Nachdem Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms), Alan (Zach Galifianakis) und Doug (Justin Bartha) den schwersten Filmriss ihres Lebens halbwegs verdaut haben, reisen die vier einmal um die halbe Welt, um in Thailand die Hochzeit von Zahnarzt Stu zu feiern. Obwohl sich die (Noch-)Junggesellen geschworen haben, es nicht wieder zum Äußersten kommen zu lassen, wachen drei von ihnen nach einer durchfeierten Nacht in einem Hotelzimmer in Bangkok auf (aus irgendeinem Grund ist der vierte im Bunde, Doug, erneut nicht direkt ins Geschehen verwickelt). Wieder haben die Jungs keine Erinnerungen daran, was passiert ist, und wieder bringen ihre Exzesse unangenehme Konsequenzen mit sich. Und der irrelustige asiatische Schwule (Ken Jeong) ist auch wieder mit von der Partie.
Der männliche Ritus, sich zum Ende der Junggeselligkeit mit Freunden noch einmal richtig abzuschießen, bevor es dem heiligen Bund der Ehe beizutreten gilt, kann sehr amüsant sein. Darüber wurden schon diverse komische Filme gedreht, zum Beispiel eben die elliptische Katerkomödie "The Hangover". Sie verstand die letzte große Bachelor Party als Erinnerungslücke, die ihre Protagonisten nach einem bösen Erwachen Stück für Stück und voller Verzweiflung zu füllen bemüht waren. Die enthüllten Details der folgenreichen Sausenacht bewegten sich zwischen schwer harmlos und leicht aufregend und führten am Schluss selbstverständlich zur ehelichen und freundschaftlichen Versöhnung zwischen Mann und Frau und – garantiert platonisch – auch zwischen Mann und Mann.
Nicht ohne finale An- wie Aussprachen, leicht sentimentalem Läuterungsgestus und etwaigen geschmacklosen Witz wiedergutmachender Harmonie folgte "The Hangover" artig den neuerlichen Konventionen der US-Komödie, nach denen jedes Unheil stets wieder zur Ordnung gebracht und jede normative Verunsicherung gebannt werden muss. Selbst noch die verrücktesten Begebenheiten im Alkoholrausch könnten nie ernstlich einen Status Quo aufheben, denn im Männerwolfsrudel ("The Wolfpack") ist am Ende alles ungefährlich – und lustig natürlich sowieso. Dass die bemerkenswert langweilige, witzlose und himmelschreiend verklemmte Prollblödelei 2009 zum Überraschungshit des Jahres avancierte, versteht sich von selbst: Reaktionäre Doofheit war schon immer mehrheitsfähig, besonders beim amerikanischen Publikum.
Nun ist so ein besonders böser Kater nicht wirklich fortsetzungstauglich, erst recht nicht, wenn sich anschließend alles sogar noch zum Besseren wendet. Freilich aber musste Todd Phillips seine Spießerbande in Serie schicken und dem Hangover einen Part II hinterher kippen. Gemäß dem Niveau des Vorgängers greift das Sequel dessen einzige Idee wieder auf und lässt das Wolfpack nach einer durchzechten Nacht erinnerungslos zurück. Neue Stadt, neue Heirat, neuer Kater, alles noch mal nach Erfolgsrezept. Diese 1:1-Kopie des Erstlings ist tatsächlich noch einmal wesentlich tempoärmer als der ohnehin schon schnarchige Vorläufer und feuert seine Wahnsinnsgags dieses Mal im Dreiviertel- stundentakt ab.
Man kann nicht sagen, aus "Hangover 2" wäre irgendwie die Luft raus, denn das hieße ja, der erste Film sei kein Platten gewesen. Aber konnte man dort zumindest noch nachvollziehen, was das leicht zufrieden zu stellende und bierfreudige Jungs- und Jungmännerpublikum an der Geschichte attraktiv zu finden schien (Klemmi-Humor und ein kurzzeitiger Anflug von Normwandlung), lässt einen die Wiederholung eher ratlos zurück. Die durchschaubaren Versuche des Films, Ideen- und (offenbar auch) Lustlosigkeit mit noch zotigeren Einlagen im Ballermann-Modus abzuwehren, münden jedenfalls in abermals schlimmen Verunglimpfungen von Minderheiten und allem, was heterosexuelle Ängste auszulösen vermag.
Als Stu, einst zahnlos und nun auch noch durch ein Tattoo entstellt (auweia!), in Erfahrung bringen muss, während seines Rauschs Sex mit einem Transvestiten gehabt zu haben (und das auch noch in der Rolle des passiven Parts), sind sich seine Freunde und er einig, dass einem Menschen wohl nichts Schlimmeres im Leben widerfahren könne. Entsetzt stellt er fest, einen Dämon in sich zu haben, der ihn offenbar betrunken zu dieser Schrecklichkeit getrieben habe. Das Wolfpack vereinbart Stillschweigen auf Lebenszeit, und dann kommt auch schon wieder das lustige rauchende Äffchen um die Ecke, das dem Film ein ums andere mal aus der Misere helfen muss. Machwerke wie "The Hangover Part II" setzen wohl endgültig einen biederen Schlusspunkt unter das Erbe von John Waters, der solche und andere Derbheiten einst subversiv in den Mainstream schmuggelte – nicht ahnend, zu welch fraglicher Konformität sie einmal beitragen würden.
10% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden
Der männliche Ritus, sich zum Ende der Junggeselligkeit mit Freunden noch einmal richtig abzuschießen, bevor es dem heiligen Bund der Ehe beizutreten gilt, kann sehr amüsant sein. Darüber wurden schon diverse komische Filme gedreht, zum Beispiel eben die elliptische Katerkomödie "The Hangover". Sie verstand die letzte große Bachelor Party als Erinnerungslücke, die ihre Protagonisten nach einem bösen Erwachen Stück für Stück und voller Verzweiflung zu füllen bemüht waren. Die enthüllten Details der folgenreichen Sausenacht bewegten sich zwischen schwer harmlos und leicht aufregend und führten am Schluss selbstverständlich zur ehelichen und freundschaftlichen Versöhnung zwischen Mann und Frau und – garantiert platonisch – auch zwischen Mann und Mann.
Nicht ohne finale An- wie Aussprachen, leicht sentimentalem Läuterungsgestus und etwaigen geschmacklosen Witz wiedergutmachender Harmonie folgte "The Hangover" artig den neuerlichen Konventionen der US-Komödie, nach denen jedes Unheil stets wieder zur Ordnung gebracht und jede normative Verunsicherung gebannt werden muss. Selbst noch die verrücktesten Begebenheiten im Alkoholrausch könnten nie ernstlich einen Status Quo aufheben, denn im Männerwolfsrudel ("The Wolfpack") ist am Ende alles ungefährlich – und lustig natürlich sowieso. Dass die bemerkenswert langweilige, witzlose und himmelschreiend verklemmte Prollblödelei 2009 zum Überraschungshit des Jahres avancierte, versteht sich von selbst: Reaktionäre Doofheit war schon immer mehrheitsfähig, besonders beim amerikanischen Publikum.
Nun ist so ein besonders böser Kater nicht wirklich fortsetzungstauglich, erst recht nicht, wenn sich anschließend alles sogar noch zum Besseren wendet. Freilich aber musste Todd Phillips seine Spießerbande in Serie schicken und dem Hangover einen Part II hinterher kippen. Gemäß dem Niveau des Vorgängers greift das Sequel dessen einzige Idee wieder auf und lässt das Wolfpack nach einer durchzechten Nacht erinnerungslos zurück. Neue Stadt, neue Heirat, neuer Kater, alles noch mal nach Erfolgsrezept. Diese 1:1-Kopie des Erstlings ist tatsächlich noch einmal wesentlich tempoärmer als der ohnehin schon schnarchige Vorläufer und feuert seine Wahnsinnsgags dieses Mal im Dreiviertel- stundentakt ab.
Man kann nicht sagen, aus "Hangover 2" wäre irgendwie die Luft raus, denn das hieße ja, der erste Film sei kein Platten gewesen. Aber konnte man dort zumindest noch nachvollziehen, was das leicht zufrieden zu stellende und bierfreudige Jungs- und Jungmännerpublikum an der Geschichte attraktiv zu finden schien (Klemmi-Humor und ein kurzzeitiger Anflug von Normwandlung), lässt einen die Wiederholung eher ratlos zurück. Die durchschaubaren Versuche des Films, Ideen- und (offenbar auch) Lustlosigkeit mit noch zotigeren Einlagen im Ballermann-Modus abzuwehren, münden jedenfalls in abermals schlimmen Verunglimpfungen von Minderheiten und allem, was heterosexuelle Ängste auszulösen vermag.
Als Stu, einst zahnlos und nun auch noch durch ein Tattoo entstellt (auweia!), in Erfahrung bringen muss, während seines Rauschs Sex mit einem Transvestiten gehabt zu haben (und das auch noch in der Rolle des passiven Parts), sind sich seine Freunde und er einig, dass einem Menschen wohl nichts Schlimmeres im Leben widerfahren könne. Entsetzt stellt er fest, einen Dämon in sich zu haben, der ihn offenbar betrunken zu dieser Schrecklichkeit getrieben habe. Das Wolfpack vereinbart Stillschweigen auf Lebenszeit, und dann kommt auch schon wieder das lustige rauchende Äffchen um die Ecke, das dem Film ein ums andere mal aus der Misere helfen muss. Machwerke wie "The Hangover Part II" setzen wohl endgültig einen biederen Schlusspunkt unter das Erbe von John Waters, der solche und andere Derbheiten einst subversiv in den Mainstream schmuggelte – nicht ahnend, zu welch fraglicher Konformität sie einmal beitragen würden.
10% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden