympathie für Filmfreaks im Allgemeinen und Pegg/Frost im Besonderen: Dieses ständige Drehen um die eigene Nerd-Achse verkommt in "Paul" mitunter zur reinen Masche, die weniger einen charmanten, als vielmehr ermüdend selbstgefälligen Eindruck macht. Das redundante Wildern in Film- und Serienzitaten gerinnt spätestens dann zur Belastungsprobe, wenn das Zitat als solches nur noch zur ungebrochenen Nachahmung führt: Die inflationären Spielberg-Verweise des Films beispielsweise gehen letztlich so weit, dass "Paul" seine Geschichte mit einer fast einstellungsgenauen Übernahme des "E.T."-Finales abschließt. Wenn das Zitat also für eigene erzählerische Defizite herhalten muss, entwertet es sich schlicht selbst.
Während ihrer Zusammenarbeit mit Regisseur Edgar Wright haben Pegg und Frost mehrmals bewiesen, dass nerdiges Popkulturwissen nicht nur selbstgenügsamen Slacker-Humor produzieren, sondern auch formale Komplexität, Intelligenz im Umgang mit den Vorbildern und letztlich auch herzhaften Charme zulassen kann. Nicht zuletzt das unterschied die Arbeiten der beiden Autoren und ihres Freundes Wright von den einfältigen Pillepalle-Komödien des Nerd-Urgesteins Kevin Smith, der ja ungepflegte Langweiler überhaupt erst zum salonfähigen Kult erklärt und damit im Kino weitere nicht enden wollende Ergüsse postmodernen Bescheidwissens in Gang gesetzt hat. "Paul" jedoch ist davon leider nicht mehr allzu weit entfernt.
40% - erschienen bei: gamona
April 16, 2009
Kino: THE BOAT THAT ROCKED

Natürlich erwies sich der Rockkanal bei den entsprechenden Behörden als Dorn im Auge. Gesetzlich waren private Sendeanstalten verboten, doch die Piraten sendeten die neuesten Platten der Pop- und Rockbewegung nicht vom Festland, sondern einem gigantischen Dampfer vor der Nordseeküste aus. Gegen die Lücke einer rechtsfreien Zone will deshalb niemand so sehr vorgehen wie der zuständige Minister (als irritierende Hitler-Karikatur: Kenneth Branagh), der mit allen Mitteln verhindern möchte, dass die seetaugliche DJ-Crew weiterhin teure Kanäle blockiert.
Der Film nutzt diese auf Tatsachen basierende Idee (reales Vorbild war Radio Caroline) für eine ansonsten wenig akkurate, romantische und selbstredend unbekümmert verklärende Rückschau auf das Lotterleben der Radio- moderatoren, ihre weiblichen Groupies und das allgemeine unbeschwerte Lebensgefühl von freier Liebe und ganz viel noch freierer Rockmusik. Im Mittelpunkt steht dabei der 18-jährige Carl (Tom Sturridge), den seine Mutter in die Hände des Onkels (Bill Nighy), dem urigen Boss des Senders, und damit direkt auf das Schiff der Träume entlässt – neben allerlei Abenteuern soll der schüchterne Junge dort auch die erste große Liebe finden.
Richard Curtis, der Briten liebster Regisseur für heitere Nostalgie und romantische Komödien, hat nach "Tatsächlich Liebe" erneut mit großem Ensemble einen wirkungsvollen Feel-Good-Stoff auf die Leinwand gezaubert. Fast keine Szene, in der nicht irgendein Rocksong das richtige Gefühl vermitteln soll, nahezu keine Figur, die nicht nur Überbringer diverser Drehbuchgags sein darf, und überdies eine Geschichte im Mittelpunkt, die eigentlich keine ist, sondern nur für viele Einzelepisoden um den gemeinsamen Nenner genügt: Rock. So wie er leibt und lebt.
"Radio Rock Revolution" ist sorgenfreie Unterhaltung mit sympathischem Musikappell und bestens aufgelegtem Cast, allen voran Nick Frost, der auch ohne Simon Pegg als wunderbar kauziger Komödiant mit gutem Timing besteht, und Philip Seymour Hoffman als bierbäuchigem Radiohost. Der Film versprüht in seinen besten Momenten viel gefakten nostalgischen Charme und rührige Botschaften für ein Miteinander im besten Rocksinne: "Father and Son" stimmt Cat Stevens an, wenn eben Vater und Sohn im großen Finale die besonders ans Herz gewachsenen Platten im sinkenden Schiff zu retten versuchen.
Der Film unternimmt jedoch keinerlei Versuche, etwas Tatsächliches über seine Musik zu erzählen, über ihre Bedeutung oder den gesellschaftlichen Wandel etwa, sondern imitiert auf eine zwar ulkige, aber eigentlich ungemein oberflächliche Art die üblichen Zeitgeistklischees. Das Rockphänomen wird hier letztlich auf Posing, hübsche Mädchen und Männerbündel herunter gebrochen, um eine austauschbare Story mit dem nötigen Soundtrackschmiss aufzupeppen. In dieser Hinsicht ist „Radio Rock Revolution“ kein Vergleich etwa zum ebenso beseelten wie klugen "Almost Famous – Fast berühmt".
Richtiggehend öde wird die Musikkomödie, wenn Curtis seinen Radiopiraten partout kein Ende gönnen möchte. An gefühlten 20 Stellen ist die ohnehin recht dünnflächige Geschichte spürbar fertig erzählt, der vermittelte Spaß ausreichend erschöpft und überhaupt der soundsovielte schwungvolle Rocksong über die soundsovielte Montage gelegt. Aber dennoch folgt auf jede Abblende noch ein Nachschlag hier und ein weiterer Gimmick dort, bis aus einem amüsanten 90Minüter schließlich eine über zweistündige zähe Nummernrevue entsteht, die einem letztlich eigentlich so gar nichts zu sagen hat.
"Radio Rock Revolution" gefällt als launige und sympathische Ode an die Klischees der Rockbewegung, lädt dabei stets zum Mitschunkeln ein und vereint ein liebenswertes Ensemble. Unterm Strich hat der Film allerdings weder etwas zu erzählen, noch vermittelt er dem Zuschauer das angepriesene Lebensgefühl in einer Weise, die wirklich ansteckend wäre. Und dramaturgisch geht das "Boat That Rocked" – so der Originaltitel – schließlich schon nach etwas mehr als der Hälfte sang- und klanglos unter.
50% - erschienen bei: gamona
April 07, 2008
News: Neue Wright/Pegg-Komödie in der Mache!

Quelle
Mai 08, 2007
Kino: HOT FUZZ

"Hot Fuzz" erscheint im Oeuvre von Regisseur Edgar Wright nur konsequent. Nicht nur widmete sich schon dessen mit zarten 18 Jahren produzierter No Budget-Kurzfilm "Dead Right" augenzwinkernd dem Polizeifilmgenre, sondern war es nur eine Frage der Zeit, bis der überaus spezifische und höchst britische Buddy-Humor der beiden Couch Potatoes Simon Pegg und Nick Frost eine angemessene Kino- Entsprechung erfahren würde. Bereits in der kongenialen Channel 4-Britcom "Spaced", die das Team Wright-Pegg- Frost erstmals vereinte (diverse Gastauftritte jener Cast-Members, darunter Julia ‚Marsha’ Deakin und Bill ‚Bilbo’ Bailey, dürfen auch in "Hot Fuzz" nicht fehlen), wurden unzählige Große Jungs-Klassiker von "Die Hard" bis zu "Terminator 2" mit Referenzen bedacht, ganz zu schweigen von der grundsätzlichen Figurenkonstellation – drei meist arbeitslose Loser, die in einer kleinen schäbigen Wohnung im Norden Londons abhängen –, die ausreichend Raum für Buddy-Film taugliche Gags bot.
Der erste Kinofilm der Truppe, die an originellem Esprit kaum mehr steigerbare Zombiepersiflage "Shaun of the Dead", rettete jenen nüchternen Humor aus "Spaced" auf die große Leinwand. Die Vereinbarung unzähliger Reminiszenzen mit einer im Kern streng liebenswerten Arbeiterviertelgeschichte begeisterte insbesondere durch das enorme Gespür für Timing, die Platzierung wunderbarer Ideen und Zitate innerhalb einer nichtsdestotrotz höchst souverän ausgear- beiteten Handlung und nicht zuletzt ungebremster Spielfreude – die Lust an der Sache ist dann genau jenes Energie stiftende Element, das auch "Hot Fuzz" erst zum Leben erweckt. Und bis auf die Tatsache, dass sich die Jungs hier manches Mal zu sehr darin gefallen, Gestus und Sprache der Vorbilder durch den Kakao zu ziehen, was zu leichten Dehnungen in der Dramaturgie führt, gelingt dem einge- spielten Team die Reproduktion dieses Konzepts ein weiteres Mal auf höchstem Niveau – "Hot Fuzz" ist eine schier unglaublich pointierte Comedy-Revue.
Schon die zahlreichen Teaser-Plakate ließen vermuten, dass die Autoren Wright und Pegg die Ästhetik des späten 80er-/frühen 90er-Jahre-Actionfilms mit den Testosteron beladenen und von glühender Asphaltsonne gebleichten Hochglanzbildern der Bay/Bruckheimer-Stilistik kombinieren würden. Das äußert sich vor allem in den zwei besonders häufig auf den Plan gerufenen Vorbildern "Point Break" und dem ungleich schlechteren "Bad Boys II", die im Film mehrfach direkt benannt und sogar in die Handlung eingebunden werden. Abgesehen davon, dass man hier qualitativ grundsätzlich schärfer hätte separieren müssen – während Kathryn Bigelows stilbildender Surf-Thriller durch dessen elegante Inszenierung zu Recht der Ruf des Klassikers nacheilt, kann man die menschenverachtende und hand- werklich weitgehend primitive Drogenjagd Michael Bays tatsächlich nur mit vorgehaltener Hand ertragen – gelingt dem Film die amüsante Vorführung banaler Genreklischees geradezu vorzüglich. Dass den Albernheiten von "Hot Fuzz" dabei auch ein zumindest auf die (De)Konstruktion genre- spezifischer Merkmale subversiver Kern innewohnt, versteht sich von selbst.
So sorgt das Aufeinandertreffen actionästhetischer Elemente – coole Posen, wilde Verfolgungsjagden, schwere Knarren – mit den Bildern einer verschlafenen Kleinstadtidylle, die direkt aus dem Kosmos eines "Wicker Man" entstammen könnten (kurz: hier meint man stößt Michael Bay auf Agatha Christie), nicht nur ganz eigene visuelle Reize, es führt insbesondere die viel zu oft verbitterte Ernsthaftigkeit des klassischen Actionfilms vor: Wenn im anarchischen Finale gigantische Waffengeschütze aufgefahren werden, nur um sich dann in einem Supermarkt mit Einkaufswagen zu bekämpfen oder sich in einer kleinen Modellstadt auf die Rübe zu hauen, ist das durchaus als bissiger Kommentar zum ausgeprägten und nicht selten höchst albernen Größenwahn der Vorbilder lesenswert. Indem "Hot Fuzz" sich also selbst großspurig behauptet und damit die Tradition des Genres bedient, seinen Gegenstand letztlich aber antithetisch und selbstreflexiv als großen (und natürlich dadurch minimalistischen) Kinderspielplatz präsen- tiert, trifft er einen ironischen Ton, der weitaus schärfer als jener aus "Shaun of the Dead" erscheint. Und da sich die Jungs mit heftigen Goreeskapaden immer mal wieder in die Sphären des Splatterfilms verirren (Billie Whitelaw sei Dank inklusive einem spektakulären, beinahe unglaublichen "Omen"-Zitat), darf man vielleicht doch vorsichtig mut- maßen, wo hier die wahren Sympathien begraben liegen.
April 01, 2007
News: HOT FUZZ - WHAT THE FUCK?

März 18, 2007
News: HOT FUZZ - Offizielle Website

Februar 09, 2007
News: HOT FUZZ - Neuer Trailer!

Januar 10, 2007
News: HOT FUZZ - Trailer No. 2!
Dezember 01, 2006
News: HOT FUZZ Trailer!
November 13, 2006
Oktober 23, 2006
News: HOT FUZZ Teaser
